Donnerstag, 27. Juni 2024

Autoreninterview Dirk van den Boom

Hallo zusammen.
Diese Woche geht es mit dem bekannten Science Fiction Autor Dirk van den Boom weiter.

(Foto: Dirk van den Boom, Grafik: Maximilian Wust)


Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Im Grunde habe ich bereits als Teenager angefangen zu schreiben. Dazu muss man etwas zu meiner Sozialisation als SF-Fan sagen: ich bin ein klassisches Kind des Heftromans. Ich habe schon das eine oder andere Taschenbuch gelesen, aber über viele Jahre war das wichtigste Medium meines Konsums der Heftroman. Und einmal selbst einen zu schreiben, war dann auch ziemlich früh mein Ideal. Als ich dann im Fandom aktiv wurde, war die Form der Wahl die Kurzgeschichte, da Fanzines im Grunde nur Kurzgeschichten abdruckten. Diese hat dann meine ersten Gehversuche ausgemacht, weil ich nicht nur für die Schublade, sondern für bescheidene Veröffentlichungen schreiben konnte.

Auf deiner Internetseite habe ich gelesen, dass die Serie "Rettungskreuzer Ikarus" ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Erzähl doch einmal ein bisschen aus dieser Zeit.
Wie bereits angesprochen, bin ich ein Kind des Heftromans. Mitte der 90er Jahre war ich dabei, an der Fan-Fortsetzung von „Ren Dhark“ – dem legendären „Projekt 99“ – mitzuschreiben. Etwa zur gleichen Zeit gründete Guido Latz den Verlag, der heute Atlantis-Verlag heißt. Er war auf der Suche nach Material für ein neues, deutschsprachiges Genreprogramm und ich kam in Kontakt mit ihm. Zusammen mit einem anderen Fan, der dann aber an der weiteren Verwirklichung der Serie nicht mehr beteiligt war, entwarf ich ein Konzept für eine Serie, die anfänglich stark inspiriert war von den „Sector General“-Romanen von James White sowie den Medship-Stories von Murray Leinster. Guido gefiel das Konzept und so begann die Serie. Damals war digitaler Druck on demand die brandneue Technologie, die neue Veröffentlichungsformen möglich machte. Wir gehörten im SF-Bereich zu den Ersten, die sich dieser neuen Möglichkeit intensiv bedienten.

Neben "Rettungskreuzer Ikarus" schreibst du auch "Sternkreuzer Proxima". Wie entscheidest du, wenn du eine Idee für eine Geschichte hast, in welche Serie du den Plot eingliederst?
Tatsächlich sind die Arbeitsweisen völlig unterschiedlich. Zum einen schreibt „Ikarus“ ein Team, nicht ich alleine – und es sind vor allem die Ideen der anderen Autor/innen, die hier eine Rolle spielen, alles im vorgegebenen Gesamtrahmen. „Proxima“ hingegen schreibe ich alleine und ich muss dem Redakteur bei Bastei auch stets für eine 6er Staffel im Voraus ein Inhaltsgerüst anbieten. Daher ist dort alles weitaus mehr vorgeplant. Bei „Ikarus“ sind eigentlich nur noch meine Ideen für die Romane relevant, die ich selbst verfasse. Da ich aktuell relativ wenige Romane zur Serie beisteuere  - wenngleich ich derzeit wieder an einer Trilogie arbeite – komme ich mir da eigentlich kaum selbst in die Quere.

Hast du als Autor einen Lieblingscharakter?
Eigentlich nicht. Ich habe rund 150 Romane veröffentlicht und die Hälfte der von mir erschaffenen Charaktere schon wieder vergessen. Im Grunde ist der Lieblingscharakter immer einer derjenigen, über die ich aktuell schreibe.

Zu dieser Jahreszeit sind bekanntlich viele Cons. Was reizt dich an den Besuchen?
Das ist ganz unterschiedlich. Wo ich das hier schreibe, war gerade ColoniaCon, eine sehr traditionsreiche Veranstaltung, die ich seit den 80er Jahren regelmäßig besuche. Das ist ein Familientreffen, das sind die alten Fans aus jener Zeit, die mit mir alt geworden sind. Andere Veranstaltungen wie der BuchmesseCon sind wunderbare Leistungsschauen der deutschen Phantastik und haben damit einen ganz eigenen, dynamischen Charakter. Und im August fliege ich nach Glasgow zum WorldCon. Das ist eine völlig andere, nahezu überwältigende Dimension. Wenn man George R. R. Martin auflauern kann, um ihn zu fragen, wann endlich der nächste „Feuer und Eis“-Roman kommt, ist das schon etwas Besonderes.

Mal eine eher allgemeine Frage: Was reizt dich an der Science Fiction? Warum schreibst du keine Krimis oder Sachbücher?
Ich bin außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft und habe schon einige Sachbücher verfasst – über Afrika, über Entwicklungspolitik und über Parteien. Und einige meiner fantastischen Romane – wie die SF-Trilogie um den Diplomaten Casimir Daxxel – und meine Alternative-History-Romane mit dem Reihentitel „Kaiserkrieger Vigiles“ sind Krimis. Nur Liebesromane habe ich mir bisher verkniffen, deswegen bin ich auch nicht reich durch das Schreiben geworden.

Hast du ein Projekt, was du schon seit Jahren machen möchtest, wofür du aber nie die Zeit findest?
Nein. Grundsätzlich schreibe ich selten ohne konkrete Veröffentlichungsmöglichkeit, also quasi für die Schublade. Und wenn ich schreibe, dann immer an 3-4 Romanen gleichzeitig, da ich mich selbst schnell langweile. In letzter Zeit hat das aus beruflichen Gründen etwas nachgelassen – ich bin seit anderthalb Jahren Geschäftsführer einer gemeinnützigen Einrichtung -, aber am Grundprinzip hat sich wenig geändert. Ich schreibe stets alles, worauf ich Lust habe, wenn es dafür einen Verlag gibt. Zum Self-Publishing habe ich mich bisher noch nicht aufraffen können.

Nachdem ihr wisst, was Dirk schreibt, könnt ihr hier mehr über seine Bücher erfahren:
sfboom.wordpress.com
facebook.com/dirk.vandenboom
x.com/tentakelkaiser

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

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