Samstag, 9. April 2022

E.T.A. Hoffmann "Das Fräulein von Scuderi"

Klassiker lesen ist immer so eine Sache. Wie bewertet man ein Buch oder in diesem Fall eine Novelle, die  sprachlich so von unserer heutigen Zeit abweicht, dass man dazu nur schwierig Zugang findet? Wenn das Lesen eher eine Anstrengung ist als ein Vergnügen.
Lesen ist für mich allerdings nicht immer nur pure Unterhaltung, somit dienen mir Klassiker oft dazu, etwas über die Zeit zu lernen, in der sie geschrieben wurden.
Worum geht es hier eigentlich? 
Paris im Jahr 1680. Das Fräulein von Scuderi ist bereits bei Jahren und hat sich beim König eine bemerkenswerte Position erarbeitet. Er achtet sie und ihre Meinung und lässt sich von ihr beeinflussen.
Als es in Paris zu mehr und mehr tödlichen Überfällen kommt, gerät ein junger Mann ins Visier, nur weil er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sein soll. Das Fräulein soll sich seine Klage anhören, denn nur ihr will der junge Mann Vertrauen schenken. Doch ist dies nur ein Trick und was hat der nächtliche Übergriff auf ihr Haus damit zu tun?
Mit ihren kriminalistischen Zügen wird diese Geschichte als Vorreiter der Detektivgeschichten der folgenden Jahrzehnte bezeichnet. Auf knapp 100 Seiten wird dem Leser ein Fall dargelegt, der die meisten Elemente in sich vereint, die man hinterher bei Poe, Doyle, Christie und anderen Kriminalautoren antrifft. Allerdings kann ich diese Novelle trotz der entsprechenden Geschichte nicht als "Urform" des Detektivromans ansehen, da für mich wesentliche Detektivelemente fehlen.
Trotzdem ist es ein lehrreiches Buch, dass über die Zeit in Paris Aufschluss gibt und selbst in der heutigen Psychologie ist das Cardillac-Syndrom, welches auf dieser Novelle basiert, immer noch ein Fachbegriff, den ich in dieser Erzählung gelernt habe.

3,5 von 5 Schmuckkästchen 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen