Montag, 24. Mai 2021

Christian Klinger "Tote Vögel singen nicht"


William Faulkner sagte "Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will."
Mit "Fickst du immer noch so gut?" erreicht Christian Klinger beim Leser genau zweierlei, einerseits passt hier das oben genannte Zitat und andererseits zeigt der Autor dem Leser direkt auf, dass er es bei diesem Buch mit einer (aus Sicht von zartbesaiteten Lesern) derben Sprache zu tun. Doch eine andere Sprache würde nicht zu Cosinus Gauß passen, denn auch wenn er aus einer Familie von Lehrern kommt, sein Job als Anwalt bringt ihn eher mit zwielichtigen Gestalten in Kontakt. Häufige Geldnot, die eine oder andere Gesetzesübertretung machen ihn nun wirklich nicht zu Everybody's Darling und so mutet es nicht seltsam an, dass er ihn seiner Wohnung alleine lebt und immer noch hofft, dass ihn seine Sekretärin mal ran lässt. So ist es nicht verwunderlich, dass er der schönen Frau von einer Party auf ihr Hotelzimmer folgt. Doch es kommt nicht so, wie es kommen soll. Denn er wird ohnmächtig und wacht neben ihrer Leiche auf. 
Nun ist guter Rat teuer, denn wer würde ihm schon glauben?
Als er kurze Zeit später neben dem nächsten Mordopfer aufwacht, steht sein Entschluss endgültig fest. Er will nicht warten, bis ihn die Wiener Polizei verhaftet, er klärt die Morde selber.
Neben Mordermittlungen, Stress mit der eigentlichen Arbeit als Anwalt kommen im Buch auch immer wieder seine Probleme mit der Familie zur Sprache und wenn man anfangs denkt, was er doch für ein komischer Kauz ist, wenn man die Familie kennengelernt hat, wundert man sich gar nicht mehr. 

Auf knapp 200 Seiten erzählt uns Christian Klinger wie innerhalb von ein paar Tagen selbst das ungeordnetes Leben noch mehr auf den Kopf gestellt werden kann, wenn man im Rampenlicht von zwei Morden steht. Nicht sonderlich brutal (ok bis auf die Morde) sondern mit Witz und einer großen Portion Sarkasmus für Politik und das Anwaltswesen, nimmt dieses Buch gleich mehrere Bereiche des öffentlichen Lebens aufs Korn und zeigt mit wie vielen Blender man es doch im Alltag zu tun hat. Ein Geschäft hier, eine Unterschlagung dort, Neid und Hass auf allen Seiten, und natürlich gewinnen die, die das Geld haben. Zumeist zumindest. Denn selbst der Größte kann fallen, wenn ihm das richtige Beinchen gestellt wird. Doch war dies denn wirklich der Grund für die Morde? Cosinus Gauß bleibt bis zum Schluss dabei, denn auch wenn die Polizei schon auf der richtigen Spur ist, er bringt zu Ende, was er begonnen hat.

Danke an den Ueberreuter-Sachbuch Verlag für das Rezensionsexemplar.

4 von 5 Ohnmachten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen