Sonntag, 21. Februar 2021

Fjodor Dostojewski "Der Spieler"


Eine zentrale Frage beim Lesen ist ja oftmals die Frage, warum man liest? Liest man zur Unterhaltung? Liest man um etwas zu Lernen? Oder, oder, oder?
Doch oft werden bestimme Genres oder bestimmte Literatur gemieden, weil sie als schwierig gilt. Warum? Tja, zum Teil scheint es an der Sprache zu liegen, gerade bei Klassikern wird eine andere Ausdrucksweise verwendet, die dem modernen Leser seltsam und unbekannt anmutet. Oder auch die Gegebenheiten im Buch. Klassiker bedienen sich gesellschaftlich oft an den damaligen Gegebenheiten und in unserer Zeit sind die Verhaltensweisen oft schwer nachzuvollziehen.
Warum ich das erzähle? 
Ich lese gerade zwischendurch mal einen Klassiker. Nicht nur weil es mich als Leser fordert, sondern auch weil ich andere Stile lesen möchte, als das was heute als gängige Literatur bezeichnet wird... und doch bin ich dem gleichen Vorurteil aufgesessen, was ich oben beschrieben habe. Ich hatte bisher um die russische Literatur einen großen Bogen gemacht. Dabei schockte mich hauptsächlich die Länge der Bücher (1000 Seiten sind keine Ausnahme) und auch die Namen schreckten mich ab. 
Doch für ein kommendes Rezi-Exemplar wollte ich einmal ein Buch von Dostojewski lesen. Wie ich es ausgesucht habe? Ich habe das kürzeste (200 Seiten) genommen, was ich finden konnte. Und mal ehrlich, es war keine allzu schlechte Idee.
"Der Spieler" erschien 1867 und enthält Erinnerungen aus Dostojewskis Zeit in Deutschland. Aufbauend auf seinen Erinnerungen wird aus der Position des Ich-Erzählers, Aleksej Iwanowitsch, Hauslehrer des Generals, geschildert, was passiert, wenn man darauf warten muss, dass die alte Erbtante stirbt. Damit man: erstens seine Schulden bei dem Franzosen begleichen kann und zweitens die Frau heiraten kann, die man liebt, die einen selbst aber nicht liebt und nur wegen des Geldes heiraten will.
Um die ganze Sache noch komplizierter zu machen, hat der General noch eine Stieftochter, in die unser Ich-Erzähler verliebt ist, aber da gibt es ja den vermeintlichen Franzosen, und ja, einen Engländer gibt es auch noch.
Doch leider will die Erbtante gar nicht sterben und so kommt sie auch nach Deutschland. Wo sie gerade schon einmal da ist, will sie ihr Glück beim Roulette versuchen, wobei ihr unser Ich-Erzähler helfen soll. Doch wann hört man auf? Wenn man gewonnen hat? Oder wenn man den Verlust noch gerade so verkraftet?
Hat man erst verstanden, wer mit wem und warum ist es eine unterhaltsame Lektüre, in man sich trotz der ungewohnten Ausdrucksweise flüssig lesen kann und die dem Leser oftmals ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert, denn trotz der Abweichung in Raum und Zeit, sind die Gefühle, um die es damals ging auch heute noch dieselben.

4 von 5 Goldstücken

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