Freitag, 28. Juli 2023

Virginia Woolf "Ein Zimmer für sich allein"

Kennt ihr diese Menschen, die einen fragen, warum man "alte Bücher" liest? 
Gerade diesen Menschen sollte man den Essay aus dem Jahr 1929 von Virginia Woolf vorlegen.
Warum?
Weil er in vielerlei auch heute noch aktuell ist.
Der Titel ist dabei auch Programm des schmalen Buches, denn Virginia Woolf erörtert auf knapp 160 Seiten, warum eine Frau "Ein Zimmer für sich allein" und ein gewisses Einkommen benötigt, um sich vornehmlich dem Schreiben widmen zu können.
Dabei nimmt sie den Leser auf einen geschichtlichen Exkurs mit und zeigt, wann und wie Frauen anfingen zu schreiben, was William Shakespeare damit zu tun hat und warum eben diese beide Voraussetzungen (der Raum und das Einkommen) in ihren Augen unerlässlich sind.
Dabei führt sie manche Punkte mit einer solchen Pedanterie ins Feld, dass die dazukommenden Wiederholungen manche Abschnitte wie eine Hexenjagd wirken lassen. An manchen Autorinnen lässt sie kein gutes Haar und es sind diese Abschnitte, bei denen ich mit dem Kopf geschüttelt habe, weil das ihre anderen Erkenntnisse herabsetzt.
Sucht man in diesem Text wirkliche Schreibtipps einer der Frauen der Weltliteratur, so sind sie rar gesät. 
Doch was das Buch wirklich hervorragend zeigt, ist die Historie. Sowohl die Zeit vor Virginia Woolf als auch ihre eigene Zeit werden dem Leser wie ein Spiegel vorgehalten und man kann sich in der Zeit verlieren.
Das Buch gilt zurecht als ein Stück der Weltliteratur, auch wenn ich bei einigen Äußerungen der Autorin meilenweit entfernt bin, das Buch ist ein Stück Literaturgeschichte. Es hat die Literatur beeinflusst, sodass sie heute ist, wie sie ist und allein schon aus diesem Grund sollte man das Buch lesen.

3,5 von 5 Essays

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