Donnerstag, 11. Februar 2021

Autoreninterview Akram El-Bahay

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Möchtest ihr auch einmal in Welten eintauchen, die so völlig anders sind als unsere? Wo Bücher "herrschen" und man sich in Bücher verlieren kann? Wo sich alles nur um Bücher dreht?
Der heutige Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, solche fantastischen Welten zu erschaffen.

Herzlich Willkommen, Akram El-Bahay. 

Wie kamst du zum Schreiben?
Das Ganze hat schon in der Grundschule angefangen. Deutsch war mein absolutes Lieblingsfach, und meine ersten Schreibversuche gehören bereits in diese Zeit. Und (sehr viel) später habe ich nach einigen Praktika bei Zeitungen ein Volontariat in der Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Dort habe ich dann etwas weniger geschrieben. Meine Frau meinte, dass ich mich doch zum Ausgleich mal an einem Roman versuchen könnte. Und das habe ich dann gemacht.

Hast du schon als Kind gerne Geschichten erzählt?
Definitiv ja! Ich habe es geliebt, Geschichten zu hören und mir im Anschluss eigene auszudenken. Die Hörspielplatte von Star Wars (Eine neue Hoffnung) zum Beispiel kann ich fast mitsprechen.

Du schreibst sowohl Kinder-/Jugendbücher als auch Fantasybücher für Erwachsene. Wie unterscheidet sich die Arbeit an Büchern für Kinder und für Erwachsene?
Die Geschichten für Kinder sind schwieriger. Erstens sind sie kürzer. Erzählen will ich aber ebenso viel wie in den Erwachsenentiteln. Also muss ich mich beim Formulieren mehr anstrengen. Und ich muss mir klar machen, dass Kinder leichter zu beeinflussen sind. Ich muss also viel mehr aufpassen, welche Positionen ich meine Figuren einnehmen lasse. Auch muss ich mehr achtgeben, welches Gesellschaftsbild ich darstelle. Das macht das Schreiben für Kinder für mich viel anspruchsvoller als für Erwachsene. Ich muss mich ständig fragen, wie die Szenen aufgefasst werden könnten. Anders herum merke ich, dass Kinder sich viel mehr auf die Geschichten einlassen können. Erwachsene müssen oft erst mit ein paar Tricks dazu bewegt werden, in eine neue Welt einzutauchen. Brauchen akribisch gestaltete Welten, um an die Geschichten glauben zu können, die in ihnen erzählt werden. Kinder sind da mutiger und stürzen sich einfach mitten hinein.
 
Deine Bücher greifen gerne auf Sagen, Mythologie und bekannte Geschichten zurück. Aus welchen Quellen schöpfst du deine Ideen?
Vor allem aus 1001 Nacht und Grimms Märchen. Dies sind die Sagen meiner Kindheit. Wir hatten nicht nur Star Wars Hörspiele, sondern auch jede Menge Märchenplatten zuhause (s.o.). Und später habe ich die Geschichten auch sehr gerne selbst gelesen. Bei 1001 Nacht aber muss ich direkt eine Einschränkung machen. Die meisten deutschen Sammlungen sind im Lauf der Jahre vom Original weit abgewichen. Aladin etwa kommt in der ursprünglichen Fassung überhaupt nicht vor und wurde samt der Wunderlampe hinzugedichtet. Bei Recherchen für eigene Geschichten lese ich daher immer in der Ursprungsversion von 1001 Nacht. Nur dann bin ich wirklich in der orientalischen Märchenwelt.

Bist du der Meinung ein erfolgreicher Autor muss auch ein begeisterter Leser sein?
Na, auf jeden Fall. Wer Bücher und Geschichten nicht liebt, kann sie auch nicht schreiben. Die Lust auf Bücher kommt so von ganz alleine. Allerdings bin ich zwar ein begeisterter, aber auch ein schrecklich langsamer Leser. Wenn ich sehe, wie schnell manche meine oder andere Romane lesen, wird mir schwindlig.

Wenn du gebeten würdest, deine Lieblingsgeschichte aus der Sagenwelt, Mythologie oder aus den bekannten Klassikern neu zu erzählen, welche Geschichte würdest du wählen?
Oh, die Frage finde ich wunderbar. An Tolkiens Meisterwerke würde ich mich nicht herantrauen (auch wenn ich gerne mal etwas in Mittelerde erzählen würde). Und an Cornelia Funkes Erzählsprache komme ich nicht heran, daher scheidet auch die Tintenwelt aus.
Michael Endes Phantásien verbietet sich auch. Das ist ein Kunstwerk. Da bleibt nur Star Wars. Auch wenn ich (die alten) Filme liebe, sind die neuen Geschichten … ausbaufähig. Die würde ich gerne mal neu erzählen.

In welcher deiner Buchwelten ("Wortwächter", "Bücherstadt", "Das Schattentor") würdest du selber gerne einmal reisen?
Noch eine sehr schöne Frage. Am liebsten würde ich wohl in die Bücherstadt Paramythia reisen. Ich wäre gespannt, was für literarische Schätze ich in dem Bibliothekslabyrinth finde. Nur ins Herz der Bücherstadt würde ich mich nicht alleine trauen. Da laufen mir zu viel gefährliche Geschöpfe herum.

Welches Buch würdest du gerne weitererzählen, was als Einzelband geplant ist?
Das betrifft meine Kinderbücher, denn die sind bislang als Einzelband konzipiert, auch wenn sie immer einen kleinen Haken haben, an den sich eine Fortsetzung hängen ließe. Ich mache das immer, damit meine Leserinnen und Leser einen kleinen Ansporn haben, sich selbst eine Anschlussgeschichte zu überlegen. Nur für eines meiner Bücher habe ich mir Stoff für einen zweiten Band überlegt: Henriette und der Traumdieb. Da hätte ich fast alles für eine Fortsetzung beisammen.

"Wortwächter" und "Das Schattentor" spielen in London und Umgebung. Wieso hast du England und speziell London als Schauplatz ausgesucht?

Die Orte, an denen Geschichten spielen, müssen etwas haben, das sie besonders macht. In London existiert die Erinnerung an eine große Vergangenheit, die das Aussehen unserer heutigen Welt geprägt hat. Daher wollte ich für Wortwächter zunächst dorthin gehen. Beim Schattentor sind wir mitten in der Blütezeit des Viktorianischen Englands. Damals war London die modernste Stadt der Welt. Und eignet sich daher so wunderbar als Schauplatz für eine Geschichte um einen uralten Zauber aus der Wüste.

Wie unterscheidet sich dein neues Buch "Lias und der Herr der Wellen" von deinen bisherigen Bücher über Bücher?
Bei Lias und der Herr der Wellen stehen Bücher als Objekte aus Papier und Tinte selbst nicht so im Vordergrund wie etwa bei Wortwächter oder der Bibliothek der flüsternden Schatten. Lias gerät als der Held der Geschichte in die Erzählungen selbst hinein. Er muss in ihnen jemanden finden, der dort verschollen ist. Im Grunde ist es eine Geschichte über Geschichten.

 


 
Damit ist das Interview leider schon vorbei. Ich hoffe, es hat euch genauso gut gefallen, das Interview zu lesen, wie es mir gefallen hat, mit Akram das Interview zu führen. Unter dem Label "Autoren-Donnerstag" könnt ihr noch einmal das gesamte Interview nachlesen.

"Danke" Akram, für die Zeit, die du dir für die Antworten genommen hast und "Danke" an euch, dass ihr euch die Zeit fürs Lesen genommen habt.

Hier sind die entsprechenden Links zu Akram El-Bahay:

https://instagram.com/akram.elbahay
https://www.facebook.com/AkramElBahay/
https://www.ueberreuter.de/produkt/lias-und-der-herr-der-wellen-2/

Die Fotos hat der Autor selbst zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar:

  1. Was für ein spannendes Interview! Jetzt habe ich noch mehr Lust, weitere Bücher von Akram zu lesen.

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