Donnerstag, 5. Dezember 2024

Autoreninterview Mary Stormhouse

Hallo zusammen.
Letzte Woche erschien das neue Buch von Mary Stormhouse. Der richtige Zeitpunkt ein Interview zu führen.

(Foto: Mary Stormhouse (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe schon als Kind geschrieben und wollte Schreiben zum Beruf machen. Da ich pragmatisch veranlagt bin, ging ich in die Werbung. Erst nach meinem Ausstieg aus Werbeagenturen habe ich 2022 meinen ersten Roman veröffentlicht.

Du bist dieses Jahr mit dem Phantastikpreis Seraph ausgezeichnet worden. Motiviert dich die Auszeichnung wieder an den Schreibtisch zu gehen und neue Geschichten zu schreiben oder musst du so einen Preis erst einmal sacken lassen?
Sie motiviert vor allem dadurch, dass ich das Gefühl habe, mich jetzt wirklich "Autorin" nennen zu können. Vorher hatte ich mit dem Imposter-Syndrom zu kämpfen. Und das ist echt sehr cool.

Wie kann man sich die Entwicklung einer Geschichte bei dir vorstellen?
Durch einen Trigger werde ich inspiriert und schreibe erst einmal die Idee auf. Wenn ich gerade an nichts anderem arbeite, prüfe ich dann, ob sie wirklich funktioniert. Dann kommen die Charaktere und der grobe Story Aufbau. Gerade Chars prüfe ich immer, ob ich wirklich alle brauche. Wenn ich anfange, zu schreiben, habe ich eine grobe Plotline, die ich aber oft über den Haufen werfe, wenn die Charaktere was anderes vorhaben.

Und konkret: Wie kam es zu "The Olympian Job"?
In "The Olympian Job" clashen Charaktere aus einer Rollenspielrunde mit meiner Liebe zu Mythologie, Xena, Fremdsprachen und Heist-Filmen.

Das Cover zu "The Olympian Job" ist ein richtiger Hingucker. Wie wichtig sind Cover und Gestaltung für dich?
Das Cover ist ja das Aushängeschild des Buches. Bei einem Buch mit coolem Cover wird eher der Klappentext gelesen. Ich bin sehr Happy mit dem Cover, dass Vinachia Burke designt hat und das perfekt zur Story und zu mir passt.

Mit welcher der Personen aus "The Olympian Job" würdest du gerne einen Kaffee trinken gehen?
Makani! Vermutlich würden wir Kaffee mit Schuss trinken, aber sie steht mir von allen Figuren am nächsten.

Was sind deine nächsten Projekte?
Bereits zur Leipziger Buchmesse erscheint mein nächster Roman im WunderZeilen Verlag, in dem eine Gruppe Cosplayer die Hauptrolle spielt. Außerdem arbeite ich an einer Space Opera, die ich selbst herausbringen werde.

Nachdem ihr wisst, was Mary schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/marystormhouse

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

Montag, 2. Dezember 2024

Jan Nowatschek "Die Verschwörung von Eldergrove"

In "Eldergrove" scheint die Welt noch in Ordnung. Mehrere Generationen von Wichteln leben in den beiden Stadtteilen ein geschäftiges, aber doch ruhiges Leben. Doch mit einem Mal wird hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Der eine oder andere Nachbar wird auf einmal nicht mehr gesehen und zurück kehren sie auch nicht.
Einzelne Wichtel schmieden einen Plan, doch die Falschen wollen sich ihre Karten nicht aus der Hand geben.

In mehreren Handlungssträngen erzählt der Autor die Geschichte von dem Wichteldorf "Eldergrove" und einem gewissen Claus. Auf 320 Seiten zeigt er uns, was es heißt, wenn schöne Dinge wie Weihnachten, Nächstenliebe und Zusammengehörigkeit kräftigt durchgeschüttelt und man sich lediglich auf die Macht konzentriert.

In vielen detaillierten Beschreibungen entsteht die Welt von "Eldergrove" im Kopf des Lesers und man fiebert mit, wenn einzelne Wichtel dazu bestimmt sind, für die Gemeinschaft einzutreten. Dabei spürt man an vielen Stellen die Nähe zu großer Fantasieliteratur, die der auf seine Welt adaptiert. 

Ein Buch, was zeigt, wie fragil eine Gesellschaft sein kann, wenn man darauf bedacht ist, genau zuzuhören.

4 von 5 Wichteln

Danke an den Autor für das Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 28. November 2024

Mabel Swift "Sherlock Holmes und das Geheimnis des Laternenanzünders"

Sherlock Holmes ist ein Charakter, mit dem man als Autor wenig falsch machen kann, wenn man die originalen Texte gelesen hat. Sein Denken und sein Benehmen sind relativ klar vorgegeben und seine Interaktionen mit Watson laufen oft ähnlich ab. Daher verwundert es nicht, wie viele verschiedene Pastiches im Lauf der Jahrzehnte auf dem Markt erschienen sind.
Mabel Swift hat ihre eigene Reihe um Sherlock Holmes aufgesetzt. In der aktuellen Folge treibt ein Schuft sein Unwesen, indem er bereits entzündete Gaslaternen wieder zu löschen scheint. Oder hat der Anzünder sie gar nicht erst angemacht?
Dieser kurze Krimi entführt den Leser in die Zeit, als die Hochzeit der Anzünder abebbt, denn die Elektrizität steht bereit.
Der Fall ist gut aufgebaut, doch woran es aus meiner Sicht hapert, ist die Übersetzung. Aus dem Englischen mittels KI übersetzt, gibt es mehrere Stellen, die im Deutschen nicht richtig passen.
So wird Mr. im Deutschen belassen, der Mister aber als Herr übersetzt. Ganze Sätze werden eins zu eins wiederholt, ohne die Möglichkeit einer Varianz in Erwägung zu ziehen.
Schade eigentlich, weil der Fall wirklich gut ist und der Lesefluss durch die Übersetzung arg gestört wird. 
Für Holmes Fans sicherlich nicht die beste Reihe, um sie auf Deutsch zu lesen.

3 von 5 Gaslaternen

Autoreninterview spezial Carsten Moll

Hallo zusammen.
Wie wird man Lektor? Ist es ein Traumberuf? Diese Woche hat Carsten Moll meine Fragen beantwortet. 

(Foto: Carsten Moll (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du Lektor geworden?
Ich bin über ein paar Umwege zum Lektorat gekommen. Ich habe als Student angefangen, Filmkritiken zu schreiben, war dann einige Jahre als Texter und freier Redakteur tätig und habe schließlich 2017 begonnen, wissenschaftliche Texte zu lektorieren. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mich dann aufs belletristische Lektorat spezialisiert. Ich glaube, jetzt bin ich angekommen.

Was macht deiner Meinung nach einen guten Lektor aus?
Einerseits sollte man Respekt vor der Vision der Autor•innen haben und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Andererseits sage ich auch immer, dass ein Lektorat eine Zumutung sein kann: Man stellt manchmal Grundsätzliches in Frage, wagt sich gemeinsam auf unbekanntes Terrain und muss manches vielleicht auch mal ausdiskutieren, bevor man zu einer Lösung kommt.

Bei Instagram gibst du immer wieder kleine Schreibtipps. Wie wählst du diese aus?
Ich teile am liebsten Tipps von Profis, von bekannten Autor•innen, die bewiesen haben, dass sie wissen, was sie tun. Wichtig ist mir dabei auch immer, dass man nicht zu sehr generalisiert und dogmatisch wird. Schreibtipps können ein guter Impuls oder eine Leitlinie sein, aber es gibt immer gute Gründe, es anders zu machen.

Bei der Herausgabe von Anthologien überschneiden sich deine Aufgaben-bereiche. Meinst du, es ist vorteilhaft, wenn man viele Bereiche abdecken kann?
Ich denke, es kann helfen, wenn man viele Perspektiven aus eigener Erfahrung kennt. Aber man muss und kann nicht alles selbst können. Dass sich meine Aufgaben bei den Anthologien überschneiden liegt vor allem daran, dass es kleine Projekte mit geringem Budget sind. Das Schreiben und die damit verbundenen Aufgaben wie das Lektorat werden oft so dargestellt, als würde man die am besten zurückgezogen von der Welt ganz allein bewältigen. Meiner Meinung nach bereichern Teamarbeit, Austausch und Dialog all diese Arbeiten aber ungemein.

Kann man als Lektor auch entspannt lesen? Oder korrigiert man immer im Geist?
Das hängt bei mir von der Qualität des Buches ab. Das ist wie bei einem Film, in dem die Schauspieler•innen aus Versehen in die Kamera schauen oder das Mikro ins Bild hängt. Wenn die Gemachtheit zu sehr auffällt und die Immersion stört, denke ich beim Lesen viel darüber nach, was man wie zurechtzupfen könnte. Das macht mir aber genauso viel Spaß, wie mich in einer Geschichte zu verlieren.

Woran erkennst du eine gute Geschichte?
Das ist eine Frage, die ich mir vor jedem Text aufs Neue stelle. Ein guter Text vereint für mich idealerweise einen eigenen Sound, ein Bewusstsein für Traditionen und eine Neugier aufs Unbekannte.

Wie lektorierst du einen Text, der dir persönlich nicht zusagt?
Um einen Text zu lektorieren, muss ich nicht zur Zielgruppe gehören, aber ich sollte die potenzielle Leserschaft kennen und verstehen. Ist das nicht der Fall, bin ich nicht der Richtige für den Job. Solche Anfragen lehne ich ab, ebenso wie Texte, die gegen meine persönlichen Grundsätze verstoßen. Eine schöne Erfahrung, die ich aber bei fast jedem Lektorat mache: Ich lerne den Text immer mehr schätzen, desto tiefer ich mich hineinarbeite. In diesem Zusammenhang ist für mich auch der enge Austausch mit den Autor•innen wichtig. Ein Kennenlernen über Telefon oder Zoom gehört mittlerweile fest dazu, um herauszufinden, wie der andere tickt und was ihn antreibt.

Nachdem ihr wisst, was Terry schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
instagram.com/lektorat_moll

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

Mittwoch, 27. November 2024

Charles Schulz "You're not real, Snoopy"

Die Comics von Snoopy sind immer wie eine Art "Nach Hause kommen".
Egal, wie lange man keinen Band der Reihe mehr gelesen hat, man ist direkt wieder bei Charlie Brown, Snoopy, Lucy und den anderen.
In dem Band hat Charlie mal wieder eine Hausaufgabe, die er nicht abarbeiten will und Snoopy verliebt sich unglücklich.
Lucy hat wieder eine ihre "Arztpraxis" eröffnet und auch die anderen Kinder gehen ihren liebsten Beschäftigungen nach.
Kaum ein anderer Band hat mehr oder weniger durchgehend eine Geschichte erzählt, somit war dieser Band für mich nahezu etwas Besonderes.
Andere Bände mögen lustiger gewesen sein, da dieser Band doch oftmals nachdenklich stimmt, aber auch Comics müssen nicht immer nur lustig sein.

4 von 5 Hundehütten

Freitag, 22. November 2024

Veröffentlichung "Hinter Mauern"

Happy release day. 
Heute erscheint bereits meine zweite Anthologie im Burgenwelt-Verlag.
Dieses Mal geht es nicht um Sherlock Holmes, sondern um das Mittelalter und hier speziell darum, hinter welchen Mauern Geschichten spielen können.
17 Autorinnen und Autoren haben jeweils eine Geschichte beigesteuert und dabei sind die Mauern so unterschiedlich, wie es die Texte aus sind.
Die Lesenden treffen auf z.B. Stadtmauern, Klostermauern, Burgmauern oder auch emotionale Mauern.
Taucht ein in die Welt des Mittelalters und erlebt so vielseitige Geschichten wie das Mittelalter Facetten hatte.

Donnerstag, 21. November 2024

Autoreninterview Marie-Christin Fuchs

Hallo zusammen.
Heute gibt es ein Interview mit einer Autorin, deren Bücher ich schon lange mit voller Freude erwarte.

(Foto: Marie-Christin Fuchs (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Vor allem überraschend! Ich saß vor einigen Jahren an der Uni, schrieb an meiner Doktorarbeit, einen festen Zehn-Jahres-Plan im Kopf - und hatte dann plötzlich diesen einen Moment, in dem ich dachte: Das will ich doch nicht für den Rest meines Lebens machen! Nach dem ersten Schock und der Panik habe ich mich dann gefragt, was ich denn stattdessen machen will? Die Antwort war: Ein Buch schreiben. Keine wissenschaftliche Arbeit, sondern einen Krimi. Das hat dann nicht von Heute auf Morgen geklappt, klar, aber ich hatte Ehrgeiz – und auch Glück.

Seit mehreren Jahren schreibst du eine erfolgreiche cosy crime Serie, welche in Cornwall spielt. Wie ist die Idee entstanden?
Mein Agent wusste aus einer Unterhaltung mit mir, dass ich einige Zeit in England gelebt und gearbeitet habe. Ein Beispiel dafür, dass manchmal kleine Informationen wichtig werden können! Und dann hat er gefragt, ob ich nicht eine Idee für eine Krimireihe entwickeln könnte, die eben dort spielt. Er war von Cornwall als Schauplatz begeistert:
Das Meer, die Klippen und Buchten, die kleinen Cottages und großen Herren-häuser. Und mit meiner langjährigen Leidenschaft für Gärten hatten wir dann schnell eine Idee entwickelt: Gartenkrimis in Cornwall. Eine Gärtnerin als Ermittlerin. Und der Verlag mochte es zum Glück auch!

Bist du für die Serie in Cornwall herumgereist oder hast du die Recherche am Computer gemacht? Bist du der Meinung, dass man, um ein Setting beschreiben zu können, es gesehen haben muss?
Ich kenne Cornwall aus meiner Zeit in England, bin dort gewandert und habe mir vieles angesehen. Und ich habe in Oxford im botanischen Garten gearbeitet und da hinter die Kulissen schauen können. Das hilft mir sehr. Aber einige Schau-plätze habe ich mir auch durch Recherche erarbeitet, ohne dort gewesen zu sein. Zum Beispiel habe ich St. Michaels Mount nie selbst betreten, da an dem Tag, an dem ich das vor Jahren tun wollte, Sturm herrschte, der Damm überspült war und die Boote nicht fuhren. Ich habe dann viele Videos gesehen, Bücher gelesen und mich auf Beschreibungen anderer Autorinnen gestürzt. Und es steht ganz weit oben auf meiner Liste der Gärten, die ich endlich live sehen will!

Wie kommst du auf die Ideen für die neuen Fälle?
Zeitungsschnipsel, Fernsehberichte, Reiseführer, Gespräche mit Freunden. Ich lese wirklich sehr viel. Die Ideen kommen dann aus unterschiedlichen Quellen. Meist gibt es einen Gedanken, der das Ganze anstößt. Mit Glück nimmt dieser Gedanke dann an Fahrt auf und bringt eine Geschichte ins Rollen. Ein Beispiel: Ein Buch über japanische Gärten, das ich geschenkt bekommen habe. Ein Gespräch über blaue Flecken durch Blutverdünner mit meiner Schwiegermutter. Die Frage, wie weit jemand gehen würde, um sich und seinen Ruf zu schützen. Alles zusammen in eine Schüssel gepackt, Deckel drauf. feste durchschütteln. Mit Glück kommt dabei was Gutes heraus!

Wie kann man sich die Arbeit an so einer langjährigen Serie vorstellen?
Ich schreibe ja noch andere Serien. Und daher ist der Tag, an dem ich mich hinsetze und weiß, ich werde wieder nach Rosehaven, immer wieder ein bisschen wie nach Hause kommen. Ich koche mit Tee und feier das Ganze mit Scones und Clotted Cream. (Nur am ersten Tag, sonst wäre ich bald selbst ein Rolling Scone...!)
Ich habe auch Hefte zu den einzelnen Figuren mit Notizen und Co. Aber die nutze ich wenig, meist „gehe“ ich einfach durch mein Dorf und sage „Hello again!“.

Dieses Jahr erschien "Mord kennt kein Alter", welches in Deutschland spielt. Wie unterschied sich die Arbeit zu den Cornwall-Krimis und kannst du sagen, welche dir mehr Spaß gemacht hat?
Bei „Mord kennt kein Alter“ wird die Handlung aus unterschiedlichen Perspek-tiven erzählt und nicht alle Erzählstimmen sind immer ganz ehrlich. Das heißt, es war technisch etwas komplizierter und ich hatte einen sehr detailliert ausgearbeiteten Plot, also einen Handlungsablauf. Und viele Figuren sind deutlich älter als ich, oder haben einen sehr anderen Hintergrund, da musste ich mehr Kopfarbeit machen.
Die Kopfarbeit habe ich bei Cornwall auch, aber da dort die Handlung immer ganz klar an Mags geknüpft ist (wir begleiten Sie ja sehr eng die ganze Zeit durch die Geschichten), kann ich da mehr aus dem Bauch schreiben. Und auch, wenn ich und Mags uns nicht allzu ähnlich sind, haben wir doch zumindest das Geschlecht und einige andere Dinge gemeinsam.
Spaß macht mir beides – ich schreibe einfach unglaublich gerne!

Du gibst auch Schreibkurse. Was ist für dich die wichtigste Zutat beim Schreiben?
Begeisterung, Vorstellungskraft, Leidenschaft, aber auch Disziplin, Durchhalte-wille, Fleiß und gute handwerkliche Fähigkeiten.
Ersteres muss man mitbringen, an Zweiterem kann man arbeiten.

Nachdem ihr Marie-Christin kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:

instagram.com/MarieChristinFuchs
das-syndikat.com/autoren/autor/marie-christin-fuchs

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.  

Mittwoch, 20. November 2024

Kamome Shirahama "Atelier of Witch Hat 1"

Was ist der erste Gedanke, wenn man ein neues Genre anfängt?
Nun, das kann natürlich bei jedem verschieden sein. Bei mir war eines der wenigen Genres, um die ich bisher einen Bogen gemacht habe, Mangas.

Ich liebe Comics, aber irgendwie habe ich in den Buchhandlungen nie einen Manga gefunden, der mich optisch ansprach. Die Augen zu groß, die Bilder zu hektisch oder auch zu unübersichtlich.

Gut, wenn man dann Mangas frei Haus geliefert bekommt. Ich schau gerade niemanden an. ;-)

Und ich muss sagen: Dieser Manga gefällt mir sehr. In schwarz-weiß gehalten, oftmals in der Optik von Tuschezeichnungen, überzeugt mich der erste Teil.

Natürlich geht es um eine Außenseiter-Geschichte. Ein Mädchen muss von zuhause weg und wird bei einem Zauberer in dessen kleiner Schule aufgenommen.
Als Außenseiterin hat sie es nicht leicht, aber die anderen schließen sie auf Grund ihrer besonderen Fähigkeiten langsam ins Herz.

Bibliophilie wohin man in diesem Band nur schaut und die Mischung mit Magie macht einen ganz besonderes Reiz aus.

Einen besseren Start in die Welt der Mangas - trotz der großen Augen - hätte ich kaum haben können.

5 von 5 Ateliers

Dienstag, 19. November 2024

Raphael Dorigo "Meotod - Die Wellen des Schicksals"

Nachdem der Wassermagier Lifan erwacht, erkennt er seine Umwelt nicht wieder. Auch weiß er seinen Namen nicht mehr. Kurz, er wird in der Stadt Gardby aufgenommen und ist nun Lifan. Der Frau Jörd ist er ihr Tagewerk und auch sonst integriert er sich gut in die Gemeinschaft. Doch immer hört er einen fernen Ruf. Er solle seine Menschen beschützen. Doch vor was? Den Wellen? Sich selbst?
Fantasy mit Religion zu vermischen ist nichts Neues. Fantasy mit Philosophie zu vermengen ist schon vorgekommen. Doch die Mischung aus Fantasy, Religion und Philosophie ist zumindest für mich eher ungewöhnlich.
Raphael Dorigo schafft mit "Meotod" den Spagat zwischen dem Mensch, der auszieht, um sich selbst zu suchen und zu finden und dabei seinen Platz in der Gemeinschaft zu fassen bekommt.
Oftmals sind solche Sinnsuchen davon geprägt, dass irgendwas, sei es das Selbst, die Anderen oder die Mission, vernachlässigt wird. Raphael geht in seinem Buch hin und lässt Lifan scheitern und verzweifeln, doch weder wird die Mission aufgegeben noch lässt sein Umfeld ihn allein. 
Vieles mag zu optimistisch klingen, doch zeichnet sich dadurch auch sein Werk aus. Denn es ist oftmals auch der Blick auf die Dinge und nicht nur die Dinge oder die Situation selbst. Wir können sehen, wie der Autor und sein Protagonist aus den verschiedenen Welten das Beste nehmen und es in dem Werk zusammenfließen lassen. Dabei kommt das Werk ohne Esoterik aus. Getragen durch ein wenig Magie, viele schlaue Gedanken und einen Funken Mystik finden die vielen Ideen von Raphael den Weg in den Kopf des Lesers und man betrachtet manches aus einem anderen Blickwinkel.

4 von 5 Wellen

Danke an den Autor für das Rezensionsexemplar. 

Donnerstag, 14. November 2024

Verleger-Interview Oliver Bidlo

Hallo zusammen.
Nachdem im letzten Monat die Anthologie "Campus 2049" erschienen ist, hab ich neben den Herausgebern auch den Verleger Oliver Bidlo interviewt.


Die Hochschul-Anthologie "Campus 2049" ist die erste SF-Anthologie in deinem Verlag. Siehst du das einmaliges Projekt?
Ja, das stimmt. Es ist die erste SF-Anthologie, passt aber perfekt in unser Programm. Und ich hoffe es wird nicht die letzte Anthologie bleiben. Tatsächlich ist es eine Überlegung auch von Seiten des Verlags selbst eine Anthologie im Bereich Fantasy und Science-Fiction über eine Ausschreibung anzustoßen.

Hast du dich als Hochschulprofessor in den Geschichten wiedergefunden?
Die Geschichten sind trotz ihrer Science-Fiction-Ausrichtung (es ist ja eine „nahe“ Science-Fiction) schon in Vielem nahe an dem, was tatsächlich in Zukunft passieren könnte. Es gibt viele Aufsätze, die auf KI abheben. Und hier wird ja schon an vielen Hochschulen und Universitäten intensiv darüber nachgedacht (auch sehr konkret in Arbeitsgruppen und Prüfungsordnungen), wie man KI einbinden, aber sich auch davor - im Rahmen von Prüfungsleistungen - „schützen“ kann. Damit wird eigentlich sehr offensiv umgegangen. Sprich: Man versucht KI einzubauen, Studierende in bestimmten Situationen (Recherche, Schreibblockaden usw.) konkret auch auf die Hilfe durch KI vorzubereiten. Aber immer mit dem Hinweis, dass das, was KI da schreibt auch falsch sein kann, dort (meist) Nachweise fehlen und die reine Übernahme von KI-Texten nicht im Sinne des „Erfinders“ ist.

Wie hat sich die Arbeit an der Anthologie von der Arbeit an deinen anderen Büchern unterschieden?
Die Arbeit hat unheimlich viel Freude gemacht, war aber auch herausfordernd. Die beiden HerausgeberInnen Kai Focke und Sabine Frambach haben ganz hervorragende Arbeit geleistet. Natürlich muss bei einem solchen Projekt viel besprochen und abgestimmt werden. Es waren viele Kommunikationskanäle, zwischen den beiden und uns, den Beitragenden (bzgl. Druckfahnen, Korrekturen und Versand der Belege), aber auch für einige Formalien die Kommunikation mit der Hochschule. So wurde - als ein Beispiel - für eine größere Anzahl von Exemplaren, die die Hochschule verschenken möchte, Banderolen produziert. Letztlich eine Kleinigkeit, die aber zusätzliche Abstimmung, was Layout, Corporate Design, Druck und Anbringung durch die Druckerei usw. erforderlich machte. Insgesamt hat alles sehr, sehr gut geklappt, was auch daran lag, dass die beiden HerausgeberInnen genug Zeit für alle Arbeitsschritte mit uns eingeplant haben.

Wie siehst du die Zukunft der Hochschule? Positiv oder negativ?
Oje, eine Frage, die einen interessanten und vielfältigen Punkt trifft. Steinalt bin ich ja noch nicht, kann aber schon gut knapp 20 Jahre als Dozent überschauen und dazu noch die Jahre als Student und Doktorand selbst. Bereits in dieser Zeit hat sich unheimlich viel verändert in den Abläufen, den Studierenden, den man gegenübersitzt, der Konzeption von Studiengängen usw. Wenn man nur einen Teil der Änderungen nimmt und auch der Zukunft diesen Wandel unterstellt, dann wird sich die Hochschule auch weiter wandeln. Manches wandelt sich zum Guten: So gibt es heute eine größere Bandbreite, was die Studierenden angeht. Während früher die allermeisten Studierenden direkt nach der Schule kamen, finden sich heute immer mehr Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen und mit sehr unterschiedlichen Biographien, die ein Studium beginnen. Das ändert - in meinen Augen zum Positiven - die Dynamik in den Studiengruppen. Ich denke das wird sich in Zukunft noch verstärken. Eine nicht so gute Veränderung betrifft das Lesen selbst. Es wird heute in der Breite nicht mehr so viel gelesen, wie es früher der Fall war. Längere Texte, also ganze Bücher, werden seltener gelesen, dafür gerne kürzere Texte oder Zusammenfassungen. Das aber ist -in wiss. Hinsicht - nicht gut, da es den Studierenden mitunter schwerer fällt, einem Gedankengang und einer Argumentationsentwicklung, der bzw. die sich über einen größeren Umfang aufbaut, zu folgen. Aber auch Lehrende selbst tragen dazu bei, wenn z.B. ein Fachbereich sich nicht mehr auf verpflichtend zu lesende Grundlagenliteratur einigen kann. Zu meiner Zeit gab es eine Liste von zu lesender Pflichtlektüre für das Grund- und das Hauptstudium, von der man nach dem Grund- wie nach dem Hauptstudium davon ausging, dass man diese auf jeden Fall gelesen hat, unabhängig von konkreten Seminaren. Das hatte den Vorteil, dass es eine grundlegende gemeinsame Kenntnisnahme über das Studienfach gab. Zu dieser Literatur konnten überdies immer auch Fragen gestellt oder Bezugnahmen erwartet werden (z.B. in Prüfungen, Referaten usw.).

Deine Affinität gilt in erster Linie der Phantastik und speziell dem Tolkien-Universum. Liest du selbst auch Science Fiction und wenn ja, was hat dich zuletzt beeindruckt?
Tatsächlich lese ich Science-Fiction eher selten (aber das kann sich alsbald ändern), dafür bin ich ein leidenschaftlicher Trekkie und schaue mir sehr gerne Science-Fiction Serien oder Filme an. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass meine und unsere Zeit ja doch begrenzt ist und man kaum alles lesen kann, was man gerne lesen möchte. Neben universitären und fachbezogenen Aufsätzen und Büchern, die ja in schier unglaublichen Mengen neu erscheinen, kommen dann die Leidenschaft zur Fantasy und die verlagsspezifischen Bücher bzw. Skripte, die zu lesen sind. Da wäre eine gute Idee, so wie du das oben ja in deiner Frage bereits angedeutet hast, weitere Science-Fiction-Anthologien über den Verlag zu publizieren. Dann könnte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Denn die Geschichten werden natürlich auch von mir intensiv gelesen.

Gehen wir 25 Jahre zurück: was würdest du deinem Hochschul- und deinem Herausgeber-Ich raten?
Oje, eine nicht ganz leichte, aber sehr spannende Frage. Ich denke ein Rat wäre, nicht immer alles zu verbissen zu sehen, nicht immer von der denkbar schlechtesten Situation auszugehen. So habe ich z.B. früher sehr oft viel zu viel Material für Veranstaltungen vorbereitet, um sicher zu gehen, dass ich bei keiner aktiven Teilnahme von Studierenden nicht irgendwann ohne Material dastehe. Das führte öfters einmal dazu, dass ich das Material auch unterbringen wollte und die (immer stattfindende) dazutretende Teilnahme der Studierenden dann mitunter zu einer Zeitnot führte. Dem Verleger- und dem Herausgeber-Ich würde ich ebenfalls den Hinweis geben, dass Flauten dazugehören, aber gute Manuskripte und Projekte, aus denen sodann Bücher werden, schlussendlich immer „eintrudeln“ und sich ergeben. Aber ich denke, das nennt man Erfahrung, die man über die Zeit machen muss.

Wenn du eine Geschichte beigesteuert hättest, welchen Themenbereich hättest du dir ausgesucht?
Tatsächlich war es eine Idee, dass auch ich eine Geschichte beitragen könnte. Ich habe schon seit längerer Zeit einen Plot dazu im Kopf, den ich über eine Kurzgeschichte vielleicht hätte einbringen können. Der Plot stammt aus meiner Beschäftigung des Themas „Der Ausbruch des Phantastischen“. Es geht um einen jungen Hochschuldozenten der Informatik, der unmerklich einer sich im Netz gebildeten künstlichen Intelligenz über den „Ausgang“ eines 3-D-Druckers zu einer physischen Form verhilft. Nachdem er vor dem Bildschirm bei einer seiner Programmierarbeiten für einen 3-Druck eingeschlafen ist, findet er am nächsten Morgen im 3-D-Drucker ein Objekt vor, das zwar physisch vorhanden ist, aber in den (bisherigen) Gesetzen der Physik keine Entsprechung findet. Naja, das wäre die Skizze der Geschichte. Aber ich hatte leider keine Zeit, weiter daran zu arbeiten. Denn parallel zu dieser tollen Science-Fiction-Anthologie haben wir die neue Ausgabe des Hither Shore (akademisches Jahrbuch der Deutschen Tolkien Gesellschaft) bearbeitet und publiziert. Das waren die beiden großen Projekte der letzten Monate, an denen wir besonders intensiv gearbeitet haben.

Nachdem ihr Oliver kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:

oldib-verlag.de/oliver-bidlo

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.