Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte. Wobei Autorin es diese Woche erneut nicht trifft. Birgit Böllinger arbeitet hinter den Kulissen, als Pressesprecherin für unabhängige Verlage. Was es damit auf sich hat? Lest selbst:
Birgit Böllinger (privat)
Wie bist du in die Verlagswelt gekommen?
Bis 2020 hatte ich einen ganz „normalen“ Job als Pressesprecherin bei einer überregionalen Behörde.
In der Freizeit betrieb ich jedoch einen Blog, damals hieß er „Sätze & Schätze“ – gelesen habe ich immer schon viel und der Blog war eine wunderbare Möglichkeit, mich mit anderen auszutauschen, aber auch Literatur kennenzulernen, die mir in der Buchhandlung möglicherweise nicht begegnet wäre: Die ganze Bandbreite toller Veröffentlichungen der unabhängigen Verlage. Das Bloggen nahm immer mehr Zeit ein in meinem Leben und auch der Wunsch, mit Mitte 50 vielleicht beruflich noch etwas anderes zu tun. Als mich eine Kollegin aus einem unabhängigen Verlag fragte, ob ich mir vorstellen könnte, nebenberuflich ihren Job zu übernehmen, zögerte ich nicht lange. Inzwischen bin ich selbständig und habe mich auf die Pressearbeit für unabhängige Verlage und im Auftrag von Autor*innen spezialisiert. Und ich kann nach drei Jahren sagen: Es war die richtige Entscheidung.
Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen?
Weniger glamourös, wie manche vielleicht meinen 😊. Ich lese natürlich viel, die Verlage, für die ich tätig bin, schicken mir in der Regel schon vor Erscheinen die Manuskripte der Bücher, die ich bewerben soll. Dann entwickle ich ein Konzept: Wen könnte das Buch interessieren, welche Kritiker*innen, Journalist*innen und Blogger*innen soll ich ansprechen? Als nächstes folgt der Entwurf einer Pressemitteilung, die hoffentlich neugierig macht, dann die Aussendung per Mail und telefonisches Nachhaken. Wichtig ist natürlich die Präsenz auf den beiden Messen, um Kontakte zu knüpfen zu Multiplikator*innen oder diese eben frisch zu halten.
Unterscheidet sich deine private Lektüre von dem, was du arbeitstechnisch lesen musst?
Privat nehme ich mir immer mal wieder Leseprojekte vor – das heißt, ich lese mehrere Bücher einer Autorin, eines Autors, die mich interessieren, hintereinander. Das sind dann oftmals Klassiker*innen. Diesen Sommer habe ich mich durch die halbe Maigret-Reihe von Georges Simenon gelesen, das hat einfach Spaß gemacht.
Hat man auch nach Jahren in der Branche und trotz aller Professionalität Lieblingsbücher, bei denen man sich besonders freut, dass man sie bei der Veröffentlichung begleiten darf?
Das kann ich eigentlich so nicht sagen. Oftmals sind es ja auch mir völlig unbekannte Autor*innen, die ich für die unabhängigen Verlage betreue. Da staune ich immer wieder über die Vielfalt und den Reichtum, den diese engagierten Verleger*innen entdecken. Ich würde es eher so formulieren: Durch die Edition Faust habe ich erst einen Zugang zu Graphic Novels gefunden, die STROUX edition hat mir die Vielfalt der nordischen Literatur eröffnet und über den axel dielmann verlag habe ich herrlich schräge Romane, beispielsweise von Michael Wäser, entdeckt, um nur einige Beispiele zu nennen.
Was ist deine Lieblingsaufgabe in deinem Job?
Das „Einsammeln“ schöner Rezensionen. Ich freue mich einfach, wenn ich merke, dass die Bücher auch bei anderen gut ankommen.
Gibt es Autoren, die du besonders gerne einmal persönlich kennenlernen würdest?
Sehr schwierige Frage! Es gäbe so viele, aber ich hätte vermutlich einen riesigen Bammel davor, doofe Fragen zu stellen 😊 Nun ja, Wilhelm Genazinos Bücher liebe ich durch die Bank. Ich konnte ihn noch bei einer Lesung erleben, er war so bescheiden und sympathisch. Mit ihm hätte ich gerne noch einen langen Spaziergang durch Frankfurt gemacht.
Welches Buch liegt aktuell auf deinem Nachttisch?
Noch eines von Georges Simenon: „Maigret und die junge Tote“. Dann ist es aber auch gut mit der Krimi-Phase.
Nachdem ihr wisst, was Birgit für die Buchbranche auf die Beine stellt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.
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