Freitag, 26. Dezember 2025

TDM Publishing "Meine ersten 18 Jahre - Geboren 1983"

Viele von euch kennen die Geburtsjahr-Bücher, in denen berichtet wird, was genau in diesem Jahr geschah. Eine Moment-Aufnahme. Eine kurze Reise in die Vergangenheit. Doch zeigen diese Bücher lediglich einen Status Quo. Eine wirkliche Zeitreise sind sie nicht, auch wenn sie vielleicht gar nicht den Anspruch erheben.
Diesen Anspruch erfüllt aber die Reihe "Meine ersten 18 Jahren". Ausgehend vom eigenen Geburtstag zeigt das Buch auf jeweils zehn Seiten pro Jahr, was in Kultur, Sport, Politik und auch innerhalb Deutschlands passierte.
Einige Ereignisse, die sich durch mehrere Jahre zogen, werden im Folgejahr aktualisiert und das Buch gewährt Einblicke in Zusammenhänge, die einem als Kind nicht bewusst waren.
Das Buch bemüht sich neutral über die Zeit und ihre Geschehnisse zu berichten, doch ab und an merkt man durch die Formulierungen, welche Begeisterungen die Schreibenden als übertrieben oder auch lächerlich betrachten. Mich hat das beim Lesen nicht gestört, doch wirkliche Nostalgiker könnten durch die Äußerungen verschnupft sein.
Zahlreiche Fotos, gerade von historisch bedeutenden Ereignissen, runden die Optik ab.
Hervorzuheben ist, dass das Buch auch die Top10-Hits der einzelnen Jahre listet und man per Scan diese Liste abspielen lassen kann. Also ein zusätzlicher Genuss, auch für die Ohren.
Rundum ist es gutes Buch, gerade um die eigenen Erinnerungen an die Zeit zu stärken und sich der Höhen und Tiefen jener Zeit bewusst zu sein.
Eine schöne Zeitreise - die von den eigenen Erlebnissen völlig autark funktioniert.

4 von 5 Zeitreisen

Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.  

Donnerstag, 25. Dezember 2025

Autoreninterview Daniel Kohlhaas

Hallo zusammen.
Auch an Weihnachten gibt es ein Interview, gleichzeitig ist es das letzte für dieses Jahr. Zahlreiche und sehr unterschiedliche Gespräche hat der Blog die letzten Monate gesehen. Auch wenn ich zwischendurch das Gefühl hatte, dass die Nachfrage nachgelassen hat, ist das nächste Jahr schon fast komplett bestückt mit interessanten Personen. Freut euch auf das nächste Jahr. 
Aber jetzt erst einmal das aktuelle Interview mit Daniel Kohlhaas.

(Bild: Daniel Kohlhaas (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Nicht über den klassischen Weg. Schreiben war für mich lange kein Ziel, sondern eher ein inneres Gefühl. Irgendwann entstanden Bilder, Gedanken und Szenen, die sich festgesetzt haben. Schreiben wurde zu einem Ventil und ein Aus-probieren in Kurzgeschichten und ersten längeren Gehversuchen. Erst viel später kam der Gedanke: Das könnte auch andere interessieren.

Wenn du die Wahl zwischen einer Lesereise und Plotten hast, wofür entscheidest du dich?
Lesereise. Erst wollte ich Plotten sagen, aber die Lesungen zu „Je tiefer der Wald“ waren so toll, so intensiv, dass ich echt in ein kleines Loch gefallen bin, als der letzte Abend vorbei war.

Wann und wo entstehen deine Geschichten?
Meist an unspektakulären Orten: im Auto, beim Spazierengehen, spät abends, wenn eigentlich Ruhe sein sollte. Die eigentliche Arbeit passiert im Kopf – das Schreiben selbst ist oft nur noch das Abarbeiten dessen, was sich dort bereits festgesetzt hat.

„Je tiefer der Wald“ ist ein Psychothriller. Was reizt dich an diesem Genre?
Mich interessiert weniger das Verbrechen als der Mensch dahinter. Psychothriller erlauben es, Ängste, Schuld, Verdrängung und Selbsttäuschung sichtbar zu machen. Der wahre Horror entsteht nicht durch Gewalt, sondern durch das, was Menschen sich selbst und anderen antun – oft aus nachvollziehbaren Gründen.

Wie bindest du die Leser an deine Texte – oder ist das ein Geheimnis? 😉
Kein Geheimnis, eher ein Prinzip: Ich nehme die Leser ernst. Ich erkläre nicht alles, ich traue ihnen zu, zwischen den Zeilen zu lesen. Und ich versuche, Figuren zu schaffen, die nicht bequem sind.

Liest du Bücher von anderen, wenn du selbst an einem neuen arbeitest?
Eher nicht. In intensiven Schreibphasen vermeide ich das bewusst, weil sich Tonlagen und Rhythmen sonst ungewollt vermischen. Inspiration hole ich mir vorher – während des Schreibens lese ich, wenn ich lese, ein komplett anderes Genre.

Du darfst in deinen Weihnachtsurlaub nur drei Bücher mitnehmen. Welche wählst du? 
Drei sehr unterschiedliche:

Eines, das mich packt, schnell und einfach zu lesen ist.
Eines, das mich emotional und inhaltlich fordert.
Und eines, das mich inspiriert - thematisch, oder eben handwerklich.

Wer neugierig ist, kann sich hier mehr über Daniel erfahren:
instagram.com/danielkohlhaas


Nächsten Monat gibt es ein neues Interview.

Rachel Boden "Peter Hase - Weihnachten steht vor der Tür"

Während für viele die Weihnachtstage der Höhepunkt der besinnlichen Zeit ist, zeigt uns dieser süße Adventskalender in Buchform, dass auch die Tage davor voller Charme und kleiner Überraschungen seien können. Natürlich nur dann, wenn man die Augen dafür offen hält.
Jeden Tag erleben der kleine Hase und seine Schwestern oder auch sein Cousin kleine Abenteuer, helfen anderen Tieren und mopsen dem Bauern sein Gemüse.
Das alles mit dem feinen Witz, den auch schon Beatrix Potter ihren Figuren eingehaucht hat. 
Die kurzen Texte spielen alle innerhalb des Waldes und haben mal mit den Weihnachtsvorbereitungen und mal mit dem Winter ansich zu tun.
Kleine pädagogische Hinweise findet man hier genauso wie im Original und so ist es nicht erstaunlich, dass man sich in der "neuen" Welt ebenso wohlfühlt wie in den klassischen Texten.
Zu dem täglichen Text gibt es eine Bastelanleitung, bei der unterschiedliches, handwerkliches Geschick benötigt wird und die auch zur Zusammenarbeit zwischen Kind und Erwachsenen auffordert.
Mit dem Buch fliegt die Zeit bis Weihnachten nur so dahin und es ist schön, dass es noch so ruhige, gemütliche Ecken in der Literatur gibt.

5 von 5 Hasenkindern

Mittwoch, 24. Dezember 2025

Rudolphe "Eine Weihnachtsgeschichte"

Wer meinem Blog schon länger folgt, weiß, dass ich im Dezember immer "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens lese. Und auch wenn es mir nicht viel ausmacht, jedes Jahr das gleiche zu lesen, habe ich im Lauf der Jahre verschiedene Ausgaben gesammelt, um diese Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennenzulernen. Denn auch wenn die Geschichte immer die gleiche ist, die Interpretation ist jedes Mal eine andere.

So habe ich dieses Jahr zu einer Graphic Novel gegriffen. Auf 48 Seiten wird die Erzählung natürlich sehr komprimiert dargestellt, was nur verständlich ist. Die wesentliche Änderung zu dem originalen Text ist, dass Scrooge nicht von drei Geistern heimgesucht wird, sondern diese Aufgabe übernimmt sein verstorbener Geschäftspartner Marley. Seine Person wird dadurch sehr aufgewertet und die Geschichte funktioniert mit der Änderung ebenso gut.

Ansonsten bleibt die Graphic Novel nah am Original, lediglich der Schluss wird noch positiver und die Sprache an die Moderne angepasst.

Wunderschön sind die Zeichnungen gelungen. Es wirkt, als hätte der Künstler gerade die Kreide zur Seite gelegt. Die Bilder strahlen in den warmen Farben des Feuers oder in der Tristesse des Todes.

Der Gedanke und die Idee von Weihnachten verlieren sich nicht zwischen den Zeilen und so ist ein Klassiker im wahrsten Sinne des Wortes in der Moderne angekommen.


5 von 5 Geizhälsen  

Samstag, 20. Dezember 2025

Peter R. Krüger (Hrsg) "Sternenlicht - Geschichten von übermorgen"

Denkt man an Raumschiffe und deren Verfilmungen, fallen schnell die Namen Star Trek und Star Wars. Erst nach weiterer Überlegung kommen einem auch die Battlestar Galactica oder die Kult-Fernsehserie Raumpatrouille Orion in den Sinn. Völlig zu unrecht, wie mir scheint.
Wie viele Adaptionsmöglichkeiten gerade Raumpatrouille Orion bietet, zeigt die Anthologie "Sternenlicht", in welcher zwölf Autoren und Autorinnen ihre Version vorstellen.
Während das Sternenlicht-Universum und die Ränge auf den Schiffen vorgegeben sind, haben die Schreibenden ansonsten alle Möglichkeiten ihre Ideen in diese Welt bringen.
Nicht nur, dass jeder sein eigenes Schiff und seine eigene Besatzung kreiert, auch die Themenwahl ist sehr breit aufgestellt. Denn mitnichten, fliegt das Schiff durch den Raum und sucht nur nach einem Planeten oder ist in Kampfeshandlungen verstrickt.
Jede Geschichte ist individuell und keine Blaupause einer anderen und jede hat ihren eigenen Ton.
Viele Probleme, die Menschen gerade in Bezug auf Ethik haben, sind auch in der Zukunft noch nicht gelöst und so spielen einige Kurzgeschichten genau mit diesem Element. 
Doch auch die Frage, was macht es mit einer Person, wenn man im Weltraum lebt und keine Bewegungsfreiheit im klassischen Sinne hat, wird erörtert.
Alle Texten sind ernsterer Natur und eine Satire sucht man in diesem Sammelband vergebens.
Aber sie sprühen vor Abenteuerlust oder die Spannung kommt nicht zu kurz.
Kein Text fällt durch eine schlechte Handlung auf, aber durch den eigenen Geschmack heben sich einzelne Geschichten besonders hervor.
Eine Anthologie, die man nicht im Überlichtflug meistert, sondern für die man sich bewusst Zeit nimmt, um das Sternenlicht-Universum kennenzulernen und die Geschichten und ihre Inhalte zu verinnerlichen.

4 von 5 Universen

Sonntag, 14. Dezember 2025

Astrid Fitz "Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam"

Das Leid kann viele Formen annehmen. So ist es gerade in dieser Geschichte das Schicksal zweier Menschen, die das Elend zu ertragen haben. Meerkatz - eigentlich Jakob - kommt von Freiburg nach Straßburg um sich seiner alten Bande anzuschließen - wenn auch widerwillig. Doch was will ein Straßenjunge anderes sein, als eben dieser Straßenjunge. 
Doch Johanna geht es ihrem Leben nicht besser. Von der Mutter zu jeglicher Hausarbeit genötigt, darf sie die Mädchenschule nicht weiter besuchen und als ihr Bruder stirbt, nimmt das Elend nur weiter seinen Lauf.
Der Zufall will es, dass Jakob in die armselige Behausung von Johannas Familie eindringt, als sie zu des Bruders Beerdigung gehen. Doch sein Besuch bleibt nicht unentdeckt.
Wie der Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" impliziert, ist es nicht immer nur das Schicksal, das das Leben der einzelnen lenkt. Vielmehr ist es die Summe aller Teile, die das Leben des Individuums bestimmen.
Schuld, Sühne und Vergebung - die ganze Erzählung spiegelt die Nebenschauplätze der Weihnachtszeit so deutlich wider, dass es nicht viel zu interpretieren gibt. Zudem kann auch aus Leid Gutes und Schönes entstehen.
Das Buch benötigt seine ersten Seiten, um in die Welt und auch in die Gedanken der Personen einzutauchen. Neben aller Trauer und Wut zeigt sich, dass keiner der Menschen so sein will, wie er ist, sondern dass die Umstände ihn dazu gemacht haben.
Und vielleicht der wichtigste Gedanke: Wenn man eine Chance bekommt, kann sich vieles ändern.
Ein schönes Buch zur Weihnachtszeit, wenn man es ein bisschen tiefgründiger mag.

4,5 von 5 Weihnachtsmaien

Henrietta Hamilton "Mord in der Willow Street"

Es hätte ein gemütlicher Tag für Sally und Johnny werden können, wäre nicht plötzlich Tim hereingeplatzt. Doch der Grund seines Besuches ist ernst: Der Arbeitgeber seiner Verlobten wurde umgebracht und trotz aller Umstände, scheint sie mehr zu wissen, als sie es zugibt.
In einem versteckt liegenden Haus ist an dem Mordabend soviel Verkehr wie sonst in einer ganzen Woche nicht. Jeder will jeden gesehen haben und da der Tote ein seltsamer Mann war, mangelt es nicht an Verdächtigen. 
Es ist bereits der dritte Fall mit Sally und Johnny als Ermittler. Nachdem sie sich im Antiquariat kennen- und lieben gelernt haben, sind sie jetzt verheiratet, was Sally allerdings nicht davon abhält, neben Haushalt und Kind sich ebenfalls um die Aufklärung des Verbrechens zu kümmern.
Neben der aktuellen Handlung erzählt ein Strang einiges über den zweiten Weltkrieg und die Entwicklung der Résistance in Frankreich und gibt dem Krimi hier eine historische Tiefe.
Wie in einem Puzzle versuchen die beiden, neben dem offiziellen Ermittler, Licht ins Dunkel zu bringen und die Ereignisse des Abends zu ordnen. Doch sie merken schnell, dass das Gesagte nicht zwangsläufig die Wahrheit sein muss.
Während ich die ersten beiden Bände verschlungen habe, war der dritten Teil oftmals etwas stockend. Das Verwirrspiel, wann wer wo und warum war, dazu das Revidieren von Aussagen, alles das hat es gerade im Mittelteil schwer gemacht, den Durchblick zu bewahren. Natürlich ist es der Sinn eines Krimis nicht zu offensichtlich auf einen Täter zu zeigen, doch hier wurde es zeitwillig ad absurdum geführt und hat den Lesespaß gebremst. Die Auflösung war schlüssig, sodass der Fall einen guten Abschluss fand und man in den vielen falschen Fährten die Wahrheit erkennen konnte.
Da es sich um eine klassische Krimireihe handelt, kann man die einzelnen Bände unabhängig voneinander lesen. Allerdings würde ich empfehlen, sie auf Grund der persönlichen Entwicklungen chronologisch zu lesen.

3,5 von 5 Beweisen

Freitag, 12. Dezember 2025

Wolfgang Kemmer "The Memoirs of Dr. Watson"

Seitdem es literarische Figuren gibt, haben Autoren den Drang die eine oder andere Figur mit ihren eigenen Geschichten zu betrauen. Eigene Abenteuer stehen da neben eigene Ideen, Vorstellungen oder auch Aspekten, die dem Autor in den ursprünglichen Texten vielleicht zu kurz kommen oder gar unerwähnt bleiben. Wie die Leserschaft diese Texte aufnimmt, umfasst die ganze Bandbreite, von "keine eigenen Ideen" bis hin zu "besser umgesetzt als der ursprüngliche Autor".
Denn nicht nur in den Köpfen der Autoren formt sich ein Bild des Charakters, sondern auch in denen der Leser und diese sind oftmals kritischer als jeder Lektor.
So ist es auch bei Geschichten rund um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinem Chronisten Dr. John Watson. 
Manche bevorzugen den traditionellen Stil von Sir Arthur Conan Doyle, andere wünschen sich Holmes in den Wirren der modernen Kultur wiederzufinden.
Was macht man da als Autor?
Man bleibt bei seiner Linie und schreibt den Holmes, den man in die eigenen Geschichten eintauchen lassen möchte!
Wolfgang Kemmers Anthologie umfasst sechs Geschichten, die sich mit dem Phänomen Sherlock Holmes befassen und den Detektiv in die Baker Street zurückkehren lassen. 
Kemmer hat es wie andere Autoren geschafft, einen kleinen Teil des Nachlasses von Dr. Watson zu ergattern und stellt uns vier Geschichten vor.
Alle Geschichten sind mit Erinnerungen an die großen Fälle, z.B. "Der Hund der Baskervilles" oder auch "Das leere Haus", angelehnt und führen den Leser tief in das sherlockianische Universum. Während der erste Fall eine Familientragödie behandelt und Holmes und Watson unmittelbar nach dem "Hund" auf den Plan ruft, zeigt der zweite Fall, dass ein Sherlock Holmes auch einen Fall lösen kann, wenn ihm Moriarty dicht auf den Fersen ist.
Ein schönes kleines Crossover zeigt der dritte Fall, auch wenn er Holmes nicht zum Erfolg gereicht. "Die Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens und ihre Lehre bildet die Grundlage für ein feines Versteckspiel, dass Holmes und Watson an Weihnachten von London nach Worcester beordert.
Die vierte klassische Erzählung führt uns zurück ins Dartmoor. Ein Gefangener ist ausgebrochen und versetzt ein kleines Dorf in Angst und Schrecken.
Bei den beiden letzten Texten hat sich Wolfgang Kemmer etwas besonders ausgedacht. Seine Krimis spielen in der heutigen Zeit zum einen in Meiringen und zum anderen in Siegburg und zeigen, wie Holmes auch heute noch in aktuelle Fälle verwoben ist. Wie? 
Nun das findet man beim Lesen heraus.
Wolfgang Kemmer zeigt mit seinen Texten, die hier erstmalig zusammen erscheinen, wie schön man die Lücken des Kanons füllen und seine eigene Holmes-Sprache finden kann, ohne dabei dem Original zu widersprechen. 
Eine überaus gelungene Sammlung, die gerne ein paar Geschichten mehr enthalten dürfte.

5 von 5 Deerstalkern

Dienstag, 9. Dezember 2025

Judith Rossell "Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen"

Was macht man mit Kindern, die man nicht mehr haben will - vor allem, wenn es Mädchen sind?
Man steckt sie in ein Internat.

Als Maggie nach Midwatch gebracht wird, ist ihr ganz flau, denn alle haben nur Schlechtes über die Schule und die Stadt erzählt.
Doch kaum ist die Ordensschwester weg, fangen alle Mädchen an zu kichern und beziehen Maggie mit ein. Denn Miss Mandelay, die Direktorin von Midwatch, hält nicht viel davon, Mädchen mit Näharbeiten versauern zu lassen.
Vielmehr nutzt sie ihr Institut, um Rätsel zu lösen und den Menschen zu helfen, die von der Polizei abgewiesen werden.
Dazu müssen die Mädchen morsen und Knoten knüpfen lernen, sich beim Verstecken beweisen und andere kluge Dinge lernen, die man als Detektivin so können muss.

Mit Maggie bekommt das Institut auch einen neuen Fall und wir befinden uns direkt in der Handlung. Neben Buchseiten, die vermeintlich Miss Mandelays Handbuch für Detektivinnen entsprungen sind, wird die Erzählung von wunderschönen Bildern untermalt. Die Autorin selbst hat hier ihre Vorstellungen zu Papier gebracht und so ergänzen die Zeichnungen das Gelesene.

Durch den spannenden Erzählstil, Erklärungen werden immer mal wieder eingestreut, liest sich die Geschichte zügig und man fiebert mit den Mädchen mit. Viele Aufgaben und Gefahren gilt es bestehen, sodass es neben einer Detektiv- auch eine Abenteuergeschichte ist, die im 19. Jahrhundert spielt - inklusive Luftschiffe.

Für erfahrene Bücherwürmer ist das Buch mit 10 Jahren gut geeignet, da hier Neugier, Spannung und der Wille zum Lernen Seite um Seite befeuert wird. Ein tolles Buch, was viel Platz für eigene Gedanken lässt und gleichzeitig das Gefühl von Zusammenhalt und Stärke vermittelt.

5 von 5 Luftschiffen

Freitag, 5. Dezember 2025

M. Küble / H. Gerlach "Das Geheimnis der Ordensfrau"

Lug und Trug gab es schon in früheren Zeiten und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Äbtissin Elisabeth aufgrund einer Intrige ihren Stellung verliert. Doch sie hat Biss und kurze Zeit später ist sie wieder in Amt und Würden, doch ein Privileg wurde dem Kloster entzogen, welches ihr Hofmeister beim Papst in Konstanz zurückfordern soll. Der Papst und seine zwei Amtskollegen haben im Jahr 1415 ihre eigenen Probleme und so ist es eher den Beziehungen geschuldet, dass der Hofmeister beim Papst vorsprechen kann.

Mit 122 Seiten ist es ein sehr kurzes Buch, wenn man die politischen und historischen Hintergründe bedenkt.
Gerade wenn man sich in dieser geschichtlichen Zeit nicht gut auskennt, ist man beim Lesen oftmals irritiert. Sicherlich der Handlung kann man trotz allem folgen, doch es fehlt in vielen Punkten das Verständnis, warum die Charaktere sich so verhalten.
Der sehr sachliche Schreibstil lässt oftmals darauf schließen, dass es sich in den meisten Punkten um Tatsachen und nicht um eine Erzählung handelt. Diese Diskrepanz zwischen Wissen und Nichtwissen, was ist Fakt und was ist Unterhaltung, hat den Lesespaß ziemlich getrübt.

Im Anhang werden viele dieser Fragen allerdings geklärt, wer einen kurzen Ausflug in die Welt der Klöster machen möchte, findet hier einen interessanten Einstieg.

3,5 von 5 Äbtissinnen