Freitag, 12. Juni 2020

Ingo Schulze "Die rechtschaffenen Mörder"


Mit behäbiger Sprache erzählt uns Ingo Schulze die Geschichte von Norbert Paulini. Norbert Paulini wächst in Dresden zur Zeit der DDR auf. Nachdem seine Mutter schon früh verstorben ist, hat sie ihm das hinterlassen, was ihr wichtig war: Bücher.
Norberts Vater bewahrt die Bücher in seiner Wohnung auf und so wächst Norbert schon früh mit dem Gedanken auf, von Büchern umgeben sein zu müssen und fortwährend zu lesen. Sobald er es beherrscht, gibt er als Berufswunsch "Leser" an und so liegt seine spätere Berufwahl diesem Wunsch doch ziemlich nahe. Er wird Antiquar. In der Wohnung, in der er mit seinem Vater lebt, wird das Antiquariat eröffnet und entwickelt sich schnell zum "Hotspot" unter den Buchliebhabern.
Doch die Zeit ändert viele Dinge und auch die Menschen ändern sich und Norbert bleibt von dieser Entwicklung nicht ausgeschlossen, da ihm durch die Entscheidungen anderer Menschen der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
Oftmals stellt man sich als Leser bei diesem Buch die Frage, wieviel ein Mensch ertragen muss und dabei wie man es schaffen soll, dabei nicht den Mut zu verlieren.
Norbert muss fortwährend kämpfen, sei es um Ansehen, sei es um Gerechtigkeit oder sei es schlicht einfach und ergreifend auch gegen die Zeit und ihre Veränderungen.
Doch Norbert ist für mich nicht der klassische Held, der seine Aufgaben einfach nur bestehen muss. 
Er hat für mich eine Art an sich, die es schwer macht, ihn wirklich zu mögen. Anfangs hatte ich noch viel Mitleid mit ihm, aber durch die verschiedenen Abschnitte im Buch ist er mir zum Schluss hin eher selbstgefällig erschienen und wollte einfach nur seinen Willen durchsetzen.
Der Gedanke, dass sich im Leben alles immer wieder ändert, dass man das Leben nicht planen kann, dass man viele Dinge hinnehmen und daraus das Beste machen muss, trifft bei mir schon auf Zuspruch, aber was es mit Norbert Paulini aus den verschiedenen Sichten macht, das entzieht sich mir.
Wer sich für deutsche Geschichte und auch speziell für die Zeit nach dem Mauerfall interessiert, findet in diesem Buch eine gute Erzählung, wie die Menschen die Zeit erlebt haben können.


3,5 von 5 Sternen

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