Mittwoch, 31. Mai 2023

Christian Endres "Die Prinzessinnen"

Rosa, Röckchen, Benimm, Hofleben, Tratsch und Klatsch ...
Halt - Stop.
Ich will die mögliche Irreführung direkt am Anfang aufdecken, denn mit Prinzessinnen im Sinne von Märchen oder eines großen Comiczeichners hat dieses Buch so rein gar nichts zu tun.
Denn diese Prinzessinnen morden und brandschatzen, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Natürlich gegen Geld und natürlich für die Ehre - versteht sich, aber eben keine Puffärmel und Rüschen.
Dabei hat jede Prinzessin ihre Geschichte, die man nach und nach im Buch erfährt, so wie es in die Ausbildung der neue Prinzessin passt. Eigentlich sollte Narvila entführt werden, doch als die Prinzessinnen sie zurückgeben wollen, hat sie genug vom Elend einer Prinzessin. Immer wieder entführt zu werden oder alternativ auf den Prinzen zu warten, ist nicht Jederfraus Geschmack. 
So jagt sie den anderen nach und stellt sich der Bewährungsprobe, denn es ist nicht leicht eine Prinzessin zu sein.
Kämpfe gegen Sturm und Sand, Morde an Satyrn, Ogern oder gar verschrobenen Zirkeln sind das tägliche Geschäft natürlich neben Personenschutz und halsbrecherischen Befreiungsaktionen.
Die Prinzessinnen bekämpfen alles, was sich ihnen in den Weg stellt und dabei sind die fünf so individuell, wie es in ihrem Berufszweig nur möglich ist.
Schon das Cover deutet an, dass es sich nicht um die klassische Prinzessinnengeschichte handelt und doch brauchte ich einige Kapitel, um in den Text zu finden. Die Sprüche derb und oftmals unter der Gürtellinie wirken am Anfang in etwa so, als ob die Frauen unbedingt den Männern in jeglicher Art nacheifern und damit eine gewisse Verrohung einhergeht. Sicherlich ist dies auch oftmals der Fall, doch liest man, was sie alles schon erdulden mussten, versteht man ihre Gedanken umso mehr.
Der Autor zeichnet eine Helden- vielleicht auch Antiheldengattung, die mir so noch nicht untergekommen ist und setzt neben Sprüchen gerne auf wirkliche alle Wesen aus der Fantasy, die man sich vorstellen kann. Daher wird es den Prinzessinnen auch auf 480 Seiten nicht langweilig.

4 von 5 Äxten

Montag, 29. Mai 2023

George Orwell "Die großen Essays"

George Orwell hat neben seinen beiden bekannten Werken "1984" und "Farm der Tiere" auch Essays verfasst. Diese wurden seinerzeit in den unterschiedlichsten Zeitungen und Magazinen abgedruckt und bieten einen Überblick über George Orwells Leben. In Burma stationiert, in Spanien gekämpft, in Frankreich im Hospital gelandet; viele seiner Texte sind eine direkte Umsetzung seiner Gedanken vor Ort und beziehen sich auf einen ganz bestimmten Moment.
Dabei lässt er sich auch das einen oder andere Mal zum Thema Literatur verleiten und sein Text über "Bücher vs Zigaretten" nimmt wahrlich jedem "Nichtleser" den Wind aus den Segeln, aber sonst ...
George Orwell nimmt bei seinen Situationsbeschreibungen kein Blatt vor den Mund. Ist es düster - wird es so beschrieben, ist es grausig - ebenfalls. 
Doch das ist nicht das, was den Leser spätestens ab dem dritten Text ein wenig auf die Nerven geht. Fachlich mag er versiert sein, dass spreche ich ihm gar nicht ab, aber seine zeitweilige Arroganz trieft ein ums andere aus den Texten und er lässt seine Regierung, seine Literaturkollegen und alle anderen in einem schlechten Licht dastehen.
Er weiß es besser, er hat die Ahnung, oftmals überlagert das die durchaus interessanten Texte und macht sie dem Leser madig.
Trotz allem kann man Orwell nicht absprechen, dass er an den richtigen Stellen Verweise zu anderen Literaten oder Geschehnissen macht und zumindest oberflächlich scheinen seine Fakten der Realität standzuhalten.
Auch geschichtlich lernt man viel über die Essays und findet eventuell den Zugang zu geschichtlichen Aspekten, die einen vorher nicht interessiert haben. Orwell schafft es hier Neugier zu schüren und den Leser zur weiteren Recherche animieren zu wollen.
Für mich wiegt allerdings der Schatten seiner Arroganz in den Texten schwerer, sodass ich vermehrt froh war, wenn ich wieder ein Kapitel geschafft hatte. Schade.

3,5 von 5 Artikeln

Zeitschrift des Monats "!Time Machine"

Zumeist sind es Bücher, die einem als Leser ins Auge springen, dabei gibt es wahrlich viele andere Möglichkeiten an Texte, Berichte und Geschichten zu kommen. Dieses Jahr nehme ich euch einmal im Monat in die Welt der Zeitschriften mit. Die Zeitschriften umfassen die verschiedenen Genres wie Krimis, Fantasy, Science-Fiction oder bilden ein buntes Crossover. Von Printausgaben über Downloads, von kostenlosen Exemplaren bis hin zum Hochglanzmagazin ist so manches dabei, was das Leserherz höher schlagen lassen kann. So genug der Einleitung, schauen wir uns die fünfte Zeitschrift an:



Name: !Time Machine
Turnus: einmal jährlich
Preis: PDF 0,00 Euro - Taschenbuch 6,90 Euro (aktuellste Ausgabe)
Seitenumfang: circa 60 Seiten

Bei der !Time Machine handelt es sich um ein Science Fiction Fan-Zine, welches durch eine schlichtere Aufmachung und wesentlich mehr Besprechungen und Artikel auffällt.

Während bei den bereits vorgestellten Zeitschriften der Anteil an Kurzgeschichten einen gewissen Umfang der jeweiligen Zeitschriften einnimmt, fehlen diese bei dieser Zeitschrift. Die Zeitschrift befasst sich - in der vorliegenden Ausgabe 3 - mit fachlichen Themen innerhalb der SF und stellt somit ein ergänzendes Nachschlagwerk zu anderen Formaten her. Denn wer hätte aus dem Stehgreif gewusst, welcher Autor welche Bewegung angestoßen hat und wer hätte im Gedächtnis gehabt, dass Science Fiction durchaus eine kriminalistische Ader hat? Diverse Buch- und Autorenvorstellungen runden mit den so genannten SF Perlen das Gesamtbild ab. 
Jede Ausgabe läuft dabei unter einem speziellen Thema, sodass interessierte Leser:innen mit der jeweils für sie spannendsten Ausgabe in die Welt der !Time Machine eintauchen können.


Die nächste Ausgabe erscheint voraussichtlich im Januar 2024.

Sonntag, 28. Mai 2023

Franziska Henze "Tatort Nord 2"

Folgeausgaben haben oftmals das Problem, dass sie im Schatten ihres eigenen ersten Bandes gesehen werden und damit als Abklatsch gelten.
Bei dem zweiten Band von "Tatort Nord" wäre das definitiv ein ganz großer Fehler!

Wie schon der erste Band besticht der zweite durch eine Themen- und Ortsvielfalt, die geradezu außergewöhnlich ist. Jede Autorin erzählt ihre Geschichte an einem ausgewählten Platz der Nord- oder Ostsee und die Tathergänge gleichen sich in keiner Weise.
Mit der auffallend sehr gut zusammengestellten Anthologie haben sich die drei Herausgeberinnen übertroffen. (Ich warte sehnsüchtig auf Band 3 😏.)

Bei den 23 Kurzgeschichten ist so ziemlich alles dabei, was sich der Leser wünscht. Neben einem Krimidebüt, Gesine Berg, sind auch sehr bekannte Autorinnen wie Sabine Weiß mit von der Partie.

Mal lustig, mal gruselig, mal nachtragend, mal bösartig, mal am Puls der Zeit, mal in die Vergangenheit gewandt, bietet jede Geschichte die Möglichkeit in eine andere Welt abzutauchen und dem Alltag zu entfliehen. Dabei hat jede Autorin ihre Sprache und ihr Tempo, um innerhalb ihrer Kurzgeschichte die Spannung so sehr aufzubauen, dass man als Leser das Buch nicht zur Seite legt, um den Blick aufs Meer, den Sand und den heimatlichen Teich oder Balkon zu richten.

Bei meinem Lesetempo sind die jeweiligen Geschichten in zehn bis zwanzig Minuten zu lesen, also perfekt für ein Sonnenbad oder für die Zeit zwischen zwei Runden im Meer.
Also ab in den Strandkorb oder aufs Strandtuch, Buch zur Hand und achtet darauf, wer euch den Rücken eincremt. 😏

5 von 5 Tatorten

Freitag, 26. Mai 2023

#AutoralsDetektiv: Christoph Grimm


Hallo zusammen.
Zur Veröffentlichung meiner ersten Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" habe ich mir in Zusammenarbeit mit Christoph Grimm und dem Burgenwelt-Verlag eine Sonderausgabe von #AutoralsLeser ausgedacht. Sieben Tage lang, stellen sich sechs Autor:innen und die Verlegerin den drei Fragen zu #AutoralsDetektiv. Jeden Tag gibt es einen Beitrag mit einem Autor der Anthologie.

Weiter geht's mit: Christoph Grimm

Welche Sherlock Holmes Geschichte von Arthur Conan Doyle hat dich in die Welt des Detektivs geführt und was hat dir an ihr gefallen?
Meine Eltern hatten einen Sammelband der vier Romane, daher begann ich geradezu klassisch mit "Eine Studie in Scharlachrot" im Alter von 12 Jahren. Vermutlich laufe ich in Gefahr, mit faulen Tomaten beworfen zu werden, aber der lange, gähnend langweilig geschriebene zweite Teil macht den Holmes-Erstling in meinen Augen zu einem eher unterdurchschnittlichen Roman. Mich faszinierte jedoch die Charakterisierung von Sherlock Holmes: Dieser kühle, rationale Denker, dem selbst winzigste Kleinigkeiten auffallen, aber einen allgemeinen Fakt wie, dass sich die Erde um die Sonne bewegt, als unnützes Wissen empfindet. Gerade die Außenbetrachtung von Dr. Watson, sein Verhältnis zu Holmes und die herrliche Dialogführung zwischen den beiden machen die Geschichten so spannend und unterhaltsam.     
 
Sherlock Holmes hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen in den Pastiches durchgemacht. Welchen Holmes magst du am liebsten?
Ich bevorzuge den klassischen Holmes. Damit meine ich nicht nur das gerne zitierte 1895, sondern vor allem die Charakterisierung von Holmes. Meine liebsten Pastiches und Adaptionen sind daher jene, die sich eng an Doyle orientieren: Die Romane von Nicholas Meyer und Anthony Horowitz, die werkgetreue Serie mit Jeremy Brett und die gelungene Übertragung in die Gegenwart mit Benedict Cumberbatch. Ich möchte jedoch nicht verschweigen, dass "Mord an der Themse" (mit Christopher Plummer) und "Young Sherlock Holmes - Das Geheimnis des verborgenen Tempels" zwei Filme sind, die ich sicher nicht zum letzten Mal gesehen habe.  
 
Hand aufs Herz: Was zeichnet deine Holmes Geschichte in der Anthologie aus?
Natürlich habe ich mir einen besonders knifflige Situation überlegt, um die lebende Deduktionsmaschine ein wenig zu fordern. (Vermutlich lief Holmes' Dachkammer trotzdem nur auf Halblast). Doch gerade da jede Konstruktion, die das Krimi-Genre erlaubt, bereits an den Meisterdetektiv herangetragen wurde, wollte ich einen Fall, der Holmes Verständnis von Gerechtigkeit und seinen moralischen Kompass offenbart. 


Alle anderen Autoren und Autorinnen haben ebenfalls die Antworten zu Sherlock Holmes beantwortet. Auch diese werde ich nach und nach hier vorstellen. Seid gespannt.

Donnerstag, 25. Mai 2023

#AutoralsDetektiv: Tanja Brink



Hallo zusammen.
Zur Veröffentlichung meiner ersten Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" habe ich mir in Zusammenarbeit mit Christoph Grimm und dem Burgenwelt-Verlag eine Sonderausgabe von #AutoralsLeser ausgedacht. Sieben Tage lang, stellen sich sechs Autor:innen und die Verlegerin den drei Fragen zu #AutoralsDetektiv. Jeden Tag gibt es einen Beitrag mit einem Autor der Anthologie.

Weiter geht's mit: Tanja Brink

Welche Sherlock Holmes Geschichte von Arthur Conan Doyle hat dich in die Welt des Detektivs geführt und was hat dir an ihr gefallen?
An mein erstes Zusammentreffen mit Sherlock Holmes kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich vermute, es war eine der vielen Verfilmungen von „Der Hund von Baskerville“ und ein Fernsehabend, bei dem mein Vater die Macht über die Fernbedienung hatte. Enger wurde die Verbindung zu Sherlock Holmes mit dem Einzug bei meinem Freund. Hier füllt das Werk Doyles Buch- und DVD-Regal. Meine Liebe zu London und ein Besuch im Sherlock Holmes Museum machten mich dann endgültig zum Fan.
Was ich an Holmes mag? Dass es ihm gelingt, mich zu verblüffen. Seine Schlussfolgerungen lassen mich stauen. Da ist wie ein Magier. Auf der anderen Seite zeigen seine Erläuterungen, dass man oft nur ein Auge für die kleinen Dinge haben muss, um etwas zu verstehen. Eine Erkenntnis, die auch im normalen Leben oft weiterhilft.

Sherlock Holmes hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen in den Pastiches durchgemacht. Welchen Holmes magst du am liebsten?
Das ist schwierig. Vielleicht ist es das, was ich an Holmes mag. Er wurde von so vielen Schauspielern dargestellt, und alle zeigten ihn auf ihre spezielle Art und sind damit für sich glaubwürdig. Ein Basil Rathbone ist für mich so gut wie ein Benedict Cumberbatch. Vielleicht mag ich das an Holmes am liebsten. Er schlüpft nicht nur in seinen Geschichten in Kostüme. Er ist so wandelbar, dass
er in jede Zeit passt. Doyle ist mit der Figur des Sherlock Holmes etwas Besonderes gelungen. Er schuf eine Faszination, die Generationen überdauert. Auch heute wird oft noch gefragt, ob es Sherlock Holmes wirklich gab. Was für ein Kompliment für einen Autor.

Hand aufs Herz: Was zeichnet deine Holmes Geschichte in der Anthologie aus?
Wie bereits gesagt, viele Menschen fragen sich, ob es sich bei Sherlock Holmes um eine reale Person handelt. Wer das Museum in der Baker Street in London besucht, kann sich gut vorstellen, dass Holmes dort so manchen Abend mit Watson vor dem Kamin verbrachte.
Ich schreibe gerne Geschichten, bei denen der Leser nicht genau weiß, ob sie sich nicht vielleicht genau so zugetragen haben. Bei meiner Holmes Geschichte war mir das ganz besonders wichtig.
So war mein erster Schritt, zu schauen, welches tatsächliche Ereignis vielleicht Holmes Interesse geweckt hätte. Nachdem dies gefunden war, entstand in meinem Kopf ein Plot, der historisch und örtlich an die echten Londoner Gegebenheiten angepasst wurde. Ich mag die Vorstellung, dass jemand in Covent Garden in einem Café sitzt, meine Geschichte liest und sich beim Blick aus dem Fenster fragt, ob der Hauseingang gegenüber vielleicht der ist, in dem  … Oh, jetzt hätte ich fast etwas verraten. ;-)


Morgen stellt ein weiterer Autor seine Antworten zu Sherlock Holmes vor.

Mittwoch, 24. Mai 2023

#AutoralsDetektiv: Wolfgang Kemmer


Hallo zusammen.
Zur Veröffentlichung meiner ersten Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" habe ich mir in Zusammenarbeit mit Christoph Grimm und dem Burgenwelt-Verlag eine Sonderausgabe von #AutoralsLeser ausgedacht. Sieben Tage lang, stellen sich sechs Autor:innen und die Verlegerin den drei Fragen zu #AutoralsDetektiv. Jeden Tag gibt es einen Beitrag mit einem Autor der Anthologie.

Weiter geht's mit: Wolfgang Kemmer

Welche Sherlock Holmes Geschichte von Arthur Conan Doyle hat dich in die Welt des Detektivs geführt und was hat dir an ihr gefallen?
Wann meine erste Begegnung mit Holmes stattgefunden hat, weiß ich nicht mehr genau, aber es war auf jeden Fall in einem Buch aus der Schulbücherei, keiner der Romane, sondern ein Sammelband. Ich war elf oder zwölf und fand die Geschichten ziemlich unheimlich. Das war damals für mich wohl auch der größte Reiz. Welches nun wirklich die allererste Geschichte war, die ich gelesen habe, kann ich nicht beschwören, aber ich glaube, es war „Das gefleckte Band“ oder „Die fünf Orangenkerne“. Von den Romanen habe ich jedenfalls „Das Tal der Furcht“ zuerst gelesen.

Sherlock Holmes hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen in den Pastiches durchgemacht. Welchen Holmes magst du am liebsten?
Ich habe, ehrlich gesagt, so gut wie keine Pastiches gelesen. Wenn der Name Sherlock Holmes fällt, habe ich automatisch immer Basil Rathbone aus den Verfilmungen vor Augen. Warum kann ich nicht genau sagen. Vermutlich, weil ich ihn als ersten in dieser Rolle gesehen habe und er sie für meinen Geschmack auch überzeugend ausfüllt.

Hand aufs Herz: Was zeichnet deine Holmes Geschichte in der Anthologie aus?
Meine Geschichte ist, wie alle meine Geschichten, sorgfältig recherchiert, passt sich gut in den Kanon ein, und ich denke, es ist mir ganz gut gelungen, sie mit der Geschichte einer spannenden historischen Figur zu verknüpfen.


Morgen stellt eine weitere Autorin ihre Antworten zu Sherlock Holmes vor.

Dienstag, 23. Mai 2023

#AutoralsDetektiv: Christian Endres



Hallo zusammen.
Zur Veröffentlichung meiner ersten Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" habe ich mir in Zusammenarbeit mit Christoph Grimm und dem Burgenwelt-Verlag eine Sonderausgabe von #AutoralsLeser ausgedacht. Sieben Tage lang, stellen sich sechs Autor:innen und die Verlegerin den drei Fragen zu #AutoralsDetektiv. Jeden Tag gibt es einen Beitrag mit einem Autor der Anthologie.

Weiter geht's mit: Christian Endres

Welche Sherlock Holmes Geschichte von Arthur Conan Doyle hat dich in die Welt des Detektivs geführt und was hat dir an ihr gefallen?
Ich habe den Original-Kanon beim ersten Mal tatsächlich chronologisch gelesen, also mit „Eine Studie in Scharlachrot“ angefangen. Mich hat früh die Stimmung im viktorianischen London begeistert, genauso wie die Chemie zwischen Holmes und Watson in 221B.

Sherlock Holmes hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen in den Pastiches durchgemacht. Welchen Holmes magst du am liebsten?
Puristisch den von Sir Arthur Conan Doyle, schätze ich – aber ich finde es auch toll, wie viele Varianten es gibt, von meiner eigenen Interpretation bis hin zu den neuzeitlichen Inkarnationen in Film und Fernsehen. Generell mag ich es, wenn’s ein bisschen meta wird.

Hand aufs Herz: Was zeichnet deine Holmes Geschichte in der Anthologie aus?
Ich denke, ich habe ein gutes Händchen für die Beziehung von Holmes und Watson, Sarkasmus inklusive. Zudem wollte ich in einer klassischen Holmes-Story mit Themen wie Feminismus und Liebe arbeiten, und mit … nun, mehr zu sagen wäre jetzt ein Hinweis zu viel, Watson.


Morgen stellt ein weiterer Autor seine Antworten zu Sherlock Holmes vor.

Montag, 22. Mai 2023

#AutoralsDetektiv: Monika Grasl


Hallo zusammen.
Zur Veröffentlichung meiner ersten Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" habe ich mir in Zusammenarbeit mit Christoph Grimm und dem Burgenwelt-Verlag eine Sonderausgabe von #AutoralsLeser ausgedacht. Sieben Tage lang, stellen sich sechs Autor:innen und die Verlegerin den drei Fragen zu #AutoralsDetektiv. Jeden Tag gibt es einen Beitrag mit einem Autor der Anthologie.

Weiter geht's mit: Monika Grasl

Welche Sherlock Holmes Geschichte von Arthur Conan Doyle hat dich in die Welt des Detektivs geführt und was hat dir an ihr gefallen?
Die erste Geschichte, die ich von ihm gelesen habe, war "Der Hund von Baskerville". Mir hat dabei insbesondere die Gegend rund um Dartmoor gefallen und Doyles grandiose Beschreibungen dazu. Insbesondere kam mir Holmes in dieser Geschichte besonders menschlich vor. In den anderen Büchern neigte er für mich häufig dazu distanziert zu erscheinen.
 
Sherlock Holmes hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen in den Pastiches durchgemacht. Welchen Holmes magst du am liebsten?
Hmm, so über die Jahre betrachtet, und ich habe einige Holmes-Verfilmungen gesehen, muss ich sagen das mir am meisten jene mit Robert Downey Jr. mit am besten gefallen haben. In diesen wirkt er herrlich skurril und doch darauf fokussiert dem Zuschauer auch die Möglichkeit zu geben aktiv mitzuraten, welche Motive hinter den Beweggründen stecken.

Hand aufs Herz: Was zeichnet deine Holmes Geschichte in der Anthologie aus?
Mir war wichtig mal ein Bild von Holmes zu zeichnen, bei dem er umgänglicher gegenüber Lestrade ist. Ich hatte oft das Gefühl, dass der Inspektor als eine Randfigur erscheint, auf die Holmes zeitweilig herab blickt. Eben diesen Umstand wollte ich mit meiner Geschichte ein wenig abändern. Wobei Holmes mitunter immer noch mit seinem Wissen auftrumpfen kann.


Morgen stellt ein weiterer Autor seine Antworten zu Sherlock Holmes vor.

Sonntag, 21. Mai 2023

#AutoralsDetektiv: Christoph Heiden


Hallo zusammen.
Zur Veröffentlichung meiner ersten Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" habe ich mir in Zusammenarbeit mit Christoph Grimm und dem Burgenwelt-Verlag eine Sonderausgabe von #AutoralsLeser ausgedacht. Sieben Tage lang, stellen sich sechs Autor:innen und die Verlegerin den drei Fragen zu #AutoralsDetektiv. Jeden Tag gibt es einen Beitrag mit einem Autor der Anthologie.

Den Anfang macht: Christoph Heiden

Welche Sherlock Holmes Geschichte hat dich in die Welt des Detektivs geführt und was hat dir an ihr gefallen?
Mein erster Kontakt mit Sherlock Holmes war eine Hörspielbearbeitung des Romans „Das Zeichen der Vier.“ Ich hörte sie im Grundschulalter zum Einschlafen. Selbstverständlich habe ich weder alle  Dialoge noch die Bezüge zur britischen Kolonialgeschichte verstanden. Für ein Sherlock Holmes  Abenteuer fährt die Geschichte allerdings viele Ortswechsel, ein enormes Erzähltempo und eine ganze Schar sonderbarer Typen auf. Zum Beispiel Thaddeus Sholto. Oder der Mann mit dem Holzbein und Tonga. Ich, im Bett liegend und der Schallplatte lauschend, empfand manche Stelle als echten Horror, vor allem die Szene, in der Mr. Sholto die letzten Worte seines Vaters wiedergibt: „Das Gesicht, da am Fenster! Die bärtige Fratze!“ Zeilen, die tief in meinem Gedächtnis eingebrannt sind.

Sherlock Holmes hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen in den Pastiches durchgemacht. Welchen Holmes magst du am liebsten?
Welche Version von Holmes ich mag, hängt meist von seinem Verhalten zu Dr. Watson ab. Ich favorisiere einen Meisterdetektiv, in dessen Überheblichkeit immer wieder die Zuneigung zu seinem Freund aufblitzt. Besonders berühren mich die warmen, beschwingten Momente in ihrer Beziehung. Wenn beide, also Holmes als auch Watson, ein Faible für Ironie haben, bin ich schon glücklich.

Hand aufs Herz: Was zeichnet deine Holmes Geschichte in der Anthologie aus?
„Die besorgte Lady“ zeichnet sich vor allem durch ihr skurriles Personal und die schmissigen Dialoge aus. Dass die Geschichte sich in den Kanon integriert und gleichzeitig (halber Spoiler) eine Art Fortsetzung zu einer Originalstory ist, gibt ihr einen zusätzlichen Reiz. Ein wenig Meta-Ebene gibt’s auch  😊 .


Morgen stellt eine weitere Autorin ihre Antworten zu Sherlock Holmes vor.

Samstag, 20. Mai 2023

#AutoralsDetektiv: Jana Hoffhenke


Hallo zusammen.
Zur Veröffentlichung meiner ersten Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" habe ich mir in Zusammenarbeit mit Christoph Grimm und dem Burgenwelt-Verlag eine Sonderausgabe von #AutoralsLeser ausgedacht. Sieben Tage lang, stellen sich sechs Autor:innen und die Verlegerin den drei Fragen zu #AutoralsDetektiv. 

Den Anfang macht: Verlegerin Jana Hoffhenke

Welche Sherlock Holmes Geschichte von Arthur Conan Doyle hat dich in die Welt des Detektivs geführt und was hat dir an ihr gefallen?
Meinen ersten Kontakt mit Sherlock Holmes hatte ich tatsächlich auf dem Fernsehbildschirm. Ich war noch sehr jung, vielleicht 7 oder 8 Jahre, und am späten Abend lief „Der Hund von Baskerville“, dieser alte Schinken von 1939 mit Basil Rathbone und Nigel Bruce. 
Irgendwie habe ich es geschafft, mir das anschauen zu dürfen und ich fand die Geschichte unfassbar spannend, vor allem aber echt gruselig. Die Atmosphäre mit den eindrucksvollen schwarzweiß-Bildern, der Nebel, dieser riesige Hund und diese heulenden Geräusche, das blieb mir lange sehr lebendig im Gedächtnis ... Wie clever die Geschichte und die Charaktere sind, hab ich dann erst später erfasst, aber seitdem bin ich sozusagen infiziert. Noch heute ist „Der Hund von Baskerville“ meine Lieblingsgeschichte, den Original-Roman habe ich von allen Werken Conan Doyles am häufigsten gelesen, diesen alten Film-Schinken liebe ich noch immer abgöttisch. Bis heute zieht es mich sowohl beim Lesen als auch filmisch und akustisch immer wieder regelmäßig nach Dartmoor.
Die Veröffentlichung einer Sammlung so wunderbarer Pastiches im Burgenwelt Verlag war für mich als Holmes-Fan von Kindheit an das Tüpfelchen auf dem „i“. Ich bin wirklich stolz auf das Buch und sehr dankbar, dass Sarah Lutter und Christoph Grimm als Verleger-Team hier so wunderbare Arbeit geleistet und mich von dem Projekt überzeugt haben.

Sherlock Holmes hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen in den Pastiches durchgemacht. Welchen Holmes magst du am liebsten?​
Das mag etwas schlicht klingen, aber ich mag den Holmes, der dem Original am ähnlichsten ist. Da kann ich bei der Vielzahl an Büchern, die ich gelesen habe, ehrlich gesagt keines wirklich herausstellen. Was mir gar nicht liegt, sind Pastiches, die sich bewusst sehr deutlich vom Ursprungswerk entfernen, etwa wenn fantastische Elemente eingebunden oder wenn Hauptcharaktere extrem verfremdet werden o.ä. 
Die beste schauspielerische Verkörperung des Holmes hat in meinen Augen bis heute übrigens Peter Cushing auf den Bildschirm gebracht, und das mit deutlichem Abstand vor allen anderen.

Was zeichnet für dich eine gute Holmes-Pastiche aus?
Wenn ich beim Lesen nicht ein einziges Mal darüber nachdenke, dass dies keine von Doyles Geschichten ist, dann ist die Pastiche auch wirklich gut. Das ist bei mir schon deshalb nicht einfach zu erreichen, weil ich die Original-Werke ganz gut kenne, sie auch immer mal wieder zur Hand nehme und daher stets im Kopf mit mir herumtrage. Am Ende jeder Pastiche stelle ich mir jedes Mal aufs Neue automatisch die Frage: Könnte dies als Original durchgehen? 
Könnte dies eine verschollene Geschichte sein? Aber auch wenn meine Antwort sehr häufig „Nein“ lautet, kann ich trotzdem viele dieser Stories genießen. Am Ende eint ja schließlich alle (Konsumenten wie Produzenten von Sherlock-Abenteuern) die Begeisterung für den einzigartigen Charakter, der da vor so langer Zeit geschaffen wurde.


Morgen stellt der erste Autor seine Antworten zu Sherlock Holmes vor.​

Donnerstag, 18. Mai 2023

Autoreninterview Gesine Berg

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Gesine hat gerade die erste Kurzgeschichte publiziert und erlebt mit den Mörderischen Schwestern, was eine Buchveröffentlichung für Überraschungen bereit hält. Aber jetzt lasse ich sie selbst zu Wort kommen:

Gesine Berg
Foto: Juliane Rudolph Fotografie Hamburg


Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Die Freude an Worten und dem Klang von Sprachen prägt mich seit meiner Kindheit. Mir spannende Geschichten auszudenken, ist seitdem Teil meines Lebens. Aufgewachsen bin ich in einem Elternhaus, in dem täglich gesungen, musiziert, gemalt und gelesen wurde. Daraus hat sich meine Liebe zur Kunst, zum Tanz und zu Büchern entwickelt.

Sowohl meine sprachliche als auch erziehungswissenschaftliche Ausbildung legten den Grundstein für eine permanente Auseinandersetzung mit Texten aller Art. Durch meine verschiedenen beruflichen Tätigkeiten waren das Lesen, Schreiben und Experimentieren mit Sprache schon immer wesentliche Bestandteile meines Alltags.

Letztlich verdanke ich es den Corona-Lockdowns und dadurch freigewordenen Kapazitäten, dass der drängende Wunsch, etwas „Größeres" zu schreiben, immer mehr Raum einnehmen konnte. Zudem ließ mich ein bestimmtes Thema nicht mehr los und damit stand recht schnell die Genre-Entscheidung fest. Zunächst wollte ich wissen, ob ich es überhaupt schaffen würde, meine Ideen und Gedanken zu verschriftlichen. Als sich Wort an Wort aneinanderreihten und die ersten Kapitel meines Kriminalromans entstanden, wurde mir klar, dass ich mich auf die spannende Reise ins Autorinnenleben begeben hatte.

Deine erste Kurzgeschichte wurde gerade in „Tatort Nord 2" veröffentlicht. Was ist es für ein Gefühl, den eigenen Text in einem Buch zu lesen?
„Bye-bye, Geronimo!“ habe ich im Sommer vergangenen Jahres (2022) geschrieben. Die Geschichte jetzt in gedruckter Form in einem Buch zu lesen, vermittelt mir ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Besonders wenn ich damit auf fragwürdige Geschehnisse aufmerksam machen kann. Mehr dazu unter Frage 3).

Deine Geschichte umreißt neben dem Kriminalfall auch kritisch gesell-schaftliche Aspekte. Sind dir solche Themen für deine Geschichten wichtig?
Unbedingt. Krimis sind ein tolles Genre, um sich mit Abgründen, Graubereichen und Grenzüberschreitungen auseinanderzusetzen. 

Als mich die Anfrage erreichte, hatte ich spontan eine andere Geschichte im Sinn, die zwar auch in Norddeutschland aber in meiner Heimatstadt Otterndorf in Niedersachsen angesiedelt ist. Nach ein paar Tagen erfuhr ich, dass es Schleswig-Holstein sein musste. Kannst du denn die Geschichte nicht einfach an die Ostsee verlegen? - Nein! Meine Geschichten sind eng mit den Orten, Menschen und Vorkommnissen verwoben, sie entstehen unmittelbar, ich assoziiere sie mit den jeweiligen Gegebenheiten, der Atmosphäre und einer spezifischen Thematik.

Etwa zur gleichen Zeit erfuhr ich durch eine Bürgerinitiative von einem Bauprojekt in der Nähe von Heidkate, meinem Schauplatz in „Bye-bye, Geronimo!“. Eine Projektentwicklungsfirma plant den Bau eines überdimensionierten Hotelkomplexes mit „hochrentablen Ergebnissen“ in einer Gegend, die bisher vom Massentourismus verschont geblieben ist. - In „meinem Fall“ wird zumindest das Bauprojekt eingestellt. In der Realität stehen die Chancen auf einen ähnlichen Ausgang nicht so gut.

Wieviel steckt von dir in deiner "Ermittlerin" Kerstin?
Sicherlich spiegeln sich Anteile meiner Eigenschaften oder Wahrnehmungen auch in meinen Charakteren wider. Das mag im Fall von „Bye-bye, Geronimo!“ am ehesten auf Kerstin zutreffen. Beispielsweise entstanden einige Abschnitte der Handlung bei einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Wasserkante wie Kerstin ihn unternimmt und schildern meine Eindrücke der Szenerie. Den Hühnergott habe ich tatsächlich bei dieser Wanderung entdeckt und mir gefiel die Idee, auch Kerstin einen finden zu lassen. 
Ich koche und dabei improvisiere ich auch sehr gerne. Zum Glück war ich aber noch nicht einer ähnlichen Situation wie Kerstin, da würde ich wohl eher nicht den Kochlöffel schwingen.
Als Kind habe ich gerne Sherlock Holmes gespielt und würde auch heute den Impuls verspüren, etwas auf eigene Faust zu unternehmen.
Ich kenne zudem das Gefühl, eine Chance aus lauter Vorsicht nicht ergriffen zu haben und mich hinterher über meine Zögerlichkeit zu ärgern.

Welche neuen Geschichten hast du in Planung?
Ich habe die Arbeit an dem Kriminalroman wieder intensiv aufgenommen, mit dem ich vor „Bye-bye, Geronimo!“ gestartet bin. Mein Plan ist, das Manuskript in diesem Jahr fertigzustellen, um dann auf Agentur- bzw. Verlagssuche zu gehen. Darüber hinaus möchte ich den ursprünglich für Tatort Nord 2 geschriebenen sowie einen weiteren Kurzkrimi, der mir persönlich thematisch sehr am Herzen liegt, überarbeiten und dafür Möglichkeiten zur Veröffentlichung suchen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit den Mörderischen Schwestern?
Während der Arbeit an meinem Kriminalroman wuchsen mit jeder Seite auch meine kriminalistischen Fragen. Da ich kaum polizeiliche oder forensische Detailkenntnisse besaß, habe ich viel im Netz recherchiert. Dabei bin ich auf die Mörderischen Schwestern gestoßen. Ein Netzwerk von Frauen, deren gemeinsames Ziel die Förderung der von Frauen geschriebenen, deutschsprachigen Kriminalliteratur ist.

Informationsaustausch, Expertinnenwissen, gegenseitige Unterstützung und Förderung waren die überzeugenden Schlagworte und ich trat dem Verein im Oktober 2021 bei. Kurz darauf erfuhr ich vom Mentoring Programm und bewarb mich mit den ersten Seiten meines Manuskripts und einem Exposé. Noch nie zuvor hatte ich so etwas überhaupt verfasst. Umso glücklicher war ich über die Zusage einer von mir sehr geschätzten Autorin, mich ein Jahr lang als Mentorin zu begleiten. In dieser Zeit ist nicht nur mein Manuskript gewachsen, sondern auch mein Autorinnenwissen, das Vertrauen in meine Ideen und das Wissen über kriminalistische Fakten.

Am meisten freue ich mich als Einzelkind aber über die zahlreichen neuen Schwestern, die ich gewonnen habe. Eine von ihnen ist immer zur Stelle, wenn ich eine Frage habe, hält meine Hand, wenn ich vor einer Lesung aufgeregt bin, hilft mir Handlungsknoten zu entwirren oder schreibt mir aufbauende Nachrichten. Ein großes Geschenk!

Um im Gegenzug auch den Mörderischen Schwestern etwas zurückzugeben, unterstütze ich die Regionalgruppe Hamburg/Schleswig-Holstein ehrenamtlich bei der Vorbereitung und Umsetzung von Fortbildungen und bin Teil des Instagram-Redaktionsteams. 

Was liest du als Krimiautorin privat?
Ich lese gerne Krimis, besonders aus dem Bereich Nordic Noir. Kürzlich habe ich die fünfteilige Kopenhagen-Reihe von Katrine Engberg quasi inhaliert. Zudem mag ich als Frankreichfan auch Kriminalromane, die dort spielen; sehr gerne zum Beispiel die Provence-Reihe von Sandra Åslund um die deutsche Ermittlerin Hannah Richter oder ihre unter dem Pseudonym Sandrine Albert veröffentlichte Bordeaux-Reihe. Mir gefällt, dass beide Schriftstellerinnen aktuelle politische, umweltrelevante und gesellschaftskritische Themen in ihre Geschichten einbinden, gleichzeitig bekommen die Hauptcharaktere viel Raum für ihre persönliche Entwicklung. Darüber hinaus lese ich gerne die Krimis meiner "mörderischen" Regio-Schwestern wie zum Beispiel Sabine Weiß, Anke Küpper, Kathrin Hanke oder Eva Jensen. Bücher von Menschen zu lesen, denen ich persönlich begegnet bin, empfinde ich als etwas Besonderes. Ich nehme sie dann mit anderen Augen wahr.

Nicht zuletzt finden sich auch aus dem nicht-kriminellen Bereich viele geliebte Exemplare in meinem Bücherregal, u.a. von Zsuzsa Bank, Hanns-Josef Ortheil oder Bücher wie "Kant und das kleine rote Kleid" von Lamia Berrada-Berca. Aktuell lese ich den poetischen Roman "Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes" von Magdalena Saiger. Ich habe sie auf der Buchmesse in Leipzig daraus lesen hören und die feinsinnigen Beschreibungen haben mich spontan in den Bann gezogen. 


Nachdem ihr wisst, was Gesine schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
https://www.gesineberg.de

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es ab Samstag eine Woche lang ein tägliches Interview im Spezialformat gibt.

Sonntag, 14. Mai 2023

Simon R. Green "Die dunkle Seite der Straße"

Ein Anwesen, in England, im tiefsten Winter, mit Unmengen von Schnee. Wer denkt da nicht an einen klassischen, englischen Kriminalfall?
Doch der Schein trügt. Schnell wird klar, dass es auf dem Anwesen nicht mit rechten Dingen zugeht und mindestens eine geheime Organisation mit ihren langen Fingern nach dem Anwesen greift. Doch bleibt dies nicht das einzig Mysteriöse. 
Spätestens nach dem ersten Mord stellen sich die Nackenhaare auf, denn nicht nur der Mordende treibt sein Unwesen. Wie in locked-room mysteries üblich, ergeben sich nach und nach Streitereien und Ängste dominieren schnell das literarische Geschehen, denn wer ist wer und vielmehr wer ist was?
Wer einen klassischen Weihnachtskrimi erwartet, sollte hier auf der Hut sein. Der Lindwurm-Verlag legt mit "Die dunkle Seite der Straße" den ersten Teil um Ismael Jones vor. Einen eher ungewöhnlichen Ermittler, auch wenn man dies oft als Phrase abtut, der inmitten einer Familien-Weihnachtsfeier auf Hochtouren zu ermitteln beginnt. Dabei wird in Rückblenden von seinem früheren Leben und den bis heute spürbaren Auswirkungen berichtet.
Manchmal etwas blutrünstig, manchmal lustig, mit einer großen Prise englischen Humor (denn aus England kommt das Buch - trotz allem), ist das Buch eine Unterhaltung der etwas anderen Art. 
Wahrlich muss man sich auf den Text und seine Geschichte einlassen und doch lohnt sich der Blick über den berühmten Tellerrand. Sicherlich ist es in einigen Kapiteln zuviel von allem und doch ist es ein Buch, dass man zu Ende lesen muss, weil man wissen will, was sich der Autor noch alles einfallen lässt, um den Leser zu überraschen und aus der Komfortzone herauszuholen.

4 von 5 verschneiten Manors

Donnerstag, 11. Mai 2023

Autoreninterview spezial "Art Skript Phantastik Verlag"

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Doch dabei dreht es sich nicht um eine Autorin, sondern um die Verlegerin Grit Richter. Mit ihrem Verlag Art Skript Phantastik bereichert sie seit über zehn Jahren die Buchwelt. Aber genug der einleitenden Worte, hören wir einmal, was sie zu erzählen hat:

Grit Richter (Foto von privat)


Wie bist du dazu gekommen, deinen eigenen Verlag zu gründen?

Der Vater meines besten Freundes hatte ein Skript an einen Verlag gebracht und fragte mich, ob ich die Illustrationen dazu anfertigen wolle (damals konnte ich noch besser zeichnen). Ich sagte zu und am Ende hab ich das komplette Buch gemacht, mit Cover und Buchsatz und allem drum und dran. Ich habe das Skript auch gelesen und fand es super spannend. Da kam dann die Idee, dass ich selbst einen Verlag gründen könnte. Also hab ich mich beraten lassen, ein Buch über Verlagsgründung gelesen, einen Existenzgründungskurs bei der IHK gemacht, einen 2-Jahres-Plan erstellt, Gründungszuschuss beantragt und innerhalb von einem halben Jahr stand der Verlag.

Gibt es eine Tätigkeit, die du am liebsten wegdelegieren würdest, aber es nicht kannst?
Hmm, spontan fällt mir da keine ein. Die Sachen, die ich wirklich nicht gerne mache (Lektorat, Steuerzeug) ist schon ausgelagert. Und den Rest mache ich ganz gerne.

Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen?
Ich versuche jeden Morgen ca. 2-3 Stunden nur für den Verlag zu arbeiten (danach beginnt meine reguläre Arbeit, in dem Job mit dem ich meine Rechnungen zahle!). Diese Morgenstunden können aber mit komplett verschiedenen Themen gefüllt sein. Manche lese ich Manuskripte, manchmal mache ich Social Media Planung, manchmal gestalte ich Cover. Je nach dem, was gerade ansteht. Heute zum Beispiel mache ich dieses Interview.

Auf welchen Messen kann man dich dieses Jahr noch besuchen?
Geplant sind in jedem Fall die Buch Berlin, der BuCon in Dreieich und die ComicCon in Stuttgart. Und ich arbeite darauf hin, dass ich 2024 auch auf der Leipziger Buchmesse sein kann.

Was muss ein Manuskript haben, damit es dich in den Bann zieht?
Eine originelle Geschichte oder einen besonderen Schreibstil, im Idealfall beides zusammen. Ich möchte lesen, dass Autor*innen sich Gedanken über ihre Geschichte gemacht haben. Ich weiß, das klingt ziemlich basic, aber ich bin leicht zufriedenzustellen und schnell begeisterbar.

Kannst du jedes Buch, was dir persönlich gefällt, auch veröffentlichen?
Nein, dazu fehlt das Geld! Ich kann im Jahr nur 4-6 Bücher veröffentlichen und die Finanzen spielen dabei eine große Rolle. Lektorat, Korrektorat, Sensitivity Reading und Druckerei möchten alle bezahlt werden. Cover und Buchsatz mache ich als Grafik-Designerin selbst, aber theoretisch fließt auch das in die Gesamtkalkulation mit ein. 2022 hab ich einige dicke Bücher veröffentlicht, das hat sehr in die Finanzen reingehauen. Dafür gibt es dieses Jahr ein paar dünnere Bücher, in der Hoffnung, dass das einen Ausgleich schafft. Ich muss oft lange planen und manche Autor*innen möchten nicht so lange auf ihre Veröffentlichung warten. Die letzten Jahre haben da nicht wirklich geholfen. 2019 gab es Probleme bei den Buchgroßhändlern, dann kam Corona (was auf der einen Seite gut für meinen OnlineShop war, aber auf der anderen Seite schlecht für den Verkauf über Buchhandlungen), mittlerweile sind wir mitten in der Papierkrise und Bücher herstellen ist eine sehr teure Angelegenheit geworden. Kurz gesagt: Ich würde gerne sehr viel mehr Bücher herausbringen, aber finanziell ist das nicht möglich.

Gibt es eine Neuerscheinung in deinem Verlag, auf die du dich dieses Jahr besonders freust?
Hmm, schwierige Frage. Ich glaube, ich freue mich auf alle gleichermaßen stark. Wie soll ich mich auch entscheiden? Da ist ein Buch, das mich in kuschelige Watte eingepackt hat. Ein Buch, bei dem ich fingernägelknabbernd vor dem Rechner saß. Ein Buch, das ich gerettet habe. Ein Buch, das mir von einer bekannten Person vermittelt wurde. Sie alle haben ihre eigene Geschichte und ich freue mich darauf, sie in die Welt zu schicken.




Nachdem ihr wisst, was Grit verlegt, könnt ihr hier in ihrem Sortiment stöbern:
artskriptphantastik.de
instagram.com/asp_verlag

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.

Sonntag, 7. Mai 2023

Alex Johnson "Schreibwelten"

Wer als Lesender meint, Schreiben ist eine einsame Angelegenheit, mag grundsätzlich recht haben. Doch auch mit diesem Vorurteil räumt dieses wunderschöne Buch auf.
Die Bronte-Geschwister schrieben immer zusammen und lasen sich aus ihren neuesten Texte vor und andere Autoren suchen bewusst Cafés zum Schreiben auf, da die Atmosphäre ihre Synapsen auf Betriebstemperatur bringen.
Ein weiteres Vorurteil, dass ein Autor einen Schreibtisch oder ein Arbeitszimmer braucht, wird genauso revidiert. Es genügen ein Schuppen, eine Hütte, ein Billardzimmer, ein Auto oder gar ein Turmzimmer. Man merkt bei diesem knapp zweihundert Seiten starken Buch schnell, alle sind Autoren und Autorinnen, aber damit hören die Gemeinsamkeiten oftmals schon auf.
Während die einen früh morgens schreiben, schreiben die anderen abends.
Andere müssen vorher lesen, bevor sie selbst zur Feder greifen können, andere müssen erst ihre nüchterne Korrespondenz erledigen, bevor sie sich der Fiktion bedienen können.
Fünfzig Autoren und Autorinnen werden auf jeweils mindestens zwei Seiten in Buch vorgestellt. Neben dem Text findet sich eine Illustration der hauptsächlichen Schreibstätte. Mal ordentlich, mal produktiv zerwühlt, gewähren gerade die Malereien einen ungewöhnlichen Blicke in die kreativen Geiste. 
Abgeschlossen wird das Buch durch einen Anhang, in dem alle Orte aufgelistet werden, die man besuchen kann, um den großen Schriftstellern nah zu sein. Mal sind es die alten Wohnhäuser oder auch mal Bibliotheken, die sich der Schreibtisch und Pulte angenommen haben. 
Das Buch erweckt den Wunsch, mehr über das Leben der Autorinnen und Autoren zu erfahren und verlängert die Wunschliste zu kaufender Bücher ungemein.
Ein tolles Buch zum Schmökern und immer wieder Eintauchen.

5 von 5 Schreibtischen

Danke an wbg-wissenverbindet.de für das ausgefallene Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 4. Mai 2023

Autoreninterview Nicole Hobusch

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Kurzgeschichten sind eine Geschichte für sich, selten erfahren sie die Wertschätzung, die ihnen zusteht. Nicole ist eine Autorin, die in den Kurzgeschichten ein Zuhause gefunden hat und ein Händchen für gute Erzählungen hat. Aber jetzt lasse ich sie selbst zu Wort kommen:

Nicole Hobusch (Foto von privat)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich schreibe jedenfalls nicht, seit ich einen Stift halten kann. Ich war in der Schule unfassbar faul, Aufsätze waren eine Qual für mich. Während des Studiums habe ich angefangen, einige Ideen aufzuschreiben, habe aber nie irgendetwas beendet. Das hat sich dann erst 2016 geändert, als ich eine ziemlich schwierige Zeit hatte. Da war das Schreiben meine Therapie, meine Parallelwelt, in der ich alles so machen konnte, wie ich es wollte. Und seitdem habe ich nicht mehr aufgehört.

Wieviel deines Alltages steckt in deinen Geschichten?
Eher weniger. Ich schreibe viel Scifi und Fantasy, ich bin froh, dass mein Alltag anders aussieht als der meiner Charaktere. Ich muss nicht jeden Tag aktiv ums Überleben kämpfen. Und so kaputt wie die Welten in meinen Geschichten ist unsere zum Glück noch nicht. 

Kurzgeschichten und Anthologien findet man auf dem Buchmarkt leider längst nicht oft genug, warum hast du dir trotzdem diese Textlänge ausgesucht?
Das ist die Schuld einer Freundin. Sie hat mich irgendwann mal auf eine Ausschreibung aufmerksam gemacht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt die letzte Kurzgeschichte in der Schule geschrieben, saß an einem mittlerweile fünfbändigen Fantasy-Meisterwerk, mit dem ich sicherlich weltberühmt geworden wäre, und musste erstmal googeln. Die Geschichte hat es wirklich in die Anthologie geschafft. Dann habe ich gesehen, dass es zig Ausschreibungen gibt, und von da war ich infiziert. Kurzgeschichten machen Spaß, sie sind anspruchsvoll und gleichzeitig überschaubar.

Du lädst Autorenkolleg:innen zu einer Abendgesellschaft ein. Wer würde mit dir am Tisch sitzen?
Ja, da fallen mir einige ein. Neben mir sitzt bitte Terry Pratchett, auf der anderen Seite Justin Cronin. Dann fehlen noch Neil Gaiman, Tad Williams und John Ajvide Lindqvist. Eine männerdominierte Runde, merke ich grad. Wolfgang Hohlbein und Stephen King hätte ich auch gerne dabei, und jetzt fallen mir immer weitere Namen ein, aber es gibt ja nur fünf Plätze. Man kann nicht alles haben.

In der Weltenportal 5 wird es wieder eine Geschichte von dir zu lesen geben? Was war deine erste Reaktion auf die Zusage?
Das weiß ich noch ganz genau. Ich war gerade im Urlaub auf Langeoog, als die Mail von Chris kam. Der erste Satz lautete: „Hatte ich dir eigentlich schon geschrieben, dass ich deine Geschichte in WP 5 eingeplant habe?“ Nein, hatte er nicht… Ich habe mich wirklich sehr gefreut. Ich war echt nervös, weil ich die Zusage zur ersten Geschichte schon nach zwei Tagen hatte. Es ist ja kein Selbstläufer, dass eine weitere Geschichte dann auch genommen wird.

Wie lange braucht eine Geschichte, bis du sie jemand anderes zu lesen gibst?
In der Regel nicht lange. Ich muss die Rohfassung innerhalb von drei Tagen stehen haben, sonst wird das schwer. Meine Gedanken hüpfen dann schon zum übernächsten Thema. Nach der Rohfassung beginnt das Überarbeiten, das mag ich. Und dann kommen die Testleser. Ich würde sagen, wenn ich mir Zeit lasse, schicke ich meinem kleinen Lesezirkel nach einer Woche einen Text. Je wichtiger mir die Ausschreibung ist, desto mehr Leute bekommen ihn zu sehen. Das klingt jetzt, als wäre ich extrem fleißig und diszipliniert. Das ist nicht so, ich muss mich selbst austricksen. Ich arbeite anfallsartig, in der Zeit muss ich also viel schaffen.

An wie vielen Geschichten arbeitest du maximal gleichzeitig?
An definitiv zu vielen. Ich habe keine Ahnung, es ist ziemlich chaotisch. Ich fange viele Dinge an und bringe nicht alle zu Ende. Ich habe zum Beispiel auch vier lange, noch aktive Manuskripte. Sporadisch schreibe ich wie besessen daran weiter, dann kommt mir wieder meine Kurzgeschichten-Planung dazwischen. Das ist das Gute an Kurzgeschichten, da hat man viel Abwechslung. 

Nachdem ihr wisst, was Nicole schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.