Donnerstag, 2. September 2021

Literaturinterview Paracelsus Teil 1

Habt ihr euch schon einmal vorgestellt, wie es wäre, wenn ihr eine Romanfigur zu ihren Handlungsweisen befragen könntet? Wenn ihr sie fragen könntet, warum sie etwas in einer Geschichte tut und warum sie sich so verhält, wie sie es tut?
Übergange verschwinden, wenn es sich dann noch um eine historische Figur handelt, die wirklich gelebt hat.
Also, seid ihr bereit ein Interview zu lesen, was Realität, Historie und Fantasie vermischt? 
Es gibt sich die Ehre: Paracelsus.

Woher kam der Wunsch sich gegen bestehende Konventionen aufzulehnen und nach der Seele der Menschen zu suchen?
Die Ärzte bringen die Patienten direkt ins Grab! Die derzeit praktizierte Medizin ist einseitig und veraltet. Die Ärzte beschäftigen sich nicht genügend mit dem Patienten, auch suchen sie nicht nach der wahren Ursache von Erkrankungen. Weder findet man bei meinen Kollegen Mitgefühl für den Patienten, noch Berufsehre. Viele Behandlungen schaden dem Patienten mehr, als ihnen zu nützen. Daran musste ich etwas ändern! Solange wir nichts über das wissen, was uns Menschen wirklich ausmacht - unsere Seele nämlich -, wird alle Medizin im Dunkeln tappen. Solange sind wir Krankheit und Tod schutzlos ausgeliefert. Wie sollte ich einen Kranken richtig behandeln, wenn ich rein gar nichts über seinen eigentlichen Kern weiß? Das hat mir einfach keine Ruhe gelassen!

Welcher Begleiter ist dir lieber? Caspar oder Simon?
Caspar natürlich. Er ist mein bester und einziger Freund auf dieser Welt. Simon war nur zufällig da und ist mir einfach nachgelaufen. Caspar hat es mir nie geglaubt, aber ich wollte wirklich nie, dass Simon mir hilft. Eigentlich.

Welche Studienzeit hat dir besser gefallen? Basel oder Ferrara?
Ach, schwierige Frage. In Ferrara waren die Lehrmeinungen fortschrittlicher und die Professoren aufgeschlossener gegenüber neuen Behandlungsmöglichkeiten. Das Wetter war gut, der Wein war süß, und die Weiber ... Eigentlich war es für mich das Paradies. Aber ... Caspar und Margret waren nicht da. Basel war für mich immer mein Zuhause. Das kann man nicht ersetzen.

Trotz deiner großen Bestrebungen gehst du auch immer auf die Märkte und hilfst dem kleinen Volk. Würdest du dich als ein Menschenfreund bezeichnen?
Nun ja, im direkten Kontakt finde ich die Menschen oft schwierig (und sie mich wahrscheinlich auch). Ich tue mich schwer, auf mein Gegenüber einzugehen. Auch kann ich ganz schlecht andere Meinungen akzeptieren. Menschen treiben mich zur Weißglut mit ihrem Unsinn! Mit den Patienten ist es aber anders: Das ist eine andere Ebene, und es geht nur darum, dem anderen zu helfen. Das kann ich gut, und dann gibt s auch keinen Streit. Also, solange ich Arzt sein darf, bin ich wohl ein Menschenfreund. Ansonsten ...

Welcher deiner Widersacher ist in deinen eigenen Augen der größere Feind der Stadt Basel?
Basel selbst. Also, das Schlechte im Menschen. Was die Verzweiflung mit ihm macht. Es ist immer dasselbe: Leidet der Mensch Not, sucht er sich einen Sündenbock. Der Mensch ist sich selbst der größte Feind.

Nächste Woche geht es weiter mit dem Interview.
Wenn ihr aber schon jetzt weiterlesen folgt, nehmt doch gerne das Buch von Eva-Isabel Schmid zur Hand und erfahrt mehr über die Abenteuer von Paracelsus und seinem Freund Caspar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen