Nein, nein, nicht ich. Oder ja doch schon irgendwie.
Vor einiger Zeit habe ich hier zwei Interviewreihen ins Leben gerufen: Einmal "Blogger Wanted" und einmal "Autoren-Donnerstag". Zwar bin ich bemüht auch diese Interviewreihen fortzuführen, doch mangelt es mir zeitweilig an Interviewpartnern.
Wer allerdings sich als äußerst gesprächig erweist sind Romanfiguren.
Anscheinend haben sie letztes Jahr mein Interview mit Celeste Summersteen gelesen und wollen jetzt auch mal zu Wort kommen. 😏
Ein Interview startet schon am Donnerstag und das nächste steht auch schon in den Startlöchern. Mal schauen, wer sich demnächst hier noch so vorstellt. 😊
Alle Interviews werde ich mit dem Label "Jetzt spreche ich" versehen, so könnt ihr die Interviews immer wieder nachlesen.
Sonntag, 29. August 2021
Grete Otto "Journal für das moderne Frauenzimmer"
Wohl an, wohl an, nun heißt es sich zu benehmen, dem Ehegatten ein liebes Weib zu sein und sich zu kultivieren. Habt ihr euch schon mal vorgestellt, anstatt euch in fremde Welten oder auf Verbrecherjagd zu begeben, wie spannend die Realität war?
Oftmals ist es aber gar nicht so einfach, etwas über die jeweilige Zeit herauszufinden, da viele Dinge einfach nicht niedergeschrieben wurden, da sich nicht von Interesse schienen.
So zum Beispiel das alltägliche Leben der Frau um 1900 und natürlich auch das des Mannes. Über die großen weltveränderten Entwicklungen weiß man natürlich viel, aber es sind ja auch oftmals die kleinen Dinge, die eine Zeit zum Leben erwecken.
Auf knapp 60 Seiten (also eher ein Heft als ein Buch) stellt uns Grete Otto die Zeit und die Beschäftigung der Frau in der Zeit vor. Dabei geht es auch um wesentliche Dinge, wie zum Beispiel, wieviel kostete ein Kilo Kartoffeln, was verdiente ein Arbeiter, wann gab es was zu speisen.
Mehrere Abschnitte (Rätselseite, Lesezeichen basteln) sind auch für den modernen Leser zum Mitmachen geeignet und versetzen uns in eine Zeit zurück, in der es noch kein Internet, Smartphone oder ähnliches gab.
Wisst ihr, was Mondscheinkarten sind? Oder erinnert ihr euch ein Einschieberätsel? Wie war die Mode zu der Zeit?
Ihr seht auf 60 Seiten kann man viel entdecken, egal wofür man sich im Wesentlichen interessiert, man findet immer was zum Staunen. Kennt ihr die "Gartenlaube"? Dann wisst ihr, was euch optisch erwartet. Es sei noch angemerkt. das Buch dient als Einstieg in die Zeit und wenn ihr heute noch nichts vorhabt, schaut doch einmal auf der Internetseite von Grete Otto vorbei und lasst euch in eine andere Zeit entführen: buergerleben.com/
Auf knapp 60 Seiten (also eher ein Heft als ein Buch) stellt uns Grete Otto die Zeit und die Beschäftigung der Frau in der Zeit vor. Dabei geht es auch um wesentliche Dinge, wie zum Beispiel, wieviel kostete ein Kilo Kartoffeln, was verdiente ein Arbeiter, wann gab es was zu speisen.
Mehrere Abschnitte (Rätselseite, Lesezeichen basteln) sind auch für den modernen Leser zum Mitmachen geeignet und versetzen uns in eine Zeit zurück, in der es noch kein Internet, Smartphone oder ähnliches gab.
Wisst ihr, was Mondscheinkarten sind? Oder erinnert ihr euch ein Einschieberätsel? Wie war die Mode zu der Zeit?
Ihr seht auf 60 Seiten kann man viel entdecken, egal wofür man sich im Wesentlichen interessiert, man findet immer was zum Staunen. Kennt ihr die "Gartenlaube"? Dann wisst ihr, was euch optisch erwartet. Es sei noch angemerkt. das Buch dient als Einstieg in die Zeit und wenn ihr heute noch nichts vorhabt, schaut doch einmal auf der Internetseite von Grete Otto vorbei und lasst euch in eine andere Zeit entführen: buergerleben.com/
Sidenote: Im Heft werden auch Museen vorgestellt, die aus der Kaiserzeit bis zum heutigen Tag existent sind und welchen man einen Besuch abstatten sollte. Vorgeschlagen wird unter anderem das Staedelmuseum. Ratet mal, wo ich das schöne Buch erstanden habe? 😏
5 von 5 Journalen
Labels:
1876-1900,
1901-1925,
Deutschland,
Rezension,
Sachbuch
Samstag, 28. August 2021
Lisa Kirsch "Das Glück in vollen Zügen"
Ein Augenzwinkern. War er es? War sie es? Das Kribbeln, das sich breit macht, wenn man hofft, den anderen in der Masse entdeckt zu haben. Das Gefühl sich ihm / ihr im nächsten Moment nähern zu können... Doch es ist ein Augenzwinkern... Man schnappt etwas auf und im nächsten Moment ist man irritiert, was hat der andere gerade gesagt? Man sieht hoch und schon schaut der andere einen nicht mehr an, der Moment ist vorbei. Die Chance ist vertan.
Jo und Marie fahren jeden Tag mit der Bahn vom Ammersee hinein in das Gewühl der großen Stadt München. Beide haben anstrengende Jobs und doch geht jeder von beiden damit anders um. Während Marie sich oftmals erst in der Bahn für die Arbeit umzieht, sitzt Jo schon oft mit dem Laptop auf dem Schoss und tippselt die neuesten Zahlen ein oder streitet sich lautstark mit seinem Kollegen am Handy. Regelmäßig blicken sich die beiden in der Bahn an, aber das Schicksal hat immer etwas dagegen, dass die beiden ein längeres Gespräch führen können.
Doch nicht nur der Job hat die beiden in ihrem Leben stark im Griff, auch das Privatleben ist kein Zuckerschlecken, da stellt sich die Frage, ob man das einem anderen Menschen überhaupt zumuten will?
So locker leicht, wie es im ersten Moment erscheint, kommt die Geschichte allerdings nicht daher. Mit einem Augenzwinkern beobachtet man als Leser, wie die beiden immer wieder umeinander herumscharwenzeln, aber es betrübt auch zu lesen, wie sehr das Leben der beiden von Verantwortung und Trauer gefärbt ist. Die beiden Elemente halten sich im Buch sehr die Waage, sodass man als Leser nicht allzu schwermütig ist, aber man leidet natürlich mit Jo und Marie auf vielerlei weise mit.
Mit dem jeweiligen Kapitelwechsel wechselt auch die Erzählperspektive. Immer wird in ein Kapitel über Jo und eins über Marie erzählt, sodass man als Leser schon viel früher erkennt, woran die Schüchternheit der beiden liegt und warum sie sich so verhalten, wie sie es tun.
Die Geschichte zeigt uns die Vielschichtigkeit eines jeweiligen Charakters auf. Jeden Menschen, den man im Leben trifft, beeinflusst man und wird auch ebenso von ihm beeinflusst. Ein böses Wort hier, ein Lächeln dort, ein falsches Wort zur falschen Zeit, alles prägt den Charakter eines Menschen und oft setzen wir in die Menschen das wenigste Vertrauen, die es aber am meisten verdienen.
Legt also beim Lesen Taschentücher bereit. Für die Krokodilstränen und für die Freudentränen...
So locker leicht, wie es im ersten Moment erscheint, kommt die Geschichte allerdings nicht daher. Mit einem Augenzwinkern beobachtet man als Leser, wie die beiden immer wieder umeinander herumscharwenzeln, aber es betrübt auch zu lesen, wie sehr das Leben der beiden von Verantwortung und Trauer gefärbt ist. Die beiden Elemente halten sich im Buch sehr die Waage, sodass man als Leser nicht allzu schwermütig ist, aber man leidet natürlich mit Jo und Marie auf vielerlei weise mit.
Mit dem jeweiligen Kapitelwechsel wechselt auch die Erzählperspektive. Immer wird in ein Kapitel über Jo und eins über Marie erzählt, sodass man als Leser schon viel früher erkennt, woran die Schüchternheit der beiden liegt und warum sie sich so verhalten, wie sie es tun.
Die Geschichte zeigt uns die Vielschichtigkeit eines jeweiligen Charakters auf. Jeden Menschen, den man im Leben trifft, beeinflusst man und wird auch ebenso von ihm beeinflusst. Ein böses Wort hier, ein Lächeln dort, ein falsches Wort zur falschen Zeit, alles prägt den Charakter eines Menschen und oft setzen wir in die Menschen das wenigste Vertrauen, die es aber am meisten verdienen.
Legt also beim Lesen Taschentücher bereit. Für die Krokodilstränen und für die Freudentränen...
4 von 5 Zügen
Labels:
2001-2025,
Deutschland,
Netgalley,
Rezension
Standort:
Ammersee, 86911 Ammersee, Deutschland
Donnerstag, 26. August 2021
Dan Adams "Manhattan 2058" Part 6
Der letzte Teil einer Reihe ist immer ein kleiner Abschied. Ein Abschied von den Figuren, die man kennengelernt hat, mit denen man mitgefiebert hat, mit denen man gelitten hat.
Man hat seine Bedenken und seine Erwartungen. Wie endet die Geschichte? Was von dem, was man sich erhofft, hat der Autor umgesetzt und wird jedes Unrecht gesühnt?
Nein, ich werde jetzt den Schluss verraten, ganz bestimmt nicht. Das müsst ihr schon alleine herausfinden.
Im sechsten Band begeben sich Tyra und Mike auf eine letzte große Mission. Eine, die vieles in Gang bringen und eine, die viel Unmut aufrühren kann. Sicherlich sind sie in der Unterzahl, doch was wird letztlich siegen? Macht oder Gerechtigkeit? Geld oder das Gewissen?
Hilfe ereilt sie von unerwarteter Stelle und eines der größten Geheimnisse wird zum Schluss doch noch gelüftet.
Viele Menschen hat man in der Reihe um die beiden kennengelernt, gute Charaktere, weniger gute Charaktere. Mutige Menschen, verängstigte Menschen und Menschen, die in dem Moment, in dem es darauf ankommt, die Chance ergreifen, etwas zu verändern, Unrecht wieder gut zu machen und nicht in ihrem alten Trott weitermachen wollen, da sie begriffen haben, dass dies keine Lösung ist.
Dan Adams hat mit "Manhattan 2058" eine Dystopie geschaffen, die vieles aufzeigt. Menschliche Einzelschicksale, kulturelle Abstiege, politischen Eifer und wirtschaftliche Gier.
Eine Spirale, die immer mehr an Fahrt aufnimmt, je länger sie andauert. Es braucht Menschen, die sich nicht vom Glanz der Macht und des Reichtums blenden lassen, die für ihre Stadt da sein wollen. Die sie und ihre Bewohner beschützen wollen, da man nie weiß, von woher das Böse wirklich kommt. Denn oftmals ist es mitten unter uns und klopft eines Tages rein zufällig an unsere Tür und von einem auf den anderen Tag ist nichts mehr so wie es war. Obwohl man es hätte kommen sehen können und gegebenenfalls auch müssen.
Eine Reihe, die den Leser nachdenklich stimmt, da vieles sehr realistisch erscheint und man darüber nachdenkt, wie man sich selbst in einer solchen Zukunft verhalten würde.
4 von 5 Cops
Mittwoch, 25. August 2021
Dan Adams "Manhattan 2058" Part 5
Die Intrigen ziehen sich immer mehr zusammen und letztlich stellt sich die Frage, wem kann man überhaupt noch trauen?
Denn irgendwie scheint es kaum einen Menschen im Umfeld von Tyra und Mike zu geben, der sie nicht entweder bedroht, sie hängen lässt oder sich von ihnen abwendet.
Was ist nur aus dieser Welt geworden, man hatte so vieles vor und doch treten immer wieder neue Probleme auf, anstatt sich einzelne Probleme auch mal lösen lassen.
Doch wie hängen die verschiedenen Handlungsstränge zusammen? Zumindest ein Geheimnis wird gelüftet, als Mike endlich den mysteriösen Anrufer trifft. Doch bringt ihn dieses Gespräch wirklich weiter? Kann er nun verstehen, warum seine Freundin sterben musste?
Je weiter diese Serie fortschreitet, umso mehr ist man versucht, den einzelnen Charaktere zu misstrauen. Fasst man zu einem der Charaktere Vertrauen, so sieht man kurze Zeit später auch nur wieder, wie sie nur für sich selbst agiert und ihre Mitmenschen manipuliert und auf ihre Weise ins Spiel bringt.
Zweifel, Wut und Misstrauen dominieren den vorletzten Band der Reihe und als Leser hofft man, dass zumindest ein Handlungsstrang zum guten Ausgang kommt. Doch wird es so sein?
Weiter geht es mit Band 6.
Und weil man ja von einer Regel nicht abweichen sollte: 4 von 5 Cops
Standort:
Manhattan, New York City, New York, USA
Montag, 23. August 2021
Claudia Hammond "Tick, tack"
Minuten? Oder doch Sekunden?
Stunden? Oder doch ein Tag?
Während die Uhr heutzutage kaum mehr zu Abweichungen neigt und fleißig jede Sekunde zählt, ist die zeitliche Wahrnehmung des individuellen Menschen eine ganz andere.
Je nachdem, ob ihm was gefällt, ihm etwas schwer fällt, ob er aus einer Situation heraus will oder ob er einfach nur immer weiter in genau diesem Moment verharren will, ist die Zeit schier endlos, entweder zum Guten oder zum Schlechten.
Jeder Mensch hat es schon erlebt. Keiner kann sich diesen Situationen im Leben entziehen und doch ist die Frage, woher kommt diese unterschiedlichste Art der Wahrnehmung?
Claudia Hammond geht in ihrem Buch "Tick, tack" genau diesen Phänomenen auf den Grund. Ein Mensch springt aus einem Flugzeug und der Fallschirm öffnet sich nicht, ein Mensch wird gekidnappt und weggesperrt. Wie unterschiedlich erleben allein diese beiden Menschen das Verstreichen einer Sekunde?
Das Buch ist gespickt voll von solchen Situationen und auch entsprechenden Experimenten, Untersuchungen, Gutachten und Ähnlichem. Wissenschaftlich fundiert und dargelegt, war genau das meine Problematik mit dem Buch. Inhaltlich wirklich interessant, ist es aber gerade die sehr wissenschaftliche Verschriftlichung, die das Lesen für mich oftmals sehr anstrengend macht. Viele Fakten und sehr viele Beispiele lassen das Buch nicht einfach mal so lesen. Ich hatte mir eher etwas unterhaltsameres als wissenschaftliches vorgestellt und auch wenn unterhaltsame Elemente vorkommen, so ist das Buch nicht das gewesen, was ich mir erhofft hatte.
Bleibt mir nur zu sagen, dass ich die Zeitwahrnehmung für mich selbst erforschen muss und gerade am letzten Samstag hatte ich das Gefühl, dass die Zeit nur so dahinfolg, wenn man Stunden mit jemandem verbringt und zum Schluss meint, es wären nur ein paar Minuten vergangen. Danke dafür.
3 von 5 Sekunden
Astrid Keim "Das verschwundene Gold"
Historische Romane führen dem Leser vor Augen, aus welchen Lebensumständen wir uns in die heutige Zeit entwickelt haben. Sicherlich darf nicht jedes Wort für bare Münze genommen werden, da einige Bereiche des Romans erfunden oder zumindest an die Handlung des Romans angepasst sind, allerdings sind ja auch Sachbücher nicht immer objektiv, denn bekanntlich schreibt ja der Sieger die Geschichte nieder.
"Der Frankfurter Fettmilch-Aufstand 1612-1616", so der Untertitel des Buches, beschäftigt sich mit der Stadt Frankfurt am Main und den Menschen, die dort wohnen. Denn obwohl es bereits das Bürgertum und die Zünfte gibt, herrscht immer noch die Macht des Adels, die Macht des Kaisers und sonstige höherstehende Personen über das kleine Volk und somit über die breite Masse der Frankfurter Bevölkerung. Viele Menschen sind verschuldet, viele sitzen im Schuldgefängnis oder müssen sich bei den Juden Geld zu Wucherzinsen leihen, da die Stadt keine Darlehen mehr an ihre Bevölkerung vergibt. Doch warum ist das auf einmal so?
Vincenz Fettmilch, Zunftmeister der Zuckerbäcker, ist einer der Menschen, die das Elend seiner Mitbürger nicht länger ertragen will. Mit mehreren Freunden beschließt er, dass die Stadt Frankfurt als seine Stadt nicht weiter die Augen davor verschließen darf, wie schlecht es großen Teilen ihrer Bevölkerung geht. Doch Vincenz Fettmilch kämpft nicht nur gegen Adel, Klerus und Kaiser, sondern auch innerhalb der Bewegung kommt es mit der Zeit immer wieder zu Auseinandersetzungen, wie radikal die Bewegung verlaufen soll.
Doch wer wird letztlich obsiegen?
Viele Themen aus dem Buch sind auch heute noch brandaktuell. Wann muss man aufstehen, um etwas zu ändern, wann muss man sagen, so geht es nicht mehr weiter? Wieviel Leid muss man für die richtige Überzeugung auf sich nehmen und wann ist es einfach genug?
Auffällig im Gegensatz zu anderen historischen Romanen sind die kurzen Sätze und eine leicht zugängliche Sprache. Der Leser muss sich nicht auf die Sprache der damaligen Zeit einstellen, sondern das Buch ist in einer heutigen gebräuchlichen Sprache verfasst. Auch auf Dialekte, Sprachunterschiede zwischen den Ständen hat die Autorin bewusst verzichtet, was sie in den Anmerkungen auch erläutert. Nun könnte man meinen das Lokalkolorit leide darunter, aber weit gefehlt. Bei den Wegen durch die Stadt wird der Leser an die Hand genommen, er weiß, wo er ist, wann etwas passiert und er hat die Szenerie vor Augen. Natürlich nur, soweit es die Orte heute noch in Frankfurt gibt.
Ich habe das Buch gelesen, als ich in Frankfurt war und habe auch einige Plätze heute noch wiederentdeckt, ohne bewusst nach ihnen zu suchen. Die Autorin beschreibt die Stadt so anschaulich, dass man an manchen Stellen die gut 400 Jahre Unterschied kaum bemerkt.
Wichtig für Menschen, die an Fakten interessiert sind, zum Schluss des Buches, gibt es eine ausführliche historische Einordnung.
Solide 4 von 5 Zunftmeistern
Labels:
1601-1625,
Deutschland,
Netgalley,
Rezension
Standort:
Frankfurt am Main, Deutschland
Montag, 16. August 2021
Dan Adams "Manhattan 2058" Part 4
Welcher Verrat wiegt schwerer? Der des Kollegen, der einem den Rücken freihalten soll oder der des Partners, der abends zuhause auf einen wartet?
Tyra hat wirklich alle Hände voll zu tun, um am Leben zu bleiben. Keinen Moment darf sie unkonzentriert sein, keinen Moment darf sie ihren Gedanken nachhängen, denn es könnte ihr letzter sein. Dabei hatte sie doch nur ein einziges Ziel vor Augen und nun steht sie fast allein da und muss zusehen, wie die Welt die sie betritt im Chaos versinkt und das schlimmste, es trifft Unschuldige. Einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und sie hat sie moralisch gesehen auf dem Gewissen.
Mike wurde mal wieder verletzt. Irgendwie ist er immer genau da, wo sich die Gefahr in genau diesem Moment befindet. Zufall? Absicht? Schicksal?
Dass er mit den Gedanken nicht so 100% bei der Sache ist, dürfte dem Leser in den drei vorigen Bänden bereits aufgefallen sein, doch allmählich müsste das Schutzengelkonto auch für ihn leer geräumt sein.
Das schlimmste? Seine Mühen waren umsonst. Der DSO wird der Fall entzogen und seine Gedanken kreisen wieder um den Tod seiner Freundin. Doch wie gut kannte er sie überhaupt?
In den beiden Haupthandlungssträngen führt uns Dan Adams vor Augen, wie sehr sich die beiden Protagonisten auf ihr Umfeld verlassen haben. Doch sind sie auch verlassen worden?
Man könnte fast den Anschein haben, dass beide als einsame Wölfe enden könnten, wenn ihnen nicht doch immer noch Hilfe zuteil würde, zum Teil unkonventionell, aber man darf ja nicht wählerisch sein.
Auch auf den Nebenschauplätzen regiert Geld das Geschehen und Freunde werden zu Feinden und Feinde zu Erzfeinden.
Stellt sich letztlich die Frage, wem kann man trauen und wie endet es alles?
Kurze Kapitel, markante Sprache und Sätze lassen die Seiten im schnellen Tempo umblättern, weil man wissen will, wie es weitergeht und wie die Nebenhandlungen das Hauptgeschehen beeinflussen.
Wer hilft letztlich wem und wann kollabiert die Stadt endgültig?
Weiter geht es mit Band 5.
Und weil es so schön war: 4 von 5 Cops
Standort:
Manhattan, New York City, New York, USA
Sonntag, 15. August 2021
Eva-Isabel Schmid "Paracelsus - Die Fragen der Toten"
Paracelsus ist zurück.
Ferrara ist zum Ende des ersten Bandes Paracelsus Zuflucht geworden, da er Basel auf Grund seiner Experimente überstürzt verlassen musste. Nach einer anstrengenden Reise und einer weiteren Studienzeit darf sich Paracelsus nunmehr Doktor beider Arzneien nennen und als Arzt arbeiten. Simon ist weiterhin stets an seiner Seite und auch wenn Paracelsus "das" Buch immer noch mit sich führt, würde er es am liebsten vergessen. Zu sehr vermisst er Basel, Caspar, Margret, die Uni und all die anderen. Aber nachdem selbst Caspar seine Briefe nicht mehr beantwortet, weiß Paracelsus gar nicht, ob eine Rückkehr nach Basel überhaupt zur Debatte steht. In Ferrara hat er sich eingewöhnt. Er wird als Arzt geschätzt und geachtet. Doch das Buch ist immer noch ein Problem und plötzlich befinden sich Paracelsus und Simon auf der Flucht durch Europa, um nicht ihr Leben für das Buch geben zu müssen.
In Basel ist Caspar inzwischen zum Stadtarzt ernannt worden und kümmert sich um die großen und kleinen Wunden der Bürger der Stadt, bis, ja bis, Tuchhändler aus Flandern nach Basel kommen. Einer von ihnen kommt zu Caspar. Er leidet unter Schmerzen und er hat Knoten an seinem Körper und er ist damit nicht allein. Die Händler waren auf dem Markt unter den Bürgern von Basel.
Caspar sieht die Notwenigkeit zu handeln, doch wird der Stadtrat seinen Vorschlägen folgen?
Die Suche nach der Seele, die Pest, die Verfolgung einer Menschengruppe auf Grund von Vorurteilen. Passt nicht in ein Buch? Doch. Passt in den zweiten Teil der Dilogie von Eva-Isabel Schmid.
Wie schon im ersten Band sind die Kapitel kurz gehalten und erzählen hauptsächlich im Wechsel von Paracelsus und Caspar die Geschichte der beiden an ihren unterschiedlichen Standorten. Vereinzelt mischen sich Episoden von Simon, Margret und Jakob dazu und es werden die unterschiedlichsten Missstände aus der Zeit und Sicht der jeweiligen Bevölkerungsschicht dargestellt. Denn Jakob hat andere Probleme während der Pest in Basel als Caspar und der wiederum andere als Margret.
Mit Liebe zum Detail und mit einer klaren und aber in den richtigen Momenten auch sehr emotionalen Sprache führt uns die Autorin in eine Zeit, in der Vorurteile und Missgunst das Wesen und die Laune der Menschen bestimmen. Dinge, die nicht erklärt werden können, werden mit Mystizismen abgetan und altbekannte Voreingenommenheiten werden reaktiviert. Nachbarn werden zu Gegner, Freunde zu Feinden und warum das ganze? Weil die Menschen den Kopf verlieren und nicht mehr klar denken können. Bedrückend ist es oftmals zu lesen, wie eine Stadt wie Basel im wahrsten Sinne des Wortes verkommt und warum? Nun das muss jeder Leser selbst erfahren.
Beide Bücher zusammen erfassen die Probleme ihrer Zeit auf so anschauliche Art und Weise, dass man sie mit Bedacht liest und sie zu gegebener Zeit gerne noch einmal aus dem Regal nimmt, um sich erneut mit Paracelsus auf die "Suche nach der unsterblichen Seele" zu begeben.
4 von 5 Seelen
Danke an Literaturtest für das Rezi-Exemplar.
Hier gibt es noch die Rezi zu Band 1: Paracelsus Band 1
Scholz & Friends "Über den Umgang mit E-Mails"
Sonntag Abend.
Circa 20.30 Uhr.
Wenn man Pech hat, ist man schon mit den Gedanken bei Montag Morgen und dem nächsten Arbeitstag.
Und damit auch bei dem leichtlichen Thema "E-Mails schreiben".
Nicht zu lang, nicht zu kurz, bitte umgehend beantworten und dabei doch immer den richtigen Ton treffen!
Oder?
Der kleine Ratgeber offeriert dem Leser, natürlich mit dem einen oder anderen Augenzwinkern, dass die großen Schriftsteller der letzten Jahrhunderte so einiges zum Thema E-Mails und digitale Korrespondenz zu sagen hätten und ihre Meinung wäre, nun ja, nicht immer sehr einnehmend für die E-Mail gewesen.
Thomas Mann würde einem dazu raten sich sorgfältig Gedanken über die ach so wichtige Betreffzeile zu machen und Casanova würde gleich ganz von der E-Mail abraten und den direkten Kontakt vorziehen.
Mit 9 Regeln und einer Zusammenfassung kommt das Büchlein eher schlank daher, ist aber für Buchliebhaber optisch ein wahrer Augenschmaus. In Leinen gebunden, jede Regel eingehend mit einer passenden Illustration ist das Buch wirklich etwas für das Augen und der Inhalt lässt den Leser gerne schmunzeln. Ein Ratgeber der anderen Art und psst ein kleines Geheimnis sei hier schon verraten "Sprechenden Menschen kann geholfen werden", vor allem wenn es von Angesicht zu Angesicht ist.
4 von 5 E-M@ails
Samstag, 14. August 2021
Dan Adams "Manhattan 2058" Part 3
In den Tiefen unter Manhattan lauert eine Macht, die soviel bedrohlicher ist als die an der Oberfläche, dass es einem schier die Sprache verschlägt. Dunkle Gestalten, die sich oftmals nicht mehr ans Tageslicht trauen, hausen unter den unwürdigsten Bedingungen in Bereichen, die nur für den Notfall gedacht waren: die Vergessenen. Doch wer ist schuld an ihrer Misere? Sie selbst? Die Regierung? Oder eine andere Macht?
Nachdem die Stadt zunehmend außer Kontrolle zu geraten scheint, kämpfen die unterschiedlichsten Parteien darum ihre Position und ihren Einfluss gelten zu machen. Doch wer handelt noch wirklich im Interesse der Stadt und wer ist nur an seiner eigenen Tasche interessiert?
Mike und die anderen von der DSO versuchen ihr Möglichstes um in der Stadt in Zusammenarbeit mit dem NYPD ein Mindestmaß an Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten, doch es bleibt die Frage, wann sie der Übermacht nichts mehr entgegen bringen können.
Während Mike auf der vermeintlich richtigen Seite des Gesetzes bleibt, muss Tyra ihre Prinzipen über Bord werfen um hinter die Mauer zu kommen. Doch wie weit wird sie wirklich gehen? Wieviel kann sie ertragen?
Der dritte Teil der "Manhattan 2058" Reihe ist aus meiner Sicht der bisher düsterste Teil der Reihe. Setting und Stimmung lassen den Leser in eine Welt eintauchen, die manchmal schier hoffnungslos erscheint und man bewundert die Männer und Frauen noch ein Stückchen mehr, wenn sie versuchen sich den täglichen Gefahren zu stellen und ihre Stadt nicht sich selbst überlassen wollen.
Die Sprache bleibt weiterhin kurz und zeitweise ruppig, aber die Gespräche nehmen an Tiefe und Bedeutung zu. Einige Rätsel werden in diesem Band schon gelüftet. Weitere werden an den Leser herangeführt, somit bleibt es einem nur übrig direkt nach Band 4 zu greifen.
Und somit, weil wir bei einer Serie sind 😏: 4 von 5 Cops
Sonntag, 8. August 2021
Dan Adams "Manhattan 2058" Part 2
Mike Quillan hat es gelinde gesagt versaut. Der erste Tag bei der neuen Einheit und schon hat er die ersten Kollegen gegen sich. Das muss man erst einmal schaffen und doch erhält er von geradezu unerwarteter Stelle Hilfe, da das Schicksal die Menschen zusammenführt.
Während Quillan versucht sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren, versucht Tyra einfach nur am Leben zu bleiben. Nicht einfach, wenn man vom Regen in die Traufe kommt. Die Ghule von sich zwar abgelenkt, werden ihre Freunde gefangen genommen und zu wem sie nun gebracht werden, ist nicht wirklich die bessere Wahl.
Den ersten Teil habe ich bereits vor einiger Zeit gelesen, somit musste ich erst einmal in die Serie reinfinden. Allerdings zeichnet die Serie ein solches Tempo aus, dass man schnell wieder bei der Sache ist und den Ereignissen um Mike und Tyra folgen kann.
Dabei sind beide Geschichtsteile mit Geheimnissen und Tempo bestückt, dass man gerne beide Teile parallel weiterlesen möchte und nicht erwarten kann, wie sich die jeweilige Geschichte fortsetzt. Zumal es sich abzeichnet, dass der Tod von Mikes Freundin nicht nur angedeutet bleibt sondern auch eine weitere Rolle spielen wird.
Wie der erste Band ist auch im zweiten Band die Sprache kurz und prägnant.
Die Menschen haben keine Zeit für lange, ausschweifende Gespräche oder Erläuterungen. Sie sind quasi immer auf dem Sprung.
Wie sehr Manhattan unter dem Verfall und der Korruption leidet, wird mit jeder Seite deutlicher und die Menschen, die versuchen für Recht und Ordnung zu sorgen, wachsen dem Leser trotz ihrer Schroffheit immer mehr ans Herz.
Weiter geht's mit Band 3.
Auch dieser Teil bekommt: 4 von 5 Cops
Standort:
Manhattan, New York City, New York, USA
Donnerstag, 5. August 2021
Richard Castle "Crashing Heat"
Was war zuerst? Das Huhn oder das Ei? Oder in diesem Fall, gab es erst den Gedanken zur Fernsehserie "Castle" oder den Gedanken zur Buchreihe?
"Crashing Heat" ist der mittlerweile 10. Band um Nikki Heat, ihren Ehemann Jamie und ihr Team im 20. Bezirk des New York Police Departments.
Wer, wie ich die Fernsehserie kennt, erkennt viele Elemente, die auch schon in der Serie vorkommen. Die Neckerei zwischen Nikki und ihrem Mann, das Teamverhalten auf dem Revier. Man meint, man liest wirklich das Drehbuch zur Fernsehserie.
Im vorliegenden Buch werden zwei Fälle behandelt, zum einen wird ein Mensch tot auf einer Statur gefunden und zum anderen gerät Jamie unter Mordverdacht. Somit muss sich das Ermittlerteam aufteilen. Die New Yorker Truppe versucht den Fall des Toten auf der Statur zu lösen und Nikki versucht im Alleingang ihren Mann zu retten. Wer wird den Fall zuerst lösen bzw. können beide Fälle gelöst werden?
Nie stand es schlechter um Jamie als jetzt, immer er mit seiner großen Klappe und jetzt liegt eine tote Studentin in seinem Bett. Nikkis Ehemann weiß nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er, der immer auf alles eine Antwort oder zumindest einen Spruch parat hat, muss zusehen, wie sein Ruf und seine Reputation geschädigt wird. Doch wer hätte etwas davon? Bei seinem Ego ist ihm klar, dass es um ihn gehen muss. Aber entspricht das wirklich der Wahrheit?
Mit einer flüssigen Sprache, den aus der Serie bekannten Frotzeleien und der Dynamik zwischen Nikki und Jamie liest sich das Buch gut durch. Sicherlich ist die Reihe mehr auf Klamauk ausgelegt, als andere Krimiserien, aber dadurch erhält die Serie ihren eigenen Charme und ihr ganz eigenes Publikum.
Nie stand es schlechter um Jamie als jetzt, immer er mit seiner großen Klappe und jetzt liegt eine tote Studentin in seinem Bett. Nikkis Ehemann weiß nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er, der immer auf alles eine Antwort oder zumindest einen Spruch parat hat, muss zusehen, wie sein Ruf und seine Reputation geschädigt wird. Doch wer hätte etwas davon? Bei seinem Ego ist ihm klar, dass es um ihn gehen muss. Aber entspricht das wirklich der Wahrheit?
Mit einer flüssigen Sprache, den aus der Serie bekannten Frotzeleien und der Dynamik zwischen Nikki und Jamie liest sich das Buch gut durch. Sicherlich ist die Reihe mehr auf Klamauk ausgelegt, als andere Krimiserien, aber dadurch erhält die Serie ihren eigenen Charme und ihr ganz eigenes Publikum.
4 von 5 Verschwörungstheorien
Mittwoch, 4. August 2021
Benjamin K. Scott "London Dark"
Jedes Buch beginnt mit einer Idee. Einer Idee des Autoren seine Geschichte den Lesern nahe zu bringen. Benjamin K. Scott äußert schon im Vorwort, dass er von der Welt von Arthur Conan Doyle, Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft beeinflusst ist. Mit "London Dark" legt er einen Sammelband von acht Geschichten vor, die eine Hommage an die drei Autoren darstellen soll.
"London Dark" beginnt im April 1829, als zur Sicherung der Bevölkerung von London Scotland Yard gegründet wird. Seltsame Dinge spielen sich im Königshaus ab, die Menschen werden wahnsinnig und es bleibt erstmal undurchsichtig, wie es dazu kam.
Graham Cluskey ist die Hauptfigur, die den Leser durch alle acht Geschichten begleitet. Als leitender Ermittlung der neuen Behörde muss er sich mit vielen Problemen befassen. Er muss Personal anwerben, der muss sich vom Militär abgrenzen und er muss sogar in der neuen frischen Behörde einen Maulwurf suchen. Körper und Geist werden hier immer wieder auf eine harte Probe gestellt und doch gibt Cluskey für die neue Behörde alles.
Man kann die acht Geschichten sind mehr oder weniger alle einzeln lesen, da die Geschichten zumeist in sich abgeschlossen sind.
Die Beeinflussung seiner Geschichten durch seine drei Idole, ist in jeder Geschichte zu spüren, wobei ich beim Lesen an diesem Crossover nicht wirklich Gefallen finde. Einzelne Passagen könnten direkt aus einer Sherlock Holmes Geschichte stammen, andere aber eine leichte Gruselwirkung und wieder andere gleichen den Geschichten von H. P. Lovecroft. Für mich findet das Crossover keine stimmige Mitte für sich selbst und so wirken manche Szenen einfach nur übertrieben und wieder andere nur wie eine Fotografie einer originalen Geschichte.
Ein wirklicher Pluspunkt an den Geschichten ist der Wunsch des Autoren dem Leser historische Fakten nahe zu bringen. Jede Geschichte baut reale historische Ereignisse ein, die den Leser zum weiteren Studium animieren können.
Unter dem Strich waren die Geschichten in Ordnung. Ich denke mit ein bißchen mehr Selbstvertrauen, hätte man mehr eine eigene Welt bauen können. Das hätte der Reihe mehr Rückgrat verliehen.
3 von 5 Nachtwächtern
Sonntag, 1. August 2021
Annette Dittert "London calling"
Für uns Menschen auf dem Kontinent sind die Engländer schon immer ein merkwürdiges Völkchen gewesen. Die auf ihrer Insel... Die, die immer noch glauben, sie sind eine Weltmacht. Die einen Spleen haben... Die Traditionen hochhalten und denen Traditionen über alles gehen... Die nur die Vorteile von Europa wollen, aber eigentlich nicht zu Europa gehören wollen...
Letztlich ist für die Europäer auf dem Kontinent der Brexit keine Überraschung gewesen, da die Engländer immer anders waren als wir. Oder?
Annette Dittert kommt im Jahr 2008 als ARD-Korrespondentin nach London, um über die Engländer und ihre Politik zu berichten. Sie ist auch noch vor Ort als der Brexit in die heiße Phase geht und auch noch als die ersten Europäer nach der Entscheidung die Segel streichen.
Doch was ist Englisch? Was heißt es Engländer zu sein? Und warum sehen ein Teil der Engländer zu diesem Zeitpunkt den Brexit als die Antwort auf all ihre Probleme?
Annette Dittert beleuchtet in ihrem Buch die verschiedensten Bereiche der englischen Kultur. Sei es, dass sie die Portobello Road besichtigt, sei es, dass sie sich mit Michael Bond über seinen berühmten Bären unterhält. Sie trifft die Leute auf der Straße, schaut sich ihr Leben an und berichtet darüber.
Menschen wie du und ich; Prince Charles sieht sie nur aus der Ferne und doch trifft sie den Bauern, dessen Leben Prince Charles nachhaltig verändert hat.
Sie trifft Brexit-Befürworter, Brexit-Gegner und solche, die erst Befürworter waren und nun anders denken. Doch das Buch bleibt nicht beim Thema Brexit. Durch die verschiedenen Kapitel scheint durch, warum es zum Brexit kam, wie der Engländer früher gelebt hat und wie er heute lebt.
Immer nah an den Menschen schreibt sie, wie das Land eine Veränderung durchgemacht hat und wieso die Menschen an einen Brexit glauben wollten.
Dabei erzählt sie auch über ihr eigenes Leben in London, auf ihrem Hausboot in Little Venice. Welche Menschen sie zu ihren Freunden zählt und warum sie eigentlich in London bleiben will.
Mit einer klaren, sachlichen Sprache (die man wohl annehmen muss, wenn man länger in England weilt) erzählt Anette Dittert von den verschiedenen Begebenheiten während ihrer Zeit in England. Auf 270 Seiten entsteht im Kopf des Lesers ein Eindruck, warum die Engländer manchmal so sind, wie sie sind, und warum die Engländer sich von der EU enttäuscht fühlen. Das Buch wertet in dem Punkt nicht, es zeigt aber die verschiedenen Meinungen auf und stellt sie in Zusammenhang mit realen Fakten, die bei einer persönlichen Beurteilung manchmal ins Hintertreffen geraten. Ein Buch, was dem Leser die Kultur Englands nahe bringt und versucht zu erklären, dass nicht alle Engländer Snobs sind.
4,5 von 5 Hausbooten
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