Ich schwanke immer noch mit meinem Urteil, während ich diese Zeilen schreibe.
Ich hatte das Original extra zuvor gelesen, weil es in meiner Erinnerung nicht mehr präsent genug war, um die beiden Bücher vergleichen zu können. Denn das ist es, was ein Autor mit der eigenen Version erreicht. Er wird mit dem Original verglichen. Ob bewusst oder unbewusst spielt dabei keine Rolle, er muss sich dem Vergleich stellen.
Philip Kerr siedelt seine Version "1984.4" im Jahr 2034 an. Die "freiwillige" Euthanasie ist vorgeschrieben und wird rigide durch den Senior Service kontrolliert. Florence schafft es aus dem Volk zum Service und wird zur besten Schülerin, die der Service je hatte, bis ihre eigene Mutter vorzeitig erkrankt und Florence sich bei einer Verfolgung in einem alten Kino widerfindet.
Ich mag Philip Kerrs Art zu schreiben, doch ... ich weiß nicht, wie ich das Buch bewerten soll. Das Buch ist in so vielen Punkten dem Original ähnlich, dass es kaum eine eigene Dynamik entwickelt. Die Personen bleiben grau und man hat das Gefühl, eine Kopie des Originals zu lesen, welches lediglich in ein paar Punkten modernisiert wurde. Man leidet nicht so sehr mit den Protagonisten, man hat kaum eine Bindung zu ihnen.
Das Buch als Abklatsch zu bewerten, würde allerdings dem Autoren auch nicht gerechnet. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass das Buch posthum veröffentlicht und er keine eigene Überarbeitung mehr vornehmen konnte, was die blasse Art des Autors in dem Buch erklären könnte.
Trotzdem war das Buch es für mich als Lektion das Lesen wert. Manche großen Texte gehören unangetastet. Man kann bei einer Neuadaption so oder so nur verlieren.
Eine Sternebewertung kann ich aus den oben genannten Gründen dieses Mal nicht vornehmen.
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