Donnerstag, 28. Mai 2020

Autoreninterview mit Christoph Heiden Teil 3

Hallo zusammen.
Heute folgt der letzte Teil meines Interviews mit Christoph Heiden. Ich hoffe, euch hat das Interview genauso Spaß gemacht wie Christoph und mir. 😀




"Zurück im Zorn" spielt zum großen Teil in einer ländlichen Gegend, wodurch es dort an Arbeitsplätzen mangelt. Wie bist du auf die ausgefallenen Nebengewerbe gekommen?
Im Grunde sind diese Nebengewerbe gar nicht so ausgefallen, denn der im Buch erwähnte Sternenpark ist real: Er befindet sich im Havelland, nordwestlich von Berlin. Nicht nur dass die Region einer der dunkelsten Orte Deutschlands ist, darüber hinaus existiert dort eine wunderbare Flora und Fauna. Die Bewohner hoffen einfach, wie andernorts auch, die Gegebenheiten zu nutzen. Statt Ausflüge in die Berge veranstalten sie Führungen ins Vogelschutzgebiet, übers Luch oder eben Exkursionen unterm Sternenhimmel. Natürlich hofft eine Figur wie Danny Schmidt damit ebenfalls Geld in die Kasse zu kriegen, was mich als Autor sehr neugierig macht. Vielleicht sind nicht die Jobs so ausgefallen, sondern eher die Menschen, die sie ausüben. Oder es zumindest versuchen.

Welcher Charakter in "Zurück im Zorn" war für dich am schwersten aufzubauen und warum?
Am Schwersten fallen mir die Hauptcharaktere. Einerseits erscheinen sie mir klar vor Augen und ich gewinne rasch ein Gefühl dafür, wie sie reden und sich bewegen, wie sie mit anderen Menschen interagieren oder ihren Alltag meistern; andererseits stellt sich immer die Frage: Wie viele Informationen aus deren Leben sind für die Geschichte und die Leser*innen wichtig? Allein über Anna Majakowski und Willy Urban könnte ich Bände erzählen: Zum Beispiel über Annas Berufsalltag als Sozialarbeiterin - sie wohnt wie ich in Berlin Lichtenberg - oder über Willys Vergangenheit als Polizist.

Wie lange brauchst du, bis die erste Idee für ein Buch in einem ersten Manuskript endet? Was ist für dich der schwerste Teil am Schreiben?
Bestenfalls brauche ich für einen Roman zwei Jahre, in der Regel dauert es allerdings länger. Manchmal finde ich die Recherche nervenaufreibend: Eine Figur begeistert sich beispielsweise für Blumen. Also lese ich ein Buch über Botantik, belausche meine Mitmenschen und versuche mich in diese Leidenschaft hineinzudenken. Dennoch kann es am Ende passieren, dass im fertigen Buch lediglich ein Satz auftaucht: XY schwärmt für Geranien.
Schwer fällt mir auch, wenn ich die ersten Kritiken bereits während der Schaffensphase verdauen muss; das kann mich ganz schön ins Straucheln bringen. Für solche Situationen wünsche ich mir oft Scheuklappen. Was letztendlich hilft: Der Austausch mit anderen Autor*innen, denn den meisten ergeht es genauso oder ähnlich. 

Wie kamst du zum Schreiben?
Ich glaube mich zu erinnern, dass Winnetou daran Schuld trägt. Ich war in diese Verfilmungen vernarrt, hatte Poster an der Wand und besaß ein paar Karl May-Bücher, die mir aber allesamt zu lang waren. Damals war ich acht oder neun Jahre alt. Irgendwann - laut meiner Mutter - begann ich Geschichten zu erfinden, in denen meine Helden Winnetou und Old Shatterhand die Hauptrolle spielten. Natürlich waren das kleine, bluttriefende Abenteuer voller Schießereien und pathetischer Sprüche, also gar nicht so fern von dem, was ich heute mache. 😉

Schon ist das Interview vorbei. Ich hoffe, ihr habt Lust zum einen weitere Interviews zu lesen und zum anderen euch mit Christophs Büchern zu befassen. Anregungen hierzu findet ihr hier:
http://www.christophheiden.com/
https://www.instagram.com/christoph_heiden/

Danke Christoph für deine Zeit und für die aufschlussreichen Antworten.

Die genutzten Fotos hat der Autor selbst zur Verfügung gestellt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen