Donnerstag, 21. November 2024

Autoreninterview Marie-Christin Fuchs

Hallo zusammen.
Heute gibt es ein Interview mit einer Autorin, deren Bücher ich schon lange mit voller Freude erwarte.

(Foto: Marie-Christin Fuchs (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Vor allem überraschend! Ich saß vor einigen Jahren an der Uni, schrieb an meiner Doktorarbeit, einen festen Zehn-Jahres-Plan im Kopf - und hatte dann plötzlich diesen einen Moment, in dem ich dachte: Das will ich doch nicht für den Rest meines Lebens machen! Nach dem ersten Schock und der Panik habe ich mich dann gefragt, was ich denn stattdessen machen will? Die Antwort war: Ein Buch schreiben. Keine wissenschaftliche Arbeit, sondern einen Krimi. Das hat dann nicht von Heute auf Morgen geklappt, klar, aber ich hatte Ehrgeiz – und auch Glück.

Seit mehreren Jahren schreibst du eine erfolgreiche cosy crime Serie, welche in Cornwall spielt. Wie ist die Idee entstanden?
Mein Agent wusste aus einer Unterhaltung mit mir, dass ich einige Zeit in England gelebt und gearbeitet habe. Ein Beispiel dafür, dass manchmal kleine Informationen wichtig werden können! Und dann hat er gefragt, ob ich nicht eine Idee für eine Krimireihe entwickeln könnte, die eben dort spielt. Er war von Cornwall als Schauplatz begeistert:
Das Meer, die Klippen und Buchten, die kleinen Cottages und großen Herren-häuser. Und mit meiner langjährigen Leidenschaft für Gärten hatten wir dann schnell eine Idee entwickelt: Gartenkrimis in Cornwall. Eine Gärtnerin als Ermittlerin. Und der Verlag mochte es zum Glück auch!

Bist du für die Serie in Cornwall herumgereist oder hast du die Recherche am Computer gemacht? Bist du der Meinung, dass man, um ein Setting beschreiben zu können, es gesehen haben muss?
Ich kenne Cornwall aus meiner Zeit in England, bin dort gewandert und habe mir vieles angesehen. Und ich habe in Oxford im botanischen Garten gearbeitet und da hinter die Kulissen schauen können. Das hilft mir sehr. Aber einige Schau-plätze habe ich mir auch durch Recherche erarbeitet, ohne dort gewesen zu sein. Zum Beispiel habe ich St. Michaels Mount nie selbst betreten, da an dem Tag, an dem ich das vor Jahren tun wollte, Sturm herrschte, der Damm überspült war und die Boote nicht fuhren. Ich habe dann viele Videos gesehen, Bücher gelesen und mich auf Beschreibungen anderer Autorinnen gestürzt. Und es steht ganz weit oben auf meiner Liste der Gärten, die ich endlich live sehen will!

Wie kommst du auf die Ideen für die neuen Fälle?
Zeitungsschnipsel, Fernsehberichte, Reiseführer, Gespräche mit Freunden. Ich lese wirklich sehr viel. Die Ideen kommen dann aus unterschiedlichen Quellen. Meist gibt es einen Gedanken, der das Ganze anstößt. Mit Glück nimmt dieser Gedanke dann an Fahrt auf und bringt eine Geschichte ins Rollen. Ein Beispiel: Ein Buch über japanische Gärten, das ich geschenkt bekommen habe. Ein Gespräch über blaue Flecken durch Blutverdünner mit meiner Schwiegermutter. Die Frage, wie weit jemand gehen würde, um sich und seinen Ruf zu schützen. Alles zusammen in eine Schüssel gepackt, Deckel drauf. feste durchschütteln. Mit Glück kommt dabei was Gutes heraus!

Wie kann man sich die Arbeit an so einer langjährigen Serie vorstellen?
Ich schreibe ja noch andere Serien. Und daher ist der Tag, an dem ich mich hinsetze und weiß, ich werde wieder nach Rosehaven, immer wieder ein bisschen wie nach Hause kommen. Ich koche mit Tee und feier das Ganze mit Scones und Clotted Cream. (Nur am ersten Tag, sonst wäre ich bald selbst ein Rolling Scone...!)
Ich habe auch Hefte zu den einzelnen Figuren mit Notizen und Co. Aber die nutze ich wenig, meist „gehe“ ich einfach durch mein Dorf und sage „Hello again!“.

Dieses Jahr erschien "Mord kennt kein Alter", welches in Deutschland spielt. Wie unterschied sich die Arbeit zu den Cornwall-Krimis und kannst du sagen, welche dir mehr Spaß gemacht hat?
Bei „Mord kennt kein Alter“ wird die Handlung aus unterschiedlichen Perspek-tiven erzählt und nicht alle Erzählstimmen sind immer ganz ehrlich. Das heißt, es war technisch etwas komplizierter und ich hatte einen sehr detailliert ausgearbeiteten Plot, also einen Handlungsablauf. Und viele Figuren sind deutlich älter als ich, oder haben einen sehr anderen Hintergrund, da musste ich mehr Kopfarbeit machen.
Die Kopfarbeit habe ich bei Cornwall auch, aber da dort die Handlung immer ganz klar an Mags geknüpft ist (wir begleiten Sie ja sehr eng die ganze Zeit durch die Geschichten), kann ich da mehr aus dem Bauch schreiben. Und auch, wenn ich und Mags uns nicht allzu ähnlich sind, haben wir doch zumindest das Geschlecht und einige andere Dinge gemeinsam.
Spaß macht mir beides – ich schreibe einfach unglaublich gerne!

Du gibst auch Schreibkurse. Was ist für dich die wichtigste Zutat beim Schreiben?
Begeisterung, Vorstellungskraft, Leidenschaft, aber auch Disziplin, Durchhalte-wille, Fleiß und gute handwerkliche Fähigkeiten.
Ersteres muss man mitbringen, an Zweiterem kann man arbeiten.

Nachdem ihr Marie-Christin kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:

instagram.com/MarieChristinFuchs
das-syndikat.com/autoren/autor/marie-christin-fuchs

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.  

Mittwoch, 20. November 2024

Kamome Shirahama "Atelier of Witch Hat 1"

Was ist der erste Gedanke, wenn man ein neues Genre anfängt?
Nun, das kann natürlich bei jedem verschieden sein. Bei mir war eines der wenigen Genres, um die ich bisher einen Bogen gemacht habe, Mangas.

Ich liebe Comics, aber irgendwie habe ich in den Buchhandlungen nie einen Manga gefunden, der mich optisch ansprach. Die Augen zu groß, die Bilder zu hektisch oder auch zu unübersichtlich.

Gut, wenn man dann Mangas frei Haus geliefert bekommt. Ich schau gerade niemanden an. ;-)

Und ich muss sagen: Dieser Manga gefällt mir sehr. In schwarz-weiß gehalten, oftmals in der Optik von Tuschezeichnungen, überzeugt mich der erste Teil.

Natürlich geht es um eine Außenseiter-Geschichte. Ein Mädchen muss von zuhause weg und wird bei einem Zauberer in dessen kleiner Schule aufgenommen.
Als Außenseiterin hat sie es nicht leicht, aber die anderen schließen sie auf Grund ihrer besonderen Fähigkeiten langsam ins Herz.

Bibliophilie wohin man in diesem Band nur schaut und die Mischung mit Magie macht einen ganz besonderes Reiz aus.

Einen besseren Start in die Welt der Mangas - trotz der großen Augen - hätte ich kaum haben können.

5 von 5 Ateliers

Dienstag, 19. November 2024

Raphael Dorigo "Meotod - Die Wellen des Schicksals"

Nachdem der Wassermagier Lifan erwacht, erkennt er seine Umwelt nicht wieder. Auch weiß er seinen Namen nicht mehr. Kurz, er wird in der Stadt Gardby aufgenommen und ist nun Lifan. Der Frau Jörd ist er ihr Tagewerk und auch sonst integriert er sich gut in die Gemeinschaft. Doch immer hört er einen fernen Ruf. Er solle seine Menschen beschützen. Doch vor was? Den Wellen? Sich selbst?
Fantasy mit Religion zu vermischen ist nichts Neues. Fantasy mit Philosophie zu vermengen ist schon vorgekommen. Doch die Mischung aus Fantasy, Religion und Philosophie ist zumindest für mich eher ungewöhnlich.
Raphael Dorigo schafft mit "Meotod" den Spagat zwischen dem Mensch, der auszieht, um sich selbst zu suchen und zu finden und dabei seinen Platz in der Gemeinschaft zu fassen bekommt.
Oftmals sind solche Sinnsuchen davon geprägt, dass irgendwas, sei es das Selbst, die Anderen oder die Mission, vernachlässigt wird. Raphael geht in seinem Buch hin und lässt Lifan scheitern und verzweifeln, doch weder wird die Mission aufgegeben noch lässt sein Umfeld ihn allein. 
Vieles mag zu optimistisch klingen, doch zeichnet sich dadurch auch sein Werk aus. Denn es ist oftmals auch der Blick auf die Dinge und nicht nur die Dinge oder die Situation selbst. Wir können sehen, wie der Autor und sein Protagonist aus den verschiedenen Welten das Beste nehmen und es in dem Werk zusammenfließen lassen. Dabei kommt das Werk ohne Esoterik aus. Getragen durch ein wenig Magie, viele schlaue Gedanken und einen Funken Mystik finden die vielen Ideen von Raphael den Weg in den Kopf des Lesers und man betrachtet manches aus einem anderen Blickwinkel.

4 von 5 Wellen

Danke an den Autor für das Rezensionsexemplar. 

Donnerstag, 14. November 2024

Verleger-Interview Oliver Bidlo

Hallo zusammen.
Nachdem im letzten Monat die Anthologie "Campus 2049" erschienen ist, hab ich neben den Herausgebern auch den Verleger Oliver Bidlo interviewt.


Die Hochschul-Anthologie "Campus 2049" ist die erste SF-Anthologie in deinem Verlag. Siehst du das einmaliges Projekt?
Ja, das stimmt. Es ist die erste SF-Anthologie, passt aber perfekt in unser Programm. Und ich hoffe es wird nicht die letzte Anthologie bleiben. Tatsächlich ist es eine Überlegung auch von Seiten des Verlags selbst eine Anthologie im Bereich Fantasy und Science-Fiction über eine Ausschreibung anzustoßen.

Hast du dich als Hochschulprofessor in den Geschichten wiedergefunden?
Die Geschichten sind trotz ihrer Science-Fiction-Ausrichtung (es ist ja eine „nahe“ Science-Fiction) schon in Vielem nahe an dem, was tatsächlich in Zukunft passieren könnte. Es gibt viele Aufsätze, die auf KI abheben. Und hier wird ja schon an vielen Hochschulen und Universitäten intensiv darüber nachgedacht (auch sehr konkret in Arbeitsgruppen und Prüfungsordnungen), wie man KI einbinden, aber sich auch davor - im Rahmen von Prüfungsleistungen - „schützen“ kann. Damit wird eigentlich sehr offensiv umgegangen. Sprich: Man versucht KI einzubauen, Studierende in bestimmten Situationen (Recherche, Schreibblockaden usw.) konkret auch auf die Hilfe durch KI vorzubereiten. Aber immer mit dem Hinweis, dass das, was KI da schreibt auch falsch sein kann, dort (meist) Nachweise fehlen und die reine Übernahme von KI-Texten nicht im Sinne des „Erfinders“ ist.

Wie hat sich die Arbeit an der Anthologie von der Arbeit an deinen anderen Büchern unterschieden?
Die Arbeit hat unheimlich viel Freude gemacht, war aber auch herausfordernd. Die beiden HerausgeberInnen Kai Focke und Sabine Frambach haben ganz hervorragende Arbeit geleistet. Natürlich muss bei einem solchen Projekt viel besprochen und abgestimmt werden. Es waren viele Kommunikationskanäle, zwischen den beiden und uns, den Beitragenden (bzgl. Druckfahnen, Korrekturen und Versand der Belege), aber auch für einige Formalien die Kommunikation mit der Hochschule. So wurde - als ein Beispiel - für eine größere Anzahl von Exemplaren, die die Hochschule verschenken möchte, Banderolen produziert. Letztlich eine Kleinigkeit, die aber zusätzliche Abstimmung, was Layout, Corporate Design, Druck und Anbringung durch die Druckerei usw. erforderlich machte. Insgesamt hat alles sehr, sehr gut geklappt, was auch daran lag, dass die beiden HerausgeberInnen genug Zeit für alle Arbeitsschritte mit uns eingeplant haben.

Wie siehst du die Zukunft der Hochschule? Positiv oder negativ?
Oje, eine Frage, die einen interessanten und vielfältigen Punkt trifft. Steinalt bin ich ja noch nicht, kann aber schon gut knapp 20 Jahre als Dozent überschauen und dazu noch die Jahre als Student und Doktorand selbst. Bereits in dieser Zeit hat sich unheimlich viel verändert in den Abläufen, den Studierenden, den man gegenübersitzt, der Konzeption von Studiengängen usw. Wenn man nur einen Teil der Änderungen nimmt und auch der Zukunft diesen Wandel unterstellt, dann wird sich die Hochschule auch weiter wandeln. Manches wandelt sich zum Guten: So gibt es heute eine größere Bandbreite, was die Studierenden angeht. Während früher die allermeisten Studierenden direkt nach der Schule kamen, finden sich heute immer mehr Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen und mit sehr unterschiedlichen Biographien, die ein Studium beginnen. Das ändert - in meinen Augen zum Positiven - die Dynamik in den Studiengruppen. Ich denke das wird sich in Zukunft noch verstärken. Eine nicht so gute Veränderung betrifft das Lesen selbst. Es wird heute in der Breite nicht mehr so viel gelesen, wie es früher der Fall war. Längere Texte, also ganze Bücher, werden seltener gelesen, dafür gerne kürzere Texte oder Zusammenfassungen. Das aber ist -in wiss. Hinsicht - nicht gut, da es den Studierenden mitunter schwerer fällt, einem Gedankengang und einer Argumentationsentwicklung, der bzw. die sich über einen größeren Umfang aufbaut, zu folgen. Aber auch Lehrende selbst tragen dazu bei, wenn z.B. ein Fachbereich sich nicht mehr auf verpflichtend zu lesende Grundlagenliteratur einigen kann. Zu meiner Zeit gab es eine Liste von zu lesender Pflichtlektüre für das Grund- und das Hauptstudium, von der man nach dem Grund- wie nach dem Hauptstudium davon ausging, dass man diese auf jeden Fall gelesen hat, unabhängig von konkreten Seminaren. Das hatte den Vorteil, dass es eine grundlegende gemeinsame Kenntnisnahme über das Studienfach gab. Zu dieser Literatur konnten überdies immer auch Fragen gestellt oder Bezugnahmen erwartet werden (z.B. in Prüfungen, Referaten usw.).

Deine Affinität gilt in erster Linie der Phantastik und speziell dem Tolkien-Universum. Liest du selbst auch Science Fiction und wenn ja, was hat dich zuletzt beeindruckt?
Tatsächlich lese ich Science-Fiction eher selten (aber das kann sich alsbald ändern), dafür bin ich ein leidenschaftlicher Trekkie und schaue mir sehr gerne Science-Fiction Serien oder Filme an. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass meine und unsere Zeit ja doch begrenzt ist und man kaum alles lesen kann, was man gerne lesen möchte. Neben universitären und fachbezogenen Aufsätzen und Büchern, die ja in schier unglaublichen Mengen neu erscheinen, kommen dann die Leidenschaft zur Fantasy und die verlagsspezifischen Bücher bzw. Skripte, die zu lesen sind. Da wäre eine gute Idee, so wie du das oben ja in deiner Frage bereits angedeutet hast, weitere Science-Fiction-Anthologien über den Verlag zu publizieren. Dann könnte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Denn die Geschichten werden natürlich auch von mir intensiv gelesen.

Gehen wir 25 Jahre zurück: was würdest du deinem Hochschul- und deinem Herausgeber-Ich raten?
Oje, eine nicht ganz leichte, aber sehr spannende Frage. Ich denke ein Rat wäre, nicht immer alles zu verbissen zu sehen, nicht immer von der denkbar schlechtesten Situation auszugehen. So habe ich z.B. früher sehr oft viel zu viel Material für Veranstaltungen vorbereitet, um sicher zu gehen, dass ich bei keiner aktiven Teilnahme von Studierenden nicht irgendwann ohne Material dastehe. Das führte öfters einmal dazu, dass ich das Material auch unterbringen wollte und die (immer stattfindende) dazutretende Teilnahme der Studierenden dann mitunter zu einer Zeitnot führte. Dem Verleger- und dem Herausgeber-Ich würde ich ebenfalls den Hinweis geben, dass Flauten dazugehören, aber gute Manuskripte und Projekte, aus denen sodann Bücher werden, schlussendlich immer „eintrudeln“ und sich ergeben. Aber ich denke, das nennt man Erfahrung, die man über die Zeit machen muss.

Wenn du eine Geschichte beigesteuert hättest, welchen Themenbereich hättest du dir ausgesucht?
Tatsächlich war es eine Idee, dass auch ich eine Geschichte beitragen könnte. Ich habe schon seit längerer Zeit einen Plot dazu im Kopf, den ich über eine Kurzgeschichte vielleicht hätte einbringen können. Der Plot stammt aus meiner Beschäftigung des Themas „Der Ausbruch des Phantastischen“. Es geht um einen jungen Hochschuldozenten der Informatik, der unmerklich einer sich im Netz gebildeten künstlichen Intelligenz über den „Ausgang“ eines 3-D-Druckers zu einer physischen Form verhilft. Nachdem er vor dem Bildschirm bei einer seiner Programmierarbeiten für einen 3-Druck eingeschlafen ist, findet er am nächsten Morgen im 3-D-Drucker ein Objekt vor, das zwar physisch vorhanden ist, aber in den (bisherigen) Gesetzen der Physik keine Entsprechung findet. Naja, das wäre die Skizze der Geschichte. Aber ich hatte leider keine Zeit, weiter daran zu arbeiten. Denn parallel zu dieser tollen Science-Fiction-Anthologie haben wir die neue Ausgabe des Hither Shore (akademisches Jahrbuch der Deutschen Tolkien Gesellschaft) bearbeitet und publiziert. Das waren die beiden großen Projekte der letzten Monate, an denen wir besonders intensiv gearbeitet haben.

Nachdem ihr Oliver kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:

oldib-verlag.de/oliver-bidlo

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.  

Dienstag, 12. November 2024

R. L. Stine "Gänsehaut - Die unheimliche Kuckucksuhr"

Es gibt diese Kinderbücher, die man auch als Erwachsener nie vergisst.
Und es gibt die Kinderbücher, die in der Kindheit einfach an einem vorbeiziehen.
Letztens stehen wir im Antiquariat und dieses Buch taucht aus den dunklen Ecken der Regale auf.
Euphorie bei den anderen, bei mir: Ratlosigkeit.
Schnell war klar, die Bildungslücke ist zu schließen.

Und so saß ich die letzten Tage schmunzelnd über meinem ersten Gänsehaut-Buch.

Das Leben hat natürlich zwischenzeitlich die eine oder andere Gänsehaut beschert und so ist nicht Grusel, welcher mich durch die Seiten begleitet.
Vielmehr ist eine Geschichte, die zeigt, wie anders das Leben als Kind ist, wo die Prioritäten liegen und worum man sich sorgt.
Ein Ausflug in eine Zeit, die so ganz anders war, obwohl sie Teil von einem ist.

Das Rätsel um die Kuckucksuhr und die damit verbundene Zeitreise sind charmant zu lesen und ich merke schnell, manche Dinge sind einem immer peinlich, egal, wie alt man wird.

In kurzen Kapitel wird die Geschichte schnell und dynamisch erzählt und wer weiß, vielleicht treffe ich in einem Antiquariat auf ein weiteres Buch und wage eine neue Zeitreise.

4 von 5 Kuckucksuhren 

Montag, 11. November 2024

Katja Jansen "Echoes from tomorrow"

Im Unterschied zu einem Roman bieten Kurzgeschichtensammlungen den Schreibenden die Möglichkeit, die Lesenden in völlig verschiedene Szenarien eintauchen zu lassen.

Mal düsterer, dann wieder hoffnungsvoller ist die Kurzgeschichtensammlung von Katja Jansen zu betrachten. Schon das Cover zeigt, dass sie sich auf die Social Science Fiction einlässt. Was natürlich nicht heißt, dass andere Aspekte der SF nicht beleuchtet werden. Doch in jeder Erzählung ist immer eine starke soziale Komponente enthalten.

Was macht die Zukunft, die Technik, unser Umfeld mit uns? Was bedeutet es, im Dschungel der Informationen "falsch" abzubiegen? Viele dieser Fragen spielen in mehreren Geschichten eine tragende Rolle.

Ihren Beruf (Doktor der Biomedizin) liest man in der einen oder anderen Kurzgeschichte heraus, und auch ihr Faible für Natur und Medizin wird gerade in diesen Geschichten deutlich.

Sie schafft aber auch Geschichten, die, darf man das eigentlich sagen, nicht mehr nur SF sind, sondern auch die Sphären der Phantastik berühren, was mir persönlich sehr gut gefällt.

Was mir tatsächlich selten passiert, ich habe eine Lieblingsgeschichte. In dieser (natürlich verrate ich nicht welche) schafft sie es nicht nur, Realität und Fiktion zu verwischen, sondern sie zeigt auch, dass sie verschiedene moralische Standpunkte einnehmen kann.
Eine abwechslungsreiche Sammlung, die ihre starken Geschichten hat und mit keiner Geschichte langweilt.

4 von 5 Echoes

Mein Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 7. November 2024

Autoreninterview Christian Endres II

Hallo zusammen.
Es gibt Menschen, die kann man gar nicht oft genug interviewen. Christian Endres ist so eine Person. Dieses Mal geht es um seinen Roman "Wolfszone" und den dritten Band seiner Prinzessinnen.



Die Veröffentlichung von "Wolfszone" ist schon ein paar Tage her. Rückblickend gesprochen, bist du mit der Aufmerksamkeit für den Roman zufrieden?
Ich bin sehr dankbar, dass der Buchhandel meine jüngsten Romane so gut aufgenommen, so konsequent auf den Tischen zwischen Platzhirschen und Bestsellern präsentiert hat. Das ist wahnsinnig viel wert und bedeutet mir als Autor eine Menge. Auf der anderen Seite steht da jedoch der allgegenwärtige Algorithmus von Social Media und Co., und der kann selbst kybernetischen Wölfen zwischendurch Albträume bescheren … 

Ich habe es in meiner Rezi schon angesprochen, aber vielleicht kannst du noch einmal erläutern, wie es zu dem Roman kam?
Für das Magazin „Spektrum der Wissenschaft“ habe ich vor einigen Jahren eine Kurzgeschichte über nano-mutierte Cyborg-Wölfe und ihren Krieg mit den Menschen geschrieben. Daraus wurde dann mein Near-Future-Hardboiled-Roman um die Wolfszone in Brandenburg, und mit mehreren Handlungssträngen und Hauptfiguren, die es in der Story nicht gab: Einem Berliner Privatdetektiv, einer Fahrradkurierin und Drogenschmugglerin, einer Evolutionsbiologin, einem Bundeswehrsoldaten und einem der Maschinenwölfe. Ihre Erlebnisse zwischen Klimakrise und KI werden im Roman nach und nach verwoben und führen zu einem großen Showdown.

Wie sehr hat sich die Arbeit an "Wolfszone" von den "Prinzessinnen" unterschieden?
Das Gefühl des Schreibens ist eigentlich immer gleich – die Suche nach der großen Welle und dem Flow, dem perfekten Satz oder Dialog. Bei „Wolfszone“ kam allerdings hinzu, dass ich mit Krimi und Science-Fiction zwei Genres verschweißt habe, und obendrein die Grenze zwischen unserer Gegenwart und Zukunft verwischen wollte. Bei den „Prinzessinnen“ wiederum stehen neben der Tarantino-mäßigen Action wieder andere Dinge im Fokus, Selbstbestimmung, Found Family und vor allem das ständige Spiel mit den Klischees aus Fantasy, Märchen und Disney-Filmen. 

Wenn ich gerade davon spreche, dieses Jahr erscheint der dritte Band um die "Prinzessinnen". Warum geht es dieses Mal?
Die Prinzessinnen sind auch nach den beiden ersten Bänden „Fünf gegen die Finsternis“ und „Helden und andere Dämonen“ noch immer fünf ehemalige Thronfolgerinnen, die als rabiate Söldnerinnen durch eine Fantasy-Welt zwischen „The Witcher“ und „Dungeons & Dragons“ ziehen. Im neuen Band „Hoheitliches Gemetzel“ müssen sie einen Serienmörder jagen, der es auf klassische Königstöchter abgesehen hat und mehrere kleine Reiche in Angst und Schrecken versetzt. Allerdings verbirgt sich hinter dem mysteriösen Mörder mehr, als die Prinzessinnen ahnen, und das sorgt für noch mehr Gefahr ...

Bleibt es bei einer Trilogie? Oder darf man bei der Vielzahl der Prinzessinnen auf noch mehr Bände hoffen?
Die Trilogie ist so ein klassisches, so ein traditionsreiches Fantasy-Format – deshalb stellt dieser dritte Band für mich und die Gang zunächst mal einen richtigen Meilenstein dar. Einen Grund zum Feiern. Jetzt müssen wir einfach mal durchatmen und abwarten, wie sich alle Bände schlagen, nun, da es eben die Trilogie geworden ist. Es wäre schön, wenn die Serie noch ein paar Fans gewinnt, gute Verkäufe nach drei Büchern in knapp anderthalb Jahren dem Verlag und mir ein klares Zeichen geben. Ich hätte jedenfalls noch Ideen für weitere Abenteuer, und ich habe diese Figuren auch sehr lieb gewonnen.

Für die, die Bücher noch nicht kennen: Ist es so, dass ein Band einer Prinzessin gewidmet ist?
Nein. Die Bände sind immer aus der Sicht der jüngsten und vermeintlich unerfahrensten Prinzessin – Narvila – geschrieben, bis auf die Rückblenden in die Vergangenheit. Natürlich wandert der Fokus aber immer mal hierhin und dorthin, hat jede der Prinzessinnen in den Büchern ihre Momente und Spotlights. Wie es sich für eine gute, eingeschworene Truppe gehört! Das behält der Chronist im Blick, beziehungsweise ergibt es sich eigentlich von allein bei diesen Fünf. 

Eine böse Frage zum Schluss: Hast du eine Lieblingsprinzessin?
So böse ist die Frage gar nicht, denn ich kann sie eindeutig beantworten: Ich habe keine Lieblings-Prinzessin. Es gibt sicherlich immer Szenen, da macht diese oder jene Prinzessin besonders Spaß zu schreiben. Doch am Ende des Tages ist es gerade dadurch so cool und besonders, dass Narvila, Aiby, Decanra, Mef und Cinn dieser Verbund aus Charakteren, Marotten und Eigenschaften sind, und wie sie miteinander interagieren, und zusammen mit der Welt. 

Nachdem ihr wisst, was Christian schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
christianendres.de
instagram.com/misterendres
facebook.com/MisterEndres
bsky.app/profile/misterendres.bsky.social

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

Montag, 4. November 2024

Anja Stürzer "Somniaveris"

Eigentlich hatte sich Jochanan die Rückreise anders vorgestellt, doch als er wieder im Jahr 2121 ankommt, leugnen seine Eltern durch die Zeit gereist zu sein.
Warum?
Was war daran falsch?
Doch warum ist Akascha mitgekommen und warum darf er sie nicht sehen?

Mit vielen Fragen beginnt der zweite Teil um Jochanan, Akascha und Merlin. Während man als Leser jedes der fünf Kapitel hauptsächlich an der Seite eines Charakters erlebt, wird nahezu nebenher die Handlung vorangetrieben und diese ist zu Anfang noch recht diffus.

Anja Stürzer legt erst nach und nach und mit der Hilfe ihrer Figuren die Karten auf den zukünftigen Tisch und beleuchtet dabei nicht nur die reine Problematik, dass man sich selbst bei Zeitreisen nicht begegnen darf (wer denkt hier nicht an "Zurück in die Zukunft"?), sondern auch, dass ein Zeitsprung für die individuellen Charaktere zu Komplikationen führen könnte.
Denn was ist Ursache und was ist Wirkung?
Wo beginnt eine Zeitschleife? 

Spannend erzählt sie, was sich innerhalb eines Jahrhunderts ändern kann und was es heißt, für so ein wichtiges Projekt wie Zeitreisen Verantwortung zu übernehmen. Denn Verantwortung birgt unglaublich viele Gefahren.

Gerade die Perspektivwechsel unterstreichen die Vielschichtigkeit des Themas, da man immer wieder andere Blickwinkel des gleichen Probleme betrachtet. Ein Werk, dass einen über die Zukunft und ihre Chancen und Risiken nachdenken lässt.

4 von 5 Ampullen

Rezensionsexemplar vom Oldib-Verlag: oldib-verlag.de/belletristik/