Samstag, 30. September 2023

Zeitschrift des Monats "Weltenportal Magazin"

Zumeist sind es Bücher, die einem als Leser ins Auge springen, dabei gibt es wahrlich viele andere Möglichkeiten an Texte, Berichte und Geschichten zu kommen. Dieses Jahr nehme ich euch einmal im Monat in die Welt der Zeitschriften mit. Die Zeitschriften umfassen die verschiedenen Genres wie Krimis, Fantasy, Science-Fiction oder bilden ein buntes Crossover. Von Printausgaben über Downloads, von kostenlosen Exemplaren bis hin zum Hochglanzmagazin ist so manches dabei, was das Leserherz höher schlagen lassen kann. So genug der Einleitung, schauen wir uns die neunte Zeitschrift an:



Name: Weltenportal Magazin
Turnus: ein- bis zweimal jährlich
Preis: kostenlose pdf, Printausgabe 10,00 Euro
Bezugsadresse: weltenportalmagazin.de
Seitenumfang: bis zu 100 Seiten

Das Weltenportal Magazin lässt sich nicht in ein Genre pressen. Bewusst wird bei der Auswahl der Kurzgeschichten darauf geachtet, dass die unterschiedlichsten Bereiche von Science Fiction und Fantasy bedient werden, um dem Namen der Zeitschrift gerecht zu werden.

Auch wenn die Kurzgeschichten den größten Umfang der Zeitschrift einnehmen, ist es aber nicht so, dass es nur Kurzgeschichten in ihr zu finden sind. Neben Rezensionen, mehrseitigen Artikeln, sind Interviews ein wichtiger Bestandteil einer jeden Ausgabe. Unterschiedliche Reporter:innen und Autor:innen bringen Abwechslung und sogenannte Literaturinterviews sorgen für einen frischen Wind.

Als Co-Redakteurin und Weltenportalreporterin könnte man mir Befangenheit vorwerfen, aber die Zeitschrift ist so gut; sie spricht für sich selbst. Die neueste Ausgabe ist heute erschienen.


Hier geht es zur Webseite: weltenportalmagazin.de

Julie Peters "Ein Sommer im Alten Land"

Die meisten Veränderungen im Leben kommen dann, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnet. Alix ist für einen Auftrag ihrer Firma in den USA, als sie dort von ihrem Freund überrascht wird. Doch auf dem Weg zum Treffen ereignet sich ein schwerer Unfall.
Körperlich größtenteils unversehrt kann sie nach dem Unfall nichts mehr riechen, ein unüberwindbares Hindernis in ihrem Job als Parfümeurin. Wie eine Kettenreaktion bricht ihr gesamtes Leben auseinander, denn der Job war das Wichtigste in ihrem Leben.
Doch ein Ausflug auf den Apfelhof ihrer Großtante lässt sie ihre bisherigen Lebensumstände hinterfragen und auch, wer noch zu ihrem Leben gehört.
Oftmals trifft man im Leben auf Scheidewege und in vielen Fällen ist man sich dessen gar nicht bewusst. Wer vorher groß tönt, dann und dann mache ich das und das, hat noch nie eine wirkliche einschneidende Situation erlebt. Gerade das ist es, was den Roman in meinen Augen so realistisch und Alix so glaubhaft macht. Sie, die immer einen Plan hatte, die immer wusste, was als nächstes geschieht oder zu geschehen hat, ist vor den Kopf gestoßen. Sie trifft Entscheidungen, nur um sie im gleichen Moment zu bedauern und sich zu wünschen, es wäre nicht so, sondern anders passiert.
Eine angenehme Sprache, kleine Zwistigkeiten, das eine oder andere große Problem, Julie Peters schafft es, die verschiedenen Lebenspunkte zu verbinden und zu zeigen, dass nicht alles im Leben einzeln betrachtet werden kann, auch wenn es sich die Protagonistin noch so sehr wünscht. 
Das Buch zeigt zudem, dass Menschen so sehr sie es sich immer wieder wünschen, keine Inseln sind und das wir andere brauchen, um das Beste aus uns rauszuholen.

4 von 5 Apfelbäumen

Donnerstag, 28. September 2023

Autoreninterview Jens Korch


Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, der mir meine Fragen beantworten möchte. Wobei Autor es diese Woche gar nicht trifft. Jens Korch ist der Mann, wenn es um "Schöne Bücher" geht. Was es damit auf sich hat? Lest selbst:


Jens Korch (Foto von privat)

Wie bist du in die Verlagswelt gekommen?
Ich habe Betriebswirtschaft studiert und parallel als Journalist für eine Tageszeitung gearbeitet, dort dann später auch mein Volontariat gemacht - und insgesamt 20 Jahre als Redakteur gearbeitet. Parallel hatte ich mich einer Kollegin den Verlag Edition Wannenbuch gegründet, was mehr eine Schnapsidee war. Die Idee für die wasserfesten Bücher für die Badewanne entstand am Pool in der Toskana und wir haben schnell viele Fans damit gewinnen können. Irgendwann ließ sich der Verlag nicht mehr "nebenher" zur Redakteursarbeit managen, so dass ich den alten Job gekündigt und mich ganz auf den Verlag konzentriert habe.

Das "Schöne Bücher Magazin" erscheint jetzt seit mehreren Jahren. Hast du damals erahnen können, wie dankbar das Magazin genommen wird?
Nein, das war nicht abzusehen. Es war anfangs auch nur ein Versuch, entwickelt kurz nach dem Pandemie-bedingten Aus für die Leipziger Buchmesse 2020. Über eine Verlagsgruppe bei Facebook habe ich Mitstreiter für das Schöne-Bücher-Magazin gesucht. Wir wollten damit unsere Titel den Buchhändlern und Lesern zeigen, die nicht zur Buchmesse kommen konnten. Ich hatte auf vielleicht zehn Verlage gehofft, aber wir waren am Ende 50. Über die vergangenen Jahre ist aus den "Schönen Bücher" ein richtiges Netzwerk geworden. Wir arbeiten eng zusammen, denn viele Verlage schaffen mehr als einer zusammen. Das Schöne-Bücher-Magazin erscheint zweimal im Jahr und ist ein Mix aus Katalog und Magazin - mit Neuerscheinungen und Verlagsporträts.

Ausgehend von dem Magazin, ist die "Schöne Bücher Bibliothek" eine logische Konsequenz gewesen?
Es war zumindest ein Wunsch von mir - und das nicht zuletzt der herausfordernden Zeit für Verlage geschuldet. Denn über unser Netzwerk ist mir aufgefallen, dass wir uns doch alle noch viel enger zusammentun und davon gegenseitig profitieren können. Ich hatte im Herbst 2022 unter den Verlagen gefragt, wer sich so ein Projekt vorstellen könnten. Zum Auftakt der Schöne-Bücher-Bibliothek, einer gemeinsamen verlagsübergreifenden Buchreihe, sind wir nun mit zehn Verlage im Herbst 2023 gestartet. Ein knappes Jahr intensive Arbeit liegt hinter uns. Und es war echt oftmals gar nicht so einfach, die unterschiedlichen Vorstellungen und Ideen - zum Beispiel beim Design - der Verlage unter einen Hut zu bekommen.

Erzähl etwas zu der Entstehung der "Schönen Bücher Bibliothek". Hattest du einige der teilnehmenden Verlage als Wunschkandidaten im Sinn oder gab es ein Bewerbungsverfahren?
Ich habe es bewusst offen gehalten, einzige Vorgabe war: Es soll eine Belletristik-Reihe für Erwachsene werden. Ansonsten hatten die Verlage aus dem Schöne-Bücher-Netzwerk bei der Auswahl ihrer Stoffe absolut freie Hand. Am Ende ist ein bunter Genre-Mix herausgekommen, der es in die Schöne-Bücher-Bibliothek geschafft hat: Wir haben den spannenden Mallorca-Mystery-Thriller ebenso dabei wie einen Mittelalterroman, Reisenotizen aus aller Welt oder Science-Fiction.

Hattest du ein Mitspracherecht, welche Bücher die anderen Verlage veröffentlichen?
Nein, das sollten und mussten die Verleger selbst entscheiden. Ich wusste zwar vorher, wie die Titel heißen, die bei den Kollegen veröffentlicht wurden. Aber lesen kann ich sie jetzt erst, nachdem sie erschienen sind. Was mir aufgefallen ist: Da sind so viele Perlen dabei, die es wert sind, mehr Sichtbarkeit zu bekommen. Genau das ist ja für kleine Verlage oft die größte Herausforderung. Wenn Leser nicht wissen, dass es ein bestimmtes Buch überhaupt gibt, wie sollen sie es dann kaufen?

Wie kam es zu deiner Auswahl des Titels "Wie ich lernte, den Fluss zu lieben?"
Über eine befreundete Verlagskollegin kam ich zur Frankfurter Buchmesse 2022 in Kontakt mit dem Stand von Latvian Literature. Die Plattform bringt lettische Verlage mit Verlagen aus dem Ausland in Berührung - und vermittelt so auch Kontakte zu Verlagen aus dem baltischen Land. Ich habe ein paar Titel zur Auswahl bekommen und konnte mich schnell für "Upe" ("Der Fluss") von Laura Vinogradova begeistern. Die Übersetzung stammt von Britta Ringer und der in Riga ansässige Verlag Zvaignze ABC hat mir als kleinem Verlag zugetraut, den Titel auf Deutsch zu vertreiben - was mich sehr gefreut hat. Lauras Buch hat den Europäischen Literaturpreis gewonnen und das ist auch ein Pfund, was bei der Vermarktung hilft.

Was ist in den nächsten Wochen zu der "Schönen Bücher Bibliothek" noch geplant und wie kann man die Aktion unterstützen?
Die Verlagskollegen aus dem Schöne-Bücher-Netzwerk haben mehr als 30 Veranstaltungen im ganzen Land geplant, bei denen Autorinnen und Autoren ihre Bücher der Bibliotheksreihe vorstellen. Im Oktober stellen wir gemeinsam an einem Stand auf der Frankfurter Buchmesse aus, haben dort jede Menge Präsentationen. So sind wir beim renommierten "Open Books"-Programm vertreten - und zwar am Buchmessesamstag ab 20 Uhr im Kunstverein Frankfurt. Das ist ein tolles Podium, um die Schöne Bücher Bibliothek zu präsentieren. Wer die Verlage unterstützen mag, kommt gern zur Buchmesse vorbei und schaut sich die Buchreihe an. Oder geht zum Buchhändler seines Vertrauens und liest in einen der Titel rein. Übrigens haben wir für die Bibliothek sehr eng mit Blogger und Buchhändlern zusammengearbeitet. Zu jedem Titel gibt es einen Paten-Buchhändler und ebenso einen Paten-Buchblogger. Die Paten konnten die Titel vorher lesen und unterstützen uns auch bei Veranstaltungen. Wer die Paten sind (und mehr zu den Büchern) steht hier: www.schoenebuecher.net/bibliothek


Nachdem ihr wisst, was Jens herausgibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
schoenebuecher.net/bibliothek

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt. 


Mittwoch, 27. September 2023

George Orwell "1984"

Einen Klassiker zu bewerten ... Keine leichte Aufgabe. Was könnte man schreiben, was nicht schon Lesende in den Jahrzehnten vor einem selbst geschrieben haben?
Den Inhalt muss ich, glaube ich, keinem mehr nahelegen. Zu bekannt ist das Werk "1984" und einige spezielle Elemente daraus. Nur soviel sei gesagt, das Ende hat mich trotz allem überrascht und vor allem nach dem gesamten Mittelteil erstaunt zurückgelassen.

Greife ich zu hoch, wenn ich "1984" die Mutter aller Dystopien nenne? Oder darf man es gar keine Dystopie mehr nennen, da vieles heute schon Realität ist?
Gerade bei SciFi bin ich immer wieder erstaunt, wieviel "hellseherische Fähigkeiten" die Autoren mitunter beweisen.
Mit Dingen, die einem normalen Menschen nicht im Traum einfallen würde, schaffen diese Autoren Welten, die Jahrzehnte später kaum von der Wirklichkeit zu unterscheiden sind.
Gerade "1984" besticht durch ein Wechselbad der Gefühle. Glaubt man kurzzeitig, dass sich Winstons Welt zu etwas Besserem gewandelt hat, weiß man unterschwellig, dass das nicht das Ende sein kann.
Abgründe ergeben sich immer wieder von Neuem und der Leser ahnt, dass der Tiefpunkt noch nicht erreicht sein kann.
Wollte Orwell den Leser gerade in der damaligen Zeit wachrütteln? Oder wollte er lediglich seine Befürchtungen niederschreiben?

Beides ist denkbar und für uns, die das Jahr 1984 bereits passiert haben, bleibt die Frage, ob sich die restlichen Annahmen von ihm auch noch erfüllen werden ...

4,5 von 5 Kameras

Samstag, 23. September 2023

G. Z. Schmidt "Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit"

In welche Zeit würdet ihr reisen oder alternativ welchen Menschen würdet ihr retten, wenn ihr die Zeit beeinflussen könntet?
Adam lebt seit dem Tod seiner Eltern bei seinem Onkel oberhalb der kleinen Bäckerei. Viel haben sie nicht, doch sie haben sich mit dem Leben und seinen Umständen arrangiert. Eines Tages erscheint ein Mann und erzählt Adam, dass er auf dem Speicher einen Schatz besitzt. Was danach folgt sind die Unwägbarkeiten vieler kleiner und auch großer Zeitreisen, die Adam dahinführen, dass er sich seines Lebens und seiner Aufgabe darin bewusst wird.
Ob und wie Zeitreisen möglich sein könnten, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Was der Roman immer wieder betont, ist das Philosophische und Zwischenmenschliche. Ob und wie sich die Menschen oder Zeitreisen ändern oder ob die Realität ein Produkt der Zeitreise ist. Vieles ist und bleibt ein Rätsel. Die Menschen, die neben Adam die Geschichte tragen, sind so unterschiedlich, wie das Leben sie schreibt. Mal hilfsbereit und zugänglich, dann wieder in sich gekehrt oder gar bösartig, spiegeln die Charaktere das Leben und die Figuren in ihm wider. 
Beim Lesen vergisst man oftmals die Zeit -  wie wirklich passend - denn das Buch ist durchgängig spannend. Dabei wechselt das Setting zwischen historisch und mystisch ein wenig hin und her und als Leser muss man zum Ende doch ein wenig schmunzeln, wie sich alles zusammenfügt. 
Ein Roman, der neben der klassischen Unterhaltung auch, wie beiläufig, ein bisschen Wissen vermittelt. Ein kurzweiliges Vergnügen, was uns wieder einmal zeigt, man hat das Leben selbst in der Hand -  man muss nur daraus etwas machen.

4,5 von 5 Schneekugeln

Donnerstag, 21. September 2023

Autoreninterview Luc Peier

Hallo zusammen.

Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte. Luc Peier bringt heute seinen ersten Fantasy-Roman heraus. Ein guter Zeitpunkt, ihm einige Fragen zu stellen:



Luc Peier (Foto von privat)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Im Sommer 2020 hatte ich eine spontane Idee für eine Fantasy-Welt und fand Gefallen daran, an dieser „herumzubasteln“. Es entstanden Gottheiten, Völker, Kulturen, politische und Schulsysteme – einfach alles, was mir für eine Welt wichtig war und woran ich Spaß hatte, es zu kreieren. Nach ein paar Monaten war die Welt soweit fertig und ich überlegte mir, wie sich eine Geschichte darin abspielen könnte. Dann begann ich zu schreiben.

Erzähl uns ein bisschen über "Verdàn".
Verdàn ist die Welt der Menschen. Von außen betrachtet könnte man meinen, dass es sich um eine normale mittelalterliche Welt handelt – dem ist natürlich nicht so. Die Völker in Verdàn folgen ihrer jeweiligen Gottheit und sehen deren Sinn als den wichtigsten an. Für die Kazein ist es der Sehsinn, für die Lyd der Hörsinn, für die Evv der Tastsinn und für die Hamay der Geruchs- und Geschmackssinn. Entsprechend ist die Lebensweise der Völker ausgerichtet und auch die Ausbildung innerhalb eines Volkes konzentriert sich auf die Förderung des für sie wahren Sinnes. Das macht Verdàn, die Welt der Menschen, speziell.

Neben der Handlung hast du dir auch eine komplette Götterwelt erdacht. War dir das bei der Planung des Romans wichtig?
Ja, es war die erste Idee und somit der Ursprung meiner Geschichte. Inspiriert von der griechischen Mythologie habe ich mir Gedanken dazu gemacht, wie „meine“ Götterwelt Kamea ausschauen könnte. Ich kam dann auf die Idee, dass die Götter – anstatt klassisch für Krieg, Liebe, etc. – insbesondere für die menschlichen Sinne verantwortlich sein könnten. Abgeleitet davon entwickelte ich das Konstrukt der Droma und der Teys – also wie die Interaktion zwischen Götter und Menschen erfolgt – und erschuf anschließend Verdàn, die Welt der Menschen.

Da ich gerade nach Planung fragte: Wieviel hast du für dein Buch geplant und recherchiert?
Das Schreiben der Geschichte folgte keinem Plan. Die Fertigstellung und die Vermarktung des Buches plante ich allerdings möglichst detailliert, unter anderem auch deshalb, weil finanzielle Entscheidungen damit verbunden waren. Das benötigte durchaus seine Zeit. Recherchiert habe ich vor dem Schreiben vor allem hinsichtlich Schreibhandwerk. Ohne Literatur- und Schreibkenntnissen musste ich erst einmal wissen, wie man eigentlich eine Geschichte schreibt, worauf man achten soll etc.. Fachliche Recherche habe ich fortlaufend durchgeführt. Wie die menschlichen Sinne funktionieren oder wie man mit einem Schwert kämpft sind nur zwei von vielen Themen, die ich zuerst lernen musste.

Was fasziniert dich an deiner Welt am meisten?
Ich finde die Frage spannend, wie die Menschheit wohl wäre, wenn sie ihr Dasein auf einen Sinn oder mehrere Sinne ausrichten würde. Damit wären viele Konsequenzen – wie bspw. Schulfächer – verbunden, die ich in meiner Geschichte aufgreifen versuchte. Die Idee der Sinne lässt das Leben der Menschen aus einem anderen Blickwinkel darstellen.

Welche deiner Figuren ist dir am ähnlichsten?
Diese Frage könnte mein Umfeld wohl besser beantworten. Ich persönlich glaube nicht, dass ich große Ähnlichkeiten mit einer Figur habe. Vielleicht gibt es einzelne Charakterzüge, die an meine Person erinnern. Ich bin aber zu nahe an der Geschichte, um das beurteilen zu können.

Arbeitest du bereits an dem Fortsetzungsband?
Momentan liegt der Fokus auf der Vermarktung von Band 1. Erste Ideen für den zweiten sind zwar bereits vorhanden, aber meine Leserinnen und Leser müssen sich wohl noch etwas gedulden. Meine Zeit als Hobby-Autor ist begrenzt. Ich bin aber zuversichtlich, dass, wenn es mich wieder packt, zügig ein neuer Text entstehen kann.

Nachdem ihr wisst, was Luc schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
verdan-buch.ch
instagram.com/verdan_buch

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.


Mittwoch, 20. September 2023

Tom Hillenbrand "Die Erfindung des Lächelns"

Oft ist es der erste Eindruck, der der sich lebenslang hält. Doch was sich hinter der Fassade abspielt, bekommt man nur selten zu sehen.
Paris, in der Zeit der Belle Époque, genauer gesagt: Es ist 22. August 1911.
Das Unglaubliche ist geschehen, aus den Räumen des Louvre ist ein Gemälde verschwunden. Eigentlich war es beim Publikum nicht beliebt, aber der Verlust löst nahezu einen Hype aus.
Die Mona Lisa ist verschwunden. Zwei Polizeistationen sind betraut, die Zeitungen berichten ohne Unterlass und trotz einiger Verdächtigungen bleibt sie erst einmal verschwunden und doch ist das nicht alles.
Denn in Paris gehen noch andere Dinge vor sich. Dinge, von denen auch die Polizei nichts ahnt und erst recht nicht der kleine Bürger von der Straße.
Aleister Crowley stattet der Stadt zunehmend Besuche ab und Pablo Picasso verlässt die Stadt nur noch selten. Doch was haben sie mit der Mona Lisa zu tun?

Wer die Geschichte um den Raub der Mona Lisa kennt, wird sich bei diesem Detektivroman umstellen müssen. Er lebt von der Atmosphäre der Zeit. Man riecht den Absinth, man hört die Musik, sieht die entstehenden Gemälde und die Mädchen scharenweise Cancan tanzen.
Doch gerade diese vielfältigen Schauplätze sind es, die oftmals von dem Raub ablenken und den Leser auf die Nebenschauplätze führt. Die Mona Lisa wird zur Randfigur ihrer eigenen Entführung und verliert an Bedeutung.

Als Zeitdokument - auch wenn es wahrlich ein Roman ist - ist das Buch interessant zu lesen, aber für mich war es eine Reizüberflutung.

Auch der erhoffte Detekivroman versteckt sich unter den vielen Handlungssträngen, was für mich den Vergleich des französischen Sherlock Holmes nur bedingt nachvollziehbar macht.

3 von 5 Gemälden

Luc Peier "Verdàn - Sehen"

In einer Welt, die unserer doch in vielerlei Hinsicht völlig fremd ist, muss ein Held sich mit den gleichen Problemen herumschlagen, wie es auch bei uns der Fall ist.
Als Salàr von der Schule nach Hause kommt, lebt in seinem Dorf nicht eine Menschenseele mehr. Lediglich seine Schwester kann er unter den Toten nicht finden und macht sich mit seiner besten Freundin Tana in die Wälder hinter dem Dorf auf, denn als Hamay riecht er Dinge, bevor er sie sieht.
Die Welt von Verdàn ist zersplittert: Die einzelnen Volksstämme unterteilen sich in vier Gruppen, die in unterschiedlichen Ausprägungen nach ihren Sinnen leben, wobei hier jedes Volk vom anderen lernen könnte, wenn sie denn nicht verfeindet wären.
Doch nicht nur in Verdàn herrscht Zwietracht. Auch in der Götterwelt kämpfen Neid, Hass und Missgunst gegeneinander an und es vermag keiner zu vermitteln. Eher wird es mit den Jahren immer noch schlimmer.

Luc Peier hat mit "Verdàn - Sehen" seinen ersten Roman vorgelegt. Im Bereich der Fantasy angesiedelt, beeinflussen den Roman auch viele Elemente, die Lesern aus Götterwelt"dramen" bekannt sein dürfen. Eigene Götter, eine eigene Welt, verschiedene Volksstämme, eigene Maßeinheiten; der Autor hat sehr viel seiner Fantasie überlassen und nutzt nicht die genrebedingten Phrasen.
Das Buch ist nicht klassisch der Kampf Gut gegen Böse, wie man ihn in der Gattung oft antrifft, vielmehr ist es auch ein Familiendrama. Salàr bleibt allein zurück und muss sich eine neue Familie suchen und auch die Götterwelt gleicht oftmals einem schlechten Kaffeekränzchen.
Gerade durch die vielen eigenen Begrifflichkeiten (die in einem Glossar am Ende des Buches erläutert werden) braucht man als Leser ein wenig, bis man in die Welt vollkommen eintauchen kann. Mit den Kapiteln wechselt man zwischen Verdàn und der Götterwelt, was die Erzählstruktur belebt und den Leser neugierig der Geschichte folgen lässt.
Einige Elemente lassen einen verdutzt zurück, doch ist es auch in der Realität so, dass wir die anderen Menschen nie ganz verstehen.

Ein gutes Erstlingswerk und ein interessanter Einstieg in die Welt von Verdàn.

4 von 5 Hamay


Vielen Dank an den Autor für das Rezi-Exemplar.

Montag, 18. September 2023

Rainer Schorm (Hrsg) "Die Zukunft im Blick"

"Zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag alles Liebe, zum Geburtstag viel Glück."
"Die Zukunft im Blick" ist eine Geburtstagsanthologie zu Ehren von Rainer Erlers 90. Geburtstag. Seit Jahrzehnten beeinflusst er mit seinen Filmen und seinen Texten die deutsche Film- und später auch Literaturszene.
Mit dem für ihn eigenen Stil - der sich stark an Sachtexten orientiert und damit sehr dokumentarisch anmutet - hat er sich Ende der 60-er Jahre anfangen einen Namen zu machen. Er legt den Finger in Wunden, die schmerzen und hat dabei immer zukünftige Entwicklungen im Blick. Dabei nutzt er für sich selbst die Formulierung Science Thriller als Science Fiktion, was bei vielen Texten aus heutigen Sicht definitiv angebracht ist.
"Fleisch" oder "Das blaue Palais" sind die Werke, die oft in einem Atemzug mit Rainer Erler genannt werden. Auch wenn sein Werk wesentlich umfangreicher ist, bilden die beiden Texte tragende Säulen in seiner Karriere.

Die Anthologie von Rainer Schorm und Jörg Weigand umfasst unterschiedliche Textgattungen:
Zum einen haben die beiden Herausgeber alte Zeitungen nach Texten über Rainer Erler durchforstet und ebenso werden Interviews des Jubilars abgedruckt.
Ergänzt wird die Sammlung durch ein zeitgenössisches Skript.
Doch damit nicht genug, neben Zeitdokumenten wurden von verschiedenen Autorinnen und Autoren Sach- oder Prosatexte geschrieben.
Mal gibt ein Autor seine erste Begegnung mit den Werken von Rainer Erler wider, mal wird das erste Treffen mit ihm reflektiert.
Ein anderer Autor rollt für den Leser Rainer Erlers Vita auf, was ich für Leser meiner Generation als Einführung unglaublich hilfreich fand.
Bei den Prosatexten wechseln sich verschiedenste Herangehensweisen ab. Einige Texte sind im Fahrwasser des Jubilars geschrieben und zeigen, wie der Autor selbst seine Texte verfasst.
Andere nutzen einzelne Elemente aus den "klassischen" Geschichten und entwickeln daraus ihre eigene Geschichte.
Und wieder andere ... nein, ich habe schon zuviel verraten.

Das Buch ist für Fans des Jubilars eine gute Zusammenfassung seines Werkes und zeigt, dass seine Beeinflussung bis in die heutige Zeit reicht.
Für Leser jüngerer Generationen bietet dieses Buch einen Einstieg in die Ära "Rainer Erler" und weckt den Wunsch, nicht nur amerikanische Autoren zu lesen, wenn es um Science Fiction geht.

4 von 5 Tortenstücken 

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 14. September 2023

Autoreninterview Anja Baumheier

Hallo zusammen.

Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte. Anja Baumheier schreibt Bücher, in denen Bücher eine wesentliche Rolle spielen. Warum das so ist und was Lokalkolorit für Sie bedeutet, lest selbst:

Anja Baumheier (Foto privat)


Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Geplant war das nicht. Ich habe immer schon gerne gelesen und dann kam eines Tages, keine Ahnung woher genau, die Idee, ein Buch zu schreiben. Eine Probe, ob ich das kann. Und tatsächlich hat es dann geklappt. Mehrfach sogar.

Bücher, Buchläden, ... Vielfach spielen sie in deinen Büchern eine große Rolle. Wie sieht es bei dir im Privaten aus? Was bedeuten sie dir? 
Einen Buchladen zu betreten, ist fast schon heilig. Fast wie in einer Kirche oder eine anderen religiösen Stätte. Ich könnte stundenlang Zeit in Buchläden verbringen und alles kaufen könnte ich natürlich auch.

Bücher sind Fluchten, Trost, Hoffnung, Unterhaltung, 
Ablenkung, Entspannung. Man kann durch sie reisen, neue Dinge kennenlernen, selbst wenn man sich keine Zentimeter bewegt.

In "Die Buchverliebten" spielt Lübeck eine große Rolle. Wie wichtig ist dir Lokalkolorit?
Das finde ich sehr wichtig, damit die Geschichten glaubhaft klingen. Trotz allem nehme ich mir manchmal die Freiheit, etwas kreativer mit den Gegebenheiten eines Ortes umzugehen, damit es für die Geschichte passt.

Um Lokalkolorit lebendig zu gestalten: Besuchst du die Orte, über die du schreibst? 
Ja. Wenn ich jedoch über die Vergangenheit schreibe, muss ich im Internet oder in Büchern und alten Dokumenten recherchieren.

Wie kann man sich deinen Autorenalltag vorstellen? 
Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe ja einen Hauptberuf als Lehrerin an einer Schule. In Teilzeit habe ich einen freien Tag und natürlich die Ferien. Wenn ich konkret an einem Projekt arbeite, stehe ich meistens früh auf und fange direkt mit dem Schreiben an. Nachmittags recherchiere ich meistens oder überarbeite das bereits Geschriebene.

Wenn du ein Buch beendet hast, planst du direkt ein neues?
Eigentlich nicht. Dafür bin ich dann zu ko. Es ist wenig so wie nach einem Marathon. Es dauert etwa so drei Monate, dann kommen die ersten Gedanken an ein neues Buch.

Was muss ein Buch haben, damit du es selber liest? 
Ich mag Krimis und Romane mit skurrilen Figuren und Handlungen. Mir gefallen besonders Charaktere, die ein bisschen aus dem Rahmen fallen und die Welt anders sehen, als die meisten Menschen.

Nachdem ihr wisst, was Anja schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/anja.baumheier

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.

Jenni Jennings "Willkommen bei Familie Fies - Nicht ohne unsere Geister"

Als Geist, da hat man es nicht leicht. Vor allem, wenn man in die Familie Fies geboren wird. Man soll die Menschen in Oberland ärgern, gerade weil man selbst aus Unterland kommt. 
Man soll sich nicht an schönen Dingen wie Lesen oder Büchern erfreuen, man darf nicht "gut" sein. Man soll immer nur die Menschen ärgern und ihnen das Leben jeden Tag ein bißchen schwerer machen.
So in der Theorie.
Doch Fiona Fies ist anders. Sie fällt aus der Reihe, wies schon so manch anderer aus ihrer Familie. Sie liest, hat einen Menschenfreund und ist gut im Rätsel lösen.
Das ist auch gut, denn ihr einzig Verbündeter aus der Familie, Opa, verschwindet an einem Tag, indem sich einfach der Boden unter ihm auftut. Guter Rat ist teuer und auch wenn sie einen Onkel hat, der eine Detektei im Unterland führt ... Nun ja, lest selbst.

Mit den schönen ausgewählten Illustrationen passt das Buch perfekt, wenn man die ersten Bücher selbst lesen möchte. Mit Charme und vielen Augenzwinkern werden Vorurteile über Hexen, Geister und Menschen aufs Korn genommen. Dabei bleibt der Spukfaktor so gering, dass nur eine Nebenfigur Angst um ihre Haut hat. 
Flüssig zu lesen, will man die Geschichte um Fiona kaum aus der Hand legen, weil sie die Figur der Außenseiterin durch mehrere Perspektiven zeigt und Kindern damit Mut macht, sich nur bis zu einem gewissen Grad anzupassen.
Ein schönes Buch über Familie, Freundschaft und über den Mut etwas Neues zu wagen, denn:

Es könnte gut werden.

4 von 5 Geistern

Montag, 11. September 2023

Walter Moers "Käpt'n Blaubärs Seebär-Geschichten"

Schon kleinen Kindern wird beigebracht, dass sie nicht lügen sollen.
Nun ja, ob es sich bei den Käpt'n Blaubär-Geschichten wirklich um Lügengeschichten handelt, darüber könnte man diskutieren.
Denn oftmals wird der alte Seebär ertappt, wenn die drei Enkel mit Logik oder gar Schlussfolgerungen seine Geschichten hinterfragen oder ihn des Schummelns überführen.

Dabei ist auch Hein Blöd nicht unbedingt eine Hilfe, denn er tappt ebenfalls in das eine oder andere Fettnäpfchen und zeigt, dass er sich nicht mit Opa Blaubär abgesprochen hat.
Ob es nun das Treffen mit Baron Münchhausen ist, seine Schwäche für Marshmallows oder sonstige obskure Fahrten oder Inselbewohner, der Einfallsreichtum von Käpt'n Blaubär und damit der seines Schöpfers Walter Moers lässt kein Auge trocken.

Und wenn ihr jetzt meint, ihr seid zu alt für die Geschichten ... 

Das seid ihr nicht ...

Und das ist kein Mär ...

5 von 5 Abenteuern

Donnerstag, 7. September 2023

Autoreninterview Yvonne Tunnat

Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einer interessanten Autorin gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte. Yvonne ist in sehr vielfältig unterwegs. Ob als Autorin, Bloggerin, Podcasterin, sie nahezu "überall" anzutreffen, seid gespannt, wie sie meine Fragen beantwortet hat:

Yvonne Tunnat (Foto privat)


Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Leider muss ich die übliche Antwort geben: Ich habe schon als Kind geschrieben. In der ersten Klasse waren es noch Bildergeschichten mit orthografisch fragwürdigen Sätzen darunter. Die erste Veröffentlichung kam 1996 in Christel Schejas Legendensänger. Später war ich lange in der Berliner Lesebühnen-Szene unterwegs, allerdings eher in dem ruhigen Teil, der im Sitzen vorlas. Mit dem Umzug nach Kiel 2011 kam eine längere Pause und seit 2020 bin ich hauptsächlich in der deutschsprachigen Phantastik zu Hause.

Podcast, Schreiben, Rezensieren, Herausgeben, du bist so vielfältig unterwegs. Wie entscheidest du, was du als nächstes angehst?
Manchmal hat etwas einen Termin oder eine Deadline. Leider verpasse ich aber auch Deadlines für Ausschreibungen, weil es eben doch nicht rechtzeitig klappt. Ich merke, wann eine Geschichte fertig ist oder wann sie noch etwas mehr Zuwendung braucht.
Podcasts und Rezensionen kann ich natürlich auch auf Termin fertig machen, da musste ich bisher nichts verschieben. Wobei ich längst nicht alle Rezensionen schreibe, die ich gern würde, einfach aus Zeitgründen.

Welche Rituale hast du bei deinen verschiedenen Projekten?
Nein, keine. Ich mache auch viel, wenn zwischendurch mal zehn Minuten Zeit ist. Abendliche Rituale mit Wein oder Ähnlichem haben in meinem Leben im Moment keinen Platz. Oder ich notiere mir Ideen auf dem Handy, meistens kommt so etwas eh beim Joggen.

Du warst mit deiner Anthologie "Der Tod kommt auf Zahnrädern" für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert und deiner Kurzgeschichte für den DSFP und auch den KLP nominiert. Hast du damit gerechnet und inwieweit spornt dich das für neue Projekte an?
Manchmal habe ich auch Angst, dass das schon der Zenit meiner Schreib-Karriere war und ich danach jahrzehntelang sagen muss: “Meine Kurzgeschichte war mal 2023 beim KLP und DSFP nominiert.”
Ich versuche, mich davon frei zu machen und einfach weiter an mir und meinen Fähigkeiten zu arbeiten. Meine Ansprüche steigen zurzeit etwas rascher als meine Fähigkeiten, weshalb ich schon sehe, dass in naher Zukunft einiges in der Schublade bleiben wird. Da ich ausschließlich Kurzgeschichte schreibe (keine Romane), wird es vermutlich trotzdem ausreichend viel von mir zu lesen geben.
Ich würde gern noch anfügen, dass es nicht reicht, nur eine gute Story zu schreiben. Ich muss auch dafür sorgen, dass sie jemand liest. Das passiert bei vielen Anthologien nicht von alleine.

(Anmerkung der Interviewerin: In der Zwischenzeit ... https://www.dsfp.de/1389/dsfp-2023-die-preistraeger)

Wie kam es zu deinem Podcast?
Eigentlich ist Dirk Osygus (https://dirk-osygus.de/) dafür verantwortlich, ein deutscher Thriller-Autor, der auch ungefähr 2020 verstärkt mit dem Schreiben begonnen hat. Wir haben unsere Texte gegenseitig testgelesen und irgendwann hatte er die Idee, dass wir gemeinsam einen Rezensionspodcast zu machen. Daraus entstand das Buchcasting, das er aber inzwischen alleine betreibt. Wir hatten drei gemeinsame Folgen.
Seither mache ich meinen eigenen Podcast mit einer etwas anderen Ausrichtung als damals mit Dirk, deutlich mehr im phantastischen Bereich und weniger Rezensionen, eher Interviews, mit Autor:innen und Herausgeber:innen, sehr oft zu Magazinen und Anthologien. Du warst ja auch schon dort!
Inzwischen habe ich noch ein weiteres Hauptthema dazugenommen. SF-Kurzgeschichten aus dem laufenden Jahr, die mir besonders gut gefallen, lasse ich im Podcast vollständig vorlesen und danach folgt ein Interview. Das führt hoffentlich dazu, dass diese Kurzgeschichtenperlen ein größeres Publikum erhalten.

Neben dem Rezensieren führst du auch Listen, wie dir Kurzgeschichten gefallen haben. Wie oft ändert sich im Jahr die Top 5?
Manchmal kommen halt neue raus, die besser sind als die bisher gelesenen. Ich veröffentliche aber meistens die Top-15, da habe ich etwas mehr Platz. Dank der Lesungen im Podcast kann man sich auch ungefähr denken, welche Storys ich mochte. Wobei das nicht ganz deckungsgleich ist, Kurzgeschichten aus der Exodus lasse ich erst mal außen vor, weil diese hoffentlich auch so ein großes Publikum bekommen. Dafür nehme ich Storys aus Anthologien, die sehr neben dem SF-Mainstream laufen, umso stärker hinein.

Wenn du mehr "Zeit" hättest, welches Projekt würdest du gerne beginnen?
Kein neues, nur mehr vom gleichen. Vor allem mehr lesen und auch mehr Rezensieren. Ggf. würde ich auch Video-Kurzrezensionen machen und die Videos danach mehr bearbeiten.
Meine Reichweite bei twitter schwächelt sehr seit den ganzen Änderungen. Ich würde daher gern mehr auf Insta oder TikTok machen, da passt aber kein Text, das müssen Bilder bzw. Videos sein.

Nachdem ihr wisst, was Yvonne schreibt und herausgibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
rezensionsnerdista.de
literatunnat.de
instagram.com/ytunnat
facebook.com/yvonne.friese

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt. 

Dienstag, 5. September 2023

Sven Haupt "Niemandes Schlaf"

Wer bin ich oder vielmehr, was geschieht mit mir?
In einer Welt, in der nahezu niemand schläft, sind in Massen auftauchende Blumen nicht nur verstörend, sie sind auch ein Rätsel. Blumen an Häuserwänden, Blumen auf Kleidung, Blumen ... überall Blumen, selbst dort, wo man sie am wenigsten erwarten würde.
Mehrere Abteilungen des öffentlichen Lebens, darunter auch die Arbeitsgruppe von Lou, versuchen zu erfassen, was die Ursache für die explosionsartige Anwesenheit von Blumen ist - und dies betrifft nicht nur die physischen.
Jeden Tag tauchen sie an den verwegensten Stellen auf, die Influencer laufen Sturm und die Zuständigen versuchen die Informationen zu unterdrücken oder zumindest zu verschleiern.
In all dieser Panik, in all dieser Ungewissheit sucht Lou den Weg, der jetzt ist Richtige ist, auch wenn ohne Richard nicht mehr viel möglich ist. Nur Eva scheint ein wahrer Ausweg zu sein.

Für alle die, die schon mit Sven Haupts Werken vertraut sind, wird es ein Wiedersehen mit verschiedenen Charakteren geben. Eingebettet in die Geschichte "um das große Ganze" fungieren Figuren wie Baker und Calvin als Leitsterne, in dem sich erst nach und nach erschließenden Plot. 

Wer Svens Werke kennt, weiß, dass er nicht nur eine Geschichte erzählt. Parallel zur Haupthandlung spielen sich die verschiedensten Geschichten ab, die eine tief philosophische Seite zeigen und viele "Ärgernisse" unseres heutigen Alltag - und dem des Buches - als marginal abstempeln. Es gibt soviel Größeres zu bedenken und doch sind es oftmals die vielen Kleinigkeiten des Alltags oder auch die unnötigen Zankereien, die einem die Kraft für das Wesentliche rauben.
Vielfach verliert man sich in dem Buch, man versinkt in der Handlung und wenn man vom Buch aufschaut, ist man immer noch von den Gedanken gefangen. 

Die wahre Kunst von Sven Haupt ist es, nicht mit einer Parole das Buch zu bestreiten, sondern das Buch entfaltet sich wie eine Blume, die bei Sonnenaufgang den Tag begrüßt und sich durch sich selbst in der wahren Schönheit präsentiert.

5 von 5 Blumen