Donnerstag, 30. November 2023

Zeitschrift des Monats "Nova"

Zumeist sind es Bücher, die einem als Leser ins Auge springen, dabei gibt es wahrlich viele andere Möglichkeiten an Texte, Berichte und Geschichten zu kommen. Dieses Jahr nehme ich euch einmal im Monat in die Welt der Zeitschriften mit. Die Zeitschriften umfassen die verschiedenen Genres wie Krimis, Fantasy, Science-Fiction oder bilden ein buntes Crossover. Von Printausgaben über Downloads, von kostenlosen Exemplaren bis hin zum Hochglanzmagazin ist so manches dabei, was das Leserherz höher schlagen lassen kann. So genug der Einleitung, schauen wir uns die elfte Zeitschrift an:


Name: Nova - Magazin für spekulative Literatur
Turnus: ein- bis zweimal jährlich
Preis: Printausgabe 17,90 Euro / eBook 5,99 Euro
Bezugsadresse: pmachinery.de/imprints/nova-magazin-fuer-spekulative-literatur
Seitenumfang: circa 220 bis 260 Seiten

Die Zeitschrift "Nova" wird als Imprint von pmachinery.de vermarktet. Veröffentlicht wird sie ein- bis zweimal im Jahr und richtet sich in erster Linie an die Science Fiction Szene, wobei in der letzten Zeit Übergänge zu anderen Genres durchaus erwünscht sind. 
Wie auf der Internetseite ersichtlich, besteht die Nova zum größten Teil aus Kurzgeschichten und wird je nach Ausgabe mit Essays oder Sachtexten untermauert. Zum Beispiel wurden in der NOVA 32 nach seinem Tod Herbert W. Franke drei der vier Texte gewidmet. 
"Nova" gilt neben "Exodus" als die Science Fiction Kurzgeschichtensammlung im Zeitschriftenformat und zeichnet sich durch einen angesehenen und fundierten Stamm an Schreibenden aus.

Aktuell ist die dreiunddreißigste Ausgabe erschienen, die man über die Internetseite beziehen kann. 

Hier geht es zur Webseite: pmachinery.de/imprints/nova-magazin-fuer-spekulative-literatur

Samstag, 25. November 2023

Ana J. Reinhardt (Hrsg) "Verrufen"

Was braucht es, um dich zu schocken? Oder nein, nicht schocken, sondern vielmehr, was musst du lesen, damit es dich gruselt?
In "Verrufen" streben mehrere Autorinnen und Autoren an, dich das Fürchten zu lernen. Doch wie bei so vielen anderen Dingen im Leben, gibt es kein Rezept, um alle Lesenden gleich zu erschrecken. Der eine zuckt noch nicht einmal mit der Braue, während der andere vielleicht schon eine Gänsehaut verspürt.

Thematisch, also wo der Grusel platziert ist, ist die Anthologie sehr breit gefächert aufgestellt. Man reist durch die Zeit und an die verschiedensten Plätze, um die Szenarien der Autorinnen und Autoren kennenzulernen. Mal subtil, mal etwas plakativer stellt die Sammlung Neues und Altbekanntes vor. Dabei merkt man, dass die Schreibenden ihr Handwerk verstehen und sich nicht das erste Mal mit dieser Art von Erzählung beschäftigen.
Einige Geschichten strahlen heller durch ihre Traurigkeit (Florian Krenn), während andere einen bitterbösen Nachgeschmack zurücklassen (Nicole Hölderle).

Eine abwechslungsreiche Sammlung für einen Nachmittag, wenn draußen der Sturm an die Ecken pfeift und man sich mit dem Buch, einer Decke und einer Tasse Tee sich fürchten kann.

3,5 von 5 Gruselgeschichten 

Freitag, 24. November 2023

Dominic Sandbrook "Weg in die Dunkelheit"

Es gibt diese Bücher, die einen beim Lesen sehr belasten und doch sind sie wichtig.
Bücher über den Ersten Weltkrieg gibt es viele. Dabei das "Richtige" für sich zu finden, scheint in der schieren Masse beinahe unmöglich.
Welchen Schwerpunkt möchte man lesen? Welches Land oder welche Hintergründe interessieren einen am meisten?

So viele Fragen und so viele Perspektiven, wie soll man sich entscheiden?

"Weg in die Dunkelheit" richtet sich zwar ein jüngeres Publikum, aber gerade wenn man die Ereignisse in seinem Gedächtnis auffrischen möchte, ist das Buch besonders geeignet.
Vom Historiker Dominic Sandbrook verfasst, bietet das Buch eine gelungene Mischung aus historisch relevanten Kernfakten und Einzelschicksalen. Der Autor begleitet in jedem der Kapitel einen oder mehrere Personen, die sich im Krieg auf ihre Art besonders hervorgetan haben und berichtet anhand ihres Lebenslaufs, wie sich der Krieg entwickelt.

Die Sprache ist hierbei sachlich neutral und schlicht der Schrecken um die Ereignisse lässt das Blut von Zeit zu Zeit in den Adern gefrieren.
Man lernt viel Neues, wenn man sich nicht schon in das Thema Erster Weltkrieg eingelesen hat.

Zeitweise muss man mit dem Buch pausieren, wenn Menschlichkeit und Brutalität aufeinander treffen, aber gerade das macht das Buch in meinen Augen so lesenswert.

5 von 5 Geschichten


Mittwoch, 22. November 2023

Alexandra Benedict "Mord im Christmas Express"

"Mord im Christmas Express" entführt den Leser auf eine Reise von London in die schottischen Highlands. Das Wetter ist äußerst winterlich und auf der Strecke überwältigen die Schneemassen den Zug, er muss mit der Weiterfahrt pausieren. Doch während die Reisenden auf Rettung warten, überleben einige diese Zeit nicht.
Eine ehemalige Polizistin nimmt sich dessen an und versucht die Vorkommnisse zu klären, auch wenn sie dabei zunehmend behindert wird.

Soweit zum Inhalt und jetzt wird es in meinen Augen schwer. Das Buch wird in der Presse und auch in der Aufmachung mit Agatha Christie und einem cosy crime verglichen. Doch schon direkt zu Anfang des Buches wird man mit der gewaltbelasteten, privaten Vergangenheit der Ermittlerin konfrontiert. Immer wieder wird darauf Bezug genommen und auch die aktuellen Geschehnisse werfen ihre Schatten. Dabei will ich nicht sagen, dass der Text nicht gut geschrieben und das Geschriebene nicht wichtig ist, doch mindert es die berühmte Leichtigkeit des Genres cosy crime. Dieser nutzt gerne das Element der Gemütlichkeit, um damit die Härte des Vergehens ein wenig auszugleichen. Davon kann hier nicht die Rede sein. Ich bin kein Freund von Trigger-Warnungen, aber in diesem Buch werden viele schmerzhafte Erlebnisse auf den berühmten Tisch gebracht, dass die Vergleiche cosy crime und Agatha Christie fehl am Platz sind.
Sprachlich sei auch noch anzumerken, dass das Buch sich der modernen Sprache und nicht der Sprache von klassischen Kriminalromanen bedient, was für mich ein weiterer Grund ist, warum mir das Buch in Hinblick auf die Bewerbung nicht so gut gefallen hat.

Trotz allem schafft es die Autorin eine bedrückende Geschichte zu erzählen, daher:

3,5 von 5 Zügen

Dienstag, 21. November 2023

Fabcaro "Die weisse Iris"

Bereits zum 40. Mal sind die unbeugsamen Gallier in ein Abenteuer verstrickt. Auch wenn es nicht mehr um den originalen Zeichner und Texter handelt, haben es die Nachfolger geschafft, die Nostalgie um die ersten Bände wieder komplett aufleben zu lassen. Doch ist das weise?
Mehrere Passagen erinnern an bekannte Texte wie z.B. "Der Seher" und scheinen nur in Details auf die neue Zeit adaptiert zu sein.
Einzelne Bilder zeigen Streiks und andere Probleme unserer Zeit, wobei Bildaufbau und Sprachfärbung eindeutig auf die älteren Abenteuer abzielen.
Während der Römer versucht, das Dorf durch "good vibes" und Achtsamkeit weichzuspülen, ist es an Asterix und Obelix die Dorfbewohner wieder zu den Raufbolden zu machen, als die sie seit 39 Bänden bekannt sind.

Schmunzler und Lacher hält der Band trotz allem bereit und ich bin gespannt, ob der nächste Band sich wieder ein bisschen mehr modernen Charme zutraut.

4 von 5 Galliern

Mittwoch, 15. November 2023

Nadine Buch (Hrsg) "Hand und Pfote"

Leise tapst die Pfote aufs Linoleum, ein klägliches Maunzen dringt ans Ohr:

Willkommen bei den Tierarzt-Kurzgeschichten von "Hand und Pfote".

In zwanzig Kurzgeschichten erzählen verschiedene Schreiberlinge Situationen aus dem Alltag einer Tierarztpraxis.
Wenn man sich im ersten Moment fragen sollte, wie die Herausgeberin Nadine Buch bei zwanzig Geschichten für Abwechslung sorgt, dem sei gesagt, sie kann!
Denn Tierärzte haben einen genauso vielfelligen Beruf wie manch andere und somit staunen die jeweiligen Tierärzte nicht schlecht, wer sie so alles in ihrer Praxis besuchen kommt.
Mal ist die Uhrzeit das Ungewöhnliche, mal ist es der Gast.
Die Schreiberlinge treffen dabei auch immer wieder unterschiedliche Töne, denn auch im Alltag eines Tierarztes ist nicht immer alles rosarot und es gilt die Entscheidungen im Sinne des Tieres zu treffen. So hart das manchmal auch sein darf.
Dann gibt es die witzigen Geschichten, bei denen man die Slapstick in der Praxis vor dem inneren Auge sehen kann.
Aber alle Geschichten haben eins gemein: Die liebliche Behandlung aller Tiere, die in die Praxen gebracht werden.

4 von 5 Pfoten

Danke für das Rezi-Exemplar.

Sonntag, 12. November 2023

Kate Summerscale "Das Buch der Phobien und der Manien"

Wovor hast du Angst?
Ist es der Clown, der um die Ecke schleicht?
Ist es die Spinne, die über den morgendlichen Frühstückstisch krabbelt?
Oder fröhnst du lieber der Lust des Kaufens? 
Oder zählst du gar, während du den Schlüssel in das Schloss steckst?
Kate Summerscale entführt den Leser in 99 Obsessions durch die Welt der Ängste und Zwänge. Altbekannte Verhaltensweisen wie Kleptomanie, Klaustrophobie oder Kaufsucht reihen sich neben unbekannteren Besessenheiten in diesem Buch der Kuriositäten ein. Durch zahlreiche Querverweise werden zwischen den einzelnen Manien Verbindungen hergestellt und einzelne Eigenheiten werden in Abhängigkeiten aufgelistet. Denn wo ein Zwang ist, gesellt sich gerne ein weiterer dazu.
Mit Reisen in die Geschichte, zu den unterschiedlichsten Autoren und Autorinnen zeigt das Buch, was es heißt, von den Zwängen beherrscht zu sein.
Mal muten diese im ersten Moment lustig an, doch sollte man sich immer bewusst machen, wie schlimm es für die jeweiligen Betroffenen ist.
Ein Buch, was viel über die Psychologie der Menschen aussagt und die Augen für andere öffnet.

5 von 5 Manien

Montag, 6. November 2023

Jennifer Estep "Sense of Winter"

Charlotte und Desmond sind zurück. Nachdem sie im ersten Band die Section 47 ordentlich aufgemischt haben, nutzen sie ihre Synästhesie und seine Cleaner-Fertigkeiten für ein Abenteuer in Deutschland. Während alle anderen ihre Weihnachtsfeiertage nutzen, sind die beiden für einen Spezialauftrag unterwegs. Es gilt mehr über magische Waffen und verschwundene Antiquitäten zu erfahren. Doch dass die beiden sich plötzlich zusammen mit Gabriel mitten in einer fürchterlichen Auseinandersetzung wiederfinden ... Sie hätten damit rechnen sollen.

Ich empfehle definitiv den ersten Band zuvor zu lesen, da sich die Geschichte in einigen Teilen auf den ersten Band bezieht. Zwar gibt es einzelne Rückblenden, doch vieles bleibt da nur oberflächlich.
Wer schon den ersten Band gelesen hat, weiß, wie sehr die Bücher vor Fantasie und übermächtigen Figuren sprühen. Als Leser wird man sofort in das Geschehen geworfen und der Zwiespalt zwischen behaglicher Weihnachtsatmosphäre und Aktion zieht sich durch das gesamte Buch. Dabei gilt wie schon im ersten Teil: Die gesamte Gefühlspalette wird fortwährend befeuert. ;-)

Wer Charlotte schon im ersten Band liebgewonnen hat, wird hier nicht enttäuscht. Sie ist als "Ziffer" nicht unbedingt die Kollegin, die man sich als erstes wünscht, aber gerade ihre darüberhinausgehende Kreativität macht für mich den unglaublichen Charme dieser Figur aus.
Da die Geschichte hauptsächlich auf der Burg spielt, ist die Geschichte nicht nur kürzer, sondern auch weniger komplex, als es der erste Band war.
Trotzdem sorgt das Buch gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit für eine amüsante Lesestunden und als Fan sollte man definitiv auch zum Weihnachtsband greifen.

4 von 5 Nussknackern

Samstag, 4. November 2023

Clarissa Bühler "Wechselbalg"


Was macht ein Jugendlicher, wenn die hauptsächliche Bezugsperson stirbt?
Nein, ich spoiler nicht, aber viele Möglichkeiten gibt es nicht. Zumal wenn dieser Jugendliche in der restlichen Familie kaum Halt findet. Lediglich der Bruder nimmt sich seiner vermehrt an und versucht sein Leben vollends auf ihn einzustellen.
Daneben gibt es die junge Studentin Marie. Aus einem kleinen Dorf stammend versucht sie in Freiburg mit dem Studium Fuß zu fassen und merkt doch schnell, dass das alles eine ganz andere und verängstigende Welt ist. Warum sie sich überhaupt zum Studium hat hinreißen lassen, das fragt sie sich nicht nur einmal.

Das Buch erzählt kapitelweise die Geschichte von Marie, Mo und Jo. Mo ist derjenige, der dem Leser am nächsten ist und von dem wir am meisten, auch über die anderen beiden, erfahren. Der Schreibstil ist oftmals sehr brutal realistisch und das Buch eignet sich nicht für jemanden, der gerade einen Menschen verloren. Sehr nah an der Realität und auch an dem damit verbundenen Schmerz macht es nicht leicht dieses Buch zu lesen und das Geschehene zu realisieren.
Oft und auch lange bleibt verborgen, was die Beziehung zwischen den drei Charakteren sein soll und wie sich ihre Lebenswege kreuzen, denn eins ist klar, kein Mensch ist eine Insel. So sehr wir uns das auch oftmals wünschen.

4 von 5 Behandlungen

Danke an die Autorin für das Rezi-Exemplar.