Der große Krieg ist gerade einmal fünfzehn Jahre vorbei und doch wirkt es so, als sei es gestern gewesen, als die Männer von den Schlachtfeldern Frankreichs zurückkehren. So tief sitzen noch immer der Schmerz und die Verbitterung, die auch die Beziehung zwischen Josephine Tey und Archie Penrose prägen. Als Josephine zur letzten Woche ihres Theaterstücks noch London kommt. sieht sie Archie unter widrigen Umständen, denn in ihrem Zug wurde eine junge Frau ermordet, kurz nachdem sie mit Josephine sprach. Zufall? Kalkül? Lange Zeit bleibt diese Frage unbeantwortet, nur um dann Seite für Seite ihren Schrecken zu offenbaren.
Trotzdem der Mord relativ zeitnah geschieht, lässt sich das Buch unheimlich lange Zeit, bis es wirklich auf den Fall eingeht. Vieles, was zuvor beschrieben wird, charakterisiert die Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg oder bei den Männer auch die Erfahrungen während des Krieges. Vieles zerrt beim Lesen an den Nerven, denn es gibt auf den knapp 500 Seiten soviel Leid, dass man das Buch manchmal gar nicht mehr aufschlagen will.
Doch trotz allem hat die Autorin ein Händchen zu erzählen und webt dabei viele historischen Fakten ein. Sich zudem eine reale Autorin als Protagonistin zu erwählen, hat schon einen leicht mondänen Touch, aber gerade dadurch brilliert der Krimi an vielen Stellen.
Warum und wie es zu der Tat kam, ist Menschen, die viele Krimis lesen, recht schnell bekannt, was aber nicht den Unterhaltungswert dieses ersten Bandes der Serie um Josephine Tey mindert.
Ein Krimi in der Tradition klassischer, englischer Krimis, der an vielen Stellen bewusst das Tempo rausnimmt, um die Spannung lange durch das Buch zu tragen.
4 von 5 Krimischriftstellerinnen
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