Samstag, 30. Januar 2021

Agatha Christie "Das Eulenhaus"


Ein gemeinsames Mittagessen mit dem ausländischen Nachbarn. Das schwebt Lady Angkatell vor, als sie ihre Verwandtschaft in das Eulenhaus einlädt. Doch letztlich kommt alles anderes als man denkt. Denn auch wenn Lady Angkatell zu extravaganten Spielchen oder Unterhaltungen während dieser Wochenenden neigt, sowas hat es zuvor noch nie gegeben.
Dabei glaubt Hercule Poirot anfangs an eine plumpe Inszenierung, die ihm "zu Ehren" gemacht wurde. Doch die Leiche ist später wirklich tot. Es war kein Spiel. 
Nach und nach tauchen weitere Personen am Schauplatz des Bösen auf und der erste Eindruck vermittelt, dass es ein leicht zu lösender Fall sein würde. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf und kommt schnell zu dem Schluss, dass es nur eine Person gewesen sein kann. 
Doch dann verstricken sich die Beteiligten in Andeutungen und keiner will den jeweils anderen vorher oder nachher gesehen haben. Und die übliche Frage, wer profitiert von dem Tod?
Agatha Christie hat in ihren Kriminalfällen mit Hercule Poirot schon so einige Tabus ihrer Zeit gebrochen und auch hier zeigt sich wieder, wie gut sie die Menschen in ihrem Umfeld beobachtete.
Warum lügen Menschen? Warum gibt es Geheimnisse? Wieso sind manche Dinge anders als sie es im ersten Moment erscheinen?
Hercule Poirot steht einer Familie gegenüber, die es mit allen immer gut meint und doch durch ihre Oberflächlichkeit und Arroganz selbst die engsten Menschen in ihrem Umfeld verprellt. Jeder deckt jeden, weil im Grunde genommen, jeder den anderen nicht so gut kennt, wie er zu meinen scheint.
Ein bewährtes Katz und Maus-Spiel zieht sich durch diesen Kriminalfall, der anfangs mit seinen Beschreibungen langsam den Leser in die Szenerie einführt, um nach dem Mord immer mehr Tempo aufzunehmen.
Die Gedanken des Lesers werden mal in die eine, dann in die andere Richtung gelenkt und immer erscheint es, als ob nun endgültig klar ist, wer der Mörder ist. Doch dann wird ein Ereignis wieder anders gedeutet und der Leser steht erneut am Anfang.
Die Detektivgeschichten um Hercule Poirot glänzen nicht durch Brutalität, sie sind bestimmt durch Finesse. Sie hinterfragen hauptsächlich, warum ein Mörder mordete. Der Mord ansich ist dabei immer nur Mittel zum Zweck.
Allerdings fehlt mir in den späten Hercule Poirot Büchern immer Captain Hastings, durch den der kleine Belgier immer noch ein wenig mehr glänzte.

4 von 5 grauen Zellen

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