Donnerstag, 19. Dezember 2024

Autoreninterview fiktiv Corinna Griesbach

Im Stil klassischer Briefromane entfaltet Corinna Griesbachs unheimlicher Roman "Luciens Manuskript" mit seiner Aufmachung nostalgische Gefühle. Während des Textes kommunizieren die Verlagsassistentin Cindy und der Lektor Merlin sowohl per SMS als auch per Mail. Für dieses Interview nutzen die beiden die gleichen Möglichkeiten.


SMS an Cindy:
Hättest du nach all der Zeit noch einmal damit gerechnet, von Lucien zu hören? 
Liebe Sarah! Interessant, dass mich jemand nach meiner Meinung fragt. Luciens seltsame Geschichte ist ja in aller Munde, aber was diese Sache mit MIR gemacht hat, scheint ja niemanden zu interessieren. Nun, es hat mich umgehauen. Er war ja völlig von der Bildfläche verschwunden. Es war fast so, als wäre meine Erinnerung an ihn ... reine Einbildung. Und dann: Liegt da Luciens Manuskript. Und ich sag dir was: Ich habe nur die ersten Kapitel gelesen und geheult, geheult, geheult. 

E-Mail an Merlin:
Bist du anfangs vor der Arbeit an Luciens Manuskript zurückgeschreckt? 
Was? Allein seinen Namen zu lesen, hat mich unfähig gemacht, klar zu denken. Aber ich wollte den Text natürlich unbedingt lesen und habe den Auftrag angenommen. Ein Konglomerat aus Fotos, Zeitungsausschnitten, Handgeschriebenem und Computerausdrucken.
Cindy (sie arbeitet bei Darkness), wollte mich noch warnen. Ich müsse das nicht tun. Aber es war doch Lucien ...
 
E -Mail an Lucien:
Möchtest du dich zu dem Manuskript in irgendeiner Weise selbst äußern? 

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SMS an Cindy:
Glaubst du Lucien hat die Geschichten wirklich alle erlebt? 
Wenn jemand das wirklich erlebt hat, dann er. Also: Einiges hat er ja erzählt bekommen. Du musst das verstehen, er betritt einen Raum, und die Leute vertrauen ihm. Erzählen ihm die irrwitzigsten Geschichten. Warum tun sie das? Hilft er ihnen? Findet er einen Ausweg für sie?
Heraus aus einer Welt, in der Tote die besseren Menschen sind? Nein, er lässt sich hineinziehen in diese Zwischenwelt. Und dann, ganz zu Anfang des Manuskripts: Er zerrt seine Nichte (oder wer auch immer sie ist) zu einer merkwürdigen Lesung. Ob ich daran glaube, dass das Mädchen dann in diese Voodoo-Sache reingezogen wurde? Absolut. Auf jeden Fall.


E-Mail an Merlin:
Warum ist dir die Arbeit an dem Manuskript wichtig? 
Ganz ehrlich: Ich will ihm für eine kurze Zeit wieder nahe sein. Ich kann dir versichern, dass ich ein eigenes Leben habe. Ich liebe meinen Mann und habe unseren Sohn mehr und mehr ins Herz geschlossen. Aber die Zeit mit Lucien ... wird immer etwas Besonderes für mich bleiben. Und – um ehrlich zu sein, ich hoffe immer noch, dass er mich mal mit einem Wort erwähnt. Dass er mir irgendwo zwischen den Zeilen sagt: Ja, ich habe dich auch geliebt.

SMS an Cindy:
Und ist es überhaupt wichtig, ob er alles erlebt hat? 

Tja ... WENN er das alles wirklich erlebt hat, hat das sogar strafrechtlich Relevanz. Dafür spricht, dass er unglaubliche Ereignisse immer angezogen hat. Dass dort, wo er auftauchte, sich auch immer ein Weg ... ein Spalt ... in eine andere, undenkbare, unwahrscheinlichere Welt geöffnet hat. Und wir, die wir ihn liebten, mussten mit ihm hineinsehen.

E-Mail an Merlin:
Wünschst du dir, dass Lucien wieder eine Rolle in deinem Leben spielt? Oder tut er es durch das Manuskript bereits? 
Sarah, Liebes! Kennst du mich bereits so gut? Ich bin auf dem Weg nach M., zu ihm!

SMS an Cindy, E-Mail an Merlin:
Wie würdest du Lucien und sein Leben in drei Worten beschreiben? 
Cindy: Sonderbar. Merkwürdig. Weird.
Merlin: OMG

Nachdem ihr wisst, was Corinna schreibt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
instagram.com/corinna_griesbach_autorin
verlag-torsten-low.com/de/luciens-lektor-corinna-griesbach.html

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

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