Freitag, 13. Dezember 2024

Ruth Ware "Agatha Christie - Miss Marple"

Treffen sich zwölf Autorinnen und wollen der großen Dame des Kriminalromans mit ihren Darstellungen von Miss Marple Tribut zollen. So oder ähnlich könnte man die Überschrift zu diesem Buch setzen. Zwölf zumeist bekannte Kriminalautorinnen haben sich daran gewagt, was andere Autoren schon mit Hercule Poirot gemacht haben, sie haben sich ihre eigenen Fälle für Miss Marple erdacht.

In zwölf Kurzgeschichten entdeckt Miss Marple viele Orte außerhalb ihres geliebten St. Mary Mead und trifft ihre Freundinnen oder ihren Neffen, die jeweils direkt oder indirekt in die Geschehnisse verwickelt sind. 

Während alle Kurzgeschichten in ihrer Logik und ihrer Auflösung gut bis sehr gut abschneiden und auch die Fallauswahl gut zusammengestellt ist, hapert es für mich bei eigenen Geschichten mit der Darstellung der Protagonistin.
Sicherlich handelt es sich bei Miss Marple um eine ältere Dame, die körperlich nicht jeden Tag auf der Höhe ist, aber ihr Verstand, und dieser ist eklatant wichtig für ihre Beobachtungsgabe, ist glasklar.
Schon bei Agatha Christie wurde sie ein wenig unterschiedlich dargestellt.
Mal war sie etwas verschwiegener, mal von Anfang an etwas mitteilsamer, aber nie hat sie die Menschen in ihrer Umgebung hinsichtlich ihres Geisteszustandes getäuscht.
In ein paar Geschichten der neuen Anthologie nutzen die Autorinnen das Alter als Stilmittel, um dem Charakter eine individuelle Färbung zu geben.
Wem das nichts ausmacht, dem kann ich die Anthologie ans Herz legen. Wer den "klassischen" Charakter liebt, so wie ich es tue, sollte sich bewusst sein, dass es nicht Christies Miss Marple ist, die man beim Lesen antrifft.

4 von 5 Ermittlerinnen

Donnerstag, 12. Dezember 2024

Autoreninterview Jan Nowatschek

Hallo zusammen.
Heute gibt es ein Autoreninterview mit Anhang, denn der Autor hat jede Menge Wichtel im Gepäck.


(Foto: Jan Nowatschek (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe immer schon gerne Kurzgeschichten geschrieben oder mich versucht in jeglichen Bereichen kreativ auszuleben und als ich dann die Idee für dieses Buch und die Welt hatte, habe ich es einfach durchgezogen und umgesetzt.

Hast du einen Lieblingswichtel in Eldergrove?
Ja, während dem Schreiben ist mir in der Tat, die kleine Faelan am meisten ans Herz gewachsen. Und da es am Anfang eigentlich ganz anders geplant war, freut es mich am Ende umso mehr, welche besondere Bedeutung ihr im Laufe der Geschichte zu Teil wird.

Wie hast du die Welt um Eldergrove geplant?
Ja, ich habe mir erstmal alle Ideen und Anregungen gesammelt und aufgeschrieben. Dann habe ich mir versucht, jeden Aspekt der Welt und der Charaktere so gut es geht bildlich vorzustellen und auszumalen. Während dem Schreibprozess habe ich dann doch nochmal viel umgeworfen, aber am Ende hat sich alles wirklich harmonisch zusammengefügt. Mir war es sehr wichtig, dass man die "Welt" auch als solche wahrnimmt als Leser, deswegen hat auch so gut wie jeder Wichtel einen Namen, denn du sollst das Gefühl bekommen das diese Welt "wirklich" existiert, egal, ob du gerade liest oder nicht.  Du bist einfach nur ein Besucher der den Ereignissen beiwohnt, aber eben nicht der Mittelpunkt, um den sich alles dreht. Deswegen auch die vielen kleinen Details, man soll sich einfach auch ein Stück weit darin verlieren können.

Woher kommt deine Liebe zu Wichteln?
Ja, die kleinen Wichtel fand ich eigentlich immer schon niedlich, deswegen habe ich ja auch meinen Instagram Account "OneWichtelADay" ins Leben gerufen, wo ich jeden Tag verschiedene Dinge poste, entweder Zitate oder lustige Anekdoten aus meinem Leben. Daraus ist dann auch wiederum die Idee für das Buch entstanden. Ich wollte einfach mal eine andere Geschichte erzählen, mit Protagonisten die man so vielleicht nicht kennt. Mit Wichteln die nicht nur das Weihnachtswichtel "Klischee" bedienen, sondern in einer eigenen Welt mit Problemen, Sorgen und Ängsten zu kämpfen haben, die sie bewältigen müssen.

Wie lange hast du an Eldergrove geschrieben?
Von der Ideenfindung bis zur Veröffentlichung könnte man sagen ca. 1 Jahr.

Wer sind deine schriftstellerischen Vorbilder? Ich habe da so meine Vermutung. 😉
Ja, das stimmt, das ist nicht wirklich schwierig. Ich habe mich natürlich auch bei meinem Buch sehr von J.R.R. Tolkien und Herr der Ringe beeinflussen lassen, aber ich mag auch sehr gerne George R.R. Martin oder J.K. Rowling.

Was schreibst du als nächstes?
Ja, ein zweiter Band zu Eldergrove ist schon fast fertig und wenn das Interesse weiter anhält soll auch noch ein dritter oder vierter Band folgen.

Nachdem ihr wisst, was Jan schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
instagram.com/onewichteladay

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

Dienstag, 10. Dezember 2024

Kamome Shirahama "Atelier of Witch Hat 2"

Nachdem mich der erste Band sehr für Mangas - oder zumindest für diese Reihe eingenommen hat - lässt mich der zweite Band ein bisschen nachdenklich zurück.
Die Handlung wird schlüssig voran getrieben und doch merkt man, dass die Personen gerade ein wenig stagnieren. Die Beziehungen sind noch nicht entwickelt und ein leichtes Hin und Her lotet noch aus, wer mit wem hinterher kann und wer eben einfach nicht. 
Zeichnerisch sind viele "große Augen" in diesem Band vertreten, was nicht so meine "cup of tea" ist.
Doch der liebgewonnene Hauptcharakter entdeckt die weiterhin für sie noch unbekannte Welt und es ist spannend, sie dabei zu begleiten.
Auch die Magie wird liebevoll weiterentwickelt und lässt den Leser in eine Welt voller Fantasie und Ideenreichtum eintauchen.
Mir fehlen allerdings immer noch ein wenig die, ich nenne sie einmal, Erklärboxen aus den Comics, in denen ein bisschen Rahmenhandlung und Hintergrundinfos eingestreut werden.
Vielleicht gibt es die im nächsten Band.

4 von 5 Ateliers

Sonntag, 8. Dezember 2024

Rebecca Maly "Der Weihnachtsfriede"

Der Weihnachtsfrieden von 1914 um die Stadt Ypern (Belgien) ist wohl eines der merkwürdigsten Ereignisse in der Geschichte.
Im ersten Kriegsjahr stehen sich zumeist Deutsche und Engländer auf belgischen Gebiet gegenüber, als plötzlich am Weihnachtsabend Weihnachtslieder gesungen werden. Historisch belegt, steigt die Autorin kurz vor den Gesängen ein und schildert, wie sich in einer ganz obskuren Situation Deutsche und Engländer im Niemandsland treffen, zusammen trinken und essen, um im Anschluss Fußball zu spielen.
Franz berichtet diese Ereignisse seiner Schwester und kann sein Glück kaum fassen. Doch die Ruhe währt nur kurz. Bald fliegen die Geschosse wieder tief und treffen ihre Ziele.
Der Engländer Arthur, mit dem Franz sich gut versteht, schreibt ebenfalls Briefe und es entwickelt sich eine Brieffreundschaft.
Flüssig geschrieben, konzentriert sich die Autorin in der ersten Hälfte des Buches zumeist auf die Kriegspause und nicht auf die Schrecken davor und danach. Sie zeichnet ein warmes, geselliges Bild von der Stimmung und den Gesprächen zwischen den Menschen. Abgekapselt von den erlebten Schrecken strahlen die Taten während der Weihnachtstage in meinen Augen ein bisschen weniger hell, als sie es in der historischen Realität tun.
Was mich aber ziemlich erstaunt, ist der zweite Teil des Buches. Ich möchte glauben, dass es solche Begebenheiten gegeben hat, allerdings hatte ich eine solche Wendung bei dem Klappentext überhaupt nicht erwartet und war enttäuscht, dass der erste Abschnitt so kurz gehalten wurde.
Inhaltlich und strukturell ist das Buch stimmig erzählt, nur ist es nicht das, was ich erwartet habe, daher:

3 von 5 Tannenbäumen

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Autoreninterview Mary Stormhouse

Hallo zusammen.
Letzte Woche erschien das neue Buch von Mary Stormhouse. Der richtige Zeitpunkt ein Interview zu führen.

(Foto: Mary Stormhouse (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe schon als Kind geschrieben und wollte Schreiben zum Beruf machen. Da ich pragmatisch veranlagt bin, ging ich in die Werbung. Erst nach meinem Ausstieg aus Werbeagenturen habe ich 2022 meinen ersten Roman veröffentlicht.

Du bist dieses Jahr mit dem Phantastikpreis Seraph ausgezeichnet worden. Motiviert dich die Auszeichnung wieder an den Schreibtisch zu gehen und neue Geschichten zu schreiben oder musst du so einen Preis erst einmal sacken lassen?
Sie motiviert vor allem dadurch, dass ich das Gefühl habe, mich jetzt wirklich "Autorin" nennen zu können. Vorher hatte ich mit dem Imposter-Syndrom zu kämpfen. Und das ist echt sehr cool.

Wie kann man sich die Entwicklung einer Geschichte bei dir vorstellen?
Durch einen Trigger werde ich inspiriert und schreibe erst einmal die Idee auf. Wenn ich gerade an nichts anderem arbeite, prüfe ich dann, ob sie wirklich funktioniert. Dann kommen die Charaktere und der grobe Story Aufbau. Gerade Chars prüfe ich immer, ob ich wirklich alle brauche. Wenn ich anfange, zu schreiben, habe ich eine grobe Plotline, die ich aber oft über den Haufen werfe, wenn die Charaktere was anderes vorhaben.

Und konkret: Wie kam es zu "The Olympian Job"?
In "The Olympian Job" clashen Charaktere aus einer Rollenspielrunde mit meiner Liebe zu Mythologie, Xena, Fremdsprachen und Heist-Filmen.

Das Cover zu "The Olympian Job" ist ein richtiger Hingucker. Wie wichtig sind Cover und Gestaltung für dich?
Das Cover ist ja das Aushängeschild des Buches. Bei einem Buch mit coolem Cover wird eher der Klappentext gelesen. Ich bin sehr Happy mit dem Cover, dass Vinachia Burke designt hat und das perfekt zur Story und zu mir passt.

Mit welcher der Personen aus "The Olympian Job" würdest du gerne einen Kaffee trinken gehen?
Makani! Vermutlich würden wir Kaffee mit Schuss trinken, aber sie steht mir von allen Figuren am nächsten.

Was sind deine nächsten Projekte?
Bereits zur Leipziger Buchmesse erscheint mein nächster Roman im WunderZeilen Verlag, in dem eine Gruppe Cosplayer die Hauptrolle spielt. Außerdem arbeite ich an einer Space Opera, die ich selbst herausbringen werde.

Nachdem ihr wisst, was Mary schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/marystormhouse

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

Montag, 2. Dezember 2024

Jan Nowatschek "Die Verschwörung von Eldergrove"

In "Eldergrove" scheint die Welt noch in Ordnung. Mehrere Generationen von Wichteln leben in den beiden Stadtteilen ein geschäftiges, aber doch ruhiges Leben. Doch mit einem Mal wird hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Der eine oder andere Nachbar wird auf einmal nicht mehr gesehen und zurück kehren sie auch nicht.
Einzelne Wichtel schmieden einen Plan, doch die Falschen wollen sich ihre Karten nicht aus der Hand geben.

In mehreren Handlungssträngen erzählt der Autor die Geschichte von dem Wichteldorf "Eldergrove" und einem gewissen Claus. Auf 320 Seiten zeigt er uns, was es heißt, wenn schöne Dinge wie Weihnachten, Nächstenliebe und Zusammengehörigkeit kräftigt durchgeschüttelt und man sich lediglich auf die Macht konzentriert.

In vielen detaillierten Beschreibungen entsteht die Welt von "Eldergrove" im Kopf des Lesers und man fiebert mit, wenn einzelne Wichtel dazu bestimmt sind, für die Gemeinschaft einzutreten. Dabei spürt man an vielen Stellen die Nähe zu großer Fantasieliteratur, die der auf seine Welt adaptiert. 

Ein Buch, was zeigt, wie fragil eine Gesellschaft sein kann, wenn man darauf bedacht ist, genau zuzuhören.

4 von 5 Wichteln

Danke an den Autor für das Rezensionsexemplar.