Dienstag, 28. Februar 2023

Hermann Schmidt "Literatour"

Der Gang zum Bücherregal ist oftmals mit Zweifeln verbunden. Welches Buch ist momentan das Richtige? Will ich etwas Spannendes, Unterhaltendes oder Informatives lesen?
Nicht erst seit gestern gibt es neben so genannten Lesechallenges auch Bücher, die sich mit dem Thema Lesen und mit einer Zusammenstellung lesenswerter Bücher beschäftigen. Oft genug gibt es "angeblich" die Bücher, die man unbedingt gelesen haben muss. Wobei diese auch in mehreren solcher Bücher aufgelistet sind, somit könnte an der Vermutung etwas dran sein.
Doch wie entstehen solche Listen? Wie entscheidet ein Autor, ob es nun ein Hemingway oder doch ein Fitzgerald sein soll, der als besonders lesenswert gilt?

Ganz anders geht Hermann Schmidt mit seiner "Literatour" vor. Über fünfzig Autoren und Autorinnen stellt er in seinem gut 400 Seiten starken Buch vor und der Untertitel "Eine Reise durch die wunderbare Welt der Bücher" bewahrheitet sich auf jeder Seite. Der Autor, der selbst jahrelang in der Buchbranche tätig war, stellt den jeweiligen Autor/Autorin in einem kleinen Steckbrief vor und berichtet über die Lebensumstände. Weiter erläutert er, wie der Schreibende seine literarische Tätigkeit aufnahm und wie ggf die damalige Gesellschaft auf die Bücher reagierte. Im Anschluss verknüpft Hermann Schmidt dies mit seinem eigenen Lebensweg und zeigt auf, wann er auf die jeweiligen Werke gestoßen ist. Dabei bemüht er sich um kurze Abschweifungen in andere kulturelle Bereiche und wertet sein eigenes Buch mit diesen historischen Fakten auf.

Zum Abschluss stellt er in kurzen Auszügen seinen Lieblingstext vor und fügt Orte hinzu, die man als Leser besuchen kann, wenn man sich für diese/n Autor/Autorin interessiert. Den Abschluss bildet eine kurze Liste an Sekundärliteratur.

Durch sein Form kommt "Literatour" nicht mit dem berühmten erhobenen Zeigefinger daher, wenn es darum geht, Literatur zu würdigen. Das Buch macht richtig Lust auf klassische Literatur, wobei dem vorgebildeten Leser keine neuen Namen in diesem Buch begegnen. Die Aufmachungen und die Präsentation lassen den Leser immer wieder zu dem Buch greifen und neue Texte entdecken, denn zu lesen, gibt es auf dem Bücherregal immer viel zu viel.

5 von 5 Literatouren

Montag, 27. Februar 2023

Agatha Christie "Die Kleptomanin"

Miss Lemon macht keine Fehler. Das ist ein Gesetz. Miss Lemon macht keine Fehler und doch findet Hercule Poirot gleich drei in einem Brief. Natürlich muss die Quelle von Miss Lemons Verstörung sofort ausgemerzt werden und so findet sich Poirot in einem Studentenwohnheim wieder, in dem Miss Lemons Schwester arbeitet. Augenscheinlich sind ein paar Dinge verschwunden, doch nach Poirots Besuch gibt es eine Tote.
Poirot taucht in diesem Kriminalroman seltener oft, als es in seinen sonstigen Ermittlungen der Fall ist. Vieles spielt sich in dem Studentenwohnheim ab und der leitende Polizeiinspektor nimmt eine viel größere Rolle ein, als es bei anderen Fälle Inspector Japp tut.
Doch wenn Poirot die Szenerie betritt, verspürt er seine Intelligenz oder zeitweise auch seine ihm bekannte Arroganz. Er kennt die Menschen, er weiß, wer, wann, wie funktioniert und ein Fehltritt seinerseits ist nahezu unmöglich. Fakten bleiben Fakten und er erkennt eine Finte, wenn sie sich ihm offenbart. 
Denn auch wenn er für einen vermeintlichen Diebstahl gerufen wurde, findet er noch etwas ganz anderes.
Man könnte als Leser den Eindruck gewinnen, dass Agatha Christie in diesem Kriminalroman mehr als eine Geschichte erzählen möchte. Denn so verwoben, wie sich die Sachverhalte in diesem Fall präsentieren, treten sie selten zu Tage. Doch ist es so, wie Poirot es in einem Gespräch andeutet, ein Unglück kommt selten allein oder auch wenn sich eine Möglichkeit bietet, bietet sich bereitwillig auch eine weitere.
Ein Krimi, der von der Autorin bei Weitem nicht so bekannt ist, der es aber verdient hat gelesen zu werden, da an der Geschichte mehr dran ist, als ein verschwundener Ring.

4 von 5 Diebstählen 

Sonntag, 26. Februar 2023

Zeitschrift des Monats "Thrill"

Zumeist sind es Bücher, die einem als Leser ins Auge springen, dabei gibt es wahrlich viele andere Möglichkeiten an Texte, Berichte und Geschichten zu kommen. Dieses Jahr nehme ich euch einmal im Monat in die Welt der Zeitschriften mit. Die Zeitschriften umfassen die verschiedenen Genres wie Krimis, Fantasy, Science-Fiction oder bilden ein buntes Crossover. Von Printausgaben über Downloads, von kostenlosen Exemplaren bis hin zum Hochglanzmagazin ist so manches dabei, was das Leserherz höher schlagen lassen kann. So genug der Einleitung, schauen wir uns die zweite Zeitschrift an:


Name: thrill
Turnus: jährlich
Preis: kostenlos
Bezugsadresse: www.das-syndikat.com/syndikat/thrill.html
Abo: individueller Download
Seitenumfang: circa 60 Seiten

thrill widmet sich einmal im Jahr der Literaturgattung, die man in Buchhandlungen am meisten findet: Thriller und Krimis.
Doch womit befasst sich die Zeitschrift und welche Autor:innen werden vorgestellt? Ein Blick auf die Homepage zeigt, dass die Zeitschrift sich den Autor:innen des Syndikats widmet. Das Syndikat, ein Verein für deutschsprachiger Kriminalliteratur mit mittlerweile 800 Kriminalautor:innen, bietet in dieser Zeitschrift einen Blick hinter die Kulissen der Schriftstellerei.
Einen großen Teil der Zeitschrift nehmen die verschiedensten Interviews ein. Dabei geht es bei acht Autor:innen darum, ob sie vom Schreiben leben können oder darum, wie der Beruf das eigene Schreiben beeinflusst.
Einen weiteren Teil der Zeitschrift beansprucht der durch das Syndiakt verliehene Glauserpreis. Nominierte Bücher werden in dieser Ausgabe vorgestellt und die Gewinner im Anschluss ebenfalls zum Interview gebeten.
Buchvorstellungen und kleine Kriminalstatistiken runden die Zeitschrift ab.
Wer den berühmten Blick hinter die Kulissen der Kriminalschriftstellerei werfen möchte, dem sei diese Zeitschrift sehr ans Herz gelegt und wer nicht die Hintergründe erforschen möchte, der lernt viele neue Schriftsteller:innen kennen.

Donnerstag, 23. Februar 2023

Autoreninterview Sabine Frambach

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Sabine Frambach ist ihres Zeichens nicht nur Autorin, sondern mit Kai Focke hat sie bereits erfolgreich zwei Anthologien herausgegeben. Eine dritte Ausschreibung läuft zur Zeit. In meinen Augen der richtige Moment, ihr ein paar Fragen über das Schreiben und auch über die neue Anthologie zu stellen.


Mit Kai Focke hast Du bereits Anthologien herausgegeben. Welche Vorteile bietet es als Herausgeberteam zu arbeiten?
Viele! Und es gibt auch Nachteile (wie immer im Leben). Aus meiner Sicht ergänzen wir uns sehr gut, verschiedene Menschen bringen immer verschiedene Stärken mit ein. Kai ist diszipliniert, kommunikativ, offen und kann sehr zielgerichtet arbeiten.
Jeder Mensch macht auch Fehler, und in einem Team entdecken wir vielleicht diese gegenseitig, bevor Außenstehende es tun.
Für mich ist es auch eine Frage von guten und schlechten Zeiten. Wir arbeiten beide, die Projekte kommen als Sahnehäubchen dazu, und geteilte Mehrarbeit ist besser zu händeln. Alleine könnte ich dies nebenbei gar nicht stemmen.
Bei der Auswahl der Geschichten halte ich es für sehr wichtig, verschiedene Menschen in den Prozess zu involvieren. Geschmäcker sind sehr unterschiedlich, und eine gute Mischung gelingt aus meiner Sicht besser mit mehreren Köpfen. In den bisherigen Projekten hat sich gezeigt, dass wir durchaus unterschiedlicher Ansicht waren und auch andere Vorlieben haben. Der Austausch darüber bringt mir Klarheit, was und vor allen Dingen warum mir etwas gefällt. Auf diese Weise ist die Auswahl gerechter.
Die Zusammenarbeit mit Kai ist unproblematisch und bereichernd. Ich würde niemals Pferde stehlen, aber wenn, dann wäre Kai ein Mensch, den ich dabei um Hilfe bitten würde.

Wenn Du an der Hochschule der Zukunft studieren würdest, welches Fach würdest Du wählen?
Schöne Frage! Mir fallen sofort mehrere für mich interessante Fächer ein: Kreatives Schreiben mit KI und ethische Biopsychologie. Ja, ich weiß, das gibt es schon. Aber solche Themen werden in der Zukunft wichtig sein. Aktuell ist es mit ChatGPT möglich, Texte schreiben zu lassen, die durchaus lesbar sind. Sie sind kaum noch von menschlichen Texten zu unterscheiden. Als kreativer Mensch stelle ich mir nicht die Frage, wie ich ChatGPT und seine Texte verhindere. Stattdessen möchte ich über die Möglichkeiten nachdenken, solche KIs in meine Prozesse zu integrieren.
Biopsychologie hatte ich in meinem Erststudium, es ging beispielsweise um Hirnforschung, Auswirkungen von Medikamenten und Drogen auf das Verhalten, Persönlichkeitsveränderungen durch Veränderungen des Körpers. Was, wenn es eine Pille gäbe, die mich vom Schlaf befreit durchlernen lässt? Werde ich sie nehmen? Und wird mein so entstandener Vorteil bald verschwunden sein, weil jeder Mensch diese Pille nutzt?
Die Zukunft birgt viele Möglichkeiten, und jede Errungenschaft stellt uns Menschen vor neue ethische Fragen. Welche Rechte werden KIs zukünftig haben? Wenn die Medizin körperliche Behinderungen ausmerzen kann, ist es dann akzeptabel, wenn ein Mensch sich dagegen entscheidet?

Was wünscht Du Dir für die Zukunft der Hochschule?
Ich hoffe, dass die Lehre unabhängig von Geldgebern und von Politik bleibt.
Ich erhoffe mir Zugänge zu Wissen, die weniger kompliziert und barrierearm sind, die auch kurze Besuche sinnvoll werden lassen, die dem lebenslangen Lernen stärker entsprechen.
Ich hoffe, dass der kritische Umgang mit Informationen gelehrt wird. Es wird immer leichter, Informationen zu erhalten, und umso schwieriger, diese zu prüfen. Wer unsere Welt verändern will, muss sie verstehen, wer sie verstehen will, benötigt Informationen. Dies zu vermitteln ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft im Bereich Lernen.

Welcher Arbeitsabschnitt bei der Herausgabe einer Anthologie macht Dir am meisten Spaß?
Definitiv die Diskussion über die Texte. Ich freue mich bereits sehr darauf zu vergleichen, zu hinterfragen und den eigenen Blickwinkel auf Geschichten hierdurch zu erweitern.
Jetzt fehlen nur noch die Texte.

Was reizt Dich bei dieser Anthologie am meisten?
Ich erwarte vielfältige Ideen und Fantasien rund um die Hochschule der Zukunft, satirische Einfälle, vielleicht konkrete bereits umsetzbare Vorstellungen und spannende Geschichten.
Das Lernen verändert sich. Früher sagten wir auswendig gelernte Gedichte auf, dann analysierten wir sie, wer weiß, was wir im Jahr 2049 tun werden. Darauf bin ich sehr gespannt.


Nachdem ihr wisst, was Sabine schreibt und herausgibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
www.kein-weg.de

Und hier geht es direkt zur Ausschreibung:
Dhbw Mannheim - Anthologie "Hochschule der Zukunft im Jahr 2049"

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.

Montag, 20. Februar 2023

Andreas Suchanek "Flüsterwald - Die versteinerten Katzen"

Wenn ein Chaos hereinbricht, kommt es meist nicht allein. Diese Äußerung, die schon so viele von euch aus dem wahren Leben bekannt sein dürfte, macht auch vor dem sechsten Band des Flüsterwaldes keinen Halt. Wobei es in diesem Band besonders Lukas trifft. Nicht nur, dass seine Tante zu Besuch kommt und er sein Zimmer räumen muss. Nein, damit ist ihm auch vermeintlich der Zugang zum Flüsterwald versperrt und das gerade jetzt. Denn nachdem das letzte Abenteuer gerade erst überstanden scheint, bahnt sich die nächste Katastrophe an. Mitten im Flüsterwald stehen von heute auf morgen Steinstatuen und das Schlimmste: Lukas und seine Freunde kennen die Statuen ... Es sind Bewohner des Flüsterwaldes oder vielmehr scheint es sogar mehrere Wälder zu geben. Und alle sind betroffen. 
Während Lukas die eine oder andere Katastrophe zuhause zu umschiffen versucht, ist er mit Ella im Flüsterwald mit seiner Magie vollauf gefordert, denn nur zusammen, können Ella, Lukas, Rani, Punchy und Felicitas das Herz des Waldes beschützen und die Gefahr eindämmen. Oder es zumindest versuchen.

Band zwei der zweiten Staffel zeigt den Lesern, wie sehr sich die Freundschaft zwischen den doch sehr unterschiedlichen Protagonisten entwickelt und wie wichtig es in Zeiten des Sturmes ist, sich auf einzelne blind verlassen zu können. Natürlich hat dabei so jeder seine Eigenheiten, aber wenn Rani sich nicht als Nabel der Mission und vor allem als Retter in der Not betrachten würde, würde dem Leser doch wirklich etwas fehlen.
Je weiter die Serie fortschreitet, umso mehr spürt man als Leser, welche tiefen Schatten in dem vermeintlich heimeligen Flüsterwald zu Gange sind und wie anfällig er doch für Gefahren und Bösartigkeiten ist.

4 von 5 Folianten

Sonntag, 19. Februar 2023

Modesto García "Wer ist der Mörder?"

Ratespiele oder Escape rooms haben in den letzten Jahren auch die Buchbranche sehr bereichert, denn was sollte man tun, wenn man nirgendwohin gehen oder sich treffen durfte?
Man rätselte zuhause. Entweder allein oder in der Gruppe der Menschen, mit denen man sich treffen konnte. Allerdings wäre es jetzt falsch anzunehmen, dass diese Bücher ihren Reiz verlieren, nur weil man wieder raus darf oder sich mit Menschen treffen kann.
Bestes Beispiel für ein solches Kriminalbuch ist "Wer ist der Mörder?"
Zwölf Fälle werden dem Leser oder in diesem speziellen Fall dem Detektiv vorgetragen und es gilt mit den vorhandenen Beweismitteln, die sehr unterschiedlichen Fälle zu lösen.
Natürlich ist der obligatorische Mord im Herrenhaus auch vertreten, aber sind wir einmal ehrlich, eine gute Kriminalsammlung braucht das Herrenhaus. Jetzt komm ich aber vom roten Faden ab.
Alle zwölf Fälle werden mit der Zeichnung des Tatorts begonnen. Man sieht die Umgebung, das Geschehen, erkennt die Art des Todes. Nun heißt es die Sinne schärfen und die Kleinigkeiten sortieren. Ist eine Information wichtig oder ist es nur eine Ablenkung? Wer hat wann das Opfer zuletzt gesehen und die alles entscheidende Frage: Wer profitiert?
Wer jetzt denkt, nur ein Buch ist mir zu langweilig, dem sei gesagt, dass das Buch mit zahlreichen interaktiven Hinweisen untermauert ist. Mal ist es eine Internetseite, mal ist es ein QR-Code, mit dem man eine Sprachnachricht abhören kann. Nach dem Studium der Szenerie gibt der Autor drei Hinweise, wie es zu dem Geschehen gekommen ist. Dann heißt es wieder die Gehirnzellen bemühen und die Beweise zu der einzigen möglichen Lösung zu verbinden. Die Auflösung wird dem Leser als Comicstrip angereicht und zeigt dabei die oftmals winzigen Details, mit denen man auf des Rätsels Lösung hätte kommen können. ;-)

Meine Trefferquote will ich hier nicht offenlegen, aber ich kann sagen, dass alle Fälle gut durchdacht und abwechslungsreich sind. Kein Fall stößt auf Unverständnis und eine solche Bandbreite an verschiedenen Settings habe ich zuvor in keinem Rätselbuch gesehen. Optik und Haptik sind dabei ebenso gut gelungen, wobei Comiczeichnungen sehr vom Geschmack des Lesers abhängen.
Ein tolles Buch für verregnete Nachmittage oder wenn man sich einfach mal mit sich selbst beschäftigen will.

4 von 5 Detektiven

Danke an Literaturtest für das Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 16. Februar 2023

Autoreninterview Galax Acheronian

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, der mir meine Fragen beantworten möchte.
Galax ist mit seinen Kurzgeschichten bereits in vielen Anthologien vertreten gewesen und auch seine eigenen haben ihm eine stetige wachsende Leserschaft beschert. Wenn das kein Grund ist, ihn zum Gespräch zu bitten, weiß ich auch nicht. ;-)

                                               (Grafik vom Autor)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das ist in der Tat eine relativ einmalige Geschichte:
Anders als die meisten Autor*innen wollte ich nie ein Autor werden und habe weder dort hingearbeitet, noch etwas dafür getan – außer für mich selbst zu schreiben: Fanfiction.
Diese bekam zufällig eine Freundin in die Finger, die zu der Zeit bei einem Kleinverlag für den Posteingang zuständig war. Sie wollte einmal meine „Nebenprojekte“ sehen und war schwer begeistert. Sie sorgte dann dafür, dass ich bei einer Ausschreibung landete, wodurch ein anderer Kleinverlag auf mich aufmerksam wurde und dann recht bald sehr viele meiner Storys veröffentlicht hat und ständig Nachschub forderte.
Und dabei ist es bis heute geblieben, denn irgendwie ist es etwas, dass ich ganz gut hinbekomme UND mir viel Spaß macht. ;)

In deinen Geschichten sprichst du auch gesellschaftskritische Themen an. Wie wichtig ist dir nicht nur zu unterhalten?
Sogar sehr wichtig.
Ich selbst habe ja diverse Handicaps und gehöre quasi zur Gruppe der schweigenden Mehrheit. Denn es wurde (und wird) ja meist einer ganz bestimmten Gruppe von Menschen zugehört, und zu dieser zähle ich einfach nicht. Daher bin ich auch für strickte Gleichberechtigung aller Menschen des Planeten. Denn derlei war und wird leider nie selbstverständlich sein. 

In meinen Geschichten haben daher immer Diversitäten die Bühne, anstatt des strahlenden sic-Helden. 
Die Perspektive, Gedanken und Probleme dieser Menschen sollen der Fokus sein. Aber ich möchte kein Mitleid erzeugen, sondern Offenheit. In meiner ScienceFiction sind die diversen Protagonisten einfach angekommen, niemand sieht mehr das Handycap sondern das gleichwertige Mitglied der Gesellschaft. In meinen Gedanken hoffe ich, dass es eines Tages wirklich so sein wird.

Was macht dir mehr Spaß: Die Geschichte auszudenken oder die technischen Details?
Es kommt immer drauf an.
In der ScienceFiction muss ich mir technische Details nicht ausdenken, da fast alles, dass ich an Technik beschreibe eine reale Vorlage hat. Es ist mir sehr wichtig, dass die beschriebene Technologie nicht im Bereich der Fantasy abdriftet.
Ich bin Nerd, und ich schreibe auch für Nerds. ;)

Die meisten Geschichten kommen daher auch oft aus einer technologischen Neuerung. Manchmal aber sind es auch einfach nur Träume, die ich gehabt habe. ;)
Aber um auf die Frage einzugehen: Das Ausarbeiten einer Geschichte macht besonders viel Spaß.
Interessant für mich ist, was aus einer Idee manchmal wird. Oder wie aus einer Idee zwei Geschichten – oder aus zwei Ideen eine Geschichte wird. :)

Wie lange benötigst du von der ersten Idee bis zur fertigen Geschichte?
Extrem unterschiedlich. Das kann zwei Tage dauern, oder sechs Monate.
Ich arbeite immer an mehreren Projekten parallel, das beugt der Betriebsblindheit vor und macht die Sache nie langweilig. Auch ist es immer eine Frage des Umfangs. Viel zu gern schreibe ich Novellen, also längere Storys, in denen ich mich ein wenig mit Worldbuilding und meinen Figuren auseinandersetzen kann.
Das Plotten und Charakterdesign dauert übrigens am längsten. Das Schreiben ist schnell gemacht.

Hast du als Autor eine eigene Lieblingsgeschichte?
Mehrere.
Aktuell ist es mein Kurzroman "Verloren auf FirrDars", der in meiner dritten Storysammlung enthalten ist. Diese Geschichte beinhaltet einfach jedes Element, dass mir persönlich wichtig ist und erzählt zudem eine recht packende Geschichte.

Neben Geschichten zeichnest du auch. Inwieweit ergänzen sich die beiden Talente bzw wie hilft dir deine Zeichenkunst beim Schreiben?
Früher haben sie einfach nur mir selbst geholfen, meine Gedanken zu visualisieren. Viele Zeichnungen sind auch nie veröffentlich worden, und werden auch nie ^^
Dazu gehören z.B. Skizzen zu Aliens, Raumschiffen oder Orten. Nur wenn einige Bilder besonders gut gelungen sind, zeige ich z.B. auf Instagram.
Die Ergänzung zum Schreiben ist, dass ich meine Coverillustrationen selbst machen kann und aber vorallem, für meine Storysammlungen, in der ich alle zwei Jahre meine in Anthologien veröffentlichten Geschichten zusammenfasse tolle individuelle Grafiken bekommen. Das macht das ganze einfach hübscher. :)

Welches Genre hast du bisher nicht bedient und wirst es voraussichtlich auch nie tun?
Klassische Krimis, reine Liebesgeschichten und unter Garantie niemals Sexgeschichten.
Da bin ich strikt, denn dieser Markt ist übersättigt. Da muss ich nicht noch was dazugeben. Meine Nische genügt mir – Hard-Science-Fiction für Nerds. ;)
Denn das bedienen nur sehr wenige, weil nur wenige derlei lesen. Trotzdem bin ich durchaus ein wenig stolz, diese Nische meine Heimat nennen zu dürfen. :)

Nachdem ihr wisst, was Galax schreibt, könnt ihr hier mehr über er erfahren:
instagram.com/galax.acheronian
www.youtube.com/channel/galax.acheronian

Oder doch gleich hier weiterlesen ;):

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.

Dienstag, 14. Februar 2023

Elias Haller "Tod und kein Erbarmen"

Jeder Mensch wird von seinen Dämonen gejagt: Erik Donner ist dabei keine Ausnahme.
Noch hat er den schmerzhaften Verlust nicht überwunden und darf im aktiven Polizeidienst nicht tätig sein, als er sich eines Abends in einem kleinen Ort im Erzgebirge wiederfindet. Der Abend endet mit zuviel Alkohol und das morgentliche Erwachen grenzt an einen Alptraum. Das ganze Zimmer ist entstellt und er liegt mittendrin, ohne eine einzige Erinnerung.
Elias Haller kreuzt in seinem siebten Band um Kriminalhauptkommissar Haller verschiedene Krimiansätze miteinander. Zum einen durchlebt sein Protagonist eine einschneidende Krise, ein Cold case wird wieder aufgerollt und die oft zu kurz kommende Polizeiarbeit erhält einen großen Stellenwert in diesem Band. '
Sicherlich kann man diesen Band ohne Kenntnis der früheren Bände lesen. Doch ich empfand es zeitweilig schade, dass die Andeutungen von früheren Begegnungen bei mir oftmals verpufften. Der Krimi zeichnet sich durch ein ganz feines Netz an Informationen aus, dass der Autor ganz dicht um seine Handlung gewoben hat. Ein Verdächtiger hier, ein Denunziant dort, in der Mitte ganze viele Vorurteile und Platzhirschgehabe ziehen die Aufmerksamkeit des Lesers immer wieder auf andere Einzelheiten, dass man versucht ist, den Krimi im Krimi zu suchen und ihn auch auf die eine oder andere Weise zu finden. Denn schon Agatha Christie hat uns gelehrt, dass die Dörfer oft nicht so still sind, wie es oftmals den Anschein hat. Das Böse mag vielleicht ruhen, aber schlafen tut es niemals. Es wartet nur, bis es wieder zuschlagen kann und dann ist es wieder unbarmherzig.
Der Krimi geht beim Lesen in vielerlei Hinsicht unter die Haut, denn er greift so viele menschliche Regungen auf, dass man als Leser sich mancher Finessen erst bei Abschluss des Buches bewusst wird.

4 von 5 internen Ermittlern

Donnerstag, 9. Februar 2023

Autoreninterview Caitlyn Young

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Caitlyn Young hat gerade ihren ersten Cozy Crime "Miss Pinky und der tote Pastor" veröffentlicht. Doch dieser war nicht ihre erste Begegnung mit der Buchwelt. Ihr kennt sie noch nicht? Dann lest das Interview und lernt sie kennen.

Caitlyn Young (privat)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Mit dem Schreiben habe ich schon als Kind begonnen. Es hat mir immer viel Spaß gemacht, Geschichten zu erfinden und Handlungen, Gefühle und Gedanken mit Worten auszudrücken.

Nach verschiedenen Längen und Genres gibt es nun einen cosy crime von dir. Wie kam es dazu?
Ermutigt durch meine Literaturagentin probiere ich immer wieder neue Genres aus, und der Cozy Crime hat mich relativ schnell interessiert. Ich mag den Schwerpunkt, der auf den Charakteren und dem Setting liegt.

Wieso Miss Pinky? Wie kam es zu dieser Idee?
Miss Pinky als Protagonistin spukt mir tatsächlich schon seit Jahren durch den Kopf. Sie ist eine jener „perfekten Frauen“, die ich während meiner Zeit in den USA immer wieder kennengelernt habe und an deren Glaubwürdigkeit ich zu zweifeln begann. Also wollte ich eine Romanheldin erschaffen, die nach außen hin genau so ist: makellos. Und die dadurch in Schwierigkeiten gerät und mit dieser neuen Situation umgehen muss.

Was war zuerst - der Plot oder Miss Pinky?
Definitiv Miss Pinky! Mit ihr habe ich einige Plots durchprobiert, bis alles gepasst hat.

Mit welchen cosy crime Autor:innen würdest du ein Wochenende in Hollowfield vebringen wollen?
Natürlich mit Agatha Christie! Von ihr könnte ich bestimmt viel lernen!

Hast du bereits eine weitere Miss Pinky Geschichte im Sinn?
Im Kopf ist da schon etwas, es ist aber noch unreif.

Welches Buchprojekt steht bei dir als nächstes an?
Das Lektorat meines nächsten Familiengeheimnis-Romans, der im Ashera Verlag erscheinen wird. Und einige Exposés in den Genres Urban Phantasy und Cozy Crime.

Nachdem ihr wisst, was Caitlyn schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/caitlynyoung_autorin

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.

Donnerstag, 2. Februar 2023

Autoreninterview Oliver Wunderlich

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, der mir meine Fragen beantworten möchte.

Oliver Wunderlich hat gerade den ersten Kurzgeschichten-Sammelband "Wir, die anderen" veröffentlicht. Eine schöne Möglichkeit, ihn über das Schreiben und über Kurzgeschichten Fragen zu stellen.


Oliver Wunderlich (privat)


Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Erst einmal vielen Dank, dass du mir hier deine Plattform für ein Interview leihst – das freut mich wirklich sehr. Und deine Rezension von „Wir, die Anderen“ hat mich auch sehr gefreut. 

Zum Schreiben gekommen bin ich über das Podcasten. Meine ersten Sendungen des „Explikators“ – daher mein Username auf Instagram – habe ich ins Mikrofon improvisiert. Das hat mir aber nicht gefallen, also habe ich die Sendungen schriftlich vorbereitet. Im Nachfolgeformat „Anders und Wunderlich“, den ich mit meiner Partnerin Ellen Anders mache, haben sich die Kurzgeschichten schnell als die beliebtesten Beiträge herausgestellt.

Ich bin also – trotz Deutsch-Leistungskurs – ins Schreiben „reingerutscht“. Es ist nicht 
so, dass ich mich dazu berufen fühle, wie viele Schreiber*innen das erzählen – das wäre eine glatte Lüge. In meiner Erfahrung ist Schreiben mehr Handwerk als Kunst. Wortwahl, Aufbau, Stil, Rhythmus und die Melodie – alles hat sich der Geschichte unterzuordnen und diese wiederum hat den Leser*innen zu dienen.

Kurzgeschichten sieht man in den Buchläden leider selten. Was reizt dich daran, sie trotzdem zu schreiben?
Na ja, Romane habe ich auch geschrieben, drei Stück liegen in meiner digitalen Schublade und – freundlich ausgedrückt – 66% davon sind grottig. :-)
Die Kurzgeschichte kommt bei mir vom Format des Podcasts. Trotzdem liebe ich die Form. Man muss den Text ziemlich polieren, damit er funktioniert, bei der Langform kann man den einen oder anderen Schnitzer ausbessern. Einer Kurzgeschichte vergeben die Leser*innen keine Kunstfehler – sie zündet oder eben nicht. Selbst bei den Großliteraten funktioniert nicht jede Geschichte; aber manchmal ist da diese eine Geschichte, die man fürs ganze Leben behält.

Als Autor entwickelt man seine eigene Sprache und seinen eigenen Stil, man erkennt den Autor. Wie schaffst du es, dass deine Geschichten so unterschiedlich klingen?
Danke für das Kompliment! Die unterschiedlichen Stimmen in „Wir, die Anderen“ verdanke ich den unterschiedlichen Figuren. Ich mag sie alle, denn jede hat auch eine Scheibe von mir mitbekommen. Außer vielleicht die Vokale und Konsonanten im „Krieg der Buchstaben“ oder der Lehrling im „Bäckergeheimnis“, diese beiden Geschichten sind eher comic relief und haben keinen biographischen Hintergrund.

Woher kommen die Ideen zu deinen Geschichten?
Ich glaube, alle Geschichten werden geboren, wenn man nicht zu laut denkt, sondern verträumt aus dem Fenster schaut. Dann erscheint das Waswärewenn. Wenn man möchte, kann man das Waswärewenn dann einladen, ihm ein Zuhause geben, es füttern und striegeln. Mutige erzählen ihm dann etwas von sich selber und manchmal antwortet das Waswärewenn. Aus diesen beiden Erzählungen entsteht eine neue Geschichte.

Was machst du, wenn du nicht gerade schreibst?
„Wir, die Anderen“ ist ja im Eigenverlag erschienen, ich habe gar nicht erst versucht, einen Verlag oder eine Agentur dafür zu finden. „Eigenverlag“ bedeutet, dass man 50% seiner Arbeitszeit mit Marketing verbringen muss. Amazon-Ads, nur ein Beispiel, verfolgen mich im Traum: Ich habe immer noch keinen Schimmer, was ich da überhaupt mache! Ansonsten haben wir ein altes Haus und einen großen Garten, eine neue Küche und ich immer Hunger, drei Hunde und unendlich viele Bücher.

Gibt es eine Kurzgeschichte eines anderen Autoren, die dich besonders beeinflusst hat?
In der Vierten mussten wir wieder einmal eine Erlebniserzählung schreiben. Allgemeines Stöhnen im Klassenzimmer. Neu in der 4C war ein Mädchen, dass sich schwertat, Freundinnen zu finden, weil sie beinahe so lang war wie die Klassenlehrerin. Ich glaube, sie hieß Judith, aber leider weiß ich es nicht, sonst würde ich mich bedanken. Nachdem die Erzählungen korrigiert waren – meine handelte davon, wie mir mein Opa nicht das Fahrradfahren beibrachte – wurde immer die beste vorgelesen. Judiths Geschichte. Sie erzählte, wie sie mit ihrer Mutter beim Einkaufen gewesen war, als plötzlich Polizeisirenen aufjaulten. Bankeinbruch! Und dort schon die Bösewichte auf der Flucht! Heldinnenhaft wirft sich Judith in den Fluchtweg, die Bankräuber stolpern, schlittern mit den Geldsäcken durch das Einkaufszentrum und sind schon verhaftet. 
„Klar habe ich das erfunden“, gestand Judith, „Na und?“. Ich war völlig perplex. Das man das darf! Diese Erlebniserzählung hat in mir Welten geöffnet.

Welche zukünftigen Projekte hast du zurzeit in Planung?
Der nächste Kurzgeschichtenband im Juni wird sich der Liebe widmen. Ich habe noch keinen Titel. Ich bin richtig lausig mit Titeln. Ich hasse es. Meine Frau Anders macht sich immer darüber lustig – was es noch schwieriger macht! Momentan heißt das Buch „Acht Zigaretten“, nach einer meiner Lieblingsgeschichten, aber ich weiß es selber: Dieser Arbeitstitel hat das Potenzial als schlechtester Titel für eine Liebesgeschichtensammlung in die Geschichte einzugehen. Insgesamt sind vier Anthologien angedacht. Danach muss ich vielleicht die digitale Schublade öffnen und die 33% noch einmal genauer anschauen.

Nachdem ihr wisst, was Oliver schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
oliverwunderlich.de
instagram.com/explikator


In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.