Donnerstag, 16. Mai 2024

Autoreninterview spezial Detlef Klewer

Hallo zusammen.

Nachdem die letzten Interviews sich hauptsächlich mit Autoren und Autorinnen beschäftigt haben, habe ich dieses Mal wieder einen Illustrator gebeten, mir ein paar Fragen zu beantworten:

(Foto: Detlef Klewer (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du Illustrator geworden? Hast du schon immer gezeichnet?
Beginnen wir mit dem zweiten Teil der Frage, denn gezeichnet habe ich wohl schon seit ich einen Buntstift halten konnte. Zumal mir das Zeichentalent bereits in die Wiege gelegt wurde, denn mein Vater war ein begnadeter Zeichner, der seine künstlerischen Fähigkeiten aber dank widriger Lebensumstände nie zum Beruf machen durfte. Dieses Los habe ich tatsächlich zu Beginn mit meinem Vater geteilt, denn mein ursprünglicher Plan war es Comiczeichner zu werden. Doch obwohl es ein 8-Seiter damals in das Kultmagazin „Schwermetall“ schaffte, musste ich einsehen, das ich damit im Comicentwicklungsland Deutschland meine Miete nicht zahlen konnte.
Also musste nach dem Abitur und dem Zivildienst ein ehrbarer Kreativ-Beruf her. Erst als 2004 mein Arbeitgeber in die Insolvenz ging, ergab sich die Chance mir meinen Jugendtraum doch noch zu erfüllen. Mit Hilfe meiner Frau Irmgard konnte ich mich als Illustrator und Designer selbstständig machen.

Wie stehst du zur Nutzung von KI im künstlerischen Bereich?
Persönlich stehe ich der Nutzung weitgehend negativ gegenüber. Natürlich werden wir diese Entwicklung nicht aufhalten können, aber es ist schon ein Unterschied, ob man Bildkompositionen erdenkt, Entwürfe skizziert, Vorzeichnungen erstellt und dann mit den entsprechenden Malutensilien fertigstellt, oder sich zehn Begriffe ausdenkt und dann auf den „Generieren“-Button drückt. Besonders in der Gebrauchsgrafik, zu der ich meine Arbeit ja auch zähle, wird sich das katastrophal auf das Kunstverständnis und die Künstler auswirken. Wenn man da nicht mit dem Strom schwimmen will, dürfte man bald seinen Job los sein. Auch weil man mit den Preisen nicht mehr konkurrieren kann.

Bist du der Meinung, dass man, wenn man künstlerisch begabt ist, mehrere Talente hat und diese sich gegenseitig anregen?
Ich persönlich denke das nicht. Wer zeichnen kann, muss nicht unbedingt auch schreiben können. Und umgekehrt. Da ich ja nicht nur zeichnerisch tätig bin, sondern auch schreibe und ein paar Amateurfilme gedreht habe, kann ich aus meiner Erfahrung auch nicht behaupten, dass sich das gegenseitig irgendwie kreativ angeregt hat. Gut, meine Schreiberei hat das Drehbuchschreiben vereinfacht – und ich konnte sie auch für das Entwickeln der Comicgeschichten nutzen – doch darüber hinaus eher nicht. Dazu sind die einzelnen Projekte, zwischen denen ich mich bewege, auch zu verschieden und damit auch die jeweilige Herangehensweise. Die Filmerei z.B. hat mit Talent auch nur wenig zu tun. Das ist erlernbares Handwerk.

Wann hast du das Schreiben für dich entdeckt?
Ich schreibe so etwa seit meinem 12. Lebensjahr. Alles begann mit FanFictions aus dem Perry Rhodan-Universum. Als begeisterter Leser dieser SF-Reihe habe ich irgendwann meine eigenen Geschichten dazu entwickelt. Kurz darauf entdeckte ich die großartigen Larry Brent-Romane von Dan Shocker für mich und dann entstanden auch viele kurze Horrorstorys rund um die PSA.
Später gab es dann Professor Zamorra, dessen Abenteuer ja heute noch erscheinen. Selbstverständlich blieben diese ersten Gehversuche nur dem engsten Familien- und Freundeskreis vorbehalten und niemand sonst hat sie je zu sehen bekommen. Aber seitdem bin ich vom Schreibvirus infiziert. Veröffentlicht werden meine Sachen allerdings erst seit 2011.

Wenn du eine Illustration und eine Geschichte fertigstellen musst, womit beginnst du?
Bei meinen Illustrationen beginnt alles ganz klassisch mit Bleistift, Papier und einer Entwurfsskizze. Die arbeite ich dann aus und tusche sie. Erst dann wird die Zeichnung gescannt und nachbearbeitet. Sei es mit Grautönen oder Farbe. Diese Farbgebung entsteht am PC, weil sich eventuelle Fehler leichter korrigieren lassen oder ich einfach mal etwas ausprobieren kann, was sich dann bei Nichtgefallen problemlos wieder rückgängig machen lässt.
Beim Schreiben hingegen ist das ganz unterschiedlich. Manchmal beginne ich mit einer Grundidee am Anfang und schaue wohin die Reise führt. Manchmal habe ich ein Ende vor Augen und überlege, wie es dazu kommen konnte. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich ein ganzes Kapitel geschrieben habe, was sich dann als Mittelteil erwies.​

Du arbeitest schon seit Jahren mit dem Burgenwelt- und dem Eridanus-Verlag zusammen. Wie kam es dazu und was schätzt du an der Zusammenarbeit?
Alles begann 2013 mit einer Kurzgeschichte, die für die Burgenwelt-Anthologie „Gesänge aus dunklen Zeiten“ ausgewählt wurde. Danach gab es einen regen Austausch mit der Verlegerin Jana Hoffhenke und ich durfte dann auch Cover erstellen. Schließlich habe ich 2017 die Anthologie „Auf düsteren Wegen“ als Herausgeber betreut.
2016 startete auch meine gemeinsame Zeit mit dem Eridanus-Verlag. Seitdem arbeiten Jana und ich sehr oft zusammen. 
Ich schätze besonders die unkomplizierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die mir viel Raum für Kreativität lässt. Und wie die Verlags-Website es so treffend formuliert: Alles ist fair, transparent, partnerschaftlich und konstruktiv. Was, wie ich aus nun langjähriger Erfahrung mit vielen verschiedenen Verlagen erfahren habe, keineswegs selbstverständlich ist.

Gerade für die Anthologien der beiden Verlage fertigst du neben dem Cover auch Innenillustrationen an. Wie schnell bekommst du ein Gefühl für die jeweiligen Geschichten und wie lange dauert die finale Umsetzung?
Ein Gefühl für die Geschichte stellt sich sehr schnell ein. Ich bin ein sehr visueller Mensch – etwas anderes wäre bei meinem Beruf auch schwierig -, daher habe ich beim Lesen der Storys meist unmittelbar Bilder vor Augen. Die einzige Schwierigkeit ist dann aus diesen Ideen eine herauszufiltern, die nicht zu viel von der Geschichte verrät, aber trotzdem die Essenz der Story einfängt. Wenn ich dann weiß, was ich zeichnen will, beginnt die bereits erwähnte Ausarbeitung. Eine Grafik erfordert in der Regel so etwa 6-8 Stunden Arbeitszeit.

Nachdem ihr wisst, was Detlef illustriert und schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
kritzelkunst.de
facebook.com/kritzelkunst.de

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.  

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