Hallo zusammen.
Heute gibt es ein Fiktiv-Interview basierend auf den Charakteren aus Anja Bagus Roman "Hund & Katz".
Heute gibt es ein Fiktiv-Interview basierend auf den Charakteren aus Anja Bagus Roman "Hund & Katz".
Baden-Baden, 1915.
Vor ihrer Schicht haben sich die Kommissare Weiterstätter (Hundveränderter) und Tannengrün (Katzenveränderte) Zeit für ein kleines Interview genommen.
Ihr arbeitet im Amt für Aetherangelegenheiten. Was unterscheidet das Amt von einer "normalen" Polizeistation?
Tannengrün: Zunächst mal: Wir heißen zwar Kommissare, sind aber keine Polizisten. Das ist wichtig, da die echten Polizisten sonst sauer werden.
Unser Amt ist eine Behörde, die im gewissen Sinne einer Polizei sehr ähnlich ist, aber vor allem immer dann gerufen wird, wenn es um Fälle geht, die mit Æther zu tun haben. Das kann tatsächlich sein, dass echter Æther irgendwo austritt oder vorzufinden ist, oder eine der Auswirkungen der Substanz eine wichtige Rolle spielt. Hauptsächlich geht es dabei um die Veränderten, also Menschen, die sich durch den Einfluss von Æther im Aussehen und teilweise auch Verhalten verändert haben. Die meisten Menschen sind dabei eigentlich nicht gefährlich, manche aber schon. So eine Veränderung zu einem Mannwolf ist nicht einfach so wegzustecken.
Weiterstätter: Wir werden also meistens gerufen, um Probleme, die zwischen der veränderten und der normalen Bevölkerung entstanden sind, zu lösen.
Eine andere Sache sind die Erwachten. Das sind Wesenheiten, die durch den Æther entstanden sind, oder eben erwacht sind, weil es sie möglicherweise früher schon gegeben hat. Dazu zählen kleine und größere Gottheiten, Sagengestalten oder andere Entitäten. Es ist halt schon anstrengend mit der Wilden Jagd, und auch so Wesen wie der Teufel (laut Registratur gibt es schon 54 Unterarten dieser Gattung) sorgen für Probleme.
Dann ruft man uns.
Wie kommt ihr im Alltag mit eurem veränderten Wesen in der Bevölkerung klar? Und welche Auswirkungen haben die Veränderungen auf euch selbst?
Weiterstätter: Im Jahr 1915 waren ca. 20% der Weltbevölkerung in irgendeiner Art und Weise verändert. Wir sind also immer noch eine Minderheit und es wird vermutet, dass das auch so bleibt. Warum sich jemand verändert und wann es passiert, ist immer noch ziemlich unklar. Man spekuliert, dass jemand, der mit seinem Leben sehr unzufrieden ist, oder einem bestimmten Aspekt davon, eher verändert wird, als jemand anders, der mit sich und seinem Leben sehr zufrieden ist. Für die meisten von uns ist die Veränderung zwar erst mal beunruhigend und die Gesellschaft findet es ebenfalls nicht gut, aber nach einige Zeit merken wir Veränderte, dass wir uns wohler in unseren Körpern finden. Der berüchtigte Mannwolf mit Schaum vorm Maul ist eher die Ausnahme. Die schnellen radikalen Veränderungen der Anfangszeit um 1910 herum sind ja größtenteils vorbei, sodass auch die Gesellschaft langsam merkt, dass wir gar nicht so schlimm und in manchen Fällen sogar eine Bereicherung sind.
Wir selbst sind sehr zufrieden mit unseren Veränderungen. Ich möchte nicht mehr auf meine gute Nase verzichten.
Tannengrün: Und ich nicht auf mein Fell.
Weiterstätter: Das ist heute besonders seidig.
Tannengrün: Wir sind im Dienst!
Weiterstätter: Das wird man doch noch sagen dürfen!
Ich durfte die Niederschrift eurer Fälle von Anja Bagus lesen. Ihr werdet vornehmlich bei Fällen mit Veränderten hinzugezogen. Ist es so, dass ihr durch eure eigene Veränderung eine gewisse Ruhe in den Fällen ausstrahlt und somit Situationen besser einschätzen könnt?
Tannengrün: Meistens können wir nur deswegen ruhig bleiben, weil wir zwei Dinge ganz genau wissen: Erstens steht das Amt hinter uns und zweitens sind wir uneingeschränkt füreinander da.
Wir sind schon so etwas wie die Spezialisten für die besonderen Fälle, aber das macht uns nichts.
Weiterstätter: Und es ist schon was dran, dass in unseren Schichten immer wieder die seltsamsten Dinge passieren ... ob das jetzt an uns liegt oder Zufall ist ... Ich bin jedenfalls immer wieder froh, dass meine Kollegin genau das kann, was ich nicht kann und umgekehrt.
Welcher Fall hat euch am meisten beeindruckt?
Tannengrün: Ich war mit der Wilden Jagd etwas überfordert. Da ging es mal wieder um Leben und Tod für einen unschuldigen Menschen, nur weil die Erwachten sich nicht einig waren. Diese mächtigen Entitäten sind sich oft nicht bewusst, was sie anrichten können.
Weiterstätter: Ich fand verständlicherweise die Sache mit dem Hofhund besonders schlimm.
Tannengrün (ihren Kollegen kurz streichelnd): Ja, das hatte der Arme nicht verdient.
Weiterstätter: Aber es am Ende irgendwie gut geworden.
Tannengrün: Am schlimmsten trifft es immer die Kinder. Weißt du noch, das kleine Hasenmädchen am Weihnachtsabend?
Weiterstätter (knurrt): Ja, da war der Krampus gerade zur rechten Zeit da. Diese Feiglinge.
Tannengrün: Eigentlich ist es oft schlimm, wenn wir gerufen werden. Und Leid ist nicht zu messen. Darum ... ist es schwer, einen schlimmsten oder beeindruckendsten Fall zu finden. Aber das mit dem Ei ...
Weiterstätter: Wo du Mutter geworden bist?
Tannengrün: Sei still.
Weiterstätter (streichelt seine Kollegin, die ihre Ohren angelegt hat): Er wird sich sicher einmal melden.
Tannengrün: Ich bitte um die nächste Frage.
Habt ihr mit den Täter, wenn man sie überhaupt so nennen kann, auch schon einmal Mitleid und mildert das Strafmaß?
Weiterstätter: Tatsächlich sind wir oft für Strafen gar nicht zuständig. Wir übergeben sowas an die Polizei. Wir regeln aber vieles ohne die, wenn es nur um Beschwerden oder Probleme der Bürger mit den Veränderten gibt. Und ja, da war dieser Storchenmann, der einfach ein Baby behalten hat ... Das war schon ein schwieriger Fall. Wer hatte das Schuld und gab es überhaupt einen Fall? Oft geht es erst einmal darum, zu verstehen, warum jemand etwas macht und warum jemand anders damit ein Problem hat. Wir haben ja den Leitspruch: Audiatur et alterapars – Auch die anderen sollen gehört werden. Das bedeutet viel reden und viel Verständnis. Im besten Falle jedenfalls.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen Hund und Katz vorstellen?
Tannengrün: Meistens redet Weiterstätter erst mit den Leuten. Die denken dann, er wäre so ein scharfer Hund, dabei ist er der Nette von uns beiden.
Weiterstätter: Naja, ich bin halt so. Die meisten brauchen das ja, dass man ihnen zuhört. Wenn es brenzlig wird, dann kommt Tannengrün und fährt nicht nur sprichwörtlich ihre Krallen aus.
Tannengrün: Oft geht das halt hin und her. Kommt drauf an, wie sehr die Situationen eskalieren. Wir ergänzen uns dann da immer vortrefflich.
Wird es weitere Geschichten mit euch geben?
Tannengrün: Nunja, wir sind noch nicht am Ende unserer Laufbahn!
Weiterstätter: Ich hoffe es doch!
Nachdem ihr Tannengrün und Weiterstätter kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
anja-bagus.de/shop
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
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