Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, der mir meine Fragen beantworten möchte. Wobei Autor es diese Woche gar nicht trifft. Jens Korch ist der Mann, wenn es um "Schöne Bücher" geht. Was es damit auf sich hat? Lest selbst:
Jens Korch (Foto von privat)
Wie bist du in die Verlagswelt gekommen?
Ich habe Betriebswirtschaft studiert und parallel als Journalist für eine Tageszeitung gearbeitet, dort dann später auch mein Volontariat gemacht - und insgesamt 20 Jahre als Redakteur gearbeitet. Parallel hatte ich mich einer Kollegin den Verlag Edition Wannenbuch gegründet, was mehr eine Schnapsidee war. Die Idee für die wasserfesten Bücher für die Badewanne entstand am Pool in der Toskana und wir haben schnell viele Fans damit gewinnen können. Irgendwann ließ sich der Verlag nicht mehr "nebenher" zur Redakteursarbeit managen, so dass ich den alten Job gekündigt und mich ganz auf den Verlag konzentriert habe.
Das "Schöne Bücher Magazin" erscheint jetzt seit mehreren Jahren. Hast du damals erahnen können, wie dankbar das Magazin genommen wird?
Nein, das war nicht abzusehen. Es war anfangs auch nur ein Versuch, entwickelt kurz nach dem Pandemie-bedingten Aus für die Leipziger Buchmesse 2020. Über eine Verlagsgruppe bei Facebook habe ich Mitstreiter für das Schöne-Bücher-Magazin gesucht. Wir wollten damit unsere Titel den Buchhändlern und Lesern zeigen, die nicht zur Buchmesse kommen konnten. Ich hatte auf vielleicht zehn Verlage gehofft, aber wir waren am Ende 50. Über die vergangenen Jahre ist aus den "Schönen Bücher" ein richtiges Netzwerk geworden. Wir arbeiten eng zusammen, denn viele Verlage schaffen mehr als einer zusammen. Das Schöne-Bücher-Magazin erscheint zweimal im Jahr und ist ein Mix aus Katalog und Magazin - mit Neuerscheinungen und Verlagsporträts.
Ausgehend von dem Magazin, ist die "Schöne Bücher Bibliothek" eine logische Konsequenz gewesen?
Es war zumindest ein Wunsch von mir - und das nicht zuletzt der herausfordernden Zeit für Verlage geschuldet. Denn über unser Netzwerk ist mir aufgefallen, dass wir uns doch alle noch viel enger zusammentun und davon gegenseitig profitieren können. Ich hatte im Herbst 2022 unter den Verlagen gefragt, wer sich so ein Projekt vorstellen könnten. Zum Auftakt der Schöne-Bücher-Bibliothek, einer gemeinsamen verlagsübergreifenden Buchreihe, sind wir nun mit zehn Verlage im Herbst 2023 gestartet. Ein knappes Jahr intensive Arbeit liegt hinter uns. Und es war echt oftmals gar nicht so einfach, die unterschiedlichen Vorstellungen und Ideen - zum Beispiel beim Design - der Verlage unter einen Hut zu bekommen.
Erzähl etwas zu der Entstehung der "Schönen Bücher Bibliothek". Hattest du einige der teilnehmenden Verlage als Wunschkandidaten im Sinn oder gab es ein Bewerbungsverfahren?
Ich habe es bewusst offen gehalten, einzige Vorgabe war: Es soll eine Belletristik-Reihe für Erwachsene werden. Ansonsten hatten die Verlage aus dem Schöne-Bücher-Netzwerk bei der Auswahl ihrer Stoffe absolut freie Hand. Am Ende ist ein bunter Genre-Mix herausgekommen, der es in die Schöne-Bücher-Bibliothek geschafft hat: Wir haben den spannenden Mallorca-Mystery-Thriller ebenso dabei wie einen Mittelalterroman, Reisenotizen aus aller Welt oder Science-Fiction.
Hattest du ein Mitspracherecht, welche Bücher die anderen Verlage veröffentlichen?
Nein, das sollten und mussten die Verleger selbst entscheiden. Ich wusste zwar vorher, wie die Titel heißen, die bei den Kollegen veröffentlicht wurden. Aber lesen kann ich sie jetzt erst, nachdem sie erschienen sind. Was mir aufgefallen ist: Da sind so viele Perlen dabei, die es wert sind, mehr Sichtbarkeit zu bekommen. Genau das ist ja für kleine Verlage oft die größte Herausforderung. Wenn Leser nicht wissen, dass es ein bestimmtes Buch überhaupt gibt, wie sollen sie es dann kaufen?
Wie kam es zu deiner Auswahl des Titels "Wie ich lernte, den Fluss zu lieben?"
Über eine befreundete Verlagskollegin kam ich zur Frankfurter Buchmesse 2022 in Kontakt mit dem Stand von Latvian Literature. Die Plattform bringt lettische Verlage mit Verlagen aus dem Ausland in Berührung - und vermittelt so auch Kontakte zu Verlagen aus dem baltischen Land. Ich habe ein paar Titel zur Auswahl bekommen und konnte mich schnell für "Upe" ("Der Fluss") von Laura Vinogradova begeistern. Die Übersetzung stammt von Britta Ringer und der in Riga ansässige Verlag Zvaignze ABC hat mir als kleinem Verlag zugetraut, den Titel auf Deutsch zu vertreiben - was mich sehr gefreut hat. Lauras Buch hat den Europäischen Literaturpreis gewonnen und das ist auch ein Pfund, was bei der Vermarktung hilft.
Was ist in den nächsten Wochen zu der "Schönen Bücher Bibliothek" noch geplant und wie kann man die Aktion unterstützen?
Die Verlagskollegen aus dem Schöne-Bücher-Netzwerk haben mehr als 30 Veranstaltungen im ganzen Land geplant, bei denen Autorinnen und Autoren ihre Bücher der Bibliotheksreihe vorstellen. Im Oktober stellen wir gemeinsam an einem Stand auf der Frankfurter Buchmesse aus, haben dort jede Menge Präsentationen. So sind wir beim renommierten "Open Books"-Programm vertreten - und zwar am Buchmessesamstag ab 20 Uhr im Kunstverein Frankfurt. Das ist ein tolles Podium, um die Schöne Bücher Bibliothek zu präsentieren. Wer die Verlage unterstützen mag, kommt gern zur Buchmesse vorbei und schaut sich die Buchreihe an. Oder geht zum Buchhändler seines Vertrauens und liest in einen der Titel rein. Übrigens haben wir für die Bibliothek sehr eng mit Blogger und Buchhändlern zusammengearbeitet. Zu jedem Titel gibt es einen Paten-Buchhändler und ebenso einen Paten-Buchblogger. Die Paten konnten die Titel vorher lesen und unterstützen uns auch bei Veranstaltungen. Wer die Paten sind (und mehr zu den Büchern) steht hier: www.schoenebuecher.net/bibliothek
Nachdem ihr wisst, was Jens herausgibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
schoenebuecher.net/bibliothek
In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch, wenn es demnächst ein weiteres Interview gibt.
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