Hallo zusammen.
Es gibt Menschen, die kann man gar nicht oft genug interviewen. Christian Endres ist so eine Person. Dieses Mal geht es um seinen Roman "Wolfszone" und den dritten Band seiner Prinzessinnen.
Die Veröffentlichung von "Wolfszone" ist schon ein paar Tage her. Rückblickend gesprochen, bist du mit der Aufmerksamkeit für den Roman zufrieden?
Ich bin sehr dankbar, dass der Buchhandel meine jüngsten Romane so gut aufgenommen, so konsequent auf den Tischen zwischen Platzhirschen und Bestsellern präsentiert hat. Das ist wahnsinnig viel wert und bedeutet mir als Autor eine Menge. Auf der anderen Seite steht da jedoch der allgegenwärtige Algorithmus von Social Media und Co., und der kann selbst kybernetischen Wölfen zwischendurch Albträume bescheren …
Ich habe es in meiner Rezi schon angesprochen, aber vielleicht kannst du noch einmal erläutern, wie es zu dem Roman kam?
Für das Magazin „Spektrum der Wissenschaft“ habe ich vor einigen Jahren eine Kurzgeschichte über nano-mutierte Cyborg-Wölfe und ihren Krieg mit den Menschen geschrieben. Daraus wurde dann mein Near-Future-Hardboiled-Roman um die Wolfszone in Brandenburg, und mit mehreren Handlungssträngen und Hauptfiguren, die es in der Story nicht gab: Einem Berliner Privatdetektiv, einer Fahrradkurierin und Drogenschmugglerin, einer Evolutionsbiologin, einem Bundeswehrsoldaten und einem der Maschinenwölfe. Ihre Erlebnisse zwischen Klimakrise und KI werden im Roman nach und nach verwoben und führen zu einem großen Showdown.
Wie sehr hat sich die Arbeit an "Wolfszone" von den "Prinzessinnen" unterschieden?
Das Gefühl des Schreibens ist eigentlich immer gleich – die Suche nach der großen Welle und dem Flow, dem perfekten Satz oder Dialog. Bei „Wolfszone“ kam allerdings hinzu, dass ich mit Krimi und Science-Fiction zwei Genres verschweißt habe, und obendrein die Grenze zwischen unserer Gegenwart und Zukunft verwischen wollte. Bei den „Prinzessinnen“ wiederum stehen neben der Tarantino-mäßigen Action wieder andere Dinge im Fokus, Selbstbestimmung, Found Family und vor allem das ständige Spiel mit den Klischees aus Fantasy, Märchen und Disney-Filmen.
Wenn ich gerade davon spreche, dieses Jahr erscheint der dritte Band um die "Prinzessinnen". Warum geht es dieses Mal?
Die Prinzessinnen sind auch nach den beiden ersten Bänden „Fünf gegen die Finsternis“ und „Helden und andere Dämonen“ noch immer fünf ehemalige Thronfolgerinnen, die als rabiate Söldnerinnen durch eine Fantasy-Welt zwischen „The Witcher“ und „Dungeons & Dragons“ ziehen. Im neuen Band „Hoheitliches Gemetzel“ müssen sie einen Serienmörder jagen, der es auf klassische Königstöchter abgesehen hat und mehrere kleine Reiche in Angst und Schrecken versetzt. Allerdings verbirgt sich hinter dem mysteriösen Mörder mehr, als die Prinzessinnen ahnen, und das sorgt für noch mehr Gefahr ...
Bleibt es bei einer Trilogie? Oder darf man bei der Vielzahl der Prinzessinnen auf noch mehr Bände hoffen?
Die Trilogie ist so ein klassisches, so ein traditionsreiches Fantasy-Format – deshalb stellt dieser dritte Band für mich und die Gang zunächst mal einen richtigen Meilenstein dar. Einen Grund zum Feiern. Jetzt müssen wir einfach mal durchatmen und abwarten, wie sich alle Bände schlagen, nun, da es eben die Trilogie geworden ist. Es wäre schön, wenn die Serie noch ein paar Fans gewinnt, gute Verkäufe nach drei Büchern in knapp anderthalb Jahren dem Verlag und mir ein klares Zeichen geben. Ich hätte jedenfalls noch Ideen für weitere Abenteuer, und ich habe diese Figuren auch sehr lieb gewonnen.
Für die, die Bücher noch nicht kennen: Ist es so, dass ein Band einer Prinzessin gewidmet ist?
Nein. Die Bände sind immer aus der Sicht der jüngsten und vermeintlich unerfahrensten Prinzessin – Narvila – geschrieben, bis auf die Rückblenden in die Vergangenheit. Natürlich wandert der Fokus aber immer mal hierhin und dorthin, hat jede der Prinzessinnen in den Büchern ihre Momente und Spotlights. Wie es sich für eine gute, eingeschworene Truppe gehört! Das behält der Chronist im Blick, beziehungsweise ergibt es sich eigentlich von allein bei diesen Fünf.
Eine böse Frage zum Schluss: Hast du eine Lieblingsprinzessin?
So böse ist die Frage gar nicht, denn ich kann sie eindeutig beantworten: Ich habe keine Lieblings-Prinzessin. Es gibt sicherlich immer Szenen, da macht diese oder jene Prinzessin besonders Spaß zu schreiben. Doch am Ende des Tages ist es gerade dadurch so cool und besonders, dass Narvila, Aiby, Decanra, Mef und Cinn dieser Verbund aus Charakteren, Marotten und Eigenschaften sind, und wie sie miteinander interagieren, und zusammen mit der Welt.