Samstag, 17. September 2022

Gerd Raguß "Was geschah mit Michelle?"

Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Im Jahr 1973 scheint die Welt im Norden Deutschlands noch in Ordnung.
Zum Dorffest kommt die Bundeswehr und baut das Festzelt auf; es wird getrunken, es wird getanzt. 
Während einige recht offensiv vorgehen, sind Claus und Michelle eher vorsichtig. Claus, weil er unsicher ist, Michelle, weil sie glaubt, Claus ist nicht so sehr interessiert.
Um die beiden herum, die Dorfjugend und die, die sich dafür hält.
Doch auf einmal geht alles recht schnell. Ein Treffen wird vereinbart, man trifft sich an Weihnachten und plötzlich steht nichts mehr in Frage.
Doch als die Verlobung verkündet wurde und Claus mit der Bundeswehr auf der ersten längeren Übung ist, verschwindet Michelle spurlos.
Ist Claus doch nicht der Mann ihrer Träume oder dreht ein zurückgewiesener Liebhaber durch?

Die Welt ist damals eine andere. Kein Handy, kein GPS, keine E-Mails, noch nicht einmal ein normales Telefon hat jeder zuhause. Gefühle sind intensiver, wenn man sich nicht sieht, man ist hilfloser, weil man den anderen nicht erreichen kann. Fluch und Segen zugleich. Doch wer könnte einem lieben Menschen wie Michelle schon etwas antun wollen?

Mit gut 170 Seiten ist es eher ein kürzerer Krimi, der die Lesern von heute in eine Zeit zurückversetzt, als die Menschen beim Verschwinden eines geliebten Menschen viel verlorener waren, als sie es heute sind. Wahrlich sind die Gefühle dieselben und man leidet mit Michelles Familie, als immer mehr Zeit verstreicht, ohne dass man etwas tun kann. 

Ein Kurzkrimi für zwischendurch, der ohne große Brutalität auskommt und das Gefühl der Angst aufzeigt, was passiert, wenn ein Mensch verschwindet, den wir lieben.

4 von 5 Ängsten

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