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Dienstag, 12. November 2024

R. L. Stine "Gänsehaut - Die unheimliche Kuckucksuhr"

Es gibt diese Kinderbücher, die man auch als Erwachsener nie vergisst.
Und es gibt die Kinderbücher, die in der Kindheit einfach an einem vorbeiziehen.
Letztens stehen wir im Antiquariat und dieses Buch taucht aus den dunklen Ecken der Regale auf.
Euphorie bei den anderen, bei mir: Ratlosigkeit.
Schnell war klar, die Bildungslücke ist zu schließen.

Und so saß ich die letzten Tage schmunzelnd über meinem ersten Gänsehaut-Buch.

Das Leben hat natürlich zwischenzeitlich die eine oder andere Gänsehaut beschert und so ist nicht Grusel, welcher mich durch die Seiten begleitet.
Vielmehr ist eine Geschichte, die zeigt, wie anders das Leben als Kind ist, wo die Prioritäten liegen und worum man sich sorgt.
Ein Ausflug in eine Zeit, die so ganz anders war, obwohl sie Teil von einem ist.

Das Rätsel um die Kuckucksuhr und die damit verbundene Zeitreise sind charmant zu lesen und ich merke schnell, manche Dinge sind einem immer peinlich, egal, wie alt man wird.

In kurzen Kapitel wird die Geschichte schnell und dynamisch erzählt und wer weiß, vielleicht treffe ich in einem Antiquariat auf ein weiteres Buch und wage eine neue Zeitreise.

4 von 5 Kuckucksuhren 

Montag, 11. November 2024

Katja Jansen "Echoes from tomorrow"

Im Unterschied zu einem Roman bieten Kurzgeschichtensammlungen den Schreibenden die Möglichkeit, die Lesenden in völlig verschiedene Szenarien eintauchen zu lassen.

Mal düsterer, dann wieder hoffnungsvoller ist die Kurzgeschichtensammlung von Katja Jansen zu betrachten. Schon das Cover zeigt, dass sie sich auf die Social Science Fiction einlässt. Was natürlich nicht heißt, dass andere Aspekte der SF nicht beleuchtet werden. Doch in jeder Erzählung ist immer eine starke soziale Komponente enthalten.

Was macht die Zukunft, die Technik, unser Umfeld mit uns? Was bedeutet es, im Dschungel der Informationen "falsch" abzubiegen? Viele dieser Fragen spielen in mehreren Geschichten eine tragende Rolle.

Ihren Beruf (Doktor der Biomedizin) liest man in der einen oder anderen Kurzgeschichte heraus, und auch ihr Faible für Natur und Medizin wird gerade in diesen Geschichten deutlich.

Sie schafft aber auch Geschichten, die, darf man das eigentlich sagen, nicht mehr nur SF sind, sondern auch die Sphären der Phantastik berühren, was mir persönlich sehr gut gefällt.

Was mir tatsächlich selten passiert, ich habe eine Lieblingsgeschichte. In dieser (natürlich verrate ich nicht welche) schafft sie es nicht nur, Realität und Fiktion zu verwischen, sondern sie zeigt auch, dass sie verschiedene moralische Standpunkte einnehmen kann.
Eine abwechslungsreiche Sammlung, die ihre starken Geschichten hat und mit keiner Geschichte langweilt.

4 von 5 Echoes

Mein Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 7. November 2024

Autoreninterview Christian Endres II

Hallo zusammen.
Es gibt Menschen, die kann man gar nicht oft genug interviewen. Christian Endres ist so eine Person. Dieses Mal geht es um seinen Roman "Wolfszone" und den dritten Band seiner Prinzessinnen.



Die Veröffentlichung von "Wolfszone" ist schon ein paar Tage her. Rückblickend gesprochen, bist du mit der Aufmerksamkeit für den Roman zufrieden?
Ich bin sehr dankbar, dass der Buchhandel meine jüngsten Romane so gut aufgenommen, so konsequent auf den Tischen zwischen Platzhirschen und Bestsellern präsentiert hat. Das ist wahnsinnig viel wert und bedeutet mir als Autor eine Menge. Auf der anderen Seite steht da jedoch der allgegenwärtige Algorithmus von Social Media und Co., und der kann selbst kybernetischen Wölfen zwischendurch Albträume bescheren … 

Ich habe es in meiner Rezi schon angesprochen, aber vielleicht kannst du noch einmal erläutern, wie es zu dem Roman kam?
Für das Magazin „Spektrum der Wissenschaft“ habe ich vor einigen Jahren eine Kurzgeschichte über nano-mutierte Cyborg-Wölfe und ihren Krieg mit den Menschen geschrieben. Daraus wurde dann mein Near-Future-Hardboiled-Roman um die Wolfszone in Brandenburg, und mit mehreren Handlungssträngen und Hauptfiguren, die es in der Story nicht gab: Einem Berliner Privatdetektiv, einer Fahrradkurierin und Drogenschmugglerin, einer Evolutionsbiologin, einem Bundeswehrsoldaten und einem der Maschinenwölfe. Ihre Erlebnisse zwischen Klimakrise und KI werden im Roman nach und nach verwoben und führen zu einem großen Showdown.

Wie sehr hat sich die Arbeit an "Wolfszone" von den "Prinzessinnen" unterschieden?
Das Gefühl des Schreibens ist eigentlich immer gleich – die Suche nach der großen Welle und dem Flow, dem perfekten Satz oder Dialog. Bei „Wolfszone“ kam allerdings hinzu, dass ich mit Krimi und Science-Fiction zwei Genres verschweißt habe, und obendrein die Grenze zwischen unserer Gegenwart und Zukunft verwischen wollte. Bei den „Prinzessinnen“ wiederum stehen neben der Tarantino-mäßigen Action wieder andere Dinge im Fokus, Selbstbestimmung, Found Family und vor allem das ständige Spiel mit den Klischees aus Fantasy, Märchen und Disney-Filmen. 

Wenn ich gerade davon spreche, dieses Jahr erscheint der dritte Band um die "Prinzessinnen". Warum geht es dieses Mal?
Die Prinzessinnen sind auch nach den beiden ersten Bänden „Fünf gegen die Finsternis“ und „Helden und andere Dämonen“ noch immer fünf ehemalige Thronfolgerinnen, die als rabiate Söldnerinnen durch eine Fantasy-Welt zwischen „The Witcher“ und „Dungeons & Dragons“ ziehen. Im neuen Band „Hoheitliches Gemetzel“ müssen sie einen Serienmörder jagen, der es auf klassische Königstöchter abgesehen hat und mehrere kleine Reiche in Angst und Schrecken versetzt. Allerdings verbirgt sich hinter dem mysteriösen Mörder mehr, als die Prinzessinnen ahnen, und das sorgt für noch mehr Gefahr ...

Bleibt es bei einer Trilogie? Oder darf man bei der Vielzahl der Prinzessinnen auf noch mehr Bände hoffen?
Die Trilogie ist so ein klassisches, so ein traditionsreiches Fantasy-Format – deshalb stellt dieser dritte Band für mich und die Gang zunächst mal einen richtigen Meilenstein dar. Einen Grund zum Feiern. Jetzt müssen wir einfach mal durchatmen und abwarten, wie sich alle Bände schlagen, nun, da es eben die Trilogie geworden ist. Es wäre schön, wenn die Serie noch ein paar Fans gewinnt, gute Verkäufe nach drei Büchern in knapp anderthalb Jahren dem Verlag und mir ein klares Zeichen geben. Ich hätte jedenfalls noch Ideen für weitere Abenteuer, und ich habe diese Figuren auch sehr lieb gewonnen.

Für die, die Bücher noch nicht kennen: Ist es so, dass ein Band einer Prinzessin gewidmet ist?
Nein. Die Bände sind immer aus der Sicht der jüngsten und vermeintlich unerfahrensten Prinzessin – Narvila – geschrieben, bis auf die Rückblenden in die Vergangenheit. Natürlich wandert der Fokus aber immer mal hierhin und dorthin, hat jede der Prinzessinnen in den Büchern ihre Momente und Spotlights. Wie es sich für eine gute, eingeschworene Truppe gehört! Das behält der Chronist im Blick, beziehungsweise ergibt es sich eigentlich von allein bei diesen Fünf. 

Eine böse Frage zum Schluss: Hast du eine Lieblingsprinzessin?
So böse ist die Frage gar nicht, denn ich kann sie eindeutig beantworten: Ich habe keine Lieblings-Prinzessin. Es gibt sicherlich immer Szenen, da macht diese oder jene Prinzessin besonders Spaß zu schreiben. Doch am Ende des Tages ist es gerade dadurch so cool und besonders, dass Narvila, Aiby, Decanra, Mef und Cinn dieser Verbund aus Charakteren, Marotten und Eigenschaften sind, und wie sie miteinander interagieren, und zusammen mit der Welt. 

Nachdem ihr wisst, was Christian schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
christianendres.de
instagram.com/misterendres
facebook.com/MisterEndres
bsky.app/profile/misterendres.bsky.social

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

Montag, 4. November 2024

Anja Stürzer "Somniaveris"

Eigentlich hatte sich Jochanan die Rückreise anders vorgestellt, doch als er wieder im Jahr 2121 ankommt, leugnen seine Eltern durch die Zeit gereist zu sein.
Warum?
Was war daran falsch?
Doch warum ist Akascha mitgekommen und warum darf er sie nicht sehen?

Mit vielen Fragen beginnt der zweite Teil um Jochanan, Akascha und Merlin. Während man als Leser jedes der fünf Kapitel hauptsächlich an der Seite eines Charakters erlebt, wird nahezu nebenher die Handlung vorangetrieben und diese ist zu Anfang noch recht diffus.

Anja Stürzer legt erst nach und nach und mit der Hilfe ihrer Figuren die Karten auf den zukünftigen Tisch und beleuchtet dabei nicht nur die reine Problematik, dass man sich selbst bei Zeitreisen nicht begegnen darf (wer denkt hier nicht an "Zurück in die Zukunft"?), sondern auch, dass ein Zeitsprung für die individuellen Charaktere zu Komplikationen führen könnte.
Denn was ist Ursache und was ist Wirkung?
Wo beginnt eine Zeitschleife? 

Spannend erzählt sie, was sich innerhalb eines Jahrhunderts ändern kann und was es heißt, für so ein wichtiges Projekt wie Zeitreisen Verantwortung zu übernehmen. Denn Verantwortung birgt unglaublich viele Gefahren.

Gerade die Perspektivwechsel unterstreichen die Vielschichtigkeit des Themas, da man immer wieder andere Blickwinkel des gleichen Probleme betrachtet. Ein Werk, dass einen über die Zukunft und ihre Chancen und Risiken nachdenken lässt.

4 von 5 Ampullen

Rezensionsexemplar vom Oldib-Verlag: oldib-verlag.de/belletristik/