Sonntag, 28. Februar 2021

Jennifer B. Wind "Als Gott schlief"


Was macht für euch einen guten Thriller aus?
Seine Brutalität?
Seine Realität?
Das verstörende Element?
Wo ist die Grenze, bis zu der ihr lesen könnt?
Denn glaubt mir, dieses Buch führt euch an die Grenze...
Eine Serie von brutalen Morden lässt die Wiener Kriminalpolizei den Atem anhalten. Dabei bestechen die Morde zum einen durch ihre grausame Art und zum anderen durch die Schnelligkeit, in der die Morde hintereinander ausgeführt werden. Doch eins ist klar, die Opfer mussten leiden. Sehr leiden.
Doch was haben ein Weihbischof, ein Pfarrer und eine Nonne gemeinsam? Zumal sie nicht alle in Wien wohnen?
Auf eine gemeinsame Vergangenheit muss der Leser sehr schnell bauen und was diese Menschen selbst getan oder gesehen haben, kann nur passiert sein, "als Gott schlief".
Denn was ist das schlimmste Vergehen, was man sich vorstellen kann?
Ein Vergehen an den schutzlostesten Menschen, die man sich vorstellen kann: Kindern.
Ein Team von drei Ermittlern, alle drei privat gebeutelt, nehmen sich des Falles an und genauso wie der Leser immer wieder schlucken muss, wenn er die Zeilen liest, so begleitet er das Team in die schrecklichen Abgründe der menschlichen Seele.
Jeder, mit dem sie sprechen, erzählt ihnen eine noch schlimmere Geschichte und selbst vermeintlich hartgesottene Ermittler kommen bei dem Fall an ihre Grenzen.
Doch was, wenn der Thriller in der Realität fußt? Wenn das Buch nur eine Variante der Wahrheit ist, eine Wahrheit, die so grausam ist, dass man sie vermeintlich ausblenden will.
In nüchternem Stil, mit viel Engagement und Hintergrundrecherche ist das ein Thriller, der so manches Gemüt in Wallung bringen kann. Ein Buch, was aus der Sicht der Opfer nichts beschönigt und zeigt, dass Täter auch Opfer sein können.
Leser, die nichts über Missbrauch lesen möchten, sollten dieses Buch besser nicht zur Hand nehmen. Es nimmt den Leser beim Lesen sehr mit. Doch wenn man sich dem stellen möchte, beachte man die Worte der Autorin: "Aber Sie als Leser/in können das Buch weglegen, jederzeit aus der Geschichte aussteigen, pausieren, Kräfte sammeln und später wieder Ihren Alltag leben."
Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar erhalten.

4,5 von 5 Kellergewölben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen