Montag, 11. Mai 2020

Autoreninterview mit Helmut Barz Teil 5

Hallo zusammen.
Kaum zu glauben, heute ist schon der 11.05.20 und dies ist der letzte Teil meines kleines Interviews mit Helmut Barz, passend zum Erscheinungstermin seines neuen Romans "Brumm!".



Ist es dir bei deinen Büchern, trotz voriger Planung passiert, dass sich eine Figur anders entwickelt hat, als du es anfangs gedacht hättest?
Das passiert eigentlich ständig. Figuren entwickeln beim Schreiben immer ein Eigenleben, nicht nur die Hauptfiguren. Ein gutes Beispiel dafür ist übrigens Laura aus "Westend Blues", die ich eigentlich schon nach zwei Kapiteln wieder abschieben wollte, die sich dann jedoch eigenständig weiterentwickelte und sich als hervorragende dramaturgische Triebkraft erwies.
Noch viel krasser war es im Fall von Augustin (African Boogie, https://www.coeurart.de/produkt/african-boogie-katharina-klein-im-urlaub-ebook/), der eigentlich nicht mehr als ein kleines Kabinettstückchen sein sollte. Eine Hommage an einen Reiseführer, den ich mal in Namibia kennengelernt habe: einen stolzen Herero, der jedoch fleißendes Deutsch mit breitem sächsischem Akzent sprach. Das ist in Namibia übrigens gar nicht so selten. Die damals noch existente DDR hat die Widerstandsbewegung des Landes gegen die auch hier existierende Apartheid unterstützt und viele Schwarze zum Studieren in die DDR eingeladen. Hoffnung war wohl, dass nach dem Fall der Apartheid aus Namibia so etwas wie eine blühende Keimzelle des Sozialismus in Afrika werden soll. Bei mir wurde dann daraus ein Luftfahrtingenieur, der in Aachen studiert hat, und der mit der großen Liebe zum deutschen Volkslied gesegnet ist.
Augustin erwies sich dann aber als ausgesprochen praktisch. Sonst hätte ich für viele Aufgaben, die er im Buch übernimmt, immer einzelne Figuren einführen müssen.

Auch wenn das Crowdfunding bei "Brumm!" nicht geklappt hat, würdest du ein Crowdfunding für deine zukünftigen Bücher in Erwägung ziehen?
Nun, das Crowdfunding für "Brumm!" war ein Experiment, um zu sehen, wie weit ich damit komme. Das Buch war glücklicherweise auch anderweitig bereits finanziert. Mein Ziel für die Kampagne war, bereits im Vorfeld Neugier zu erwecken (das hat geklappt) und schon mal einen Nukleus von Leser*innen zu gewinnen, die das Buch vor dem Erscheinen bereits lesen. Letzteres hat leider nicht geklappt.
Allerdings habe ich die Kampagne in der Endphase auch nicht mehr beworben. Dazu gab es auch auf StartNext zu viele Projekte, die das Geld dringender benötigten als ich. Und ich dachte, ich lasse denen besser den Vortritt.
Insgesamt ist jedoch beim Thema Crowdfunding die Berührungsangst in Deutschland noch sehr hoch, wie mir die Gespräche mit potenziellen Spenderkandidaten gezeigt haben. Die von mir gewählt Plattform StartNext ist leider auch nicht selbsterklärend: Allzu oft haben dann die Leute bei mir zurückgefragt, was sie denn jetzt machen müssten.
Erfolg haben aktuell in meinem Bereich Kampagnen von Leuten, die entweder sehr bekannt und/oder bereit sind, einen Großteil der Crowdfunding-Summe selbst einzubringen. Betrachtet man sich einmal die Projekte genauer und blickt auf die Unterstützerliste, dann stellt man fest, dass dort sehr häufig der Projektinitiator (oder seine Familie) selbst steht - und das mit größeren Summen. Finanziell wirklich rentieren würde sich Crowdfunding bei einem hohen Bekanntheitsgrad. Doch bleibt die Frage: Ist in so einem Fall Crowdfunding wirklich sinnvoll?
Ich werde allerdings weiterhin mit dieser Finanzierungsoption spielen. Als nächstes steht für mich beispielsweise die englische Ausgabe von "Ein dreckiger Job" an. Dann werde ich mal schauen, wie das Ganze international so aussieht. Allerdings ist der Aufwand, den man für ein erfolgreiches Crowdfunding betreiben muss, sehr hoch. Es entstehen Kosten für Videodrehs, Werbung etc... Da muss man halt schauen, ob sich das Ganze wirklich lohnt.

Ärgerst du dich über schlechte Rezensionen? Oder stehst du da eher drüber?
Zunächst einmal die Antwort des welterfahrenen alten Sacks:
Jede Kritik, solange sie keine reine Schmähung ist, ist natürlich berechtigt und ich versuche, sie ernstzunehmen, eien Lehre für mich daraus zu ziehen und Kritikpunkte, denen ich zustimme, bei der nächsten Runde zu berücksichtigen. Ich bemühe mich, Kritiker und Kritiken zu akzeptieren und im Zweifelsfalle drüberzustehen.

Und nun die etwas emotionalere Antwort:
Ein Buch ist wie ein Kind und somit natürlich zu schützen. Entsprechend tun mir negative Kritiken auch mal weh, speziell wenn sie unfair und "unter der Gürtellinie" sind. Ich denke, das geht fast jedem Autor so. Ich ärgere mich jedoch nur, wenn das Gesagte eklatant falsch und beleidigend ist. Aber ich zwinge mich, im Zweifelsfalle nicht zu reagieren, bzw. falls nötig sachliche Fehler ruhig klarzustellen.

Für mich wichtige Erkenntnis:
Man kann es nicht allen rechtmachen. Literatur ist Geschmacksfrage. So gesehen bin ich persönlich sogar skeptisch (und mit gutem Grund), wenn ein Buch nur positive Kritiken erntet. Problematisch ist es nur, wenn Kritiker ihren persönlichen Geschmack zum allgemein gültigen Kriterium erheben. Aber das passiert Gottseidank recht selten. Wenn Kritiken subjektiv und vom Geschmack geprägt sind, wissen dass die Kritiker zumeist und sagen das auch so.

Abschließen will ich das Interview mit ein paar feinen Zeilen vom Buchrücken des neuen Romans "Brumm!":

Jedem Menschen wohne ein Krafttier inne –
so lehren uns die Schamanen:
Man müsse es nur finden,erwecken und befreien.
Doch was, wenn dieses Krafttier
ein verspielter, verschlafener,verleckerter, territorialer,
dickschädeliger Panda ist,
der dein Leben ins Chaos stürzt –
und sich beharrlich weigert wieder zu gehen?


Ich hoffe, ihr hattet an dem Interview genau soviel Spaß wie ich. Unter dem Label "Autoren-Donnerstag" könnt ihr nun auch noch einmal das ganze Interview nachlesen.

Nun bleibt uns nicht mehr viel zu sagen. Danke Helmut für die Beantwortung der Fragen und für deine Zeit und "Danke" an euch fürs Lesen.

Es verabschieden sich nun der Panda, Helmut und ich.



Hier sind die entsprechenden Links zu Helmuts Seiten:
Die genutzten Fotos hat der Autor selbst zur Verfügung gestellt.

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