Sonntag, 7. Februar 2021

Wolfgang Hohlbein "Thor"

Trotzdem die Schulzeit inzwischen einige Zeit her ist, beschleicht mich bei manchen Büchern auch heute noch dasselbe Gefühl wie in so mancher Deutschstunde. Ein Buch muss für die Schule zu Ende gelesen werden, weil man darüber Arbeiten schreiben soll. Vielleicht rührt mein Drang ein Buch auch heute noch zu beenden aus dieser Zeit oder es rührt daraus, dass ich mir selbst erst dann ein Urteil über ein Buch erlauben will, wenn ich es zu Ende gelesen habe. Oder es ist eine Mischung aus beidem. Doch wie schreibt man eine Rezension über ein Buch, dass man offensichtlich nicht verstanden hat?


Wolfgang Hohlbein ist wie Stephen King ein Künstler, der dem Leser bis ins Kleinste in seine Welt zieht. Es gibt oftmals wenig Platz für einige Interpretationen, denn das Bild, was im Kopf beim Lesen entsteht, ist so detailliert, das kein weiterer Spielraum offen bleibt.
"Thor" ist der erste Teil der Asgard-Saga und Wolfgang Hohlbein nimmt den Leser mit in eine Zeit und an einen Ort, der nicht mehr viel mit unserer Welt gemein hat.
Weite kahle Flächen, die im Schnee zu versinken drohen, eine Welt der Mißgunst und des dauerwährenden Zweifels tut sich dem Leser auf, während er sich durch den 900-seitigen Band liest. 
Als Thor zu Beginn des Buches zu sich kommt, kann er sich an nichts erinnern. Rein gar nichts. Seine Vergangenheit liegt in der Dunkelheit und dies ist ein wesentlicher roter Faden des Buches. Immer wieder trifft er auf Menschen, Menschen, die Gefühle bei ihm auslösen. Ist es ein Erkennen? Oder ist es reine Sympathie? Es geschehen seltsame Dinge in seiner Gegenwart. Wölfe tauchen wie aus dem Nichts auf und ein Volk überfällt die Menschen, um sie zu ihren Untertanen zu machen.

Mit vielen Fäden beginnt Wolfgang Hohlbein eine eigene Geschichte um die nordische Sagenwelt, die aber um viele eigene Elemente erweitert wird. Viele der Fäden bleiben für mich zum Ende des Buches hin lose, was aber auch darauf zurückzuführen ist, dass die Saga auf mehrere Teile ausgelegt war. Doch in sich gibt es viele Elemente, die mich beim Lesen verwirren. Hohlbein erzählt seitenlang über gewisse Geschehnisse, deren Bedeutungen sich mir nicht schließen und daher meinen Lesegenuss hemmen.
Seine Art zu schreiben ist dabei trotzdem sehr beeindruckend, mit Worten entstehen Welten. Welten, die noch nie eine Mensch erblickt hat und die einem trotzdem wie ein Foto einer existierenden Realität anrühren. 
Saga, Fantasie und eine Spur mittelalterliches Gefühl werden in diesem Buch zu einer eigenen Welt kreiert, die man betreten kann, wie man wieder herauskommt, bleibt ungewiss.

2,5 von 5 Donnerschlägen

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