Sonntag, 27. August 2023
Ella Zeiss "Das Glück hat viele Seiten"
Als Tante Marlies stirbt, kann Hannah nicht schnell genug den Buchladen in der Eifel an Ben verkaufen. Zu sehr schmerzen auch zehn Jahre später die Kindheitserinnerungen. Doch so schnell sie den Kaufvertrag unterzeichnet hat, so schnell bereut sie ihre Entscheidung: Sie bemerkt, dass der Laden den Menschen im Dorf eine so große Stütze ist und auch, dass es beim Verkauf nicht ganz mit rechten Dingen zuging. Doch Hannah hat die Rechnung ohne die Hartnäckigkeit von Ben gemacht.
Es ist eine Tatsache, dass Buchläden bei einer bestimmten Sorte von Lesern ein heimeliges Gefühl auslösen. Man fühlt sich entschleunigt, man fällt für die Dauer des Besuches aus der Zeit, man atmet den Duft, man blättert die Seiten und lässt sich durch den Raum treiben. Umso schlimmer, wenn dieser Raum bei Hannah von negativen Gefühlen belastet ist.
So kurios sich Raumfiguren auch manchmal verhalten, so sehr kann man Hannah in diesem Buch verstehen. Immer wieder wird die um rationales Denken bemühte Frau von ihren doch sehr kontroversen Gefühlen durchgeschüttelt und als Leser ist man immerzu an ihrer Seite. Sicherlich versteht man nach und nach auch die anderen Charaktere, aber Hannah ist als Protagonistin diejenige, der man als Leser am meisten Zeit widmet.
Kleinflair, Zusammenhalt und das Überwinden von Traumata sind die Elemente, die sich durch das ganze Buch ziehen, ohne dabei erdrückend zu wirken.
Die Liebe zu Büchern und auch zum Sammeln von Büchern, denn das sind bekanntlich zwei verschiedene Hobbies, wird im ganzen Buch deutlich, aber auch, dass man mit anderen Verluste überwinden und zu neuen Ufern aufbrechen kann, denn: Den Kopf in den Sand stecken, ist sowohl für Hannah als auch für uns andere keine Option.
4 von 5 Buchhandlungen
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