Dienstag, 31. Dezember 2024
Mein Jahr ... als Leseratte
Die Bloggerin und die Autorin sind begeistert, was das Jahr 2024 angeht. Die Leseratte ... eher nicht so.
Denn bei den ganzen Beiträgen für Neuveröffentlichungen, das Korrekturlesen für die Anthologie und auch für andere Autoren, blieb kaum Zeit, um das zu lesen, was einfach mal "Spaß" macht.
Vielfach habe ich das Lesen auf Termine abgestimmt und als ich jetzt nach Weihnachten einen Blick auf meinen SUB warf, schaute er mich doch arg enttäuscht an. Bücher, die ich mir als gebundene Ausgabe gekauft habe, weil ich nicht auf das Taschenbuch warten wollte, liegen dort immer noch. Andere Bücher liegen bereits das zweite Jahr nach der Messe bei mir zuhause, sie sind lediglich auf einen anderen Stapel gewandert. Vom Kindle reden wir mal lieber erst gar nicht. Bei Netgalley habe ich dieses Jahr irgendwann aufgehört, Bücher anzufragen, denn ich hatte einfach keine Zeit dafür.
Das soll sich nächstes Jahr wieder ein bisschen ändern. Ich möchte, allerdings erst nach Januar (aus Gründen), wieder mehr gemischt lesen.
Bücher, die mein Wissen mehren.
Bücher, die mich unterhalten.
Bücher, die ich lese, weil ich Autorenkollegen unterstützen möchte.
Und natürlich Bücher, weil ich Kleinverlage sichtbar machen möchte.
Und ja nebenbei will ich bloggen und schreiben.
Da habe ich natürlich wieder viel auf dem Zettel, aber die Leseratte will das Zepter schwingen. 😊😉
In diesem Sinne: Einen guten Rutsch ins (Lese)Jahr 2025!
Mein Jahr ... als Autorin
Auch wenn mein Jahr als Bloggerin schon gut lief, mein Jahr als Autorin toppt es mit Leichtigkeit.
Wie auf dem zweiten Bild ersichtlich, bin ich in sechs Publikationen vertreten.
"Hinter Mauern" war dabei meine zweite Herausgeberschaft und auch diese hat wieder sehr gut geklappt.
Bei beiden Malen hatte ich das Glück, mit Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, die viel von ihrem Fach verstehen und mit denen ich zusammen ein wundervolles Buch gestalten durfte.
Natürlich wurden auch einige meiner Geschichten dieses Jahr abgelehnt, aber wie heißt es so schön, es gibt diese berühmte Schublade, die jeder Autor hat. Vielleicht kommt auch die Zeit für diese Geschichten. Wer weiß das schon so genau?
Für das nächste Jahr habe ich schon zwei oder eventuell schon drei neue Geschichten in der Pipeline. Ansonsten schaue ich, wohin das Jahr mit seinen zahlreichen Ausschreibungen mich führt. Ich bin gespannt.
Montag, 30. Dezember 2024
Mein Jahr ... als Bloggerin
Dieses Jahr hat mich in vielerlei Hinsicht erstaunt.
Als die erste Anfrage kam, ob ich mir vorstellen kann, eines meiner Interviews zum Abdruck zur Verfügung zu stellen, war ich doch sehr überrascht. Die Reaktionen auf die Interviews sind sehr unterschiedlich, wobei ich den Eindruck habe, dass sie von Wenigen gelesen werden.
Umso mehr war ich begeistert, als die zweite Anfrage kam.
Eine weitere Überraschung war, als ich Anfang des Jahres sowohl zu einer Folge von "Talkien" als auch zu einer Interviewreihe für das Science Fiction Jahrbuch eingeladen wurde.
Was mich noch erstaunt hat?
Wie sehr sich mein kleines Netzwerk gefestigt hat.
Immer häufiger wurde ich bei Buchveröffentlichungen gebeten, kleine Werbebeiträge zu machen, Rezensionen zu schreiben oder auch ein passendes Interview zu führen.
Mit "Campus2049" habe ich kontinuierlich für das Weltenportal die Schritte der Entstehung der Anthologie zum 50-jährigen Bestehen der DHBW begleitet.
Für das reisswolf-magazin.de schreibe ich regelmäßig Rezensionen und auch ansonsten freuen sich die Beteiligten über meine Texte.
Und doch:
Man hat es in der Einleitung schon gemerkt, die Interviews fordern ...
Das passende Buch lesen, Fragen überlegen, den Autor anschreiben, ggf an die Antworten erinnern, das Setzen auf dem Blog, Bildbearbeitung ...
Die Klicks zu den Interviews und auch die Tatsache, dass einige Autorinnen und Autoren die Interviews weder teilen noch auf ihrem Blog verlinken, lässt mich diesen Bereich runterfahren.
Dieses Jahr gab es jede Woche ein Interview, an den Weihnachtstagen sogar an jedem Tag eins. Teilweise haben sich auf dem Blog nur fünf Leute ein Interview angeschaut.
Nächstes Jahr gibt es einmal im Monat den "Autoren-Donnerstag" und vielleicht bei Neuerscheinungen noch einen zusätzlichen Beitrag.
Sonntag, 29. Dezember 2024
Reginald Hill "Mord in Dingley Dell"
Denn, kaum treffen die ersten Gäste ein, ist schon ein Verletzter zu beklagen. Was im ersten Augenblick den Anschein des Zufalls erwecken mag, ändert sich spätestens bei der ersten Leiche.
Eingeschneit auf einem Anwesen, weit weg vom nächsten Dorf, weit zumindest, wenn es einfach nicht mehr aufhören will zu schneien. Ist Boswell nach einigen Stunden auf sich allein gestellt, er soll beschützen, was die Gäste nicht sehen dürfen, doch mit jeder Stunde wird das Unterfangen schwieriger.
Bereits in den 1970er-Jahren geschrieben, sind viele Handlungsabläufe dem Leser in vielseitiger Weise schon untergekommen. Hat man wie ich schon viele Krimis gelesen, ist es schwer mit einem überraschenden Element zu überzeugen. Das Buch verursacht beim Lesen zeitweilig ein Schleudertrauma, weil sich die Figuren so unsinnig verhalten. Sicherlich sind Menschen in Extremsituationen nicht rational, doch ein bisschen mehr von dem englischen Unterstatement hätte dem Buch an entscheidenden Stellen gut geht. So schlage ich das Buch zu und frage mich, was hatte der Klappentext mit dem Buch zu tun? Gut, dass ist jetzt auch eine Übertreibung, aber ... lest selbst.
3,5 von 5 Weihnachten
Kamome Shirahama "Atelier of Witch Hat 3"
Neben Coco taucht noch ein weiterer Charakter auf, Tatha, der nicht in die Welt zu passen scheint, wenn auch aus anderen Gründen.
In einem Moment der Not halten die beiden zusammen und es begibt sich, dass die beiden gerade durch ihre sonstige Ablehnung einen Weg finden, wie sie zusammenzuarbeiten können. Was dem einen oder anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Gut und böse wechseln sich in diesem Band noch stärker ab als in den vorigen und der Zeichenstil passt sich den jeweiligen Situationen an.
Weniger "große Augen" erleichtern mir den Lesefluss und gleichzeitig gefällt mir der Band mehr als vorige.
Ob die Geschichte so einfach bleibt, wie es momentan den Anschein hat, ist sicherlich fraglich, aber da noch viele Bände folgen, wird sich der Autor noch einige Irrungen und Wirrungen überlegt haben.
4,5 von 5 Ateliers
Samstag, 28. Dezember 2024
Martina Brandl "Prima, fein gemacht!"
Denn nichts ist schlimmer, als wenn man auf Grund des Geschlechts mit dem Witz in eine bestimmte Ecke geschoben wird. Nimmt man noch die Geburt (Ostdeutsche) und den Beruf (Künstlerin) hinzu, bietet man schnell selbst viel Fläche für Hohn und Spott.
In ihrem Buch wechseln sich die Themen und Inhalte immer wieder ab, die Beiträge sind entsprechend kurz gehalten. Viele drehen sich um den neuen Hund und ihre Vergangenheit.
Einen weiteren Bestandteil ihres Programms stellen Interviews dar. Doch diese Interviews weichen sehr von dem ab, was man an Interviews kennt.
So führt sie die Interviews mit einer Wolke, einem Leuchtturm oder auch schlicht mit dem Sympathikus.
Kreativ muss ich davor den Hut ziehen, aber ich bin ehrlich, viele der Witze ziehen bei mir nicht so gut. Den berühmten roten Faden innerhalb ihres Programms habe ich dabei aber immer bemerkt und ich bin sehr davon angetan, wie man so unterschiedliche Themen miteinanderverweben kann.
3,5 von 5 Auftritten
Donnerstag, 26. Dezember 2024
Autoreninterview Anja Stürzer
Hallo zusammen.
Anja Stürzer kennt man, wenn man die Phantastische Bibliothek in Wetzlar besucht hat. Was sie zu sagen hat, lest ihr hier.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe mir immer schon gern Geschichten ausgedacht, diese aber meistens nicht aufgeschrieben. Außerdem habe ich Literaturwissenschaft studiert. Als meine beiden Kinder klein waren, brauchte ich einen Ausgleich zur Kinder-betreuung und war abends öfter mal in einer Chatgruppe zum Thema „Herr der Ringe“ unterwegs. Wir haben dort kurze Stories geschrieben und uns später auf der damaligen „Ring-Con“ getroffen, einer Fan-Convention. Das war zu der Zeit, als die Peter-Jackson-Verfilmungen ins Kino kamen. Auf der RingCon habe ich Vorträge z.B. zu Harry Potter gehalten und Kontakte zu anderen Vortragenden geknüpft, darunter der Verleger Oliver Bidlo, der mich eines Tages fragte, ob ich nicht etwas in der Schublade liegen hätte. Hatte ich natürlich, ich gab zu der Zeit gerade Shakespeare-Seminare. Ich habe dann eine Einführung zu Shakespeare bei ihm veröffentlicht. Über diese Kontakte kamen Anfragen von anderen Verlagen zu anderen Projekten.
Mit "Somniaveris" legst du den zweiten Band einer Zeitreisegeschichte vor. Hast du schon zu Beginn des Projektes damit gerechnet, dass es einen zweiten Band geben wird oder hat es sich erst später so ergeben?
Ich hatte einen zweiten Band nicht von vornherein geplant. Es war aber von Anfang an klar, dass am Ende des ersten Bandes eines der Kinder mit in die Zukunft reisen würde, und ich hatte gehofft, dass sich daraus eine Fortsetzung ergeben würde. Man will ja wissen, was Akascha, das Mädchen, das mit in die Zukunft reist, dort erlebt. Ich hatte auch gleich Ideen dafür, musste aber zehn Jahre lang warten, bevor ich sie schreiben konnte, weil die Rechte für die Figuren nicht bei mir lagen. Das Projekt ging ja von dem Verlag Mixtvision aus, die damals eine/n Autor/in für ein besonderes Format suchten: fünf Heftchen in einem Schuber, Thema Klimaveränderung. Da habe ich ein Konzept für erarbeitet. Leider hat sich Mixtvision damals gegen eine Fortsetzung entschieden.
Aber vielleicht erzählst du auch ein wenig zum Inhalt und wie du auf die Geschichte gekommen bist?
Der erste Band sollte auf Wunsch des Verlages Mixtvision ein „Öko-Science-fiction-Thriller“ für 9-10-Jährige sein. Ich habe mir damals überlegt, wie man so etwas für Kinder spannend und lesbar aufbereiten könnte. Die Erderwärmung ist ja ein riesiges, unglaublich komplexes und damals noch recht abstraktes Problem, das viele unterschiedliche Aspekte hat. Ich habe dann das sich schon damals abzeichnende Artensterben als Thema vorgeschlagen, weil der Verlust der Tiere etwas ist, das Kinder sehr konkret beschäftigt, und weil das Arten-sterben mindestens genau so fatal für die Menschheit ist wie die Klima-veränderung. Als ich damals „Somniavero“ schrieb, ging gerade die UNO-Artenschutzkonferenz ohne Ergebnis zuende – genau wie dieses Jahr die UN-Weltnaturkonferenz COP16 in Kolumbien. Das finde ich unglaublich frustrierend. Alle Menschen wissen, wie essentiell Natur- und Artenschutz für unser Überleben ist. Und dennoch scheitern effektive Maßnahmen an den Wirtschaftsinteressen und der Profitgier großer Konzerne und totalitärer Staaten… aber zu didaktisch sollte das nicht rüberkommen, daher habe ich das nicht explizit thematisiert, sondern lieber die verschiedenen Perspektiven der Kinder gegenübergestellt.
Was die konkrete Handlung angeht, so sollte das ja ein Thriller sein, also brauchte ich eine spannende Verfolgungssituation, und sie sollte nicht zu sehr in der Zukunft spielen, damit die Kinder noch Anknüpfungspunkte haben und sich mit den Figuren identifizieren können. Daher habe ich im ersten Band die Zeitreisegeschichte mit dem Wissenschaftler Dr. Paulus entwickelt, der dem kleinen Zeitreisenden auf der Spur ist. Aus dieser Konstellation ergab sich dann auch die Handlung der Fortsetzung. Ich habe mich gefragt, was die einzelnen Figuren wollen, welche Ziele sie verfolgen, welche Entscheidungen sie treffen müssen, und wie die Welt und die Stadt Berlin sich in der Zeit bis 2121 entwickelt haben. Dass Akascha draußen vor der Stadt landen würde, war von Anfang an klar. Ihr Ziel ist es daher zunächst mal, Jochanan wiederzufinden. Und sein Ziel ist es, herauszufinden, was mit ihr passiert ist. Aber dann kommen die Interessen der anderen Figuren ins Spiel: Merlin, der inzwischen ein ganz alter Mann ist und ein ganzes Leben hinter sich hat, und Dr. Paulus, der es natürlich auch in die Zukunft geschafft hat. Und eine neue fünfte Figur, ein Mädchen, das zum „Pack“ gehört, zu den Menschen, die außerhalb der sicheren und komfortablen Mauern der Stadt leben.
Wird es einen weiteren Band geben?
Ich habe tatsächlich eine Fortsetzung im Kopf, die die Reihe abschließen soll. Am Ende des zweiten Bandes reisen ja wieder zwei Figuren durch die Zeit und verändern die Vergangenheit, womit sie eine Ursache für die Ausgrenzung des Packs beseitigen. Aber das Problem des Artensterbens ist damit noch nicht gelöst. Die Frage, die im dritten Band im Mittelpunkt stehen wird, ist, ob und wie die Protagonisten meiner Zeitreisegeschichte darauf Einfluss nehmen könnten. Das ist natürlich keine Kleinigkeit… aber Dr. Paulus hat da so eine Idee ;-). Und natürlich steht die Frage im Raum, wie die Freunde alle wieder zusammenfinden können. Ob ich den dritten Band realisieren kann, hängt aber davon ab, ob der zweite Band Erfolg hat und genug Leser/innen findet.
Welche der Figuren ist dir persönlich am ähnlichsten?
Ich glaube, das ist Akascha. Als ich damals die erste Szene mit ihr geschrieben haben, rannte sie barfuss durch die Straßen Berlins, verfolgt von einem älteren Mann, dem sie die Brieftasche geklaut hat. Ich war als Kind eine schnelle Läuferin und erinnere mich sehr genau an das Gefühl, vor jemandem wegzu-rennen – auch wenn ich keine Taschendiebin war, sondern nur Klingelstreiche gemacht habe! Aber natürlich hat Akascha eine ganz andere Geschichte als ich, sie ist eine Entwurzelte, die ihren Platz in der Welt sucht. Ein bisschen von mir steckt in allen Figuren, denke ich. Merlins Rationalität, Jochanans anfängliche Naivität, die Selbstgerechtigkeit von Dr. Paulus… man hat ja nicht nur gute Charaktereigenschaften ;-).
Du schreibst ansonsten auch Kurzgeschichten. Wie entscheidest du, ob du einen Plot kurz und pointiert erzählst oder ob er sich für ein längeres Stück Literatur eignet?
Es gibt viele Definitionen für Kurzgeschichten, eine davon, die sehr praxis-tauglich ist, lautet: Beschreibe einen Moment, nach dem nichts mehr ist, wie es vorher war. Das trifft es ganz gut. Eine Kurzgeschichte habe ich meist komplett im Kopf, wenn ich anfange zu schreiben, weil es vor allem um diesen einen Moment geht, den es zu fassen und zu beschreiben gilt. Längere Geschichten brauchen natürlich auch einen Wendepunkt, aber der Plot ist viel komplexer. Vor allem aber stehen hier die Figuren und ihre Motivationen im Vordergrund. Es gibt eine berühmte Definition über das Verhältnis von Handlung und Figuren von Henry James, wonach die Figur die Handlung bedingt und die Handlung die Figur illustriert: "What is character but the determination of incident? What is incident but the illustration of character?“. Manche meiner Figuren entwickeln ein Eigenleben, und daraus ergibt sich mitunter die Idee für einen Roman. Umgekehrt muss ich erstmal viel Zeit in die Figurenentwicklung stecken, wenn ich die Idee für einen längeren Plot habe. Davon gibt’s noch ein paar in meiner Schublade! ;-).
Wenn du durch die Zeit reisen könntest, welches Buch würdest du beim Entstehungsprozess begleiten wollen?
Definitiv Shakespeare’s „Hamlet“!
Nachdem ihr wisst, was Anja schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
amazon.de/stores/author/anja_stürzer
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Anthologie "Hinter Mauern"
Während die meisten von uns das Essen der letzten Tage und die dazugehörigen Gespräche zu verdauen versuchen, steht mein Bruder Medicus schon wieder in seinem Kräutergarten oder wahlweise in seiner dazugehörigen Hütte und versucht das nächste Rätsel zu lösen.
Ihr kennt Bruder Medicus noch nicht?
Nun, das könnt ihr ändern.
Ihn und die Protagonisten der anderen sechszehn Geschichten trefft ihr in der Burgenwelt-Anthologie "Hinter Mauern".
Alle Texte sind um mindestens eine Mauer angesiedelt. Die Geschichten spielen im Mittelalter, wobei die Orte, die Mauern und die Zeiten jeweils variieren.
Manchmal trifft man in einem Text auch auf mehrere Mauern, da sich sowohl eine physische als auch eine gesellschaftliche aus der Erzählung herauslesen lassen kann.
Und da Weihnachten auch immer eine Zeit ist, um "Danke" zu sagen, möchte ich auch bei allen Beteiligten danken.
Zuerst an großes Danke an Jana, denn ohne ihren Glauben an die Idee, hätte es dieses Projekt gar nicht gegeben.
Danke an die Autorinnen und Autoren, dass ihr Jana und mir eure Texte anvertraut habt.
Danke an Detlef Klewer, dass er mit seinen Bildern die Geschichten visualisiert.
Danke an die vielen kleinen und großen Helfer hinter den Kulissen.
Danke an die Rezensentinnen und Rezensenten, dass ihr auf das Buch hinweist und eure Meinung in Worte fasst.
Danke an jeden, der dem Buch ein Zuhause gibt.
Schaut doch einmal vorbei, hier geht's zum Buch: burgenweltverlag.de/anthologien/hinter-mauern-fluch-oder-segen.html
J.W. von Goethe "Faust"
So kurz und prägnant könnte man das Buch bezeichnen.
Faust auf knapp 70 Seiten zu kürzen, wobei die Seiten klein sind, und diese dann auch noch mit Illustrationen von Wilhelm Busch zu unterbrechen, hat schon was.
Denn die Kernaussage von Faust wird deutlich, auch wenn alle Irrungen und Wirrungen ausgeblendet werden.
Warum es bei Faust geht, weiß jeder, doch lohnt sich der Griff zu der gekürzten Fassung?
Ich glaube, es ist wie so oft, eine persönliche Entscheidung. Goethe-Liebhaber können in der Kürzung eine Verunglimpfung ihres Idols sehen, Geschmäcker sind eben verschieden.
Ich empfinde diese kurze Einführung in Faust eher als Möglichkeit, Leser auf das Werk sowohl von Johann Wolfgang von Goethe als auch auf Wilhelm Busch aufmerksam zu machen.
Zwei sehr unterschiedliche Schriftsteller, die vor allem den deutschsprachigen Raum sehr beeinflusst haben, treten in der beschriebenen Kürze, in eine Welt, die immer schnelllebiger und hektischer wird und in der Kürze oftmals zu Lasten von Tiefe geht.
Von Wilhelm Busch habe ich schon viel gelesen, von Goethe nicht so sehr.
Die Zeit wird zeigen, ob das Werk auch bei mir den Wunsch geschürt hat, Faust komplett zu lesen oder ob ich bei anderen Klassikern bleibe.
4 von 5 Klassikern
Mittwoch, 25. Dezember 2024
Autoreninterview Katja Jansen
Hallo zusammen.
Kennt ihr schon Katja Jansen? Sie schreibt spannende Sci-Fi-Kurzgeschichten, mit etwas ... Ach, lassen wir sie selbst erzählen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Die Jugendbücher von Wolfgang und Heike Hohlbein haben damals den Traum in mir entfacht, selbst eine phantastische Geschichte zu erzählen. Die Rohfassung meines ersten Romans beendete ich am Abend vor meinem 18. Geburtstag – ein Versprechen an mich selbst, das ich unbedingt halten wollte. Doch die Reali-sierung einer Veröffentlichung brauchte ihre Zeit: Mehrere Überarbeitungen, finanzielle Hürden zum Self-Publishing und das Leben ließen sie zunächst ruhen, bis ich zu meinem 30. Geburstag, dank der Unterstützung meiner Familie und Freunde, die Möglichkeit bekam, Schatten über Yagrolor in die Welt zu tragen.
Meine Social Sci-Fi Kurzgeschichten fanden ihren Ursprung in Ausschreibungen, die mich mit ihren Themen inspirierten. Schnell zeichnete sich ein Schwerpunkt meiner Geschichten ab: innovative Technologien und ihr Einfluss auf den Menschen und seine Menschlichkeit. Die Ideen flossen, eine nach der anderen, und bald war genügend Material für eine eigene Sammlung zusammen – Echoes from Tomorrow.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie stark beeinflusst dein Arbeitsalltag deine Geschichten?
Der Arbeitsalltag beeinflusst mich vor allem darin, zu wenig Zeit zum Schreiben meiner Geschichten zu haben! Beruflich schreibe ich ich in Vollzeit über biomedizinische Innovationen, was mir bei den Kurzgeschichten natürlich zugutekommt – sei es durch eigenes Fachwissen oder zielgerichtete Recherche. Doch letztlich stehen in meinen Geschichten weniger die Technologien selbst im Mittelpunkt, sondern ihre Auswirkungen auf den Menschen. Und da spekuliere ich wie jeder andere. Also vielleicht eine solide 6?
Jede Autorin und jeder Autor hat eine eigenständige Vorgehensweise. Wie ist es bei dir? Fallen dir zuerst die Charaktere oder die Geschichten ein?
Ich bin sehr plotgetrieben: Meine Geschichten beginnen immer mit einer Idee und der Suche nach einem passenden Twist. Bei den Kurzgeschichten war es eine bestimmte Technologie, für die ich mich entschied. Daraufhin dachte ich über die ethischen Dilemmata nach, die sie mit sich bringen könnte, und über die Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung von Leben und Menschlichkeit.
Mir ist es wichtig, nicht mit erhobenem Zeigefinger zu schreiben, denn auch in der echten Welt gibt es selten nur Schwarz und Weiß. Deshalb wollte ich die Technologien und die Beweggründe der Menschen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Der Plot, die Technologie und der Twist waren der Grundstein, auf dem ich dann die Charaktere aufgebaut habe.
Wie lange hast du an "Echoes from tomorrow" gearbeitet?
Von der ersten Kurzgeschichte bis zur Veröffentlichung der insgesamt 16 vergingen 1.5 Jahre. Das Schöne an Kurzgeschichten ist, dass man sie relativ schnell schreiben und nach und nach ins Lektorat geben kann. Das geht deutlich schneller, als einen ganzen Roman erst zu schreiben, in seiner Komplexität zu überarbeiten und dann das Lektorat anzugehen. Außerdem brachte jede neue Geschichte einen frischen Motivationsschub. Statt einen Marathon zu laufen, rennt man mehrere kleine Sprints und staunt, wie viel schneller man auf diese Weise vorankommt, ohne außer Atem zu geraten.
Hast du eine eigene Lieblingsgeschichte von dir?
Ich liebe jede Geschichte auf ihre eigene Weise. Aber müsste ich mich entscheiden, wäre "Der geborene Ermittler" meine Wahl. Ich denke, dass diese Geschichte den stärksten Twist und gute Fragen bereithält, über die die Lesenden nachdenken können.
Wenn du mit sechs verstorbenen Autorinnen und Autoren an einem Tisch sitzen könntest, wen würdest du einladen?
Was für eine faszinierende und zugleich einschüchternde Vorstellung! Auf jeden Fall Michael Ende, der die Phantastik auf sehr zugängliche Weise mit einer Prise Philosophie gewürzt hat – genau das ist auch mein Ansatz. Die Unendliche Geschichte, zusammen mit Märchenmond von Wolfgang und Heike Hohlbein, war die treibende Inspiration für Schatten über Yagrolor. Wolfgang Hohlbein habe ich übrigens schon getroffen, zum Glück lebt er ja noch. J.R.R. Tolkien wäre ebenfalls dabei – allein schon, um damit angeben zu können. Doch vor allem wegen seiner Fähigkeit, phantastische Wesen so zu gestalten, dass sie die Fantasy für viele Jahre prägen würden. Isaac Asimov darf nicht fehlen: Als Pionier der Science-Fiction und Schöpfer der Robotergesetze hätte er zweifellos spannende Einsichten zu bieten. Friedrich Schiller würde ich als Denker einer anderen Epoche einladen. Besonders Don Carlos hat mich sprachlich beeindruckt, und seine Philosophie, in der er Kunst – und damit meiner Einsicht auch das geschriebene Wort – als Mittel zur moralischen und sozialen Verbesserung der Gesellschaft versteht, spricht mich sehr an. Und natürlich muss noch weibliche Präsenz an den Tisch kommen: Ursula K. Le Guin, deren sprachliche und philosophische Tiefe ihrer Geschichten mich ebenfalls begeistern konnte, auch wenn ich noch viele ihrer Werke lesen muss. Den sechsten Platz halte ich offen für die Person, die sich der Runde anschließen möchte.
Arbeitest du schon an einem neuen Projekt?
Ja, eine meiner Kurzgeschichten hat mich zu einem Cyberpunk-Roman-Projekt inspiriert, dem ich mich im Moment widme. Außerdem lächeln mich hin und wieder ein paar Anthologieausschreibungen an ...
Nachdem ihr wisst, was Katja schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
katjajansen.de
instagram.com/katja.jansen_autorin
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Jodi Taylor "Doktor Maxwells festliches Zeitchaos"
Dieses Mal hat ein Mitglied des Instituts eine Glock beim Sprung in Hatschepsuts Zeit verloren und natürlich darf auf Grund der Zeitachse diese dort nicht verbleiben. Was bleibt Max also anderes übrig, als sich mit dem bewährten Team in die Vergangenheit aufzumachen?
Natürlich darf das andere Team sie nicht sehen und gleichzeitig darf in der Vergangenheit möglichst nichts verändert werden. Schwierig wird es allerdings, wenn die Zeitgenossen mit der Waffe fangen spielen oder sie wie ein Spielzeug nutzen. Da heißt es Ruhe bewahren und das ist nicht gerade Max' Stärke.
Bei der inzwischen vierten Kurzgeschichte spürt man, dass das Team inzwischen zusammengewachsen ist und die eine oder andere Eskapade durchgestanden hat. Sowohl zum Positiven als auch zum Negativen. Dass der Ausflug nicht ohne Folgen für das Team enden kann, ist schon direkt zu Anfang ersichtlich und doch bin ich gespannt, wenn ich es denn mal endlich schaffe, die Serie zu lesen, ob dieses Sequel zu den entsprechenden Personaländerungen führt, wie es den Anschein hat.
Man fliegt auch bei dieser Geschichte förmlich durch die Seiten und genießt ein weiteres Weihnachtsabenteuer mit dem doch sehr chaotischen Haufen.
Von allen Kurzgeschichten finde ich in dieser den geschichtlichen Anteil am geringsten, doch was man lernt, ist wieder wunderbar in die Geschichte eingebettet. Das beeindruckt mich an dieser Reihe immer am meisten.
4,5 von 5 Zeitreisen
Ben Kryst Tomasson "Der Weihnachtsmordclub"
Doch allein Weihnachten verbringen, kommt für keine der vier Damen in Frage.
Und so finden sie sich in den Tagen vor Weihnachtenn in der Kirche von Archsum wieder. Sie proben mit den anderen Freiwilligen ein Theaterstück, backen Plätzchen und natürlich häkeln sie.
Bis … ja, bis der Weihnachtsstern vom Himmel fällt und jeder Friede passé ist.
Während sonst Kari Blom die Protagonistin der Buchreihe ist, liegt der Fokus in diesem Band auf der Häkelmafia. Themen wie Alter, Weisheit und durch die Kirche auch ein wenig Glaube, rücken in den Mittelpunkt und nehmen ein wenig von der Leichtigkeit der vorigen Bände. Nicht, dass dieser Band besonders trist ist, den Eindruck will ich nicht erwecken, aber kennt man die früheren Bände, bemerkt man den Unterschied. Mit dem Setting tritt der Autor in große Fußstapfen der locked-room-mysteries, wobei er für sich eine elegante Auflösung findet und nicht Altbewehrtes einfach übernimmt.
Ein Band, der ein bisschen mehr in die psychologische Tiefe hinter das Verbrechen blickt und zeigt, dass selbst in einer kleinen Gemeinschaft viel Missgunst herrschen kann.
4 von 5 Häkelnadeln
Dienstag, 24. Dezember 2024
Autoreninterview Raphael Dorigo
Hallo zusammen.
Wer Fantasy schreibt, muss sich oft mit den Großen des Genres messen und sich dabei abheben. Heute stelle ich euch jemanden vor, der genau das versucht.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Sobald ich lesen konnte, habe ich etliche Geschichten verschlungen, und sobald ich schreiben konnte, habe ich Geschichten geschrieben. Zu meiner ersten Geschichte in der Schule bekam ich sehr positive Rückmeldungen, und ab da hatte es mich endgültig erwischt. Allerdings schrieb ich bis vor drei Jahren nur gelegentlich für mich selbst Geschichten - beruflich schreibe ich zwar auch, aber nur für Marketing- und Kommunikationszwecke. Die Idee für "Meotod" hat mich dann erstmals dazu bewogen, mich professioneller mit dem Story-Handwerk zu beschäftigen und Verlage anzufragen.
"Meotod" hat neben seiner Fantasyseite auch sehr viele philosophische Ansätze. War dir das von Anfang an wichtig? Oder hat sich das beim Schreiben so ergeben?
Die Philosophie war der Ursprung der Idee für die Story. Ich bin ja christlich aufgewachsen, war dann einige Jahre als atheistischer Blogger unterwegs und machte mich schliesslich auf eine Weisheitssuche, die mich nach und nach "nachhause" führte. Auf dieser Weisheitssuche habe ich mich sehr intensiv mit Rationalität und Weisheit, Religion und Wissenschaft, Psychologie und mehr beschäftigt. Aus dieser Beschäftigung heraus kam mir die Idee für den Gegenstand "Meotod", der im Zentrum der Geschichte steht.
Welcher ist dein liebster Charakter?
Mit Knyjar kann ich mich sehr identifizieren, und zugleich ist er mir ein Vorbild darin, was er letztlich trotz all seinen Strapazen und Schwächen schafft. Ich mag aber auch Forunan sehr - er basiert auf einer faszinierenden christlichen Legende und ich bringe durch ihn Humor in die Story, der in meinem Leben eine große Rolle spielt.
Wenn du nur eine Minute hättest, einen Leser von deinem Buch zu überzeugen, was würdest du sagen?
Wie kommt man mit dem Schicksal zurecht? Ist das nicht vielleicht die wichtigste Frage des Menschseins? In Meotod kannst du dich auf einer epischen Abenteuer-reise auf kurzweilige, berührende Weise mit dieser Frage auseinandersetzen. Die Kraft jahrtausendealter Weisheiten und Symbole trifft dabei auf subtil eingewobene zeitgenössische Philosophie und moderne Story-Elemente. Das Resultat ist eine unterhaltsame und zugleich tiefgründige Reise, die in Erinnerung bleibt.
Kannst du dir vorstellen, die Geschichte weiterzuerzählen?
Ja und nein. Ich habe die Geschichte so angelegt, dass man diverse Fäden für Vorgeschichten aufgreifen könnte, und auch ein paar kleine Fragen offen-gelassen, die Fortsetzungen ermöglichen würden. Zugleich aber hätte ich mehr Lust darauf, etwas Neues zu schreiben, zum Beispiel eine Geschichte in der Gegenwart mit magischen Elementen. Und ich glaube auch nicht, dass sich um Meotod eine massive Fanbase entwickeln wird, die unbedingt eine Fortsetzung möchte. Das Buch kann auch sehr gut alleine bleiben.
Wo schreibst du am liebsten?
An einem ruhigen, bequemen, komfortablen Ort. Inspiration hole ich mir gerne an den verschiedensten Orten, aber wenn es um das Verarbeiten dieser Inspirationen geht, sitze ich am liebsten drinnen an einem Tisch oder allenfalls auf einem Bett.
Arbeitest du gerade an einem neuen Text?
Aktuell nicht. Einerseits brauche ich nach Meotod erstmal eine Pause, andererseits bin ich im letzten August Vater geworden und konzentriere mich jetzt erst einmal auf Frau und Sohn, auf meinen Job und die Suche nach einer grösseren Wohnung. Zwischendurch schreibe ich Predigten oder eventuell Blogbeiträge für meine Website, aber auf etwas Buchtaugliches von mir wird man wahrscheinlich noch eine ganze Weile warten müssen.
Nachdem ihr wisst, was Raphael schreibt, könnt ihr hier mehr über er erfahren:
instagram.com/rdorigo_autor
rdorigo.ch
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Nadine Buch (Hrsg) "Großelterngeschichten"
Doch auch spätere Jahrgänge zeigen, wie oft und schnell sich die Welt verändert und das Werte damit oftmals nicht Schritt halten können.
Wenn ein Partner nicht mehr da ist, konzentriert sich die Zuwendung auf die nächsten, damit aber auch die Verantwortung.
Warum ich das alles erzähle? Weil das einige der Facetten sind, über die man ansprechen kann, wenn man von Großeltern spricht. Es ist nicht alles schlecht, aber es ist auch nicht alles gut.
Es kann Liebe geben, aber auch Desinteresse.
Und wie immer, wenn ich eine Anthologie von Nadine Buch zur Hand nehme, bin ich über ihre Fähigkeit, so viele Facetten in einer Anthologie zusammenzutragen, erstaunt und zugleich begeistert.
Kein Thema ist vergessen, die Oma, die die Entbehrung des Krieges erdulden musst. Die Oma, die ihr Zuhause verlassen musste, die Oma, die dem Enkel etwas zusteckt und natürlich die Oma, mit der man Detektiv spielt. Und natürlich die Geschichte, die ein wenig aus der Zeit gefallen und ein bisschen mystisch wirkt, darf auch nicht fehlen.
Mal lustig, mal lehrreich, mal traurig, aber immer unterhaltsam, ist es eine wunderbare Kurzgeschichtensammlung, die zeigt, wie wichtig die Menschen in unserer näheren Umgebung sind.
5 von 5 Großeltern
Samstag, 21. Dezember 2024
Autor*innenkollektiv Winterworte "Wolfswinter"
"Man sucht sich einen Wolf."
"Einem Wolf im Schafspelz darf man nicht trauen."
"Man dreht jemanden durch den Wolf."
"Er ist ein einsamer Wolf."
Der Wolf ist in vielerlei Sprichworten in unseren Sprachgebrauch verwurzelt. Dabei ist es in erster Linie nebensächlich, ob wirklich von dem Tier oder dem entsprechenden Menschen die Rede ist.
Das Autor*innenkollektiv Winterworte hat sich dem Wolfsthema angenommen und ihm als Nebenschauplatz das Thema Hunger hinzugefügt.
Sieben Geschichten präsentieren sich auf 92 Seiten und zeigen, dass das Thema "Wolf" trotz seiner fortwährenden Präsens noch nicht abgeschlossen ist.
Gleich die erste Geschichte zeigt, dass auch verschiedene "Wölfe" aufeinandertreffen können und ihre Umwelt ins Wanken bringen können.
Denn der Wolf ist immer ein Auslöser, zum Guten oder auch zum Bösen.
Er und sein Erscheinen deuten immer den Richtungswechsel innerhalb einer Geschichte an. Dabei sind die Geschichten oft von Düsternis, Trauer oder Wut getragen. Starke Gefühle, die alle Geschichten auf ihre individuelle Art in ganzer Pracht zeigen. Die dunkle Stimmung passt zur Jahreszeit, somit hätte das Kollektiv auch keinen besseren Veröffentlichungstermin wählen können.
Sprachlich unterscheiden sich die Geschichten sehr voneinander, was die Abwechslung innerhalb der Anthologie garantiert.
Doch die Texte sind nichts für schwache Nerven. Einige der Content Notes betreffen: Kannibalismus, Mord, Gewalt und Rassismus.
Wer sich diesen Themen stellen kann, erlebt, was und vor allem wer alles ein Wolf sein kann.
4 von 5 Wolfsrudeln
Danke an die Autor*innen für das Rezensionsexemplar.
Donnerstag, 19. Dezember 2024
Autoreninterview fiktiv Corinna Griesbach
SMS an Cindy:
Hättest du nach all der Zeit noch einmal damit gerechnet, von Lucien zu hören?
Liebe Sarah! Interessant, dass mich jemand nach meiner Meinung fragt. Luciens seltsame Geschichte ist ja in aller Munde, aber was diese Sache mit MIR gemacht hat, scheint ja niemanden zu interessieren. Nun, es hat mich umgehauen. Er war ja völlig von der Bildfläche verschwunden. Es war fast so, als wäre meine Erinnerung an ihn ... reine Einbildung. Und dann: Liegt da Luciens Manuskript. Und ich sag dir was: Ich habe nur die ersten Kapitel gelesen und geheult, geheult, geheult.
E-Mail an Merlin:
Bist du anfangs vor der Arbeit an Luciens Manuskript zurückgeschreckt?
Was? Allein seinen Namen zu lesen, hat mich unfähig gemacht, klar zu denken. Aber ich wollte den Text natürlich unbedingt lesen und habe den Auftrag angenommen. Ein Konglomerat aus Fotos, Zeitungsausschnitten, Handgeschriebenem und Computerausdrucken.
Cindy (sie arbeitet bei Darkness), wollte mich noch warnen. Ich müsse das nicht tun. Aber es war doch Lucien ...
E -Mail an Lucien:
Möchtest du dich zu dem Manuskript in irgendeiner Weise selbst äußern?
This message was created automatically by mail delivery software. A message that you sent could not be delivered to one or more of its recipients. This is a permanent error.
SMS an Cindy:
Glaubst du Lucien hat die Geschichten wirklich alle erlebt?
Wenn jemand das wirklich erlebt hat, dann er. Also: Einiges hat er ja erzählt bekommen. Du musst das verstehen, er betritt einen Raum, und die Leute vertrauen ihm. Erzählen ihm die irrwitzigsten Geschichten. Warum tun sie das? Hilft er ihnen? Findet er einen Ausweg für sie?
Heraus aus einer Welt, in der Tote die besseren Menschen sind? Nein, er lässt sich hineinziehen in diese Zwischenwelt. Und dann, ganz zu Anfang des Manuskripts: Er zerrt seine Nichte (oder wer auch immer sie ist) zu einer merkwürdigen Lesung. Ob ich daran glaube, dass das Mädchen dann in diese Voodoo-Sache reingezogen wurde? Absolut. Auf jeden Fall.
E-Mail an Merlin:
Warum ist dir die Arbeit an dem Manuskript wichtig?
Ganz ehrlich: Ich will ihm für eine kurze Zeit wieder nahe sein. Ich kann dir versichern, dass ich ein eigenes Leben habe. Ich liebe meinen Mann und habe unseren Sohn mehr und mehr ins Herz geschlossen. Aber die Zeit mit Lucien ... wird immer etwas Besonderes für mich bleiben. Und – um ehrlich zu sein, ich hoffe immer noch, dass er mich mal mit einem Wort erwähnt. Dass er mir irgendwo zwischen den Zeilen sagt: Ja, ich habe dich auch geliebt.
SMS an Cindy:
Und ist es überhaupt wichtig, ob er alles erlebt hat?
Tja ... WENN er das alles wirklich erlebt hat, hat das sogar strafrechtlich Relevanz. Dafür spricht, dass er unglaubliche Ereignisse immer angezogen hat. Dass dort, wo er auftauchte, sich auch immer ein Weg ... ein Spalt ... in eine andere, undenkbare, unwahrscheinlichere Welt geöffnet hat. Und wir, die wir ihn liebten, mussten mit ihm hineinsehen.
E-Mail an Merlin:
Wünschst du dir, dass Lucien wieder eine Rolle in deinem Leben spielt? Oder tut er es durch das Manuskript bereits?
Sarah, Liebes! Kennst du mich bereits so gut? Ich bin auf dem Weg nach M., zu ihm!
SMS an Cindy, E-Mail an Merlin:
Wie würdest du Lucien und sein Leben in drei Worten beschreiben?
Cindy: Sonderbar. Merkwürdig. Weird.
Merlin: OMG
Nachdem ihr wisst, was Corinna schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/corinna_griesbach_autorin
verlag-torsten-low.com/de/luciens-lektor-corinna-griesbach.html
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Sonntag, 15. Dezember 2024
Corinna Griesbach "Luciens Manuskript"
Mal unterhalten sie sich über ihre Vergangenheit mit Lucien, dann wieder über die Ereignisse, die in den Geschichten passierten, die sie gerade gelesen haben. Doch auch die Recherche zu dem Manuskript und das Privatleben der beiden wird ein ums andere Mal erzählt und auch die Wut, die Lucien bei den beiden zurückgelassen hat, kommt zwischen den Zeilen nicht zu kurz.
Was Lucien in den einzelnen Geschichten erlebt, erscheint mal gruselig, dann aber auch wieder unglaublich.
Corinnas Erzählung reiht sich ein in die Schauergeschichten rund um Frankenstein, Dracula und andere Viktorianische Literatur.
Denn wie schon erwähnt, besteht der Text aus verschiedenen Elementen. Zu einen gibt es die Texte, die Lucien geschrieben hat, dann wird aber auch die Unterhaltung von Cindy und Merlin via SMS oder auch E-Mail niedergelegt. Vieles erinnert in der Aufmachung an die klassischen Briefromane und doch ist die Erzählung an die heutige Zeit perfekt adaptiert. Probleme, Sorgen und Nöte haben sich in den Jahren verändert, aber manche Gedanken bleiben bei den Menschen auch Jahrzehnte nach der Viktorianischen Ära gleich.
Wer sich vor den Weihnachtstagen noch einmal so richtig gruseln will oder offen für WEIRD FICTION ist, sollte zu Corinnas Buch greifen, solange Lucien es sich mit der Veröffentlichung nicht noch anders überlegt.
4,5 von 5 Schauergeschichten
Die Autorin hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Freitag, 13. Dezember 2024
Ruth Ware "Agatha Christie - Miss Marple"
In zwölf Kurzgeschichten entdeckt Miss Marple viele Orte außerhalb ihres geliebten St. Mary Mead und trifft ihre Freundinnen oder ihren Neffen, die jeweils direkt oder indirekt in die Geschehnisse verwickelt sind.
Während alle Kurzgeschichten in ihrer Logik und ihrer Auflösung gut bis sehr gut abschneiden und auch die Fallauswahl gut zusammengestellt ist, hapert es für mich bei eigenen Geschichten mit der Darstellung der Protagonistin.
Sicherlich handelt es sich bei Miss Marple um eine ältere Dame, die körperlich nicht jeden Tag auf der Höhe ist, aber ihr Verstand, und dieser ist eklatant wichtig für ihre Beobachtungsgabe, ist glasklar.
Schon bei Agatha Christie wurde sie ein wenig unterschiedlich dargestellt.
Mal war sie etwas verschwiegener, mal von Anfang an etwas mitteilsamer, aber nie hat sie die Menschen in ihrer Umgebung hinsichtlich ihres Geisteszustandes getäuscht.
In ein paar Geschichten der neuen Anthologie nutzen die Autorinnen das Alter als Stilmittel, um dem Charakter eine individuelle Färbung zu geben.
Wem das nichts ausmacht, dem kann ich die Anthologie ans Herz legen. Wer den "klassischen" Charakter liebt, so wie ich es tue, sollte sich bewusst sein, dass es nicht Christies Miss Marple ist, die man beim Lesen antrifft.
4 von 5 Ermittlerinnen
Donnerstag, 12. Dezember 2024
Autoreninterview Jan Nowatschek
Nachdem ihr wisst, was Jan schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
instagram.com/onewichteladay
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Dienstag, 10. Dezember 2024
Kamome Shirahama "Atelier of Witch Hat 2"
Die Handlung wird schlüssig voran getrieben und doch merkt man, dass die Personen gerade ein wenig stagnieren. Die Beziehungen sind noch nicht entwickelt und ein leichtes Hin und Her lotet noch aus, wer mit wem hinterher kann und wer eben einfach nicht.
Zeichnerisch sind viele "große Augen" in diesem Band vertreten, was nicht so meine "cup of tea" ist.
Doch der liebgewonnene Hauptcharakter entdeckt die weiterhin für sie noch unbekannte Welt und es ist spannend, sie dabei zu begleiten.
Auch die Magie wird liebevoll weiterentwickelt und lässt den Leser in eine Welt voller Fantasie und Ideenreichtum eintauchen.
Mir fehlen allerdings immer noch ein wenig die, ich nenne sie einmal, Erklärboxen aus den Comics, in denen ein bisschen Rahmenhandlung und Hintergrundinfos eingestreut werden.
Vielleicht gibt es die im nächsten Band.
4 von 5 Ateliers
Sonntag, 8. Dezember 2024
Rebecca Maly "Der Weihnachtsfriede"
Im ersten Kriegsjahr stehen sich zumeist Deutsche und Engländer auf belgischen Gebiet gegenüber, als plötzlich am Weihnachtsabend Weihnachtslieder gesungen werden. Historisch belegt, steigt die Autorin kurz vor den Gesängen ein und schildert, wie sich in einer ganz obskuren Situation Deutsche und Engländer im Niemandsland treffen, zusammen trinken und essen, um im Anschluss Fußball zu spielen.
Franz berichtet diese Ereignisse seiner Schwester und kann sein Glück kaum fassen. Doch die Ruhe währt nur kurz. Bald fliegen die Geschosse wieder tief und treffen ihre Ziele.
Der Engländer Arthur, mit dem Franz sich gut versteht, schreibt ebenfalls Briefe und es entwickelt sich eine Brieffreundschaft.
Flüssig geschrieben, konzentriert sich die Autorin in der ersten Hälfte des Buches zumeist auf die Kriegspause und nicht auf die Schrecken davor und danach. Sie zeichnet ein warmes, geselliges Bild von der Stimmung und den Gesprächen zwischen den Menschen. Abgekapselt von den erlebten Schrecken strahlen die Taten während der Weihnachtstage in meinen Augen ein bisschen weniger hell, als sie es in der historischen Realität tun.
Was mich aber ziemlich erstaunt, ist der zweite Teil des Buches. Ich möchte glauben, dass es solche Begebenheiten gegeben hat, allerdings hatte ich eine solche Wendung bei dem Klappentext überhaupt nicht erwartet und war enttäuscht, dass der erste Abschnitt so kurz gehalten wurde.
Inhaltlich und strukturell ist das Buch stimmig erzählt, nur ist es nicht das, was ich erwartet habe, daher:
3 von 5 Tannenbäumen
Donnerstag, 5. Dezember 2024
Autoreninterview Mary Stormhouse
Hallo zusammen.
Letzte Woche erschien das neue Buch von Mary Stormhouse. Der richtige Zeitpunkt ein Interview zu führen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe schon als Kind geschrieben und wollte Schreiben zum Beruf machen. Da ich pragmatisch veranlagt bin, ging ich in die Werbung. Erst nach meinem Ausstieg aus Werbeagenturen habe ich 2022 meinen ersten Roman veröffentlicht.
Du bist dieses Jahr mit dem Phantastikpreis Seraph ausgezeichnet worden. Motiviert dich die Auszeichnung wieder an den Schreibtisch zu gehen und neue Geschichten zu schreiben oder musst du so einen Preis erst einmal sacken lassen?
Sie motiviert vor allem dadurch, dass ich das Gefühl habe, mich jetzt wirklich "Autorin" nennen zu können. Vorher hatte ich mit dem Imposter-Syndrom zu kämpfen. Und das ist echt sehr cool.
Wie kann man sich die Entwicklung einer Geschichte bei dir vorstellen?
Durch einen Trigger werde ich inspiriert und schreibe erst einmal die Idee auf. Wenn ich gerade an nichts anderem arbeite, prüfe ich dann, ob sie wirklich funktioniert. Dann kommen die Charaktere und der grobe Story Aufbau. Gerade Chars prüfe ich immer, ob ich wirklich alle brauche. Wenn ich anfange, zu schreiben, habe ich eine grobe Plotline, die ich aber oft über den Haufen werfe, wenn die Charaktere was anderes vorhaben.
Und konkret: Wie kam es zu "The Olympian Job"?
In "The Olympian Job" clashen Charaktere aus einer Rollenspielrunde mit meiner Liebe zu Mythologie, Xena, Fremdsprachen und Heist-Filmen.
Das Cover zu "The Olympian Job" ist ein richtiger Hingucker. Wie wichtig sind Cover und Gestaltung für dich?
Das Cover ist ja das Aushängeschild des Buches. Bei einem Buch mit coolem Cover wird eher der Klappentext gelesen. Ich bin sehr Happy mit dem Cover, dass Vinachia Burke designt hat und das perfekt zur Story und zu mir passt.
Mit welcher der Personen aus "The Olympian Job" würdest du gerne einen Kaffee trinken gehen?
Makani! Vermutlich würden wir Kaffee mit Schuss trinken, aber sie steht mir von allen Figuren am nächsten.
Was sind deine nächsten Projekte?
Bereits zur Leipziger Buchmesse erscheint mein nächster Roman im WunderZeilen Verlag, in dem eine Gruppe Cosplayer die Hauptrolle spielt. Außerdem arbeite ich an einer Space Opera, die ich selbst herausbringen werde.
Nachdem ihr wisst, was Mary schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/marystormhouse
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Montag, 2. Dezember 2024
Jan Nowatschek "Die Verschwörung von Eldergrove"
Einzelne Wichtel schmieden einen Plan, doch die Falschen wollen sich ihre Karten nicht aus der Hand geben.
In mehreren Handlungssträngen erzählt der Autor die Geschichte von dem Wichteldorf "Eldergrove" und einem gewissen Claus. Auf 320 Seiten zeigt er uns, was es heißt, wenn schöne Dinge wie Weihnachten, Nächstenliebe und Zusammengehörigkeit kräftigt durchgeschüttelt und man sich lediglich auf die Macht konzentriert.
In vielen detaillierten Beschreibungen entsteht die Welt von "Eldergrove" im Kopf des Lesers und man fiebert mit, wenn einzelne Wichtel dazu bestimmt sind, für die Gemeinschaft einzutreten. Dabei spürt man an vielen Stellen die Nähe zu großer Fantasieliteratur, die der auf seine Welt adaptiert.
Ein Buch, was zeigt, wie fragil eine Gesellschaft sein kann, wenn man darauf bedacht ist, genau zuzuhören.
4 von 5 Wichteln
Danke an den Autor für das Rezensionsexemplar.
Donnerstag, 28. November 2024
Mabel Swift "Sherlock Holmes und das Geheimnis des Laternenanzünders"
Mabel Swift hat ihre eigene Reihe um Sherlock Holmes aufgesetzt. In der aktuellen Folge treibt ein Schuft sein Unwesen, indem er bereits entzündete Gaslaternen wieder zu löschen scheint. Oder hat der Anzünder sie gar nicht erst angemacht?
Dieser kurze Krimi entführt den Leser in die Zeit, als die Hochzeit der Anzünder abebbt, denn die Elektrizität steht bereit.
Der Fall ist gut aufgebaut, doch woran es aus meiner Sicht hapert, ist die Übersetzung. Aus dem Englischen mittels KI übersetzt, gibt es mehrere Stellen, die im Deutschen nicht richtig passen.
So wird Mr. im Deutschen belassen, der Mister aber als Herr übersetzt. Ganze Sätze werden eins zu eins wiederholt, ohne die Möglichkeit einer Varianz in Erwägung zu ziehen.
Schade eigentlich, weil der Fall wirklich gut ist und der Lesefluss durch die Übersetzung arg gestört wird.
Für Holmes Fans sicherlich nicht die beste Reihe, um sie auf Deutsch zu lesen.
3 von 5 Gaslaternen
Autoreninterview spezial Carsten Moll
Hallo zusammen.
Wie wird man Lektor? Ist es ein Traumberuf? Diese Woche hat Carsten Moll meine Fragen beantwortet.
Wie bist du Lektor geworden?
Ich bin über ein paar Umwege zum Lektorat gekommen. Ich habe als Student angefangen, Filmkritiken zu schreiben, war dann einige Jahre als Texter und freier Redakteur tätig und habe schließlich 2017 begonnen, wissenschaftliche Texte zu lektorieren. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mich dann aufs belletristische Lektorat spezialisiert. Ich glaube, jetzt bin ich angekommen.
Was macht deiner Meinung nach einen guten Lektor aus?
Einerseits sollte man Respekt vor der Vision der Autor•innen haben und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Andererseits sage ich auch immer, dass ein Lektorat eine Zumutung sein kann: Man stellt manchmal Grundsätzliches in Frage, wagt sich gemeinsam auf unbekanntes Terrain und muss manches vielleicht auch mal ausdiskutieren, bevor man zu einer Lösung kommt.
Bei Instagram gibst du immer wieder kleine Schreibtipps. Wie wählst du diese aus?
Ich teile am liebsten Tipps von Profis, von bekannten Autor•innen, die bewiesen haben, dass sie wissen, was sie tun. Wichtig ist mir dabei auch immer, dass man nicht zu sehr generalisiert und dogmatisch wird. Schreibtipps können ein guter Impuls oder eine Leitlinie sein, aber es gibt immer gute Gründe, es anders zu machen.
Bei der Herausgabe von Anthologien überschneiden sich deine Aufgaben-bereiche. Meinst du, es ist vorteilhaft, wenn man viele Bereiche abdecken kann?
Ich denke, es kann helfen, wenn man viele Perspektiven aus eigener Erfahrung kennt. Aber man muss und kann nicht alles selbst können. Dass sich meine Aufgaben bei den Anthologien überschneiden liegt vor allem daran, dass es kleine Projekte mit geringem Budget sind. Das Schreiben und die damit verbundenen Aufgaben wie das Lektorat werden oft so dargestellt, als würde man die am besten zurückgezogen von der Welt ganz allein bewältigen. Meiner Meinung nach bereichern Teamarbeit, Austausch und Dialog all diese Arbeiten aber ungemein.
Kann man als Lektor auch entspannt lesen? Oder korrigiert man immer im Geist?
Das hängt bei mir von der Qualität des Buches ab. Das ist wie bei einem Film, in dem die Schauspieler•innen aus Versehen in die Kamera schauen oder das Mikro ins Bild hängt. Wenn die Gemachtheit zu sehr auffällt und die Immersion stört, denke ich beim Lesen viel darüber nach, was man wie zurechtzupfen könnte. Das macht mir aber genauso viel Spaß, wie mich in einer Geschichte zu verlieren.
Woran erkennst du eine gute Geschichte?
Das ist eine Frage, die ich mir vor jedem Text aufs Neue stelle. Ein guter Text vereint für mich idealerweise einen eigenen Sound, ein Bewusstsein für Traditionen und eine Neugier aufs Unbekannte.
Wie lektorierst du einen Text, der dir persönlich nicht zusagt?
Um einen Text zu lektorieren, muss ich nicht zur Zielgruppe gehören, aber ich sollte die potenzielle Leserschaft kennen und verstehen. Ist das nicht der Fall, bin ich nicht der Richtige für den Job. Solche Anfragen lehne ich ab, ebenso wie Texte, die gegen meine persönlichen Grundsätze verstoßen. Eine schöne Erfahrung, die ich aber bei fast jedem Lektorat mache: Ich lerne den Text immer mehr schätzen, desto tiefer ich mich hineinarbeite. In diesem Zusammenhang ist für mich auch der enge Austausch mit den Autor•innen wichtig. Ein Kennenlernen über Telefon oder Zoom gehört mittlerweile fest dazu, um herauszufinden, wie der andere tickt und was ihn antreibt.
Nachdem ihr wisst, was Terry schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
instagram.com/lektorat_moll
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Mittwoch, 27. November 2024
Charles Schulz "You're not real, Snoopy"
Egal, wie lange man keinen Band der Reihe mehr gelesen hat, man ist direkt wieder bei Charlie Brown, Snoopy, Lucy und den anderen.
In dem Band hat Charlie mal wieder eine Hausaufgabe, die er nicht abarbeiten will und Snoopy verliebt sich unglücklich.
Lucy hat wieder eine ihre "Arztpraxis" eröffnet und auch die anderen Kinder gehen ihren liebsten Beschäftigungen nach.
Kaum ein anderer Band hat mehr oder weniger durchgehend eine Geschichte erzählt, somit war dieser Band für mich nahezu etwas Besonderes.
Andere Bände mögen lustiger gewesen sein, da dieser Band doch oftmals nachdenklich stimmt, aber auch Comics müssen nicht immer nur lustig sein.
4 von 5 Hundehütten
Freitag, 22. November 2024
Veröffentlichung "Hinter Mauern"
Donnerstag, 21. November 2024
Autoreninterview Marie-Christin Fuchs
Hallo zusammen.
Heute gibt es ein Interview mit einer Autorin, deren Bücher ich schon lange mit voller Freude erwarte.
Vor allem überraschend! Ich saß vor einigen Jahren an der Uni, schrieb an meiner Doktorarbeit, einen festen Zehn-Jahres-Plan im Kopf - und hatte dann plötzlich diesen einen Moment, in dem ich dachte: Das will ich doch nicht für den Rest meines Lebens machen! Nach dem ersten Schock und der Panik habe ich mich dann gefragt, was ich denn stattdessen machen will? Die Antwort war: Ein Buch schreiben. Keine wissenschaftliche Arbeit, sondern einen Krimi. Das hat dann nicht von Heute auf Morgen geklappt, klar, aber ich hatte Ehrgeiz – und auch Glück.
Seit mehreren Jahren schreibst du eine erfolgreiche cosy crime Serie, welche in Cornwall spielt. Wie ist die Idee entstanden?
Das Meer, die Klippen und Buchten, die kleinen Cottages und großen Herren-häuser. Und mit meiner langjährigen Leidenschaft für Gärten hatten wir dann schnell eine Idee entwickelt: Gartenkrimis in Cornwall. Eine Gärtnerin als Ermittlerin. Und der Verlag mochte es zum Glück auch!
Ich kenne Cornwall aus meiner Zeit in England, bin dort gewandert und habe mir vieles angesehen. Und ich habe in Oxford im botanischen Garten gearbeitet und da hinter die Kulissen schauen können. Das hilft mir sehr. Aber einige Schau-plätze habe ich mir auch durch Recherche erarbeitet, ohne dort gewesen zu sein. Zum Beispiel habe ich St. Michaels Mount nie selbst betreten, da an dem Tag, an dem ich das vor Jahren tun wollte, Sturm herrschte, der Damm überspült war und die Boote nicht fuhren. Ich habe dann viele Videos gesehen, Bücher gelesen und mich auf Beschreibungen anderer Autorinnen gestürzt. Und es steht ganz weit oben auf meiner Liste der Gärten, die ich endlich live sehen will!
Zeitungsschnipsel, Fernsehberichte, Reiseführer, Gespräche mit Freunden. Ich lese wirklich sehr viel. Die Ideen kommen dann aus unterschiedlichen Quellen. Meist gibt es einen Gedanken, der das Ganze anstößt. Mit Glück nimmt dieser Gedanke dann an Fahrt auf und bringt eine Geschichte ins Rollen. Ein Beispiel: Ein Buch über japanische Gärten, das ich geschenkt bekommen habe. Ein Gespräch über blaue Flecken durch Blutverdünner mit meiner Schwiegermutter. Die Frage, wie weit jemand gehen würde, um sich und seinen Ruf zu schützen. Alles zusammen in eine Schüssel gepackt, Deckel drauf. feste durchschütteln. Mit Glück kommt dabei was Gutes heraus!
Ich schreibe ja noch andere Serien. Und daher ist der Tag, an dem ich mich hinsetze und weiß, ich werde wieder nach Rosehaven, immer wieder ein bisschen wie nach Hause kommen. Ich koche mit Tee und feier das Ganze mit Scones und Clotted Cream. (Nur am ersten Tag, sonst wäre ich bald selbst ein Rolling Scone...!)
Ich habe auch Hefte zu den einzelnen Figuren mit Notizen und Co. Aber die nutze ich wenig, meist „gehe“ ich einfach durch mein Dorf und sage „Hello again!“.
Bei „Mord kennt kein Alter“ wird die Handlung aus unterschiedlichen Perspek-tiven erzählt und nicht alle Erzählstimmen sind immer ganz ehrlich. Das heißt, es war technisch etwas komplizierter und ich hatte einen sehr detailliert ausgearbeiteten Plot, also einen Handlungsablauf. Und viele Figuren sind deutlich älter als ich, oder haben einen sehr anderen Hintergrund, da musste ich mehr Kopfarbeit machen.
Die Kopfarbeit habe ich bei Cornwall auch, aber da dort die Handlung immer ganz klar an Mags geknüpft ist (wir begleiten Sie ja sehr eng die ganze Zeit durch die Geschichten), kann ich da mehr aus dem Bauch schreiben. Und auch, wenn ich und Mags uns nicht allzu ähnlich sind, haben wir doch zumindest das Geschlecht und einige andere Dinge gemeinsam.
Spaß macht mir beides – ich schreibe einfach unglaublich gerne!
Du gibst auch Schreibkurse. Was ist für dich die wichtigste Zutat beim Schreiben?
Ersteres muss man mitbringen, an Zweiterem kann man arbeiten.
Nachdem ihr Marie-Christin kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/MarieChristinFuchs
das-syndikat.com/autoren/autor/marie-christin-fuchs
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
Mittwoch, 20. November 2024
Kamome Shirahama "Atelier of Witch Hat 1"
Nun, das kann natürlich bei jedem verschieden sein. Bei mir war eines der wenigen Genres, um die ich bisher einen Bogen gemacht habe, Mangas.
Ich liebe Comics, aber irgendwie habe ich in den Buchhandlungen nie einen Manga gefunden, der mich optisch ansprach. Die Augen zu groß, die Bilder zu hektisch oder auch zu unübersichtlich.
Gut, wenn man dann Mangas frei Haus geliefert bekommt. Ich schau gerade niemanden an. ;-)
Und ich muss sagen: Dieser Manga gefällt mir sehr. In schwarz-weiß gehalten, oftmals in der Optik von Tuschezeichnungen, überzeugt mich der erste Teil.
Natürlich geht es um eine Außenseiter-Geschichte. Ein Mädchen muss von zuhause weg und wird bei einem Zauberer in dessen kleiner Schule aufgenommen.
Als Außenseiterin hat sie es nicht leicht, aber die anderen schließen sie auf Grund ihrer besonderen Fähigkeiten langsam ins Herz.
Bibliophilie wohin man in diesem Band nur schaut und die Mischung mit Magie macht einen ganz besonderes Reiz aus.
Einen besseren Start in die Welt der Mangas - trotz der großen Augen - hätte ich kaum haben können.
5 von 5 Ateliers
Dienstag, 19. November 2024
Raphael Dorigo "Meotod - Die Wellen des Schicksals"
Fantasy mit Religion zu vermischen ist nichts Neues. Fantasy mit Philosophie zu vermengen ist schon vorgekommen. Doch die Mischung aus Fantasy, Religion und Philosophie ist zumindest für mich eher ungewöhnlich.
Raphael Dorigo schafft mit "Meotod" den Spagat zwischen dem Mensch, der auszieht, um sich selbst zu suchen und zu finden und dabei seinen Platz in der Gemeinschaft zu fassen bekommt.
Oftmals sind solche Sinnsuchen davon geprägt, dass irgendwas, sei es das Selbst, die Anderen oder die Mission, vernachlässigt wird. Raphael geht in seinem Buch hin und lässt Lifan scheitern und verzweifeln, doch weder wird die Mission aufgegeben noch lässt sein Umfeld ihn allein.
Vieles mag zu optimistisch klingen, doch zeichnet sich dadurch auch sein Werk aus. Denn es ist oftmals auch der Blick auf die Dinge und nicht nur die Dinge oder die Situation selbst. Wir können sehen, wie der Autor und sein Protagonist aus den verschiedenen Welten das Beste nehmen und es in dem Werk zusammenfließen lassen. Dabei kommt das Werk ohne Esoterik aus. Getragen durch ein wenig Magie, viele schlaue Gedanken und einen Funken Mystik finden die vielen Ideen von Raphael den Weg in den Kopf des Lesers und man betrachtet manches aus einem anderen Blickwinkel.
4 von 5 Wellen
Danke an den Autor für das Rezensionsexemplar.
Donnerstag, 14. November 2024
Verleger-Interview Oliver Bidlo
Hallo zusammen.
Nachdem im letzten Monat die Anthologie "Campus 2049" erschienen ist, hab ich neben den Herausgebern auch den Verleger Oliver Bidlo interviewt.
Die Hochschul-Anthologie "Campus 2049" ist die erste SF-Anthologie in deinem Verlag. Siehst du das einmaliges Projekt?
Ja, das stimmt. Es ist die erste SF-Anthologie, passt aber perfekt in unser Programm. Und ich hoffe es wird nicht die letzte Anthologie bleiben. Tatsächlich ist es eine Überlegung auch von Seiten des Verlags selbst eine Anthologie im Bereich Fantasy und Science-Fiction über eine Ausschreibung anzustoßen.
Hast du dich als Hochschulprofessor in den Geschichten wiedergefunden?
Die Geschichten sind trotz ihrer Science-Fiction-Ausrichtung (es ist ja eine „nahe“ Science-Fiction) schon in Vielem nahe an dem, was tatsächlich in Zukunft passieren könnte. Es gibt viele Aufsätze, die auf KI abheben. Und hier wird ja schon an vielen Hochschulen und Universitäten intensiv darüber nachgedacht (auch sehr konkret in Arbeitsgruppen und Prüfungsordnungen), wie man KI einbinden, aber sich auch davor - im Rahmen von Prüfungsleistungen - „schützen“ kann. Damit wird eigentlich sehr offensiv umgegangen. Sprich: Man versucht KI einzubauen, Studierende in bestimmten Situationen (Recherche, Schreibblockaden usw.) konkret auch auf die Hilfe durch KI vorzubereiten. Aber immer mit dem Hinweis, dass das, was KI da schreibt auch falsch sein kann, dort (meist) Nachweise fehlen und die reine Übernahme von KI-Texten nicht im Sinne des „Erfinders“ ist.
Wie hat sich die Arbeit an der Anthologie von der Arbeit an deinen anderen Büchern unterschieden?
Die Arbeit hat unheimlich viel Freude gemacht, war aber auch herausfordernd. Die beiden HerausgeberInnen Kai Focke und Sabine Frambach haben ganz hervorragende Arbeit geleistet. Natürlich muss bei einem solchen Projekt viel besprochen und abgestimmt werden. Es waren viele Kommunikationskanäle, zwischen den beiden und uns, den Beitragenden (bzgl. Druckfahnen, Korrekturen und Versand der Belege), aber auch für einige Formalien die Kommunikation mit der Hochschule. So wurde - als ein Beispiel - für eine größere Anzahl von Exemplaren, die die Hochschule verschenken möchte, Banderolen produziert. Letztlich eine Kleinigkeit, die aber zusätzliche Abstimmung, was Layout, Corporate Design, Druck und Anbringung durch die Druckerei usw. erforderlich machte. Insgesamt hat alles sehr, sehr gut geklappt, was auch daran lag, dass die beiden HerausgeberInnen genug Zeit für alle Arbeitsschritte mit uns eingeplant haben.
Wie siehst du die Zukunft der Hochschule? Positiv oder negativ?
Oje, eine Frage, die einen interessanten und vielfältigen Punkt trifft. Steinalt bin ich ja noch nicht, kann aber schon gut knapp 20 Jahre als Dozent überschauen und dazu noch die Jahre als Student und Doktorand selbst. Bereits in dieser Zeit hat sich unheimlich viel verändert in den Abläufen, den Studierenden, den man gegenübersitzt, der Konzeption von Studiengängen usw. Wenn man nur einen Teil der Änderungen nimmt und auch der Zukunft diesen Wandel unterstellt, dann wird sich die Hochschule auch weiter wandeln. Manches wandelt sich zum Guten: So gibt es heute eine größere Bandbreite, was die Studierenden angeht. Während früher die allermeisten Studierenden direkt nach der Schule kamen, finden sich heute immer mehr Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen und mit sehr unterschiedlichen Biographien, die ein Studium beginnen. Das ändert - in meinen Augen zum Positiven - die Dynamik in den Studiengruppen. Ich denke das wird sich in Zukunft noch verstärken. Eine nicht so gute Veränderung betrifft das Lesen selbst. Es wird heute in der Breite nicht mehr so viel gelesen, wie es früher der Fall war. Längere Texte, also ganze Bücher, werden seltener gelesen, dafür gerne kürzere Texte oder Zusammenfassungen. Das aber ist -in wiss. Hinsicht - nicht gut, da es den Studierenden mitunter schwerer fällt, einem Gedankengang und einer Argumentationsentwicklung, der bzw. die sich über einen größeren Umfang aufbaut, zu folgen. Aber auch Lehrende selbst tragen dazu bei, wenn z.B. ein Fachbereich sich nicht mehr auf verpflichtend zu lesende Grundlagenliteratur einigen kann. Zu meiner Zeit gab es eine Liste von zu lesender Pflichtlektüre für das Grund- und das Hauptstudium, von der man nach dem Grund- wie nach dem Hauptstudium davon ausging, dass man diese auf jeden Fall gelesen hat, unabhängig von konkreten Seminaren. Das hatte den Vorteil, dass es eine grundlegende gemeinsame Kenntnisnahme über das Studienfach gab. Zu dieser Literatur konnten überdies immer auch Fragen gestellt oder Bezugnahmen erwartet werden (z.B. in Prüfungen, Referaten usw.).
Deine Affinität gilt in erster Linie der Phantastik und speziell dem Tolkien-Universum. Liest du selbst auch Science Fiction und wenn ja, was hat dich zuletzt beeindruckt?
Tatsächlich lese ich Science-Fiction eher selten (aber das kann sich alsbald ändern), dafür bin ich ein leidenschaftlicher Trekkie und schaue mir sehr gerne Science-Fiction Serien oder Filme an. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass meine und unsere Zeit ja doch begrenzt ist und man kaum alles lesen kann, was man gerne lesen möchte. Neben universitären und fachbezogenen Aufsätzen und Büchern, die ja in schier unglaublichen Mengen neu erscheinen, kommen dann die Leidenschaft zur Fantasy und die verlagsspezifischen Bücher bzw. Skripte, die zu lesen sind. Da wäre eine gute Idee, so wie du das oben ja in deiner Frage bereits angedeutet hast, weitere Science-Fiction-Anthologien über den Verlag zu publizieren. Dann könnte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Denn die Geschichten werden natürlich auch von mir intensiv gelesen.
Gehen wir 25 Jahre zurück: was würdest du deinem Hochschul- und deinem Herausgeber-Ich raten?
Oje, eine nicht ganz leichte, aber sehr spannende Frage. Ich denke ein Rat wäre, nicht immer alles zu verbissen zu sehen, nicht immer von der denkbar schlechtesten Situation auszugehen. So habe ich z.B. früher sehr oft viel zu viel Material für Veranstaltungen vorbereitet, um sicher zu gehen, dass ich bei keiner aktiven Teilnahme von Studierenden nicht irgendwann ohne Material dastehe. Das führte öfters einmal dazu, dass ich das Material auch unterbringen wollte und die (immer stattfindende) dazutretende Teilnahme der Studierenden dann mitunter zu einer Zeitnot führte. Dem Verleger- und dem Herausgeber-Ich würde ich ebenfalls den Hinweis geben, dass Flauten dazugehören, aber gute Manuskripte und Projekte, aus denen sodann Bücher werden, schlussendlich immer „eintrudeln“ und sich ergeben. Aber ich denke, das nennt man Erfahrung, die man über die Zeit machen muss.
Wenn du eine Geschichte beigesteuert hättest, welchen Themenbereich hättest du dir ausgesucht?
Tatsächlich war es eine Idee, dass auch ich eine Geschichte beitragen könnte. Ich habe schon seit längerer Zeit einen Plot dazu im Kopf, den ich über eine Kurzgeschichte vielleicht hätte einbringen können. Der Plot stammt aus meiner Beschäftigung des Themas „Der Ausbruch des Phantastischen“. Es geht um einen jungen Hochschuldozenten der Informatik, der unmerklich einer sich im Netz gebildeten künstlichen Intelligenz über den „Ausgang“ eines 3-D-Druckers zu einer physischen Form verhilft. Nachdem er vor dem Bildschirm bei einer seiner Programmierarbeiten für einen 3-Druck eingeschlafen ist, findet er am nächsten Morgen im 3-D-Drucker ein Objekt vor, das zwar physisch vorhanden ist, aber in den (bisherigen) Gesetzen der Physik keine Entsprechung findet. Naja, das wäre die Skizze der Geschichte. Aber ich hatte leider keine Zeit, weiter daran zu arbeiten. Denn parallel zu dieser tollen Science-Fiction-Anthologie haben wir die neue Ausgabe des Hither Shore (akademisches Jahrbuch der Deutschen Tolkien Gesellschaft) bearbeitet und publiziert. Das waren die beiden großen Projekte der letzten Monate, an denen wir besonders intensiv gearbeitet haben.
Nachdem ihr Oliver kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
oldib-verlag.de/oliver-bidlo
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.