Mittwoch, 30. März 2022

Susanne Popp "Die Teehändlerin"

Es gibt diese Bücher, unter denen man sich etwas anderes vorstellt. Bücher, bei denen man von gewissen Gegebenheiten ausgeht. Wenn man diese Bücher dann liest und feststellt, dass diese Gegebenheiten nicht so sind, wie man es sich erhofft hat, neigt man dazu das Buch zu beschuldigen, doch liegt es am Buch oder eher am Leser?
Gerade ist es mir mit "Die Teehändlerin" passiert.
Mit diesem Buch entführt uns die Autorin nach Frankfurt. Genauer gesagt in das Frühjahr 1838, als der Kaufmann Tobias Ronnefeldt sich vorbereitet die Anbaugebiete des von ihm importierten Tees in China zu besuchen. Ein Prokurist ist eingestellt, alle Vorbereitungen laufen, doch dann fällt der Prokurist plötzlich aus, ein neuer muss daher und nichts von dem Besprochenen läuft in Abwesenheit von Tobias so, wie er es für richtig erachtet hätte. Da muss seine Frau Fredericke doch eingreifen, oder?
So kommt sie als Frau eines Kaufmanns hinter die Ladentheke und auf den ersten Spott braucht der Leser nicht lange zu warten. Doch wird sie sich durchsetzen?
Und nun? Was war mein Problem? Nun es waren zwei Dinge. Zum einen kam mir, und dabei blieb es bis zum Schluss, zu wenig über Tee vor. Natürlich wurde über Tee geschrieben und er kam auch nicht nicht vor, aber ich hätte mir mehr Details gewünscht:
Wieviel Tee verwendete man damals für die Herstellung einer guten Tasse Tee?
Wie lange brauchte es von China über England oder die Niederlande nach Deutschland etc.?
Wieviel Tee verkaufte sich am Tag?
Interessant fand ich, dass auch schon damals nicht nur Tee sondern auch anderweitige ostindische Artefakte im Laden erwerblich waren.
Zum anderen trägt das Buch den Titel "Die Teehändlerin". Lange Teile des Buches beschäftigen sich mit der Zeit bevor sie hinter die Theke geht und auch sonst wird berichtet über ihre Schwestern, über ihren Schwager, über einen Arzt, über andere Frauen, kurzum "die Teehändlerin" kam mir zu kurz. Allerdings muss ich sagen, als ich das Buch zu Ende gelesen habe, das vieles, obwohl es nicht "die Teehändlerin" ist, "die Teehändlerin" formt. Alle Figuren begleiten sie auf dem Weg, alle Figuren beeinflussen sie und das Buch zeigt ein Frankfurt in der Biedermeier-Zeit, in der es zum Umbruch kam, wie eine Frau gesellschaftlich wahrgenommen wurde. Somit war der Begriff der Teehändlerin hier weiter gefasst, als ich es erst für mich wahrgenommen hatte.
Abschließend gibt das Nachwort Aufschluss, was wahr und was Fiktion ist, ein wichtiges Element für mich bei historischen Büchern.

4 von 5 Teetassen

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