Sonntag, 11. April 2021

Ben Kryst Tomasson "Sylter Lügen"


Sylt - Die Insel der Reichen und Schönen... 
Was zieht Verbrechen mehr an, als Reichtum? Richtig, eigentlich nichts.
Im mittlerweile fünften Band um die Undercover Ermittlerin Kari Blom geht es dieses Mal um die Kunstszene auf Sylt. Kurz nachdem ein unbekannter Chagall in der Galerie Fromme aufgetaucht ist, wird Kari zur Untersuchung auf die Insel geschickt. Doch was sich erst als Fälscherring anlässt, wird kurze Zeit später zu einer Mordermittlung, da die Galeristin eines Morgens tot aufgefunden wird.
Viele Personen haben ein Motiv die kaltherzige Galeristin umzubringen, angefangen beim Ehemann, über den Konkurrenten bis hin zu den Fälschern.
Da ich die vorigen Bände bisher nicht gelesen hätte, war ich anfangs ein wenig erstaunt, wie viele Personen sich doch des Falls annehmen. Beginnend mit der Undercover Ermittlerin Kari Blom, über den Sylter Kollegen Jonas Voss, ihren Chef Ole Lund bis hin zur berühmt berüchtigten Häkelmafia. Klingt wie eine bunte Mischung? Schien im ersten Moment für mich auch so, dass von allen Ermittlertypen in diesem Buch etwas zusammengemischt wird. Doch erstaunlicherweise fügt sich alles gut zusammen.
Die Schnüffler bringen Witz und Charme in den Fall, den Profis kann der Leser bei der Arbeit über die Schulter schauen. Man lernt mehr als sonst bei Büchern, wie die Polizeiarbeit vor sich geht. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es sich bei Sylt um eine Insel handelt und sie nicht alle Ressourcen besitzt und vieles vom Festland her "importiert" werden muss. 
Lokalkolorit wird hier sehr groß geschrieben, als jemand, der die Insel kennt, konnte ich den Ermittlern auf Schritt und Tritt folgen, aber auch für jemanden, der die Insel nicht kennt, sind die Beschreibungen so, dass sich jeder "sein Sylt" im Kopf aufbauen kann.
Zurück aber zum Fall: Gut durchdacht, mit einigen Hintergrundinformationen über Kunst und ebenfalls eingestreuter Kritik über die Inselpolitik ist es ein Vergnügen dieses Buch zu lesen. Der Autor legt hier einen modernen Kriminalroman vor, indem es nicht um Brutalität, Blut und Exzentrik geht, sondern er legt den Finger auf die vermeintlich kleinen Dinge, die aber für die einzelnen Personen umso mehr Gewicht haben. Existenzängste, Mietwucher und der Drang sich anzupassen, spielen neben dem eigentlichen Mord eine gleichwertige Rolle und runden den Kriminalroman ab.

4,5 von 5 Undercovereinsätzen 

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