Wenn Nebenfiguren ihre eigene Buchreihe bekommen, kann das funktionieren, es muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein.
Professor Moriarty ist einer der größten Bösewichte der Literatur und auch wenn es schon verschiedene Ansätze gab, ob Sherlock Holmes sich dessen Bösartigkeit lediglich eingebildet hat, bleibt bei vielen Lesern die Erinnerung an einen negativ besetzten Charakter.
Daher überrascht es, wenn Oliver Hoffmann ihn als Ermittler für die Krone vorstellt und ihn dabei auch recht sympathisch zeichnet.
Der erste Fall für Professor Moriarty, der zweite erscheint im Oktober 2023, präsentiert uns einen gesetzten Mann, der in der Gesellschaft geachtet und von Mycroft Holmes respektiert wird. Er wird anstelle von Sherlock Holmes zu den Ermittlungen hinzugezogen und gerät dadurch in das für die Sherlock Holmes Geschichten bekannte Katz und Maus Spiel mit dem Mörder.
Beim Lesen merkt man an der einen oder anderen Stelle den modernen Einschlag in die Geschichte, die Sir Arthur Conan Doyle nicht gewählt hätte, aber es passt sich gut in das gesamte Setting ein.
Im Gegensatz zu anderen Pastiches bedient sich Hoffmann nicht der allzu gängigen Floskeln, sondern er baut seine eigene Sprache und die eigene Umgebung auf, in die er seine Handlung platziert.
Durch geschickte Perspektivwechsel gibt er den Lesern schon während der Lektüre kleine Einblicke, was es spannend macht, Moriartys Deduktion im Kontrast zu Sherlock zu erleben.
Wenn es mal etwas anderes als Sherlock Holmes sein darf, aber es trotzdem in seinem Dunstkreis liegen soll, ist dieses Buch wärmstens zu empfehlen.
4,5 von 5 Morden
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