Samstag, 24. Mai 2025

Nils Westerboer "Lyneham"

Perm soll jetzt ein Zuhause sein und doch ist es so unwirklich, wie es nur sein kann. Die Landung ist hart, die Tage danach noch härter. Denn ein Mensch fehlt. Mama. Doch warum? Schon auf der Erde kam sie erst spät abends nach Hause, da die Forschung sie immer stark in Beschlag nahm. Und nun? Wo ist sie? Und warum ist auf Perm immer noch so vieles anderes als auf der Erde?
Als mittleres Kind der Familie Meadows begleiten wir Lesenden Henry durch das Buch. Erste Begegnungen mit anderen Siedlern, sowie die ersten Irritationen, wenn es nicht so läuft wie Rayser es wünscht. Weder so künstlerisch wie sein Bruder Chester noch so clever wie seine Schwester Loy, ist er immer derjenige, der dem Lesenden am nächsten ist. Der, der die Welt nicht versteht, der sich nicht zurecht findet und das, obwohl der mehr weiß, als er zugibt.
Doch nicht nur Henry erzählt; eingebettet in die Geschichte, werden auch die Informationen eingestreut, wie es gelang, dass die Meadows Perm betreten können. Denn der Planet war nicht dazu gedacht Menschen von der Erde aufzunehmen. Vieles widerspricht dem, was auf der Erde mal Standard war, bevor alles zusammenbrach. Forschung, Neugier und Tatendrang waren gefragt, doch stets mit dem Hintergedanken, zu welchem Preis?
Wissenschaft und Psychologie wechseln sich in "Lyneham" stetig ab. Die Forschungsreihen und ihre Auswirkungen mögen anfangs ermüdend wirken, doch zeigen sie auf, mit welch vielfältigen Aufgaben sich Menschen auf fremden Planeten auseinandersetzen müssen. Wir landen dort nicht einfach und sind da. Dies führt der Autor dem Lesenden immer wieder vor Augen. 
Emotional beginnt das Buch recht leise. Man bemerkt das Leid und auch die unterschwelligen Machenschaften und Verknüpfungen erst nach und nach. Wie auch im Leben zeigen die Protagonisten den einen das eine den anderen ihr wahres Gesicht. 
Mit dieser Mischung baut der Autor erst langsam die Spannung auf, um sie später umso intensiver zu entladen.

4 von 5 Biomen

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