Hallo zusammen.
Diese Woche darf ich euch einen Autoren vorstellen, der auch in meiner Anthologie "Hinter Mauern" vertreten ist. Abweichend zu der mittelalterlichen Kurzgeschichte geht es in diesem Interview mehr um seine Fantasywelten, mehr will ich aber noch nicht verraten.
(Foto: Christian Tobias Krug (privat), Grafik: Maximilian Wust)
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Schon im Grundschulalter habe ich eigene Texte geschrieben – damals noch Märchen und kurze Erzählungen.
Meine erste Geschichte als Kind hieß übrigens „Das Radieschen“. In dem Märchen steckt ein Radieschen so tief in der Erde, dass ein gesamtes Dorf benötigt wird, es herauszuziehen. Dass ich später dann Dark Fantasy und sogar Horror schreiben würde, konnte ich mir in dem Alter allerdings beim besten Willen noch nicht vorstellen. Solche Sachen fand ich eher ... na ja, gruselig ;)
Du hast sowohl schon Kurzgeschichten verfasst als auch Romane geschrieben. Wie unterscheidet sich hier deine Arbeitsweise?
Romane plane ich in der Regel von langer Hand, mache mir viele Gedanken im Vorfeld und werkle im Kopf an der Handlung herum. Bei Kurzgeschichten folge ich hingegen meist ganz spontanen Impulsen. Wenn ich beispielsweise die Ausschreibung zu einer Kurzgeschichten-Anthologie lese, ist meine Teilnahme häufig davon abhängig, ob ich zum gegebenen Thema ganz spontan die zündende Idee im Kopf habe.
"So dunkel das Zwielicht" spielt mit verschiedenen Elementen, die man aus bekannten Werken kennt. Bewusst sind mir mindestens drei literarische Vorbilder aufgefallen. Wie kann ich mir den Entstehungsprozess deines Werkes vorstellen?
Schwarz-Weiß-Malerei hat mich schon immer genervt – im realen Leben, aber auch in Büchern. Speziell im Fantasy-Bereich sind die Rollen von Gut und Böse ja meistens ziemlich klar verteilt.
„So dunkel das Zwielicht“ bricht bewusst mit diesen gängigen Mustern. Ob Himmel oder Hölle – keine der beiden Seiten ist eindeutig gut oder böse. Nicht immer scheint das Licht strahlend hell, die Finsternis verbirgt mehr als nur Schatten.
Aber auch für einzelne Charaktere gilt: Die Hauptfiguren rund um Julian und Kyu-Min sind nicht unbedingt strahlende Helden; sie besitzen ihre Ecken, Kanten und zweifelhaften Eigenschaften – ebenso sind ihre Gegner nicht einfach bloß Bösewichte, sondern oft gezeichnet von persönlichen Tragödien oder selbst Opfer der Umstände.
Beim Schmökern begegnet der Leser vielen bekannten Figuren wie dem gefallenen Luzifer, Dämon Asmodeus oder Erzengel Michael ... diese erfahren hier jedoch eine eigene Interpretation und unterscheiden sich teilweise stark von ihren mythologischen Vorbildern.
Daneben wirft die phantastische Handlung auch immer wieder Fragen auf, die sich konkret auf das reale Leben beziehen: Ist gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde? Was bedeuten Gut und Böse überhaupt? Darf man Gewalt ausüben, solange es im Namen einer gerechten Sache geschieht? ...
Wie würdest du dir eine Welt vorstellen, in der die Übergänge zu anderen Sphären fließender sind?
Chaotisch ;) Geistig bin ich ja sowieso schon ständig in anderen Sphären unterwegs – heißt: Ich verbringe viel Zeit in meinen eigenen Fantasiewelten und komme deshalb öfter zu spät zu Verabredungen oder renne versehentlich gegen Straßenlaternen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, man könnte diese Welten tatsächlich auch noch körperlich-real besuchen ... oh je, ich würde wohl in unserer alltäglichen Welt nicht mehr viel auf die Kette bekommen.
Was beeinflusst dich besonders beim Schreiben?
Meistens Ereignisse des realen Lebens. Nicht unbedingt nur schöne Momente, in meinen Romanen und Geschichten verarbeite ich viele meiner schmerzhaftesten und prägendsten Erlebnisse.
Welcher deiner Charaktere ist dein liebster?
Schwer zu sagen. Wahrscheinlich steckt in den meisten Charakteren ein kleines Stück von mir selbst. Julian beispielsweise symbolisiert wahrscheinlich meinen inneren Kämpfer; er ist stark, selbstbewusst und sehr ehrlich mit seinen Gefühlen – vor allem sich selbst gegenüber, was ja ebenfalls Mut erfordert. Der Dämon Belial wiederum steht wohl für meine verletzliche Seite; aus ihm spricht der verzweifelte Wunsch aufzugeben, der in schwierigen Situationen wohl jeden Menschen gelegentlich überkommt.
Es gibt aber auch Charaktere, die sind zwar nicht unbedingt sympathisch, aber dennoch als Figur interessant – zum Beispiel Despariel, der „Hauptfeind“ der Zwielicht-Serie. Er ist nicht einfach ein plumper Oberschurke, sondern auch ein tragischer, innerlich zerrissener Charakter. Denn obwohl er nach Rache an Julian strebt ( die menschliche Wiedergeburt seines dämonischen Bruders Raziel ), wünscht er sich gleichzeitig dessen Liebe und Anerkennung.
Romane plane ich in der Regel von langer Hand, mache mir viele Gedanken im Vorfeld und werkle im Kopf an der Handlung herum. Bei Kurzgeschichten folge ich hingegen meist ganz spontanen Impulsen. Wenn ich beispielsweise die Ausschreibung zu einer Kurzgeschichten-Anthologie lese, ist meine Teilnahme häufig davon abhängig, ob ich zum gegebenen Thema ganz spontan die zündende Idee im Kopf habe.
"So dunkel das Zwielicht" spielt mit verschiedenen Elementen, die man aus bekannten Werken kennt. Bewusst sind mir mindestens drei literarische Vorbilder aufgefallen. Wie kann ich mir den Entstehungsprozess deines Werkes vorstellen?
Schwarz-Weiß-Malerei hat mich schon immer genervt – im realen Leben, aber auch in Büchern. Speziell im Fantasy-Bereich sind die Rollen von Gut und Böse ja meistens ziemlich klar verteilt.
„So dunkel das Zwielicht“ bricht bewusst mit diesen gängigen Mustern. Ob Himmel oder Hölle – keine der beiden Seiten ist eindeutig gut oder böse. Nicht immer scheint das Licht strahlend hell, die Finsternis verbirgt mehr als nur Schatten.
Aber auch für einzelne Charaktere gilt: Die Hauptfiguren rund um Julian und Kyu-Min sind nicht unbedingt strahlende Helden; sie besitzen ihre Ecken, Kanten und zweifelhaften Eigenschaften – ebenso sind ihre Gegner nicht einfach bloß Bösewichte, sondern oft gezeichnet von persönlichen Tragödien oder selbst Opfer der Umstände.
Beim Schmökern begegnet der Leser vielen bekannten Figuren wie dem gefallenen Luzifer, Dämon Asmodeus oder Erzengel Michael ... diese erfahren hier jedoch eine eigene Interpretation und unterscheiden sich teilweise stark von ihren mythologischen Vorbildern.
Daneben wirft die phantastische Handlung auch immer wieder Fragen auf, die sich konkret auf das reale Leben beziehen: Ist gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde? Was bedeuten Gut und Böse überhaupt? Darf man Gewalt ausüben, solange es im Namen einer gerechten Sache geschieht? ...
Wie würdest du dir eine Welt vorstellen, in der die Übergänge zu anderen Sphären fließender sind?
Chaotisch ;) Geistig bin ich ja sowieso schon ständig in anderen Sphären unterwegs – heißt: Ich verbringe viel Zeit in meinen eigenen Fantasiewelten und komme deshalb öfter zu spät zu Verabredungen oder renne versehentlich gegen Straßenlaternen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, man könnte diese Welten tatsächlich auch noch körperlich-real besuchen ... oh je, ich würde wohl in unserer alltäglichen Welt nicht mehr viel auf die Kette bekommen.
Was beeinflusst dich besonders beim Schreiben?
Meistens Ereignisse des realen Lebens. Nicht unbedingt nur schöne Momente, in meinen Romanen und Geschichten verarbeite ich viele meiner schmerzhaftesten und prägendsten Erlebnisse.
Welcher deiner Charaktere ist dein liebster?
Schwer zu sagen. Wahrscheinlich steckt in den meisten Charakteren ein kleines Stück von mir selbst. Julian beispielsweise symbolisiert wahrscheinlich meinen inneren Kämpfer; er ist stark, selbstbewusst und sehr ehrlich mit seinen Gefühlen – vor allem sich selbst gegenüber, was ja ebenfalls Mut erfordert. Der Dämon Belial wiederum steht wohl für meine verletzliche Seite; aus ihm spricht der verzweifelte Wunsch aufzugeben, der in schwierigen Situationen wohl jeden Menschen gelegentlich überkommt.
Es gibt aber auch Charaktere, die sind zwar nicht unbedingt sympathisch, aber dennoch als Figur interessant – zum Beispiel Despariel, der „Hauptfeind“ der Zwielicht-Serie. Er ist nicht einfach ein plumper Oberschurke, sondern auch ein tragischer, innerlich zerrissener Charakter. Denn obwohl er nach Rache an Julian strebt ( die menschliche Wiedergeburt seines dämonischen Bruders Raziel ), wünscht er sich gleichzeitig dessen Liebe und Anerkennung.
Gibt es etwas, was alle deine Geschichten miteinander verbindet?
Eine düstere, oft auch mystische Atmosphäre mit Grusel, Grauen, Gänsehaut ... aber in aller Regel mit positiven Untertönen, einem heiteren Ende und einer lebensbejahenden Botschaft.
Wer neugierig ist, kann sich hier mehr über Christian erfahren:
burgenweltverlag.de/interviews/krug-christian-tobias-2024-hinter-mauern.html
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