Donnerstag, 31. Juli 2025

Yvonne Tunnat, Chris Witt (Hrsg) "Ihr Körper, das Schiff"

Jede Anthologie ist eine Wundertüte, denn jede Kurzgeschichtensammlung wird durch ihre zahlreichen Wechsel getragen.
Bei 15 Geschichten, wie in dieser Zusammenstellung, müssen sich die Lesenden auf 15 Stile und 15 Themen einlassen.
15 Mal werden sie in eine Welt katapultiert, die unserer ähnlich, aber doch so ganz anders ist.
Man rauscht dabei nicht durch die Seiten, denn diese Geschichten berühren beim Lesen anders, als es reine Unterhaltungsliteratur tut. Die Texte rühren tiefer, denn auch die Themen regen mehr zum Nachdenken an. Oft wird die Science Fiction als das Genre, wenn man es so nennen will, verstanden, dass den Lesenden den Spiegel verhält. Wenn ihr jetzt nichts tut, passiert in zehn oder zwanzig Jahren diese oder jene Geschichte. 
Die Themengebiete, die die beiden Herausgeberinnen in der internationalen SF gesammelt haben, sind vielfältig. Während sich in Deutschland viele Texte mit KI oder anderer Technik beschäftigen, haben es die beiden geschafft, eine Sammlung zusammenzutragen, die nicht nur die technische Seite der Zukunft beleuchtet. Viele Erzählungen beschäftigen sich damit, was die Zukunft, die Technik, der Klimawandel oder auch die Verlangsamung des Altersprozesses mit uns Menschen macht.
Wie reagieren wir, wenn wir nach Jahren der Suche einen neuen Planeten entdecken? Was passiert, wenn es keine Sonne gibt und man sich im Kleinen organisieren muss?
Wird es uns überhaupt noch geben oder sind wir verschwunden? Oder wenn wir noch da sind, wie stellen wir uns dem Tod und dem damit einhergehenden Leid?
Yvonne und Chris schaffen es mit einer sehr guten Mischung und der entsprechenden Platzierung der Geschichten innerhalb des Buches, die Lesenden zum Nachdenken anzuregen, sie mit Problemen zu konfrontieren und so vielleicht die Augen für die Zukunft zu öffnen. Doch bei jedem dystopischen Gedanken gibt es auch den utopischen und auch wenn es oftmals zum Verzweifeln ist, die Hoffnung auf das Gute darf niemals fehlen, auch nicht in einer guten Anthologie.

5 von 5 Körpern

Danke an die Herausgeberinnen für das Rezensionsexemplar.

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