Sonntag, 27. August 2023

Michael Kumpfmüller "Ach, Virginia"

Virginia Woolf: Eine Frau, die in ihrem recht kurzem Leben so viele Umbrüche erlebt und dabei versucht hat, das Beste für die Frauen zu erreichen. Und sich selbst dabei immer wieder vergaß. 

"Ach, Virginia" entfaltet sich dem Leser als Tagebuch, wobei Virginia nicht selbst erzählt. In den Tagen vor ihrem Tod ist sie getrieben und nichts kann mehr ihre Aufmerksamkeit für länger als einen Augenblick fesseln. Hin und her gerissen zwischen Ermattung und kurzfristigen Tatendrang ist sie gehetzt, denn sie weiß, sie wird das Leben nicht länger bestreiten können. Die berühmte Fliege an der Wand stört sie und obwohl sie immer wieder auf ihre Vergangenheit und deren Zwänge zurückblickt, führt sie sich vor Augen, was es für die Menschen in ihrem Umfeld bedeutet, wenn sie diese Welt verlässt. Die Tage sind geprägt von Tristesse und sie hat zu diesem Zeitpunkt zu kaum mehr als zehn Menschen Kontakt.

Gerade die Zerbrechlichkeit führt den Lesern vor Augen, dass Autoren oder andere Stars auch "nur" Menschen sind. In jedem Satz spürt man die Qual, die das Leben für Virginia Woolf bereithielt und es macht ihr Handeln ein wenig nachvollziehbarer. Das Buch dämpft dabei die eigene Heiterkeit, denn soviel Unmut und düstere Gedanken lassen keinen kalt. 
Dabei ist das Buch nicht nur wegen der düsteren Gedanken schwierig zu lesen. 
In dem Buch überwiegt das erzählerische Element, wenige Passagen greifen die wörtliche Rede auf, vielfach wird nur erklärt oder in indirekter Rede Gesprächsteile wiedergegeben.
Ein ungewöhnliches Element, bei dem ich mir bis zum Schluss unsicher bin, ob es daraufhin deuten soll, dass Virginia Woolf gegen ihr Ende auch weniger geredet hat, oder ob es die Atmosphäre unterstreichen soll.

4 von 5 Flüssen

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