Dienstag, 13. September 2022

Christa Ludwig "Alle Farben weiß"

Niemandes Leben verläuft in der Bahn, in der er es gerne hätte. Pläne werden geschmiedet, nur um von der Realität über den Haufen geworfen zu werden oder durch die Ignoranz der Mitmenschen zerstört zu werden. 
Selina liebt die Kunst, aber die Kunst liebt vermeintlich nicht sie. So ist zumindest die Aussage ihres Professors, wenn sie ihre Werke präsentiert. Die Technik selbst beherrscht sie, aber der Rest war Schweigen. Doch nicht nur hier läuft das Leben mehr als gegen ihren Willen.
Aus der WG muss sie kurze Zeit später ausziehen und so braucht sie beides: Job und eine neue Bleibe. Einige Jahre später, sie baut sich durch ihre Arbeit als Restauratorin in der Szene gerade einen Namen auf, wird sie gebeten ein altes Bild zu restaurieren. Das ursprüngliche Bild wurde übermalt und das neue entspricht nicht dem Glauben der Kirche. Doch während Selina Schicht für Schicht abträgt, kommen ihr Zweifel wegen ihrer eigenen Vergangenheit. War alles so, wie sie es sehen wollte? Oder war alles ganz anders gewesen?
So umfangreich das Thema klingt, so kurz kommt letztlich die Geschichte daher. Mit knapp 150 Seiten ist es eine kurze Erzählung, die verschiedene Themen anspricht, ohne sie dabei zu vertiefen. Der Effekt ist, dass man über das Buch ein wenig länger nachdenkt als über andere Bücher. Die Thematik der Restauration überwiegt in der Geschichte, aber es sind die Werte und Vorstellungen, die einen das Buch nicht allzu schnell vergessen lassen.
Ein ungewöhnliches Buch über die Kunst und über die Menschen, die sie praktizieren. 

3,5 von 5 Fresken

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