Donnerstag, 21. Mai 2020

Autoreninterview mit Christoph Heiden Teil 2

Hallo zusammen.
Nachdem wir uns letzte Woche ein wenig mit dem Menschen hinter dem Autor Christoph Heiden beschäftigt haben, geht es diese Woche um sein Buch "Zurück im Zorn".




Deine Bücher spielen alle im Osten Deutschlands. Wie wichtig ist für dich der Ort, an dem deine Bücher spielen und wie wählst du sie aus?
Über den Osten Deutschlands schreibe ich, weil ich Teil davon bin, weil ich mich auf Dauer nur schwer aus dieser Welt hinausdenken kann. Da lenkt mich meine Bequemlichkeit sowie eine Art Hassliebe zu dieser Region. Zudem ist meine Fantasie eher begrenzt, deshalb helfen Orte, die mir vertraut sind. Es fällt mir leichter, über Dinge zu schreiben, die ich sehen, riechen, schmecken oder anfassen kann. Trotz dieser Nähe offenbart sich mir jedoch nur ein Ausschnitt, und je älter ich werde, desto kleiner scheint dieser Ausschnitt zu werden. Ich versuche mein Bestes zu geben.

In "Zurück im Zorn" spielen viele Personen mit, die auf Grund ihres Verhaltens als unsympathisch gelten können. Wie wichtig ist es dir Figuren im Buch zu haben, mit denen der Leser sich identifizieren kann?
Ich denke beim Schreiben nicht in Kategorien wie sympathisch oder unsympathisch. Figuren sollten in gewissem Maße widersprüchlich sein, mit Ecken und Kanten - eben authentisch. Aber ich will nicht grenzwertiges Verhalten beschönigen oder verharmlosen, sondern ich spreche von allzu menschlichen Eigenschaften wie Neid, Eifersucht, Angst usw. Helden*innen dürfen auch lügen - wer behauptet, es nie zu tun, hat sich schon mal als Romanfigur qualifiziert. 😉

Sowohl in "Teufelsloch" als auch in "Zurück im Zorn" haben es die Hauptfiguren neben der eigentlichen Geschichte auch privaten Problemen zu tun. Wie entscheidest du, wieviel du deinen Figuren aufbürdest?
Wenn allein das Rätsel eines Mordes im Mittelpunkt steht, sind solche "privaten Probleme" wohl unnötig. In Agatha Christies Romanen finden wir nur wenige Informationen über Miss Marple oder Hercule Poirot. Mich interessiert dagegen der Rätselspaß nur am Rande - natürlich ist ein schöner Twist zum Ende hin immer ein Heidenspaß. Henry Kilmer, der Held meines Erstlings, ist von Beruf Kommissar und bringt genretypisch seine Vorgeschichte mit. Ich finde, das macht eine Figur lebendiger, vielleicht auch glaubwürdiger. Bei "Zurück im Zorn" verhält es sich allerdings anders: Dort würde es ohne die schwierigen Lebensumstände der Protagonist*innen keine Story geben. Hier interessiert mich weniger, wer den Abfalleimer umgestoßen hat, sondern vielmehr, welcher Müll ganz unten lag. Leider musste ich Anna Majakowski, Willy Urban und Martin Berger dazu zwingen, ihren Müll vor mir auszubreiten. War keine leichte Arbeit.

Vielen Dank für die zweite Fragerunde. Nächsten Donnerstag geht es weiter. Ich hoffe, ihr seid dabei.

In der Zwischenzeit könnt ihr euch aber gerne auch schon selber informieren. Hier sind die entsprechenden Links zu Christophs Seiten:
http://www.christophheiden.com/
https://www.instagram.com/christoph_heiden/

Die genutzten Fotos hat der Autor selbst zur Verfügung gestellt.

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