Sarahs Lesereise
Willkommen bei meiner Lesereise durch Raum und Zeit
Donnerstag, 6. November 2025
Melanie Vogltanz "Shape me"
Doch was wäre, wenn es eine Firma gäbe, bei der man den eigenen Körper eintauschen kann, damit Fitnesstrainer*innen diesen Körper über Sport und gesenkte Kalorienzahl wieder in Schwung bringen?
Als Nena Jean eines Tages ihren Kalorienchip nicht mehr nutzen kann, denkt sie erst an die vermeintlich harmlose Variante, dass sie vergessen hat, sich morgens zu wiegen. Das sollte eigentlich unmöglich sein und wie sich kurze Zeit später herausstellt, ist es das auch nicht gewesen. Was ihr im Anschluss blüht, ist ein Kampf gegen Windmühlen, denn die Bürokratie hilft ihr nicht. Vielmehr lässt sie sie mit ihren Problemen und ihrem Hunger allein. Und schließlich wacht sie eines Morgens auf und ist nicht mehr sie selbst.
Aus Tagebucheinträgen, Fernseh- und Zeitungsberichten und unterschiedlichen Erzählperspektiven schildert uns die Autorin eine Welt, die durch Kalorien in einem ganz anderen Maße als heute diktiert wird. Man kann nicht mehr essen, was man will, man muss sich danach richten, was der Chip einem zuteilt.
Macht und deren Missbrauch sind in einer solchen Gesellschaft schnell zur Stelle und so entwickelt sich Nenas Leben zu einem Spießroutenlauf. Denn niemand spricht anfangs die Wahrheit aus und die Autorin schafft es durch Blick- und Zeitenwechsel den Lesenden immer bei der Stange zu halten und die pure Konzentration zu fordern. Denn der Text ist spannend und zeitweilig beängstigend zugleich. Schonungslos öffnet sie die weite Schere zwischen arm und reich, sowie die zwischen "dem kleinem Menschen" und "der Machtgier".
Es ist ein Buch, was oft bedrückt und gleichzeitig wachrüttelt. Es macht einem unmissverständlich klar, wie sehr man auch im Kleinen für sein eigenes Leben verantwortlich ist.
Mit Realitätsnähe, Psychologie und Spannung webt Melanie einen Text, den man nicht so schnell vergisst.
5 von 5 Abnehmzyklen
Dienstag, 4. November 2025
Fabcaro "Asterix in Lusitanien"
Während andere Comicfiguren immer wieder überarbeitet werden, haben die Figuren ihren Charme über die Jahrzehnte bewahrt.
Dabei waren Asterix und all die anderen Figuren auch schon von Band eins an politisch.
Mal mehr, mal weniger.
Auch in diesem Abenteuer sehen sich die Gallier einer großen, römischen Ungerechtigkeit gegenüber.
Während die Piraten dieses Mal en Passant abgefrühstückt werden, trifft es die römische Station in Lusitanien mit voller Wucht.
Cäsars liebster Garum-Lieferant wird beschuldigt, den großen Herrscher Roms vergiften zu wollen. Doch wie so oft, sind es Machtbestrebungen und Missgunst, die die Feder führen.
Was mir bei diesem Band besonders gut gefällt, ist, dass neue Figuren in Lusitanien denen aus alten Bänden z.B. Ägypten sehr ähnlich sehen und man beim Lesen direkt an die alten Geschichten erinnert wird. Ob dies bewusst geschah, weiß ich nicht, aber es brachte mich an eigenen Stellen besonders zum Schmunzeln.
Sicherlich ist die Handlung vorhersehbar, aber gerade weil man weiß, dass die Geschichte gut ausgeht, liebt man Asterixbände so sehr.
4,5 von 5 Galliern
Freitag, 31. Oktober 2025
Annabel Chase "Spellbound - Tod eines aufrechten Vampirs"
Eigentlich wollte Emma zu einer Mandantin, als sie einen Engel an einer Klippe stehen sieht. Einen Engel?!?
So oder so ähnlich ist ihre Reaktion. Die Rettung gelingt, doch dafür ist sie danach eingeschlossen. In einer Welt, die vor magischen oder gar mystischen Wesen nur so wimmelt.
Frisch angereist wird sie direkt dem Hexenzirkel unterstellt, begibt sich in die entsprechende Ausbildung und darf nebenbei den Posten der Strafverteidigerin übernehmen, denn selbiger wurde kurz zuvor ermordet.
In einer Welt von Sonderlingen herauszustechen, ist schon eine wirkliche Kunst, aber Emma schafft das. Einerseits mit ihrer Unbedarftheit und andererseits mit dem Wunsch, sich nicht anzupassen.
Schnell wird klar, dass es mehr zwischen Wand und Erde gibt und dass diese Begrenzung Fluch und Segen zugleich sein kann.
Mit dem Auftakt zu ihrer Serie "Spellbound" schafft es die Autorin in einem cosy crime mehrere Sachen anzugehen. Einerseits die Andersartigkeit und damit eine mögliche Besonderheit. Andererseits zeigt sie, dass das Genre des Krimis auch vor fremden Wesen keinen Halt macht. Denn Missgunst und Neid gibt es bei allen und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich entweder alle wieder lieb haben oder die nächste Leiche auftaucht.
Achtung: Der Humor ist zeitweilig sehr trocken, dann aber auch mal wieder sehr düster. Freunde des britischen Humors werden ihre Freude haben, andere eher nicht so.
Ein guter Einstieg in eine etwas andere Reihe.
4 von 5 Wesen
Christoph Grimm (Hrsg) "Bibbernächte"
Wie wäre es passend zu Halloween mit ein paar Gruselgeschichten?
Bei der Neuveröffentlichung von "Bibbernächte" durfte ich auch eine kleine Geistergeschichte beisteuern, die in einem Museum spielt.
Inspiriert durch die Gänsehaut-Bücher unserer Jugend finden sich in dem Buch sechszehn nervenzerfetzende Geschichten, die von ruhelosen Geistern, unheimlichen Begegnungen und Geschöpfen, die in der Finsternis lauern, erzählen.
Kleine Kostprobe?
Hat sich auf dem Smartphone ein Dämon eingenistet?
Ist die neue Mitschülerin eine Hexe?
Zeigen Spiegel nur uns selbst?
Was führt der unheimliche Mann von nebenan im Schilde und was passiert eigentlich nachts auf dem Friedhof?
Gruselspaß garantiert. Also Süßes oder Saures auf den Tisch und die Nase ins Buch gesteckt.
Donnerstag, 30. Oktober 2025
Autoreninterview Helen Herbst
Hallo zusammen.
Diesen Monat habe ich eine Autorin gefunden, die uns mit ihren cosy crimes in eine etwas andere englische Gesellschaft führt und es ist spannend, ihr dabei zu folgen.
Mittwoch, 29. Oktober 2025
Sophie Reyer "Tod bei den Salzburger Festspielen"
Sophie Reyer verwebt Realität und Fiktion, mischt Glaubenssätze und Kulturen, wandelt Sühne in Schuld. In Rückblenden begibt sie sich mit dem Leser in die Vergangenheit von Else Heims. Wir begleiten den Aufstieg eines Stars, der dann während der Mutterschaft strauchelt, um in Folge des Glaubens und des wachsenden Ruhmes des eigenen Mannes in der Versenkung verschwindet.
Doch was, wenn sie noch "den" Auftritt gehabt hätte?
Wie wäre ihre Karriere im Anschluss verlaufen?
Was hätte sie noch schaffen können, wenn sie nach dem Rosenkrieg aus dessen Schatten hätte heraustreten können?
Während die Krimihandlung von Anfang an relativ offensichtlich gehalten und das Ende recht vorhersehbar ist, sind die kritischen Stimmen im Text umso lauter.
Menschen werden aufgrund ihres Glaubens oder ihres Geschlechts anders oder gar abwertend behandelt und so schafft es die Autorin dem Text auch eine Dynamik zu geben, die über den Krimi hinausgeht.
Denn sowohl Else als auch einzelne andere Figuren, stellen Fragen, die sich nicht so eben beantworten lassen.
Die Autorin weckt mit dem Krimi die Neugier auf eine Zeit, die noch gar nicht solange her ist. Das ist in meinen Augen der gelungenere Aspekt des Buches, auch wenn es ein Krimi ist.
3,5 von 5 Brettern, die die Welt bedeuten
Sonntag, 26. Oktober 2025
Stefanie Neeb "Copenhagen Cinnamon"
Denn nicht nur ihr Leben ist gerade von Problemen und Orientierungslosigkeit durchzogen, auch bei Mads stehen viele Zeichen auf Sturm und so ist es die Frage, bei wem der beiden sich das nächste Chaos manifestiert.
Oft gelten Bücher, die mit einem gemütlichen Cover aufwarten, als oberflächlich und ihre Handlung als zu vorhersehbar.
Stefanie Neeb überrascht mit ihrer Geschichte, die sie kapitelweise mal aus der Sicht von Jonna, mal aus der Sicht von Mads erzählt.
Probleme, Belastungen und nicht nur das reine Rosarot trifft hier auf die entspannte Atmosphäre Kopenhagens.
Sie schreibt die Geschichte so, dass die Charaktere einem beim Lesen zunehmend ans Herz wachsen und schafft es dabei, mit Überraschungen aufzuwarten, die immer logisch, doch dabei nicht immer vorhersehbar sind.
Es ist ein Buch, welches Aufregung und Wut genauso in den Vordergrund stellt, wie auch die Entspannung und die Zuneigung. Es zeigt, wie vielschichtig Menschen sein können und wie oft man sich mit der Oberfläche zufrieden gibt, obwohl man soviel mehr bekommen könnte.
4,5 von 5 Kaffeesorten
Samstag, 25. Oktober 2025
Frankfurter Buchmesse Nachschau
Eine Woche ist die Frankfurter Buchmesse schon vorbei und selten haben die Eindrücke so lange nachgehallt wie dieses Jahr.
Die Frankfurter Buchmesse hat in den letzten Jahren umgebaut, die Gänge sind nicht mehr so voll und die Menschenmassen halten sich mehr in Grenzen als früher.
Man kann mehr von den Ständen sehen, kommt zeitweilig auch ins Gespräch.
Alles in allem ein gelungene Überarbeitung.
Eine weitere gute Idee waren die vielen Fotoecken.
Was ich allerdings schade finde, war die geringe Auswahl an Büchern.
Viele Stände hatten zwar nicht weniger Regalfläche als früher, aber dafür waren häufiger die gleichen Bücher zu sehen.
Für nächstes Jahr würde ich mir noch ein paar coole Sitzecken wünschen. Dann wäre es perfekt.
Mit der richtigen Begleitung ist die Messe eines der schönsten Erlebnisse des Jahres. 😊
Und ja, dieses Jahr durfte nicht viel mit nach Hause, aber die Erinnerungen zählen.
Freitag, 24. Oktober 2025
Joe Pitkin "Exit Black"
Während die Forschungsstation weiterhin in Betrieb bleibt, reisen die ersten Übernachtungsgäste hinauf zum "Imperium".
Natürlich können sich nur die reichsten der Reichen eine solche Übernachtung leisten und so wird an nichts gespart. Training vor dem Flug, Weltraumspaziergang, Designerweltraumanzüge ...
Dagegen wirkt das Personal eher schlicht. Die Forschungsleiterin muss beim Empfang helfen und andere vermeintlich nicht forschungsbedingte Aufgaben fallen auf einmal ebenfalls in ihren Bereich.
Und auch beim Empfang kristallisiert sich zunehmend heraus, dass es nicht die Bildung ist, die eine Gesellschaft formt, sondern es ist und bleibt: das Geld.
Daher wundert es nicht, dass sich des Nachts die eingeschlichenen Terroristen zusammenfinden, um ihre Erpressung zu starten, doch das soviel schief laufen würde, hatte wohl keiner bedacht.
Ein Locked-Room-Mystery in Verbindung mit Science Fiction hätte mein Jahreshighlight werden können. Doch leider es ist das nicht geworden. Vieles ist dabei natürlich Geschmackssache, aber einige Sachen haben mir so gar nicht gefallen.
Der Anfang ist spannend aufgebaut und zieht den Leser direkt in die Geschichte. Der darauffolgende Szenenwechsel macht neugierig, doch schon der nächste Kapitelwechsel bremst meine Freude. Die Erzählperspektive wechselt ab hier fortlaufend und bremst damit oftmals die Handlung aus, da man sich wieder und wieder orientieren muss, bei welcher Figur man sich befindet und wann die Szene zeitlich spielt. Es ist sicherlich ein gutes Stilmittel, doch für mich wurde die Geschichte damit zu unübersichtlich.
Die nachfolgend einsetzende Action gibt der Eingruppierung als "Thriller" recht, doch auch hier hat mir die Umsetzung nicht zugesagt.
Was mir richtig gut gefallen hat, sind die eingestreuten fachlichen Hinweise, wie der Wechsel zwischen Schweben und Schwerkraft und auch der Einsatz von den verschiedenen, technischen Möglichkeiten.
Auch wenn es mir in der Umsetzung nicht gefallen hat, sind mir bei der Geschichte keine inhaltlichen Fehler aufgefallen, sodass das Buch jemandem, der sich sowohl für Science Fiction als für Krimi interessiert, eine Lesefreude bereiten könnte.
3 von 5 Weltraumspaziergängen
Montag, 20. Oktober 2025
Andreas Russenberger "Arosa - wo auch Gauner Urlaub machen"
Dabei sind es nicht immer die großen Diebstähle, Mord und Totschlag, derer er sich annimmt, sondern auch gerne die kleinen Bosheiten, die den Betroffenen ebenso zur Weißglut bringen können.
Bei seinen Kurzkrimis liefert der Autor eine bunte Bandbreite, die nicht nur bei den Textlängen und Inhalten, sondern ebenso bei den Handlungszeitpunkten und den Erzählperspektiven variiert. Mit jedem Seitenumblättern wirft er uns in ein neues Szenario, das sich in die Gesamtheit der Texte harmonisch eingliedert.
Mal mit einem Schmunzeln, mal mit einem Kopfschütteln liest man die Geschichten und ist auf Grund der Bandbreite oftmals erstaunt, dass es sich bei allen um den gleichen Autor handelt.
Andreas Russenberger gelingt es, ohne sich selbst zu wiederholen, eine kriminelles Bild aufzubauen, das seinesgleichen sucht.
5 von 5 Kurzkrimis