Freitag, 20. Juni 2025

R. L. Stine "Gänsehaut - Das nervenzerfetzende Buch der Schauergeschichten"

Und weiter geht's in die vermeintliche Vergangenheit. 
Eigentlich hätte ich diese Bücher als Jugendliche lesen müssen, habe ich mir sagen lassen. Doch irgendwie sind die Bücher an mir vorbeigegangen. Oder aber erst der Grusel des Lebens lässt einen über die eine oder andere Geschichte eher schmunzeln denn gruseln.
Aber der Reihe nach: Wie schon in dem anderen Sammelband umfasst auch das 'Nervenzerfetzende' einen Roman und dazu acht weitere Kurzgeschichten.
Während der Roman mich eher durchschnittlich begeistert, sind bei den Kurzgeschichten ein paar wirkliche Highlights dabei.
Da werden Kobolde lebendig, Kuschelbären sind nicht das, was sie zu sein scheinen oder auf einmal ist der Protagonist nicht so ganz ein Mensch. Wirklich zum Lachen denn zum Gruseln hat mich die Erzählung "Pflaumenkur" gebracht. Herrlich. 
Natürlich darf man den 80iger oder auch noch 90iger-Jahre-Grusel nicht mit der heutigen Zeit vergleichen. Allerdings würde ich sonst nicht zum Buch greifen. Wie die Reihe schon selbst sagt, soll man beim Lesen einen Schauer oder auch eine Gänsehaut verspüren und nicht in eine Panikattacke rutschen. Die kurzen Texte lassen sich perfekt kurz vor dem zu Bett gehen lesen, wenn man keine Lust mehr auf einen umfangreichen Roman oder einen komplizierten Thriller hat.
Also ab zum Kinderregal und in Nostalgie schwelgen.

4 von 5 Schauern

Montag, 16. Juni 2025

Boris von Brauchtisch "William Turner"

Oftmals werden Künstler während ihrer Lebenszeit verkannt und nicht als das gesehen, was sie in Wirklichkeit sind. Was mir in der Literatur nicht so oft begegnet, dafür in der Malerei umso häufiger, ist die Tatsache, dass Maler und Malerinnen Wegbereiter sind.
Ein neuer Stil, eine neue Art Farben zu nutzen oder schlicht das Schaffen einer ganz neuen Gattung. Doch oftmals standen die Zeitgenossen irritiert davor, denn es war nicht das, was sie kannten. Also musste es zwangsläufig schlecht sein.
Diese Einleitung könnte ich für mehrere Maler schreiben, denn es hat, wie ich schon erwähnte, nicht nur einen, sondern sehr viele Maler getroffen und sie somit auch oft ruiniert.
Doch bei Turner verhielt es sich ein wenig anders, erst angesehen, verliert er erst im Alter seinen guten Namen, denn die Menschen konnten immer weniger mit seinen Gemälden anfangen, je weniger sie erkennen konnten. Details finden kaum mehr statt und es scheint lediglich Farbe auf der Leinwand zu sein, allerdings keine Form.
Der Autor führt uns durch das Leben von William Turner und dies war ein bewegtes. Im wahrsten Sinne des Wortes. Turner reiste viel und seine späteren Gemälden wurden während der Reise in Skizzenbüchern festgehalten.
Gerade nachdem die Grand Tour nach den Napoleonischen Kriegen fast zum Erliegen kam, wandelt Turner nun auf Lord Byron Spuren und sie führen in entlang des Rheins und zu so vielen anderen Plätzen in Europa, die Turner im Rausch der Worte zu skizzieren beginnt.
Die Stärke des Buches ist die Zusammenführung von Geschichte, Literatur und Kunst. Wer hat wen, wann beeinflusst. Wer hat wann mit wem korrespondiert? Es ist spannend zu entdecken, welcher Künstler von einem anderen beeindruckt war und wann welcher Kunstschaffende für das Publikum vorerst verschwand.
Man muss bei dem Buch nur bedenken, es ist kein Kunstband, daher fallen die Bildbeispiele eher klein aus.

4 von 5 Gemälden

Bookbot


Es ist kurz vor der Ferienzeit, die Koffer sind soweit gepackt und dann fällt dir auf, dass nicht mehr genügend Lesestoff vorhanden ist?
Dann nichts wie los zu Bookbot, hier findest du alles von Romanen, über Sachbücher bis hin zu Krimis.
Und das Beste?
Du siehst in der Vorschau genau das Buch, was du später geschickt bekommst und kannst selber urteilen, ob du für diese Qualität diesen Preis bezahlen möchtest. Und wenn du die Bücher gelesen hast, kannst du sie auch wieder bei Bookbot verkaufen.
Klingt gut?
Dann schau vorbei.
Ich habe mir selbst vier Krimis ausgesucht und bin mit der Qualität super-zufrieden.
Wenn mein SUB ein bisschen kleiner ist, bestelle ich mir noch etwas ...
Hört ihr meinen SUB seufzen? ;-)
Aber damit ihr euch auch selbst ein Bild machen könnt, hier die gelieferten Bücher, sehen sie nicht wirklich wie neu aus? :-)




Euch gefällt die Qualität? Dann schaut schnell bei Bookbot vorbei, bevor euer Lieblingsbuch schon verkauft ist: https://bookbot.de/

Werbung, da Kooperation.

Nicholas Meyer "Sherlock Holmes und Sigmund Freud"


Wenn der größte Detektiv und der größte Therapeut des 19. Jahrhunderts aufeinandertreffen, kann das nur eine interessante Begegnung werden.Nicholas Meyer setzt in diesem Band auf Sherlock Holmes' Kokainsucht. Watson erzählt viele Jahre nach der Handlung, wie er es mit Mycroft vollbrachte, Holmes zu Freud zu locken. Denn die Geschehnisse um die Reichenbachfälle sind alle nur Fassade.In Wirklichkeit haben sie sich gar nicht zugetragen und Sherlock war zur Therapie. Natürlich nicht nur, denn er wäre nicht Sherlock Holmes, wenn es nicht auch ein Rätsel zu lösen gäbe. Und selbstverständlich hängt das Schicksal von Europa von der Lösung dieses Falles ab.Meyer bedient sich eines Sherlock Holmes', der seine Sucht auf Grund seiner Vergangenheit nicht im Griff hat, so deduziert es gegen Ende des Buches zumindest Sigmund Freud.
Seine Denkmaschinerie funktioniert einwandfrei, doch er darf eben nie nichts zu tun haben, sonst ...

Meyers Holmes ist in diesem Fall zerbrechlich und riskiert sein Leben, um ein anderes zu schützen. Dies gab es auch schon im originalen Kanon, doch wird es in diesem Band, gerade mit den Verfolgungsszenen, ein wenig auf die Spitze getrieben. Man hat manchmal das Gefühl, einen Hollywood-Film verschriftlicht zu lesen, als einen klassischen Kriminalfall zu ergründen.
Allein das Kräftemessen zwischen Holmes und Freud hätte gereicht, um dem Buch die Würze und auch die entsprechende Tiefe zu geben.
Interessant ist bei Meyer allerdings, wie er historische Fakten mit der Erzählung verwebt, um Holmes realistischer scheinen zu lassen. Eine gute Idee.

4 von 5 Reichenbachfällen

Mittwoch, 11. Juni 2025

Frank G. Gerigk (Hrsg) "Caprice 01"

Geschichten erzeugen beim Lesen Bilder im Kopf.
Doch was passiert, wenn die Reihenfolge eine andere ist?
Es existiert ein Bild und hierzu soll eine Geschichte ersonnen werden.
Es klingt im ersten Moment ungewöhnlich, aber gerade in kleineren Verlagen hat es diese Herangehensweise schon ein paar Mal gegeben.

Das Besondere an dieser Anthologie: Der Herausgeber hat alle Grafiken selbst erstellt.
Die Autorinnen und Autoren wählten aus den doch sehr unterschiedlichen Bildern ihre Grafik aus und verfassten ihren Text.
Wie Frank G. Gerigk im Nachwort erwähnte, gab es sowohl bei der Auswahl der Bilder als auch bei den entstandenen Texten zum Teil große Überraschungen.
Denn einige Autorinnen und Autoren verließen ihr hauptsächliches Genre und andere nutzen die Illustration als Sprungbrett für eine ganz andere Art von Geschichte.
Zwanzig Illustrationen und somit auch zwanzig Texte sind in der ersten Ausgabe von Caprice zusammengekommen, die alle als fantastische Kurzgeschichten gelten.
Mal lauter, mal leiser, mal lustig, mal einfühlsam, und auch mal gruselig bietet diese Sammlung für jeden Geschmack etwas. In einigen Erzählungen steht die Technik im Vordergrund, bei anderen geht es um Stimmungen und menschliche Eindrücke.
Der Lesende, der sich noch nicht mit der Fantastik-Szene in ihrem ganzen Spektrum beschäftigt hat, bekommt hier einen guten Eindruck, was alles möglich ist: Schlicht alles.

4 von 5 Erzählungen

Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

Montag, 9. Juni 2025

Nina George und Jens J. Kramer "Die magische Bibliothek der Buks - Das verfluchte Medaillon"

Die Welt - sowohl die reale als auch die Buchwelt - ist in Gefahr. Nachdem drei der Kinder in ein Buch gefallen sind, gilt es, sie möglichst schnell zu retten. Aber guter Rat ist bekanntlich teuer. Einerseits darf nur möglichst wenig Aufsehen erregt werden, doch gleichzeitig steht die Stadt Kopf, weil unter anderem die Tochter der Ministerin verschwunden ist.
Doch für die Buks enden die Probleme damit nicht. Die Bleichkrankheit grassiert weiterhin in den Büchern und der Grund dafür bleibt lange im Dunkeln. Was fast genauso so schlimm ist, sind die Anomalien, die eintreten, seitdem die Kinder in die Handlungen der Bücher eingetreten sind. Sinn und Aktionen der Figuren werden plötzlich willkürlich und die Geschichten drohen auseinanderzubrechen. Gut, dass hier Hilfe von innen erfolgt und die Buks nicht allein sind.

Der zweite Teil setzt fast nahtlos die Erzählung des ersten Bandes fort. Viele Figuren des ersten Bandes tauchen im zweiten erneut auf oder werden hier in ihrem Wesen weiter aufgebaut. Gerade die Bösewichte der Reihe erleben in dieser Episode ihren großen Auftritt und zeigen, wie die Welt vermeintlich zu sein scheint.
Doch die beiden Autoren bleiben bei den Problemen nicht immer vordergründig. Gerade bei einzelnen Charakteren versuchen sie kindgerecht zu zeigen, warum sie sich so entwickelt haben und weisen grundlose Boshaftigkeit in ihre Schranken.
Kleine Charaktere, allen voran die Buks, wachsen über sich hinaus und während man liest, schleicht sich das Gefühl einer Wärme zum Detail ein. Jeder kann alles schaffen, spricht aus so vielen Sätzen, dass man gerade in den dunklen Momenten trotzdem schmunzeln muss.

4 von 5 Buks 

Freitag, 6. Juni 2025

Caleb Everett "1000 Sprachen - 1000 Welten"

Jeden Tag nutzen wir sie, ohne sie könntet ihr diesen Beitrag nicht lesen: Sprache.
So sehr die Menschen eint, dass sie Sprache nutzen, desto mehr unterscheiden sich auch Stile, Worte und damit einhergehend Gebräuche in den einzelnen Sprachen.
Direkt zu Anfang des Buches wird deutlich, die Anzahl der Sprachen sinkt. Immer mehr Menschen konzentrieren sich auf Sprachen, die von vielen gesprochen werden und "vergessen" ihre eigene. Im Deutschen kennt man diese Entwicklung bei dem Rückgang der Dialekte.
Doch warum ist das so? Warum verkennen die Menschen, dass sie ihre eigenen Kulturen, denn nichts anders ist Sprache, vernachlässigen?
Nun der Autor gibt anhand von Experimenten und Forschungsergebnissen vielfältige Einblicke in die Entwicklung.
In einem aufgeräumten Schreibstil, der es auch interessierten Laien ermöglicht dem Thema zu folgen, erklärt er, dass es nicht nur die Unterhaltung der Menschen ist, die zur Sprache führt. Früher wurde die Sprache isoliert von allem anderen betrachtet, heute wird sie in ihrem Alltag gesehen. 
Eines der bekanntesten Beispiele ist die Tatsache, dass es in manchen Sprachen fünfzig Worte für Schnee geben soll. Gut möglich, je nördlicher man lebt. Doch wenn dieser Mensch sich mit anderen unterhält, die nicht dort leben, benötigt er diesen Wortschatz nicht mehr oder auch dann nicht, wenn er wegzieht.
Viele einfache Beispiele zeigen, dass es um mehr geht als nur Worte. Das Zeit- und Ortsverständnis, die Art, wie und auch wann man kommuniziert, selbst die nonverbale Kommunikation, alles spielt in das "große Ganze" mit rein.
Wer sich dafür interessiert, dem sei das Buch mit seinen vielen Antworten ans Herz gelegt. Doch es bleibt zu betonen; es ist ein Sachbuch, was die Konzentration und die Aufmerksamkeit des Lesers sehr fordert.

4 von 5 Linguisten

Donnerstag, 5. Juni 2025

Micke Bayart "Als Pippi nach Deutschland kam"

Sollte man zwei Sachbücher über Astrid Lindgren kurz hintereinander lesen?
Vor einigen Wochen hatte ich "Die unbekannte Astrid Lindgren" gelesen, in dem es hauptsächlich um ihre Tätigkeit als Herausgeberin und Verlagsmitarbeiterin ging. Spannend geschrieben wollte ich mehr über die Autorin hinter den Büchern erfahren und nahm "Als Pippi nach Deutschland kam" zur Hand. Nach den ersten ein, zwei Kapiteln hatte ich den Eindruck erneut "Die unbekannte Astrid Lindgren" zu lesen, da viele Inhalte, nicht Formulierungen, sehr dem ersten Buch glichen. Da ich das Buch mit einer Freundin zusammen las und mich mit ihr darüber unterhielt, las ich weiter und erkannte, dass nur die einleitenden Kapitel Überschneidungen besitzen, sich die Bücher danach aber inhaltlich und strukturell sehr unterscheiden.
Der Autor lässt viele Beteiligte aus den Verfilmungen zu Wort kommen und erklärt sowohl die historischen als auch kulturellen Hintergründe. Immer untermalen Astrid Lindgrens eigene Worte die Texte und auch die Zusammenarbeit mit dem Oetinger Verlag wird immer wieder herausgehoben.
Von den Versuchen Pippi in ihrer Art und Weise zu verändern, damit sie in der DDR veröffentlicht werden konnte, über die Dreharbeiten, bis hin zu den verschiedenen Darstellern von Pippi und anderen Verfilmungen wie Michel oder Ronja Räubertochter, ist auch dieses Buch ein Zeitdokument.
Es zeigt die Unterschiede in der Kindererziehung in Schweden, Deutschland und der DDR. Es zeigt, wie sehr darum gekämpft wurde, Kindern schöne und wohlwollende Literatur zugänglich zu machen und dabei auch das aufkommende Fernsehen zu integrieren.
Wer mehr über Pippi, Astrid Lindgren und die Nachkriegszeit erfahren will, sollte zu diesem und auch zu "Die unbekannte Astrid Lindgren" greifen.

4,5 von 5 kleinen Onkeln