Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön... Ja, wenn... Ja, wenn, man denn alleine reisen würde. Wenn man den Zug für sich hätte....
Stattdessen muss man ihn teilen. Mit anderen MENSCHEN.
Der Ich-Erzähler ist auf dem Weg nach Köln zu einem Meeting und nutzt den Zug, um die Reise nebenbei zum Schreiben zu nutzen.
Doch leider ist es wie immer im Leben. Er wird gestört.
Ins Abteil zum ihm setzt sich ein anderer Mann und isst extra laut Möhren, nur um ihn zu stören. Er hasst ihn.
Sein Zug bleibt zwischendurch liegen. Er hasst ihn.
Er strandet an einem Bahnhof und verpasst seinen Anschluss...
Der nächste Zug ist natürlich überfüllt. Eine Frau stellt ihren Koffer extra in den Gang, er hasst sie. Rentner unterhalten sich zu laut im Zug, er hasst sie.
Kinder schreien im Abteil, er hasst sie.
Julius Fischer zeigt in seiner 160-seitigen "Abschweifung", in welche Situationen jeder Mensch tagtäglich kommen kann und wann ihn seine Zeitgenossen auf die berühmte Palme bringen. Die Zugfahrt bildet dabei den roten Faden der Geschichte, aber er erzählt dem Leser auch von anderen Situationen im Leben, wann er andere Menschen hasst.
Dabei stellt sich unterschwellig natürlich auch immer die Frage, ob die anderen Menschen ihn bewusst ärgern wollen, ob sie an ihm schlichtweg desinteressiert sind und seine Gefühle nicht wahrnehmen oder ob er ihr Verhalten einfach an die große Glocke hängt, da er es selber ist, den alles nervt.
Ironisch, teilweise auch überspitzt, zeigt Julius Fischer, warum man als Mensch den Ausspruch "Ich hasse Menschen" äußert, obwohl man doch selber einer ist.
3,5 von 5 Menschenhassern
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