Sonntag, 14. Dezember 2025

Astrid Fitz "Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam"

Das Leid kann viele Formen annehmen. So ist es gerade in dieser Geschichte das Schicksal zweier Menschen, die das Elend zu ertragen haben. Meerkatz - eigentlich Jakob - kommt von Freiburg nach Straßburg um sich seiner alten Bande anzuschließen - wenn auch widerwillig. Doch was will ein Straßenjunge anderes sein, als eben dieser Straßenjunge. 
Doch Johanna geht es ihrem Leben nicht besser. Von der Mutter zu jeglicher Hausarbeit genötigt, darf sie die Mädchenschule nicht weiter besuchen und als ihr Bruder stirbt, nimmt das Elend nur weiter seinen Lauf.
Der Zufall will es, dass Jakob in die armselige Behausung von Johannas Familie eindringt, als sie zu des Bruders Beerdigung gehen. Doch sein Besuch bleibt nicht unentdeckt.
Wie der Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" impliziert, ist es nicht immer nur das Schicksal, das das Leben der einzelnen lenkt. Vielmehr ist es die Summe aller Teile, die das Leben des Individuums bestimmen.
Schuld, Sühne und Vergebung - die ganze Erzählung spiegelt die Nebenschauplätze der Weihnachtszeit so deutlich wider, dass es nicht viel zu interpretieren gibt. Zudem kann auch aus Leid Gutes und Schönes entstehen.
Das Buch benötigt seine ersten Seiten, um in die Welt und auch in die Gedanken der Personen einzutauchen. Neben aller Trauer und Wut zeigt sich, dass keiner der Menschen so sein will, wie er ist, sondern dass die Umstände ihn dazu gemacht haben.
Und vielleicht der wichtigste Gedanke: Wenn man eine Chance bekommt, kann sich vieles ändern.
Ein schönes Buch zur Weihnachtszeit, wenn man es ein bisschen tiefgründiger mag.

4,5 von 5 Weihnachtsmaien

Henrietta Hamilton "Mord in der Willow Street"

Es hätte ein gemütlicher Tag für Sally und Johnny werden können, wäre nicht plötzlich Tim hereingeplatzt. Doch der Grund seines Besuches ist ernst: Der Arbeitgeber seiner Verlobten wurde umgebracht und trotz aller Umstände, scheint sie mehr zu wissen, als sie es zugibt.
In einem versteckt liegenden Haus ist an dem Mordabend soviel Verkehr wie sonst in einer ganzen Woche nicht. Jeder will jeden gesehen haben und da der Tote ein seltsamer Mann war, mangelt es nicht an Verdächtigen. 
Es ist bereits der dritte Fall mit Sally und Johnny als Ermittler. Nachdem sie sich im Antiquariat kennen- und lieben gelernt haben, sind sie jetzt verheiratet, was Sally allerdings nicht davon abhält, neben Haushalt und Kind sich ebenfalls um die Aufklärung des Verbrechens zu kümmern.
Neben der aktuellen Handlung erzählt ein Strang einiges über den zweiten Weltkrieg und die Entwicklung der Résistance in Frankreich und gibt dem Krimi hier eine historische Tiefe.
Wie in einem Puzzle versuchen die beiden, neben dem offiziellen Ermittler, Licht ins Dunkel zu bringen und die Ereignisse des Abends zu ordnen. Doch sie merken schnell, dass das Gesagte nicht zwangsläufig die Wahrheit sein muss.
Während ich die ersten beiden Bände verschlungen habe, war der dritten Teil oftmals etwas stockend. Das Verwirrspiel, wann wer wo und warum war, dazu das Revidieren von Aussagen, alles das hat es gerade im Mittelteil schwer gemacht, den Durchblick zu bewahren. Natürlich ist es der Sinn eines Krimis nicht zu offensichtlich auf einen Täter zu zeigen, doch hier wurde es zeitwillig ad absurdum geführt und hat den Lesespaß gebremst. Die Auflösung war schlüssig, sodass der Fall einen guten Abschluss fand und man in den vielen falschen Fährten die Wahrheit erkennen konnte.
Da es sich um eine klassische Krimireihe handelt, kann man die einzelnen Bände unabhängig voneinander lesen. Allerdings würde ich empfehlen, sie auf Grund der persönlichen Entwicklungen chronologisch zu lesen.

3,5 von 5 Beweisen

Freitag, 12. Dezember 2025

Wolfgang Kemmer "The Memoirs of Dr. Watson"

Seitdem es literarische Figuren gibt, haben Autoren den Drang die eine oder andere Figur mit ihren eigenen Geschichten zu betrauen. Eigene Abenteuer stehen da neben eigene Ideen, Vorstellungen oder auch Aspekten, die dem Autor in den ursprünglichen Texten vielleicht zu kurz kommen oder gar unerwähnt bleiben. Wie die Leserschaft diese Texte aufnimmt, umfasst die ganze Bandbreite, von "keine eigenen Ideen" bis hin zu "besser umgesetzt als der ursprüngliche Autor".
Denn nicht nur in den Köpfen der Autoren formt sich ein Bild des Charakters, sondern auch in denen der Leser und diese sind oftmals kritischer als jeder Lektor.
So ist es auch bei Geschichten rund um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinem Chronisten Dr. John Watson. 
Manche bevorzugen den traditionellen Stil von Sir Arthur Conan Doyle, andere wünschen sich Holmes in den Wirren der modernen Kultur wiederzufinden.
Was macht man da als Autor?
Man bleibt bei seiner Linie und schreibt den Holmes, den man in die eigenen Geschichten eintauchen lassen möchte!
Wolfgang Kemmers Anthologie umfasst sechs Geschichten, die sich mit dem Phänomen Sherlock Holmes befassen und den Detektiv in die Baker Street zurückkehren lassen. 
Kemmer hat es wie andere Autoren geschafft, einen kleinen Teil des Nachlasses von Dr. Watson zu ergattern und stellt uns vier Geschichten vor.
Alle Geschichten sind mit Erinnerungen an die großen Fälle, z.B. "Der Hund der Baskervilles" oder auch "Das leere Haus", angelehnt und führen den Leser tief in das sherlockianische Universum. Während der erste Fall eine Familientragödie behandelt und Holmes und Watson unmittelbar nach dem "Hund" auf den Plan ruft, zeigt der zweite Fall, dass ein Sherlock Holmes auch einen Fall lösen kann, wenn ihm Moriarty dicht auf den Fersen ist.
Ein schönes kleines Crossover zeigt der dritte Fall, auch wenn er Holmes nicht zum Erfolg gereicht. "Die Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens und ihre Lehre bildet die Grundlage für ein feines Versteckspiel, dass Holmes und Watson an Weihnachten von London nach Worcester beordert.
Die vierte klassische Erzählung führt uns zurück ins Dartmoor. Ein Gefangener ist ausgebrochen und versetzt ein kleines Dorf in Angst und Schrecken.
Bei den beiden letzten Texten hat sich Wolfgang Kemmer etwas besonders ausgedacht. Seine Krimis spielen in der heutigen Zeit zum einen in Meiringen und zum anderen in Siegburg und zeigen, wie Holmes auch heute noch in aktuelle Fälle verwoben ist. Wie? 
Nun das findet man beim Lesen heraus.
Wolfgang Kemmer zeigt mit seinen Texten, die hier erstmalig zusammen erscheinen, wie schön man die Lücken des Kanons füllen und seine eigene Holmes-Sprache finden kann, ohne dabei dem Original zu widersprechen. 
Eine überaus gelungene Sammlung, die gerne ein paar Geschichten mehr enthalten dürfte.

5 von 5 Deerstalkern

Dienstag, 9. Dezember 2025

Judith Rossell "Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen"

Was macht man mit Kindern, die man nicht mehr haben will - vor allem, wenn es Mädchen sind?
Man steckt sie in ein Internat.

Als Maggie nach Midwatch gebracht wird, ist ihr ganz flau, denn alle haben nur Schlechtes über die Schule und die Stadt erzählt.
Doch kaum ist die Ordensschwester weg, fangen alle Mädchen an zu kichern und beziehen Maggie mit ein. Denn Miss Mandelay, die Direktorin von Midwatch, hält nicht viel davon, Mädchen mit Näharbeiten versauern zu lassen.
Vielmehr nutzt sie ihr Institut, um Rätsel zu lösen und den Menschen zu helfen, die von der Polizei abgewiesen werden.
Dazu müssen die Mädchen morsen und Knoten knüpfen lernen, sich beim Verstecken beweisen und andere kluge Dinge lernen, die man als Detektivin so können muss.

Mit Maggie bekommt das Institut auch einen neuen Fall und wir befinden uns direkt in der Handlung. Neben Buchseiten, die vermeintlich Miss Mandelays Handbuch für Detektivinnen entsprungen sind, wird die Erzählung von wunderschönen Bildern untermalt. Die Autorin selbst hat hier ihre Vorstellungen zu Papier gebracht und so ergänzen die Zeichnungen das Gelesene.

Durch den spannenden Erzählstil, Erklärungen werden immer mal wieder eingestreut, liest sich die Geschichte zügig und man fiebert mit den Mädchen mit. Viele Aufgaben und Gefahren gilt es bestehen, sodass es neben einer Detektiv- auch eine Abenteuergeschichte ist, die im 19. Jahrhundert spielt - inklusive Luftschiffe.

Für erfahrene Bücherwürmer ist das Buch mit 10 Jahren gut geeignet, da hier Neugier, Spannung und der Wille zum Lernen Seite um Seite befeuert wird. Ein tolles Buch, was viel Platz für eigene Gedanken lässt und gleichzeitig das Gefühl von Zusammenhalt und Stärke vermittelt.

5 von 5 Luftschiffen

Freitag, 5. Dezember 2025

M. Küble / H. Gerlach "Das Geheimnis der Ordensfrau"

Lug und Trug gab es schon in früheren Zeiten und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Äbtissin Elisabeth aufgrund einer Intrige ihren Stellung verliert. Doch sie hat Biss und kurze Zeit später ist sie wieder in Amt und Würden, doch ein Privileg wurde dem Kloster entzogen, welches ihr Hofmeister beim Papst in Konstanz zurückfordern soll. Der Papst und seine zwei Amtskollegen haben im Jahr 1415 ihre eigenen Probleme und so ist es eher den Beziehungen geschuldet, dass der Hofmeister beim Papst vorsprechen kann.

Mit 122 Seiten ist es ein sehr kurzes Buch, wenn man die politischen und historischen Hintergründe bedenkt.
Gerade wenn man sich in dieser geschichtlichen Zeit nicht gut auskennt, ist man beim Lesen oftmals irritiert. Sicherlich der Handlung kann man trotz allem folgen, doch es fehlt in vielen Punkten das Verständnis, warum die Charaktere sich so verhalten.
Der sehr sachliche Schreibstil lässt oftmals darauf schließen, dass es sich in den meisten Punkten um Tatsachen und nicht um eine Erzählung handelt. Diese Diskrepanz zwischen Wissen und Nichtwissen, was ist Fakt und was ist Unterhaltung, hat den Lesespaß ziemlich getrübt.

Im Anhang werden viele dieser Fragen allerdings geklärt, wer einen kurzen Ausflug in die Welt der Klöster machen möchte, findet hier einen interessanten Einstieg.

3,5 von 5 Äbtissinnen 

Sonntag, 30. November 2025

Mary Shelley "Frankenstein"

Einen Klassiker zu lesen, hat immer etwas Befremdliches.
Man hat schon soviel über das Buch, seine Einschätzung und gegebenenfalls seine Wichtigkeit für die Literatur gehört, sodass man das Buch kaum unbefangen lesen kann.
Was mich bei Frankenstein zu erst verwundert, ist, dass die Erschaffung des Monsters direkt zu Anfang des Textes stattfindet. Denn ich hatte vermutet, dass die Kreation des Monsters das zentrale Thema des Buches ist und nicht das Leben und oder vielmehr der Fluch dessen. Denn ein Monster zu sein, was sogar von seinem eigenen Schöpfer verstoßen wird, das ist schon ein hartes Los.
Doch es ist auch so, dass die beiden sich, was ihre Bösartigkeit angeht, gut das Wasser reichen können. Beide suchen die Schuld in anderen und selten bei sich selbst, wobei Frankenstein sich noch mehr bemitleidet, als es das Monster tut.
Hatte ich wirklich immer Respekt vor dem Grusel, der mich in diesem Text erwartet, so ist es eher die Psychologie, die hier das treibende Element ist. 
Die Erzählung ist zeitgleich eine Reise durch das Europa und die Kultur der damaligen Zeit. Mary Shelley hat es mit ihren jungen Jahren geschafft, alle Charaktere und Gefühlsebenen zu berühren und die Menschen entsprechend ihrer gesellschaftlichen Stellung zu spiegeln.
Der Text ist so ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt habe und doch beeindruckt er mich tief.
In der Ausgabe von MinaLima ist das Buch zudem auch ein Fest für die Augen, da die beiden es wieder geschafft haben, die Illustrationen perfekt auf den Text und die Stimmung anzupassen.

5 von 5 Monstern

Christine Rechl (Hrsg) "Arsen und Butterplätzchen"

Zwischen Tannengrün, Christbaumkugeln und Glühwein ein paar kleine Morde gefällig? 
Dann hätte ich eine Anthologie, die ich euch empfehlen möchte.
Wie der Titel schon vermuten lässt, steht das berühmte Weihnachtsplätzchen in manchen Geschichten im Mittelpunkt des Geschehens.
So seid vorsichtig, von wem ihr euch ein solches anbieten lasst.
Doch der Reihe nach: Mit siebzehn Geschichten rund um das Fest, die Feierlichkeiten und die Weihnachtsstimmung zeigt die Anthologie auch ihre bitter-böse Seite. Nicht blutrünstig, aber wer den englischen Humor kennt, weiß, worauf ich anspiele.
Denn trotz der Kürze der Texte schaffen es die Autorinnen und Autoren den Lesenden ein ums andere Mal an der Nase herumzuführen.
Gerade das macht den Charme dieser Sammlung aus, denn viele Geschichten bewegen sich abseits der bekannten Plotpfade und entlocken den Lesenden einen erstaunten und manchmal auch begeisterten Laut, natürlich aufgrund der Idee ... Nicht, ach, ihr wisst schon.
Wer also ein bisschen Weihnachtsstimmung mit Mord garnieren will, dem sei diese Sammlung ans Herz gelegt. 
Aber wie gesagt, Vorsicht vor den Leuten, die euch Plätzchen anbieten.
Ich wollte es nur noch einmal gesagt haben. ;)

5 von 5 Plätzchen 

Samstag, 29. November 2025

Vorstellung Wolfgang Kemmer "The Memoirs of Dr. Watson"

Wer kennt das nicht? Man liest eine Kurzgeschichte in einer Anthologie und wünscht sich, man könnte mehr von diesem Autor lesen. Doch oftmals gestaltet es sich schwierig, wenn der Autor sich an zahlreichen Anthologien beteiligt.
Wolfgang Kemmer schafft mit seinem Sammelband "The Memoirs of Dr. Watson" Abhilfe.
Sechs seiner Texte rund um Sherlock Holmes und natürlich auch um Doktor Watson finden sich in seinem eigenen Sammelband. 
Alle Geschichten sind bereits in unterschiedlichen Anthologien erschienen und so findet sich auch sein Text "Das Vermächtnis des Falschmünzers" darunter, der in meiner Anthologie "En Passant - Die Reisen des Sherlock Holmes" erstmalig veröffentlich wurde.
Ein schöner Band, wenn man sich bei der frühen Dunkelheit mit einem Buch auf die Couch kuscheln und in die neuen Abenteuer von Sherlock Holmes eintauchen möchte.
Mit knapp hundertsechzig Seiten ist es eine gute Abwechslung zu Weihnachtsromanen und modernen cosy crimes.

Donnerstag, 27. November 2025

Autoreninterview Nathan Winters 2.0

Hallo zusammen.
Diese Woche gibt sie wieder Nathan Winters die Ehre. Endlich ist sein nächstes viktorianisches Werk im Drachenmond Verlag erschienen und er hat Zeit gefunden, über diese Zeit zu plaudern.

(Foto: Jürgen Bärbig (privat), Grafik: Maximilian Wust)


Nach zahlreichen Ausflügen in die Welt der Science Fiction gibt es endlich erneut ein viktorianisches Setting von dir. War es wieder einmal Zeit?
Ich habe wirklich danach gefiebert endlich wieder in die viktorianische Zeit zurückkehren zu können. Dass es mir mit „Der Schatten von Avamoore“ gelungen ist, freut mich in mehrerlei Hinsicht. Zum einen liebe ich Gruselstorys mit dichter Atmosphäre und die konnte ich in Avamoore richtig ausleben. Und zum anderen ist es der erste Roman, den ich überhaupt geschrieben habe. Das ist jetzt fünfzehn Jahre her.
Solange hatte er in der Schublade gelegen, bis der Drachenmondverlag dann gesagt hat, wir machen das. Ich war so happy. Also ja, es wurde Zeit ins viktorianische England zurückzukehren.

Was fasziniert dich an der viktorianischen Zeit?
Ich denke, was mich fasziniert ist diese spannende Übergangsphase in die Moderne.
Das Empire ist auf der Spitze seiner Macht. London ist ein Schmelztiegel für die unterschiedlichsten Kulturen. Es ist eine Zeit in der man immer noch mit der Kutsche reist, aber auch die Eisenbahnen einen großen Einfluss haben. Man hat prunkvolle Herrenhäuser und lange Traditionen, auf der einen Seite und Verelendung, Armut und Kriminalität auf der anderen Seite.
In Bezug auf Avamoore ist es die Möglichkeit eine Geschichte in einem klassischen Setting spielen zu lassen, mit viel Nebel, Regen und ausgedehnten Moorlandschaften, wie es auch schon Doyle im Hund von Baskerville getan hat. Diese Gegensätzlichkeiten sind es, die mich am viktorianischen Zeitalter faszinieren. Darin lassen sich tolle, atmosphärische und dichte Geschichten erzählen.

Wenn es möglich wäre, wäre es auch die Epoche, in die du eine Zeitreise unternehmen würdest?
Auf jeden Fall würde ich dahin reisen wollen und wenn es möglich ist auch mit jeder Menge Andenken zurückkommen. Mein Haus wäre wohl ein Sammelsurium an Kuriositäten und Mitbringseln aus dieser Epoche. Leben möchte ich zu der Zeit aber nicht, aber mich als Besucher umsehen? Sofort.

Beschreibe dein viktorianisches England in fünf Worten.
Lastkähne auf der Themse, Kutschen auf der Westminster Bridge, Pubs im East End, weite Landschaften mit gepflegten Parks, Raben am Tower, und natürlich Schottland. An diesem Land liebe ich nicht nur den Whisky. Es ist die Landschaft, das Licht, die Wolken und selbst der Regen. Wer einmal dort war, weiß, was ich meine. (Okay, das sind mehr als fünf Worte, aber knapper ging es nicht.)

Doch erzähl einmal, wie ist "Der Schatten von Avamoore" entstanden? Warst du zu dem Zeitpunkt in Schottland, als du die Idee hattest?
Ich war vorher schon mal in Schottland, aber die Idee dazu hatte ich tatsächlich nicht dort. Allerdings sind viele Eindrücke und Inspirationen von dort sicher in die Geschichte eingeflossen. Der ein oder andere weiß es vielleicht. Ich bin Rollenspieler und ich hatte ein Abenteuer für meine Cthulhu Runde geschrieben. Avamoore ist dabei entstanden. Ein Teil der Charaktere hieß damals noch anders, aber das Dorf existierte, so wie es zum großen Teil auch im Buch vorkommt. Ebenso die Burg und die Ruine im Moor.

Die Handlung selbst hat sich dann später Stück für Stück von selbst entwickelt, auch durch viele Recherchen, nachdem ich eine Grundidee hatte. Wie gesagt, der Text lag fünfzehn Jahre in der Schublade und ich habe jetzt knapp ein Jahr noch einmal daran gearbeitet, um es in die Fassung zu bringen, die man jetzt bekommen kann.

Und besteht zu dem Buch auch die Möglichkeit eine Fortsetzung zu schreiben?
Um etwas konkretes sagen zu können, ist es noch zu früh. „Der Schatten von Avamoore“ ist jetzt gerade erst seit knapp einem Monat auf dem Markt. Aber, sag niemals nie. Wenn der Wunsch nach einer Fortsetzung groß ist und mir eine gute Geschichte einfällt, soll es nicht an mir scheitern.

Hast du schon ein neues Projekt, was sich mit der viktorianischen Zeit befasst?
Ich habe ein neues Projekt vorbereitet, was sich aber noch in einem sehr frühen Stadium befindet. Die Geschichte spielt in London und eine junge Diebin ist die Protagonistin. Mehr will ich da aber noch nicht verraten.
Meine Agentur Langenbuch und Weiß versucht gerade einen geeigneten Verlag zu finden.
Bisher gibt es aber nur ein Exposè und eine kurze Leseprobe.
Es würde mich unglaublich freuen, wenn ich die Geschichte schreiben könnte, denn es hat mir schon einen Riesenspaß gemacht, in die viktorianische Zeit zurückkehren zu dürfen. Ich würde gern noch etwas länger bleiben. :-)
Gerade arbeite ich an einem Abenteuerroman, der jedoch zeitlich recht nah an die viktorianische Ära angrenzt. Er spielt 1928 und ist ein klassischer Abenteuerroman, der wohl 2026 beim Drachenmondverlag erscheinen wird. Mehr verrate ich aber noch nicht. :-)

Wer neugierig ist, kann sich hier mehr über Nathan erfahren:
instagram.com/juergen_baerbig/

Nächsten Monat gibt es ein neues Interview.

Pottphantastika

Wie lange braucht man, bis man Messeeindrücke verarbeitet hat?
Gefühlt ist man noch auf der Messe, bei den tollen Gesprächen, den Ideen und auch den kleinen Insiderwitzen. Denn ohne Standnachbarn ist so eine Messe nur ein halber Spaß. So konnten wir uns mit Lars und Ryan die Zeit vertreiben, wenn wir nicht über unsere jeweiligen Projekte mit Gästen reden durften. Und nebenher habe ich noch ein kleines Monster adoptiert. :-)
Zwei neue Bücher durften einziehen und auch wenn der SUB im Hintergrund ganz leise weint, ich freue mich schon auf die Lektüre und auch auf die drei Ostseekrimis, die es noch im Nachgang auf den Reader geschafft haben.
Eine Messe ist eine kleine Gemeinschaft: Bei Kaffee, Kuchen und viel Unterhaltung wurden Preise verliehen, Kontakte geknüpft und auch die eine oder andere Plotidee ist gereift.
Was soll ich sagen?
Nach der Messe ist bekanntlich vor Messe, wann und wo immer die nächste stattfindet. Und da diese Szene nicht so groß wie die Frankfurter Buchmesse ist, trifft man all die netten Menschen bald wieder.
Danke auch an das Orga-Team. Ihr habt eine schöne Lokation gefunden und uns eine schöne Messe geschenkt.