Mittwoch, 1. Dezember 2021

Sven Haupt "Stille zwischen den Sternen"


Hast du dir des Nachts schon mal den Himmel betrachtet? Mit seinen abertausenden Sternen? Jeder Stern hat seine Geschichte. Seine Erlebnisse. Denn nicht nur er hat Entwicklungen durchlebt, er war auch von Ereignissen Zeuge. So könnte dir in der "Stille zwischen den Sternen" ein Stern begegnen, der dir die Geschichte von Hien Otis und Jane erzählen würde, wenn du ihn nett darum bittest.
Hien Otis ist ein Ausnahmetalent der zukünftigen Raumfahrt. Als erste soll sie zum ersten lebendigen Raumschiff werden. Ein glücklicher Zufall, denn den Menschen ist sie nicht so zugetan. Maschinen, Sterne, Stille, das ist viel mehr ihre Welt. So zögert sie nicht, als ihr das Angebot gemacht wird, was viele als unvorstellbar erachten würden. Ihr zur Seite gestellt wird die erfahrene Jane, die mit ihrer Liebe zu Wiener Kaffeehäusern und zur viktorianischen Zeit eine Bodenständigkeit in den Galaxiealltag bringt. Teezeit, zur Ruhe kommen, nicht immer nur höher, schneller, weiter.
Denn Hien muss trotz ihres brillanten Verstandes einsehen, dass sie mit ihren Ressourcen haushalten muss, auch sie ist nicht unsterblich oder vielleicht doch?
Als die beiden auf eine Mission an den Rand der Galaxis beordert werden, denkt man, dass es sich lediglich um eine weitere Überprüfung der Flotte handelt, doch schnell zeigt sich, dass hier ganz andere Machenschaften am Werk sind, die sowohl Hien als auch Jane trotz all ihres Wissens nicht voraussehen können.
Sven Haupt, der gerade den Deutschen Science-Fiction Preis gewonnen hat, legt mit seinem neuen 360-seitigen Buch, ein Werk vor, in dem man als Leser immer wieder durch Raum und Zeit verschoben wird.
Der Leser wird in den 60 Textfiles durch die Geschichte von Hien und durch die Mission geführt, doch beide Geschichten sind mehr als ein weiteres SciFi-Buch über die Entwicklung einer KI und das Entdecken ferner Galaxien. Einen großen Teil des Buches nimmt auch die Frage ein, was bedeutet es ein Mensch zu sein. Was macht uns aus? Wenn wir nicht in die Gesellschaft passen, ist das unsere individuelle Schuld oder die der Gesellschaft? Wonach sollen wir streben und was sollte unser individuelles Ziel neben jeglicher Optimierung sein?
Das Buch verfügt weiterhin über so viele Aspekte, dass man sie kaum alle aufzählen kann, aber es sei gesagt, man schmunzelt über Janes Humor, man leidet mit Hien und man versteht Wilson (zumindest wenn man Physiker oder Buchhalter ist). Und schließlich soll man ja auch nicht alles verraten, denn jeder Leser soll das Buch auch für sich selbst entdecken und erforschen.
Ein Buch, welches nachhallt, den Leser nachdenklich zurücklässt und ganz unbewusst den Blick zu den Sterne lenkt.

5 von 5 Galaxien

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