Montag, 16. Oktober 2023

Laura Vinogradova "Wie ich lernte, den Fluss zu lieben"

Wieviel kann ein Mensch ertragen, bis er unter seinen Sorgen zusammenbricht?

Rute hatte es nie leicht im Leben. Die Mutter, eine Vagabundin, zerrte Rute mit ihrer Schwester von Mann zu Mann und ihre Wahl war dabei nie sonderlich glücklich.
Als Rutes Vater stirbt, fällt sie in einen unsagbar tiefes Loch. Die Mutter im Gefängnis, die Schwester seit Jahren verschwunden. Obwohl Rute ihren Vater nicht kannte, macht sie sich auf, um sein kleines Haus am Fluss zu besuchen und bleibt dort länger, als sie ursprünglich geahnt hätte.

Wo andere Bücher auf die Tränendrüse drücken, lässt sich die Autorin in ihrem Erstling Zeit die Stimmung und die Zerrissenheit ihrer Protagonistin aufzubauen, was ihr auf 124 Seiten gut gelingt. Ähnlich einem Krimi, bekommt man immer nur einzelne Versatzstücke und wundert sich anfangs, wie und warum sie sich so verhält.
Rute ist dabei nicht zu stereotypisch, wie es bei anderen Bücher dieses Genres oft der Fall ist.

Die Autorin zeichnet wunderschön die zerrissene Frau, die in ihrem Leben eigentlich alles hat und trotzdem unsagbar traurig ist.
Sie schafft es Gefühle in Worte zu packen, sie so zu drehen, dass auch Menschen, die diese Zerrissenheit nicht kennen, sich ein Bild dieser Schwere machen können.
Ohne zu überzeichnen, gelingt es ihr, das Leben einer jungen Frau zu zeigen und zu beweisen, dass jeder nur einen Schritt von seinem eigenen Fluss entfernt ist.

Ein starkes Debut, was neugierig auf weitere Werke macht.

5 von 5 Flüssen 

Danke an Schönebücher Magazin und Paperento für das Rezensionsexemplar.

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