Donnerstag, 15. Dezember 2022

Autoreninterview M. L. von Burgberg

Hallo zusammen.
Weil die Interviews gerade wieder soviel Spaß machen, und sich auch mehrere Interviewpartner begeistern lassen, gibt es heute schon das nächste Interview. Das Buch der Autorin habe ich bereits von einiger Zeit gelesen und gerade arbeitet sie an ihrem zweiten Band. Somit es es doch der passende Zeitpunkt, um ihr ein paar Fragen zu stellen:
M.L. von Burgberg (privat)

Fantasy-Romane spielen nahezu immer in ihrer ganz eigenen Welt. Was gefällt dir ammeisten daran, Welten zu erschaffen?
Stell dir vor, du stehst vor einer riesigen, weißen Leinwand. Noch ist sie scheinbar nichts,außer ein farbloser Klecks. Dann beginnst du, Gebirge einzuzeichnen, Hochebenen, Flüsse, Seen und so viel mehr. Nach und nach färbt sich die Leinwand in bunte Farben. Doch es fehlt das gewisse Detail, die Tiefe. Die Menschen und Lebewesen, die diesen Flecken bewohnen. Also beginnst du die geschaffene Welt mit Leben zu füllen. Die nötige Tiefe kommt mit den Geschichten der Menschen und Wesen, die für diese Welt gedacht sind. Ihre Geschichten sind es, die sich in ein feines Geflecht verweben und verstricken, dadurch ihre eigene Dynamik entwickeln. Eigene Kulturen und die Gedanken, wie gegensätzliche Ansichten doch miteinander harmonieren können oder sich zu zerfleischen drohen. Am meisten gefällt es mir, mich von meiner Welt überraschen zu lassen, indem was sie zu bieten hat und den Freiraum, immer weiter an ihr schmieden zu können.

Orte, Personen, Götter, vieles gilt es zu gestalten. Bist du eher ein Planer oder schreibst du auch gerne einmal drauf los?
Zu Beginn schreibe ich erstmal ein paar Seiten drauf los, um in den Flow und das Gefühl der Geschichte zu kommen. Diese Szenen lösche ich später in der Regel und dann beginne ich mit der Planung und erstelle „Quests“, die mal mehr oder weniger detailreich angelegt sind. Meine Questtabelle ist ähnlich zu einer Szenentabelle, doch brauche ich eine offene Planung. Das heißt ich verzichte auf ein starres Planungssystem, indem kein Platz mehr für neue Ideen ist und meine Figuren und die Handlung in eine Form gepresst werden. Für mich ein Feind des kreativen Arbeitens. Meine Figuren können sich so besser entfalten, ohne das wir die Richtung verlieren und in den Handlungssträngen schaffe ich mir so Platz für kleinere und größere Twists, die mir tatsächlich immer erst beim Schreiben einfallen.

In "Ragdim" wird die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt. Warum war es dir wichtig, zwei Charaktere gleichberechtigt in den Erzählfokus zu stellen?
Ursprünglich war es das gar nicht. Imara war ursprünglich als Nebencharakter geplant, mit einer kleinen Aufgabe, bzw. Rolle. Zu dem war es mir wichtig, das Land Kilây und das Leben um die Hauptstadt Weirâg zu zeigen. Hier gab es eine starke Entwicklung, die mich sehr überrascht hat.

"Ragdim" enthält mehrere Handlungsstränge. Schreibst du erst jeden einzelnen und verbindest sie im Anschluss oder schreibst du das Buch so, wie es der Leser hinterher in Händen hält?
Die Geschichte wird absolut chronologisch Szene für Szene geschrieben. Ich springe zu keiner Zeit im Skript hin und her schreibe Szenen irgendwo auf der Timeline. Es gibt manchmal welche, die ich vorab schreibe, die weiter hinten liegen und ich lösche sie irgendwann jedesmal, weil ich nicht dorthin komme, außer mit der Brechstange.

Du arbeitest gerade an deinem zweiten Buch. Stellst du beim Schreibprozess Unterschiede zum ersten Buch fest?
Oh ja! Im ersten Band, besser gesagt Skript, hatte ich eher grobe Stationen, auf die ich hinschrieb. Das war zwischendrin für mich sehr anstrengend, nicht zu wissen, was direkt als nächstes passiert. Da schrieb ich zwischendrin mal Kurzgeschichten, um den Kopf freizubekommen und entdeckte die Planung für mich. Der zweite Teil lässt sich dadurch wesentlich schneller schreiben. Für den ersten Teil brauchte ich über 4 Jahre, weil ich die Fassung zwei mal schrieb und nun schaffe ich es in einem Jahr, den zweiten Teil fertig zu stellen, obwohl er mich Weltenbau technisch wesentlich mehr fordert.

Hat man als Autorin einen Lieblingscharakter?
Den habe ich, doch ihn lernt man im ersten Teil nicht kennen. Er trägt den Namen Shiro und ist gar nicht so finster, wie sein „Titel“ vermuten lässt.

Könntest du dir vorstellen in einem anderen Genre zu schreiben?
Du wirst lachen, hier liegt bereits ein fertiges Exposé zu einer SciFi-Idee, die einen zarten Hauch Fantasy in sich trägt.

Wie beeinflussen deine Leser dein Schreiben?
Es ist eine großartige Motivation zu wissen, dass der zweite Teil heiß ersehnt wird und mich immer wieder das liebevolle Drängen von Lesern erreicht, doch bitte schnell weiterzuschreiben. Also bereite ich die nächsten Abenteuer vor, auf das sie wieder eintauchen und einen Moment den Alltag hinter sich lassen können.

Ich hoffe, ihr hattet genau soviel Spaß, das Interview zu lesen, wie wir es bei der Erstellung hatten. Nächste Woche geht es weiter mit dem "Autor als Leser" Interview.
Schaut doch auch gerne vorher auf ihrem Instagramaccount vorbei:
instagram.com/m.l.von.burgberg

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