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Freitag, 30. April 2021

Anne Jungenitz "Der Blutschlüssel"


Frances ist noch nicht wirklich in L.A. angekommen, als sie eine Karte von "Partners-in-crime" in Händen hält. Vom Ehemann betrogen, in Scheidung lebend, von ihrer Familie wegen ihres neuen Projekts nicht verstanden, hat sie in L.A. noch keine Freunde gefunden, um sich ein neues Leben aufzubauen. Daher scheint die Idee sich bei "Partners-in-crime" anzumelden eine gute zu sein, denn sie weiß nicht, was sich dahinter verbringt.
Frances trifft kurze Zeit später auf ihre fünf Mitstreiter Daisy, Alayna, Jaden, Brian und Makenzie. Sechs Personen, die als Stereotypen für sich stehen. Zusammen werden sie in einen verschlossenen Raum gebracht, aus dem es vermeintlich kein Entkommen gibt und die Uhr tickt. Doch reicht es nicht alle Rätsel des Raumes zu lösen. Der Blutschlüssel muss eingesetzt werden, das heißt, es muss jemand sterben, bevor man den Raum verlassen darf. Wer wird der erste sein und wie geht es danach weiter?

Habt ihr schon mal einen Escape-Room-Thriller gelesen oder ein klassisches Locked room mystery? Ja?
Dann werdet ihr mich verstehen, wenn ich sage, für mich war das Buch nichts neues. Klar, die Figuren und das Setting sind anders als in anderen Bücher, aber ansonsten gab es für mich kein Element, was mich wirklich überrascht hätte. Die Rätsel, die Charaktere und selbst der Schluss nichts war für mich wirklich überraschend und dementsprechend auch nicht spannend. Der Charakter, den ich am sympathischsten fand, stirbt schon relativ zu Beginn und so hab ich das Buch nur zu Ende gelesen, weil ich die Auslösung wissen wollte. 
Als Einstieg in die Welt der Escape-Room-Thriller mit Sicherheit ein gutes Buch, für jemanden wie mich, der schon viele Varianten gelesen hat, ist das Buch nicht herausragend.

2,5 von 5 Schlüsseln

Dienstag, 27. April 2021

BLOGGER WANTED: die_buchlilie

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Steckbrief:

Alter: 26
w/m/d: weiblich
Lieblingsgenres: Fantasy, Märchenadaptionen, Science-Fiction und Belletristik
Lieblingsautoren: Janna Ruth, Sylvia Rieß und Marie Graßhoff


Wie bist du dazu gekommen, Rezensionen zu schreiben? Wie bist du dazu gekommen, einen Blog zu starten?
Alles begann im August 2017 mit dem Wunsch, mich mit anderen Lesern und Leserinnen über Bücher auszutauschen. Ich war schon immer eine Vielleserin und befand mich damals außerdem im Bachelor-Studium der Buchwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, um selbst einmal in der Buchbranche Fuß zu fassen (mittlerweile habe ich auch meinen Masterabschluss in der Tasche). Durch meine Praktika in verschiedenen Verlagen hatte ich außerdem eine neue Leidenschaft entdeckt: nämlich das Marketing für Bücher! Anregende Werbetexte zu verfassen und passende Bilder dazu zu erstellen, machte mir einfach Spaß. Was eignete sich da als Freizeitbeschäftigung also besser als ein Blog? Buchkritiken zu schreiben war da nur eine logische Konsequenz.

Welches Buch hat dein Lesefieber entfacht?
Ich gehöre zur Generation, die stark von „Harry Potter“ geprägt worden ist. Dementsprechend begann meine Leseleidenschaft mit dem ersten Band, als ich 8 Jahre alt war. Ich erinnere mich noch daran, dass ich nach Beendigung von „Der Stein der Weisen“ dermaßen stolz darauf war, so ein „dickes“ Buch ohne Bilder gelesen zu haben (😉) und konnte die Folgebände kaum erwarten.

Welches Buch, welches nicht aus deinem Lieblingsgenre stammt, hat dich so beeindruckt, dass du ihm 5 Sterne gegeben hast?
Tief beeindruckt hat mich der philosophische Science-Fiction-Wälzer „Kernstaub“ von Marie Graßhoff – allerdings habe ich ihn nie rezensiert, weil ich für diese Faszination bis heute keine Worte finde. Ich habe zwar immer wieder Entwürfe begonnen, aber nie mit dem Gefühl, dass die Zeilen wirklich das ausdrücken, was diese Geschichte in mir ausgelöst hat. Ich glaube mittlerweile, dass Wortlosigkeit manchmal das größte Lob für einen Autor oder eine Autorin ist. In die Science-Fiction habe ich mich bis vor ein paar Jahren übrigens nie tiefer als bis zu klassischen Dystopien vorgewagt, weil ich dachte, dass Raumschiffe, Roboter-Technologien und Co. nicht mein Fall sind. Wie man sich irren kann! Mittlerweile bin ich sogar selbst Autorin einer Sci-Fi-Kurzgeschichte in der Anthologie „Fast menschlich“, die im Frühjahr vergangenen Jahres beim Eridanus Verlag erschienen ist (allerdings unter dem offenen Pseudonym Janina da Cunha).

Welches Buch würdest du einem anderen Leser ans Herz legen?
Ich könnte jetzt natürlich erneut „Kernstaub“ nennen, möchte an dieser Stelle aber eine andere Geschichte erwähnen, die mich vor Jahren ebenso beeindruckt hat: „Der Stern von Erui“, Band 1 einer Portal Fantasy-Reihe von Sylvia Rieß. Darin betreten wir durch den Schleier Erui, eine facettenreiche Welt voller Wunder, die aus den Träumen der Menschen entstanden ist. Doch diese Welt steht ihrer größten Bedrohung gegenüber, die ebenfalls menschengemacht ist. Ich habe selten eine solch epische, tiefgründige, bewegende und ja, auch düstere Geschichte über das Wesen der Menschheit gelesen. Sylvia Rieß schreibt so bildgewaltig und wortstark, ich liebe ihre Sternenlied-Saga sehr! Aktuell bekommt die Reihe übrigens neue Cover von saje design und überarbeitete Printbände.

Wonach wählst du die Bücher aus, die du liest?
Das ist unterschiedlich. Manchmal nach Vorgaben, wenn ich ein Rezensionsexemplar erhalten habe und die Vorgaben einhalten möchte, manchmal aber auch nach Lust und Laune.

Auf welchen Autor bist du auf Grund deines Bloggens aufmerksam geworden?
Nicht nur auf einen. 😏 Da ich mich auf unabhängige Verlage und Selfpublisher spezialisiert habe, weil ich Geschichten abseits des Mainstreams bevorzuge, die anders sind, die herausfordern und zum Nachdenken anregen, vor allem auf solche Autoren, die auf diese Weise publizieren. Da wären z. B. die Autorinnen der Märchenspinnerei zu nennen (zu denen auch Sylvia Rieß und Janna Ruth zählen), E.F. von Hainwald und Jan Corvin Schneyder aus dem GedankenReich Verlag oder Jacqueline Mayerhofer, Melanie Vogltanz und Anna Zabini aus dem Verlag OhneOhren. Auch Anna Neunsiegel möchte ich noch nennen.

Welches gehypte Buch war für dich persönlich ein Flop?
Das war „Blutrote Dornen“ von Jennifer Alice Jager. Ich weiß, dass sie eine große Fangemeinde hat und für ihre Märchenadaptionen sehr bekannt und beliebt ist, aber für mich war der Roman leider nicht nur zu schnelllebig und stereotypisch, ich habe auch Tiefe vermisst. Da sind mir die Romane der Märchenspinnerei deutlich lieber ...


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Sonntag, 25. April 2021

Mary Ann Fox "Je länger die Nacht"


Das ewige Pendeln zwischen Oxford und Rosehaven hat Mags und Sam auf Dauer einfach zu sehr genervt, so dass sich Sam dazu entschlossen hat, sein Buch in Mags "Haus" zu schreiben und sich von der Uni eine Auszeit zu nehmen. 
Obwohl er es im Vorfeld natürlich nicht wusste, zu einem besserem Zeitpunkt hätte er den Umzug nicht in die Wege leiten können, denn Mags gerät in diesem Band in tödliche Gefahr.
Denn was eigentlich ganz harmlos mit einem Ausflug zum Watergate Museum of Fine Arts beginnt, wird immer mysteriöser als sich herausstellt, dass die Karten nicht von der Direktorin als Aufmerksamkeit an die Mitglieder des Gartenvereins von Rosehaven geschickt worden sind und keiner weiß, wer die Karten weitergeleitet hat. Als dann noch ein Mitarbeiter des Museums bestürzt vor Mags davon läuft und kurze Zeit später tot ist, häufen sich die Hinweise, dass die Idylle nicht so ist wie sie scheint.
Doch was haben Mags' Eltern mit dem Museum zu tun?

Im vierten Fall um Mags Blake und die Bewohner von Rosehaven geht es viel um Mags Vergangenheit und darum, dass sie den Verlust ihrer Eltern nicht verknusen kann. Sicherlich will sie sich auf die Beziehung mit Sam einlassen, doch andererseits sind ihre Verlustängste noch immer an das Verschwinden ihrer Mutter und den plötzlichen Tod ihres Vaters gebunden. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich entgegen aller guten Vorsätze in das Getümmel stürzt, als es Hinweise gibt, die sowohl das Verschwinden ihrer Mutter als auch den Unfall ihres Vaters zu beleuchten scheinen.
Mags als Gärtnerin ist die klassische private Schnüfflerin, die neben der Polizei eigene Nachforschungen anstellt und dabei öfter auch in prekäre Situationen gerät. Was bei anderen Buchreihen dem Leser ein Kopfschütteln abnötigt, zeigt sich hier ein wenig anders, da Mags schon die Einsicht hat, dass sie, das was sie getan hat, nicht hätte tun sollen, was sie in meinen Augen sehr sympathisch macht.
Knapp 240 Seiten machen die Bücher der Serie zu einem kurzweiligen Lesevergnügen, wenn man das Genre cosy crime mit ein wenig Lokalkolorit mag.  

4 von 5 Sternen

Donnerstag, 22. April 2021

Gunnar Schwarz "Siehst du, wie sie sterben"


Jeder Mensch sehnt sich nach Nähe, danach dass es einen Menschen gibt, der das Leben mit einem teilen möchte und der sich mit den Interessen von einem selbst auseinandersetzt.
Doch was Frieda angeht, könnte sie auf diese Nähe und die Aufmerksamkeit verzichten. Die nächtlichen Anrufe sind erst der Anfang. Denn zu den Anrufen folgt die Aufforderung der Polizei, sich bei einer Mordserie als Beraterin zu betätigen. Dumm ist dabei nur, dass ihr Ex Marc in dieser Abteilung arbeitet und mit ihr zusammenarbeiten muss, denn ein bestialischer Mörder treibt sein Unwesen in Viden.
Frieda, die als Psychologin mehrere Bücher geschrieben hat, soll das schaffen, was der klassische Profiler nicht geschafft hat, weitere Morde verhindern. Denn diese Morde sind nicht nur einfache Morde, sie gehören zu einem durchdachten Plan, einem Plan, der sich allen Ermittlern erst erschließen und in seiner gesamten Bandbreite darlegen muss.

Gunnar Schwarz legt mit "Siehst du, wie sie sterben" einen Thriller vor, der sich mit jeder Seite dem Leser entfaltet, ebenso wie er es für die Ermittler tut. Marc als Polizist und Frieda als Psychologin oder auch Buchautorin bilden das vornehmliche Gespann, was den Fall zu lösen versucht. Die anfängliche Diskrepanz zwischen den beiden wirkt ein wenig hinderlich, weil beide versuchen auf ihrem Gebiet recht zu behalten. Für den Leser ist es spannend zu beobachten, wer von den beiden letztlich auf der richtigen Spur ist. 
Kurze Kapitel erhöhen das Lesetempo, wobei sich das Buch sowieso sehr flüssig liest. Die kleinen Kabbeleien, die sich sowohl bei Marc und Frieda, wie auch zwischen den Polizisten entspinnen, lockern die Brutalität der Morde ein wenig auf und zeigen in meinen Augen, wie wichtig es auch im Beruf eines Polizisten ist, der für mich hier gut geschildert wird, sich nicht in das dunkle "Böse" fallen zu lassen.
Man kann sich sowohl in Frieda, die das ganze sonst aus sicherer Entfernung beobachtet, als auch in Marc, der jeden Tag der Bosheit der Menschen ausgesetzt ist, einfühlen, da beide Charaktere die nötige Tiefe enthalten. 
Ein Thriller, der sich sehr auf die Psychologie konzentriert und dem Geschehen einen ganz anderen Blickwinkel bietet. Ein aufschlussreiches Buch, was einen darüber nachdenken lässt, warum manche Menschen morden und andere nicht.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

4 von 5 Schnitzereien

Gleiches Buch, andere Rezi? Hier lang: Thorti's Bücher Blog

Markus Thiele "Die Wahrheit der Dinge"


Schwarz - Weiß
Recht - Unrecht
Recht - Gerechtigkeit
Grau.... Unmengen von Grau...
 
Corinna Maier und Frank Petersen stehen auf jeweils einer Seite des Gesetzes. Frank Petersen als Strafrichter und Corinna Maier als Angeklagte. Sie hat sich schuldig gemacht, doch aus welchen Gründen? Gibt es Gründe, einen Mord zu dulden? Gibt es klare Richtlinien, wie man über einen Menschen urteilen kann? Frank Petersen gilt als Kopfmensch, Corinna Maier übernimmt den Gegenpart. Sie steht für das Gefühl und für die Handlung.
Grau, Unmengen von Grau begegnet dem Leser in diesem Buch. Denn auch wenn unstrittig ist, dass Corinna Maier im Gerichtssaal von Petersen den Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bleibt die Frage, war es verständlich? War ihre Strafe angemessen?
Das Buch spielt auf mehreren Zeitebenen, wobei die Handlung hauptsächlich in 2015 spielt. Corinna Maier wird aus dem Gefängnis entlassen und ihre Entlassung sowie einige berufliche Rückschläge lassen Frank Petersen verzweifeln. Kurzum macht er sich auf den Weg, um Corinna Maier aus dem Gefängnis abzuholen. Von ihr erhofft er sich, Licht ins Dunkel zu bringen.
Da ist es wieder: Grau...

Markus Thiele hinterfragt in seinem Buch das Rechtsverständnis des Lesers. Mal tendiert man zu Frank Petersen, mal kann man auch Corinna Maier verstehen. Darf es Selbstjustiz geben? Muss man in manchen Milieus mehr Prävention vornehmen, um Gewalttaten zu verhindern? Aber kann man das? Kann man Menschen berechnen und einschätzen, was passieren wird?

Das Buch wühlt beim Lesen auf, es zwingt den Leser über viele Dinge nachzudenken. Trotz des schwierigen Themas lässt sich das Buch gut und zügig lesen. Nach dem Lesen ist es allerdings nicht sofort aus dem Kopf, denn die Welt ist danach nicht mehr Schwarz und Weiß... Man sieht Grau... Unmengen von Grau...

4 von 5 Gerichtssälen

Das Buch hat mir der Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Gleiches Buch, andere Rezi? Hier lang: Thorti's Bücher Blog

Dienstag, 20. April 2021

BLOGGER WANTED: amjbookworld.de

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Steckbrief:

          http://amjbookworld.de/ (Blog)
Alter: 37
w/m/d: w
Lieblingsgenre: Fantasy, Sci-Fi
Lieblingsautor: Christoph Grimm, Eckhard Bausch .... es gibt keinen so richtigen Favoriten ;-)


Welches Buch hat dein Lesefieber entfacht? 
Das war als Teenie "Das Wunderpony", leider weiß ich den Autor nicht mehr, und die "Dolly" -Reihe von Enid Blyton.

Welches Buch würdest du einem anderen Leser ans Herz legen? 
Ui, ja - mhmm - mir spucken gerade mindestens zwei durch den Kopf - definitiv aber Christoph Grimm's Anthologie "fast menschlich", die einen zum Nachdenken anreget.

Wonach wählst du die Bücher aus, die du liest? 
Klar, der Blick fällt zu erst auf das Cover, allerdings ist das meist nicht der ausschlaggebende Punkt. Mich muss auch oder eher hauptsächlich der Klappentext ansprechen und wenn der mich packt, dann wird in diese Welt abgetaucht.

Würdest du jedes Buch lesen, was dir ein Verlag zur Verfügung stellt oder was ein Freund dir empfiehlt? 
Nein, würde ich nicht. Ich würde mir die Bücher zwar mal ansehen, aber nicht direkt lesen. Blicke zwar gerne mal über den Tellerrand, aber es gibt Genres, da komme ich einfach nicht mit zurecht.

Auf welchen Autor bist du auf Grund deines Bloggens aufmerksam geworden? 
Auf Christoph Grimm, durch die Zusammenarbeit beim Mystic Verlag, wie auch Eckhard Bausch und Bernd Ernst. Oder auch auf Anna Neunsiegel mit ihrer Goulard-Saga, die ich ohne meinen Blog gar nicht bemerkt hätte.

Schreibst du für jedes Buch, das du liest, Rezensionen? 
Ich versuche es. Allerdings, wenn es Bücher sind die ich abbreche, aus welchem Grund auch immer, versuche ich zu erst den Kontakt mit dem Autor z.B. zu suchen und mit ihm meine Probleme mit der Geschichte zu besprechen. Meist schreibe ich dann auch keine Rezension darüber, weil ich sie nicht beendet habe. Mag diese Abbruch - Rezensionen nicht.

Welches gehypte Buch war für dich persönlich ein Flop?
Wolfsthron, war für mich ein persönlicher Flop. Erst recht da es mit Game of Thrones verglichen wurde, was eine gewisse Erwartung voraussetzt, was es bei mir definitiv nicht erfüllt hat und ich es damals abgebrochen habe.


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Sonntag, 18. April 2021

Gitta Edelmann "MacTavish & Scott - Tod eines Künstlers"


Immer noch hadert Anne mit dem Tod ihres Mannes. Dazu kommt, dass sie immer noch den geldlichen Verlust versucht auszugleichen. Sicherlich läuft die Detektei mit Finola immer besser, doch dann trifft Anne der nächste Schicksalsschlag. Gordon, ihr alter Freund, stirbt von einem auf den anderen Tag und hinterlässt eine Lücke in ihrem Leben.
Während Finola versucht in York die Umstände von Malcolms Tod zu rekonstruiert, schaut sich Anne die aktuellen Lebensumstände von Gordon an und es kommen schnell Zweifel über die Todesumstände auf.

Im dritten Teil der beiden Detektive werden wieder mehrere Geschichten nebeneinander her erzählt, leider nimmt das den einzelnen Geschichten die Dynamik. Die Geschichten ansich sind gut angelegt, aber es ist schon ein wenig zu offensichtlich, wohin sich die beiden Geschichten entwickeln. Auch fehlt mir ein wenig die Dynamik zwischen Anne und Finola, die mir in den ersten beiden Bücher besser gefallen hat.
Trotzdem bin ich schon gespannt, was die beiden Damen in ihren zukünftigen Fällen erleben werden.

3,5 von 5 Teetassen

Donnerstag, 15. April 2021

Autoreninterview Christoph Grimm Teil 2

Hallo zusammen.
Heute geht es weiter mit Teil 2 meines Interviews mit Christoph Grimm.


Nenne fünf Schriftsteller, die dein Schreiben beeinflussen.
Nur fünf? Nun … Ray Bradbury, Stephen King, Agatha Christie, Ken Follett und Joseph Michael Straczynski. Es ist wohl bezeichnend, dass vier davon erstaunlich gute Kurzgeschichten schrieben. Bradbury demonstriert mir, wie tief und nachhallend kurze Werke sein können. Stephen King versteht wie kein anderer, Atmosphäre zu schaffen. Agatha Christie’s humorvolle, knifflige Krimi-Strukturen sprechen für sich. Ken Follett verwendet Sprache auf eine meisterhafte Art und Weise. Straczynski ist sicher der Unbekannteste der Genannten und vor allem durch seine wundervolle Serie „Babylon 5“, die er fast im Alleingang schrieb, bekannt. Es war das beste Beispiel, wie man eine Geschichte strukturiert. Als Gesamtes und als Episode/Kapitel. Bis heute dient mir der Fünf-Akt-Aufbau von „Babylon 5“ als Muster für die Gestaltung eigener Werke. 

Poirot, Holmes und Maigret sollen "Das Rätsel des Aliens" lösen. Du darfst nur einen Detektiv für deine Geschichte wählen. Wen nimmst du und warum?
Das fragst du doch jetzt nur, weil ich mir der besonderen Stärken dieser drei Herren bewusst bin ;). Ich bemühe mich um Diplomatie und entscheide anhand des Falles: Wenn es darum geht, dass irgendwelche Verkrustungen, Schuppen oder Schleimspuren am Tatort gefunden werden, würde ich wohl Holmes nehmen. (Weil Verkrustungen, Schuppen und Schleimspuren nur in Tottenham vorkommen – und auch nur, weil dort vergangene Woche eine Alien Delegation landete und sich häutete und es seitdem nicht geregnet hat. (In London. Wer’s glaubt)). Ginge es darum, dass ein Alien in einem Shuttle/Raumstation/auf einer hermetisch abgeriegelten Mondbasis ermordet wurde und jeder der wenigen Gäste ein wasserdichtes Alibi, aber auch ein Motiv hätte, würde ich wohl die kleinen, grauen Zellen von Poirot zu Rate ziehen. Wenn die Auflösung des Rätsels Menschlichkeit und Empathie erfordert, sollte ich wohl den schwerfälligen Maigret zum Mittagstisch einladen. (Da habe ich mich jetzt geschickt aus der Affäre gezogen, oder? ;)   

Ist es für dich wichtig einen Ort gesehen zu haben, damit du über ihn schreiben kannst?
Jein. Meine Eindrücke aus Heidelberg, Mannheim, London und der Türkei helfen ungemein, wenn meine Geschichten dort spielen, aber zumeist verlasse ich mich auf Google Maps. (Es ist zudem etwas schwierig, London zur Amtszeit von Queen Victoria, den Mars oder Keppler 186f aufzusuchen). Ein kleiner Autorentrick: Wenn du nicht herausfinden kannst, ob es in Süd-London einen Starbucks gibt … dann schreibe „Sie tranken überteuerten Kaffee“.

Als Herausgeber bist du von Anfang an bei der Planung einer Anthologie dabei. Wonach entscheidest du, ob sich ein Thema für eine Anthologie eignet?
Das ist sehr unterschiedlich und eigentlich ist man erst hinterher schlauer – Ich weiß ich jetzt noch nicht, ob für meine laufende „Erstkontakt“-Ausschreibung genug interessante Geschichten eingehen, die dem Qualitätsanspruch der Verlegerin und mir genügen, um eine Sammlung zusammenstellen zu können. Wir nehmen an, dass es so sein wird – also wünsche uns Glück :). Den Markt zu kennen, ist von Vorteil, aber letztendlich vertrauen Verlage und Herausgeber also ihrem Bauchgefühl, wenn sich ein Thema „gut“ anfühlt.

Wie kamst du zum Schreiben?
Ich vermute, in der ersten und zweiten Klasse … 

Damit ist das Interview leider schon vorbei. Ich hoffe, es hat euch genauso gut gefallen, das Interview zu lesen, wie es mir gefallen hat, mit Christoph das Interview zu führen. Unter dem Label "Autoren-Donnerstag" könnt ihr noch einmal das gesamte Interview nachlesen.

"Danke" Christoph, für die Zeit, die du dir für die Antworten genommen hast und "Danke" an euch, dass ihr euch die Zeit fürs Lesen genommen habt.

Hier sind die entsprechenden Links zu Christoph Grimm:
instagram.com/christoph.grimm.85
http://christophgrimm.com/
www.facebook.com/christoph.grimm

Dienstag, 13. April 2021

BLOGGER WANTED: Diana_magictimes

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Steckbrief:

Alter: 38
w/m/d: w
Lieblingsgenre: Romance (wirkliche alle Unterkategorien!), Fantasy, Krimis und sonstige Belletristik 
Lieblingsautor: Sarah J Maas

 
Welches Buch hat dein Lesefieber entfacht?
Der Zauberbaum und seine Freunde von Enid Blyton war das erste Buch, welches ich alleine gelesen habe. Ich war so ungefähr 10 Jahre alt und es hat mich so sehr gefangen genommen, dass ich unbedingt immer wieder so ein Leseerlebnis erfahren wollte. 

Welches Buch, welches nicht aus deinem Lieblingsgenre stammt, hat dich so beeindruckt, dass du ihm 5 Sterne gegeben hast?
Ganz aktuell ist das „the Loop“ von Ben Oliver. Ein dysthopischer Thriller, welcher mich nachhaltig beeindruckt hat.

Welches Buch würdest du einem anderen Leser ans Herz legen?
„Es war einmal Aleppo“ von Jennifer Benkau! Ein Buch, welches für mich, in jede Schulbücherei und auf den Lehrplan gehört!

Wonach wählst du die Bücher aus, die du liest?
Meine favorisierten Autoren*innen habe ich immer auf der Liste und so kommen schon ein paar Bücher im Jahr zusammen...Ansonsten stöbere ich gerne durch die Buchhandlung und lasse mich zuerst vom Cover abholen, wenn der Klappentext dann auch ansprechen ist, schlage ich zu. 

Würdest du jedes Buch lesen, was dir ein Verlag zur Verfügung stellt oder was ein Freund dir empfiehlt?
Ein ganz klares NEIN 🤷🏻‍♀️. Ich lese nur das, worauf ich Lust habe. Ein*e Freund*in kann mich zwar überzeugen, aber grundsätzlich muss es mich auch trotzdem ansprechen!

Auf welchen Autor bist du auf Grund deines Bloggens aufmerksam geworden?
Puh, schwere Frage! Ich hab so viele tolle Autoren*innen und deren Bücher durch das Bloggen kennengelernt. Aber ich würde sagen, dass ich durch das Bloggen im allgemeinen mehr auf Selfpuplisher aufmerksam geworden bin. 

Schreibst du für jedes Buch, das du liest, Rezensionen?
Nein! Leider ist nicht jedes Buch ein Hit! Und manchmal möchte ich nur mit dem Kopf schütteln, was ich da gerade für einen Mist lese bzw. gelesen habe. Ich denke aber, dass negative Rezensionen zum einen doch auf ihre Weise Werbung schaffen, und das sie einfach verletzend sein können. Außerdem schreibe ich viel lieber Leseeindrücke! Völlig ohne Wertung. Ich schreibe lieber über das Gefühl beim lesen, was mich beeindruckt hat und was mir Kopfschmerzen bereitet hat. Fällt ein Buch aber in meiner eigenen Kategorie durch, dann gibt es dazu keine Bewertung. Sollte es ein Leseexemplar gewesen sein, dann unter Rücksprache mit Verlag oder Autor*in.


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Sonntag, 11. April 2021

Ben Kryst Tomasson "Sylter Lügen"


Sylt - Die Insel der Reichen und Schönen... 
Was zieht Verbrechen mehr an, als Reichtum? Richtig, eigentlich nichts.
Im mittlerweile fünften Band um die Undercover Ermittlerin Kari Blom geht es dieses Mal um die Kunstszene auf Sylt. Kurz nachdem ein unbekannter Chagall in der Galerie Fromme aufgetaucht ist, wird Kari zur Untersuchung auf die Insel geschickt. Doch was sich erst als Fälscherring anlässt, wird kurze Zeit später zu einer Mordermittlung, da die Galeristin eines Morgens tot aufgefunden wird.
Viele Personen haben ein Motiv die kaltherzige Galeristin umzubringen, angefangen beim Ehemann, über den Konkurrenten bis hin zu den Fälschern.
Da ich die vorigen Bände bisher nicht gelesen hätte, war ich anfangs ein wenig erstaunt, wie viele Personen sich doch des Falls annehmen. Beginnend mit der Undercover Ermittlerin Kari Blom, über den Sylter Kollegen Jonas Voss, ihren Chef Ole Lund bis hin zur berühmt berüchtigten Häkelmafia. Klingt wie eine bunte Mischung? Schien im ersten Moment für mich auch so, dass von allen Ermittlertypen in diesem Buch etwas zusammengemischt wird. Doch erstaunlicherweise fügt sich alles gut zusammen.
Die Schnüffler bringen Witz und Charme in den Fall, den Profis kann der Leser bei der Arbeit über die Schulter schauen. Man lernt mehr als sonst bei Büchern, wie die Polizeiarbeit vor sich geht. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es sich bei Sylt um eine Insel handelt und sie nicht alle Ressourcen besitzt und vieles vom Festland her "importiert" werden muss. 
Lokalkolorit wird hier sehr groß geschrieben, als jemand, der die Insel kennt, konnte ich den Ermittlern auf Schritt und Tritt folgen, aber auch für jemanden, der die Insel nicht kennt, sind die Beschreibungen so, dass sich jeder "sein Sylt" im Kopf aufbauen kann.
Zurück aber zum Fall: Gut durchdacht, mit einigen Hintergrundinformationen über Kunst und ebenfalls eingestreuter Kritik über die Inselpolitik ist es ein Vergnügen dieses Buch zu lesen. Der Autor legt hier einen modernen Kriminalroman vor, indem es nicht um Brutalität, Blut und Exzentrik geht, sondern er legt den Finger auf die vermeintlich kleinen Dinge, die aber für die einzelnen Personen umso mehr Gewicht haben. Existenzängste, Mietwucher und der Drang sich anzupassen, spielen neben dem eigentlichen Mord eine gleichwertige Rolle und runden den Kriminalroman ab.

4,5 von 5 Undercovereinsätzen 

Samstag, 10. April 2021

Fang Fang "Wuhan Diary"


Im letzten Jahr gab es oftmals kaum ein anderes Thema: Corona.
Abstand halten, Home-Office, sich nicht mehr mit anderen treffen, Unsicherheit, Krankheit, Tod...
Einen tieferen Einschnitt hat es in das Leben der meisten Menschen in den letzten Jahren kaum gegeben. Doch wie waren die Anfänge?
Vor einem guten Jahr fing alles in Wuhan an. Wuhan wurde abgeriegelt. Von der Außenwelt abgeschnitten. Die Menschen dazu gedrängt in ihren Wohnungen zu bleiben. 
60 Tage schrieb Fang Fang an ihrem Tagebuch beginnend am 25.1.2020. 60 Tage berichtet sie auf ihrem Blog, was in Wuhan geschieht.
Selten verlässt sie dabei ihre Wohnung. Selbst mit Vorerkrankungen gezeigt, bleibt sie mit ihrem Hund hinter ihrer Wohnungstür und die Welt kommt via Telefon, Internet oder durch den Blick aus ihrem Fenster in ihre eigenen vier Wände.
Sie berichtet gestützt durch Informationen von verschiedenen Ärzten und Gelehrten, was auf den Straßen von Wuhan passiert und wird dafür angegriffen. Sie, als Schriftstellerin, würde die Tatsachen verdrehen oder gar erfinden. Ihr Blog und WeChat werden des Öfteren gesperrt oder ihre Beiträge werden einfach immer wieder gelöscht.
Doch sie gibt nicht auf, denn auch wenn es schwierig ist, motiviert gerade diese Reaktion sie dazu weiterzumachen. Die Menschen in Wuhan über ihre Sicht der Dinge und ihren Informationsstand in Kenntnis zu setzen.
Dabei sind die Themen, über die sie in diesen 60 Tagen schreibt, vielfältiger als es im ersten Augenblick scheint. Sie drehen sich natürlich hauptsächlich um Corona, doch es geht um Politik, die Presse, das Gesundheitswesen, persönliche Kontakte zu Freunden und Bekannten sowie vereinzelt auch um ihre Familie.
Woraus ihr der sprichwörtliche Strick gedreht wird, ist dabei vielfältiger Natur. Aber genauso wie sie für den Blog angefeindet wird, genauso ziehen Menschen Kraft aus dem, was sie schreibt. In all ihren Beiträgen schimmert Hoffnung. Hoffnung, dass es auch wieder besser wird, Hoffnung, die Menschen, die einem wichtig sind, wieder in den Arm schließen zu können, Dinge zu tun, die man liebt.
Denn auch wenn die Zeit dunkel ist, es kommen auch wieder bessere Zeiten und dann wird Corona Vergangenheit sein.

4 von 5 Hoffnungsschimmern

Donnerstag, 8. April 2021

Autoreninterview Christoph Grimm Teil 1

Hallo zusammen.

Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Für viele gehört das Schreiben neben dem regulären Job zum Leben. Doch das Leben als angehender Autor ist nicht leicht. Man muss nicht nur eine Geschichte zu Papier bringen, nein, das wäre ja zu einfach. Man muss sie auch noch an Leser bringen, denn hat man keinen großen Verlag im Nacken, bleibt vieles an einem selber hängen. Da kann man auch direkt selbst als Herausgeber fungieren. Einer, der dies alles macht, ist unser heutiger Autor.

Herzlich Willkommen, Christoph Grimm. 

Christoph Grimm

Eine Kurzgeschichte zu schreiben, verlangt in meinen Augen einen noch differenzierteren Umgang mit der Sprache, weil man sich kurz fassen muss. Wie gelingt es dir, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren?
Ich möchte hier kein Regelwerk herunterbeten – derer gibt es genug –, aber der Trick bei dem Ganzen ist, sich zu überlegen, was man mit einer Geschichte erreichen und aussagen will. Hinzu kommt, dass ich sehr gute Testleser, einen schmerzhaft kritischen Struktur-Lektor und eine sehr gute (und ausgesprochen freundliche) Lektorin habe J.

Deine Kurzgeschichten erscheinen in Anthologien. Warum meinst du haben Anthologien so einen schlechten Ruf?
Diese Antwort wird mir nicht nur Freunde bringen. Sei’s drum …
Kurz gesagt, weil es nur wenig wirklich gute Anthologien gibt und die Wahrscheinlichkeit groß ist, oft an mittelprächtige oder schlechte zu geraten. Der bescheidene Ruf ist rein auf die Gesamtsumme bezogen irgendwo gerechtfertigt.

Es liegt vermutlich daran, wie und zu welchen Gegebenheiten Anthologien mittlerweile entstehen: Kurzgeschichtensammlungen sind ein Nischenprodukt auf dem Markt. Ein Blick in jede beliebige Buchhandlung belegt das. Sie verkaufen sich so überschaubar, dass es für handwerklich versierte, brotberufliche Autor*innen – von Bestsellern ganz zu schweigen – in wirtschaftlicher Sicht uninteressant geworden ist, sich an ihnen zu beteiligen. (Wenn etwa Andreas Eschbach oder Sebastian Fitzek Kurzgeschichten raushauen, dann letztendlich, weil sie es wollen oder ein Projekt unterstützen möchten).
Natürlich gibt es viele nebenberufliche Autor*innen, die den Großen in nichts nachstehen und ihren eigentlichen Lohn nicht in den mickrigen Tantiemen sehen und sich daher an Ausschreibungen beteiligen – zusammen mit einer Armada von handwerklich … nicht so versierten Autor*innen. Die Vielzahl an Ausschreibungen sorgt für eine Verteilung der wenigen Perlen in einer Flut mittelprächtiger, schwacher und schlechter Geschichten.

Das Ende vom Lied: Einige wenige Verlage, die mit Herzblut herangehen und sich einen Ruf erarbeitet haben, erhielten mehr Perlen, um eine wertige Sammlung machen zu können. Ein größerer Teil Verlage hat weniger Perlen erhalten. Um die Sammlung trotzdem machen zu können, werden diese Anthologien dann eben mit Geschichten der Kategorie „Naja, ganz okay“ aufgefüllt. (Ich habe nur einmal den Fall erlebt, dass eine Verlegerin mutig genug war, nach einer Ausschreibung eine Anthologie *nicht* zu machen, weil sie nicht hinter ihr hätte stehen können – und heute verstehe ich das viel besser als damals). Das größte Ärgernis sind allerdings Dienstleisterverlage, DKZVs und selbst ernannte Literaturakademien. Sie hauen eine Anthologie nach der anderen auf den Markt, um wahlweise ihr 
tolles Konzept zu verkaufen oder bauen darauf, dass jeder Beteiligte ein(ige) Dutzend Exemplare selbst abnimmt. Diese Sammlungen greift nicht nur den zurecht überall sonst abgewiesenen Satz an unbelehrbaren Eitelkeits-Autoren ab, sondern vermittelt Neulingen, die einfach noch nicht so weit sind, ein völlig falsches Bild ihrer Fertigkeiten und von Verlags-Arbeit.

Wenn man sich die Anthologien anschaut, in denen du Kurzgeschichten veröffentlicht hast, fällt auf, dass du eine große Bandbreite an Themen aufgreifst. Ist es dir wichtig nicht zu eingleisig zu fahren?
Es ist mir nicht wichtig, unbedingt mehrgleisig zu fahren, aber es ist vergleichbar mit eigenem Konsumverhalten. Wenn ich ein Buch in die Hand nehme, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es ein Krimi ist oder der Science-Fiction zugerechnet werden, aber manchmal darf es auch etwas Historisches, Gegenwartsliteratur oder Romance sein. Science-Fiction als bevorzugtes Genre finde ich interessant, weil es mir erlaubt, Entwicklungen zu extrapolieren oder prekäre Themen wie Rassismus, Religion, Diskriminierung, Umweltverschmutzung oder die menschliche Natur allgemein in einer Weise zu thematisieren, die ich in anderen Genre nicht kann. Kindergeschichten geben mir die Möglichkeit, auf ganz andere Art an ein jüngeres Publikum Botschaften zu transportieren.  

Wonach entscheidest du, ob du zu einem Thema eine Kurzgeschichte schreibst?
Da gibt es kein festgelegtes Muster, aber oftmals beginnt es mit Fragen, die ich mir in der Realität stelle. Was ist Gerechtigkeit? Sind Menschen zu absolutem Altruismus überhaupt fähig? Wie sähe unsere Gesellschaft aus, wenn wir nur ein Geschlecht auf diesem Planeten hätten? Ist es möglich, einen Menschen „nachzubauen“? Oder auch mal verrückt gesponnen: Könnten sich Dämonen auf Smartphones einnisten? Stephen King verglich die Entstehung einer Geschichte mit einer Tasse und ihrem Henkel. Zumeist hat man nur eines von beiden parat und begibt sich auf die Suche. Ich vermute, dass die Tasse als „Körper“ der Geschichte Setting/Thema ist und ihr zu befüllender Inhalt die Handlung selbst darstellt. Der Henkel, der das Ganze im wahrsten Sinne des Wortes greifbar macht, ist das umklammernde Motiv. Deshalb ist eine Tasse ohne Henkel ziemlich bescheiden, ein Henkel ohne Tasse sinnlos. Beides brauche ich, um Inhalt transportieren zu können. So abstrakt es wohl klingen mag: Wenn ich Tasse MIT Henkel habe, dann befülle ich sie (= Entscheidung zum Schreiben).

Neben deiner schriftstellerischen Tätigkeit bist du auch Herausgeber. Was reizt dich daran?
Du erinnerst dich, was ich auf die zweite Frage antwortete? Gute Anthologien sind rar gesät. Ich bin allerdings nicht nur Autor, sondern letztendlich ein Leser. Abgesehen von den ersten Anthologien, die ich nur übernahm, ist seit „Virtuelle Welten“ die Grundintention die, ein Buch zu machen, dass *ich* lesen will. Wenn es andere toll finden, umso schöner. Die Zukunft virtueller Realitäten. Unheimliche Gruselgeschichten für Jugendliche. Die Entwicklung von Robotik, Androiden und Künstlichen Intelligenzen. Wie könnte ein erster Kontakt mit Außerirdischen ablaufen? Oder auch gute, gänzlich unbekannte Fälle eines bekannten Detektivs, die dessen Adlatus bislang unter Verschluss hielt ;).


Vielen Dank für die erste Fragerunde. Nächsten Donnerstag geht es weiter. Ich hoffe, ihr seid dabei.

In der Zwischenzeit könnt ihr euch aber gerne auch schon selber informieren. Hier sind die entsprechenden Links zu Christoph Grimm:
www.facebook.com/christoph.grimm

Das genutzte Foto hat der Autor selber zur Verfügung gestellt.

Montag, 5. April 2021

John Bude "Mord in Cornwall"


Im kleinen kornischen Boscawen sind für Reverend Dodd und den Dorfarzt Pendrill die montäglichen Abendessen das Highlight der Woche, denn ansonsten passiert hier so gut wie gar nichts. Eine Predigt am Sonntag, mal eine Geburt, doch viel mehr Abwechslung bietet das Dorfleben nicht.
Die Spannung in ihrem Leben beziehen die beiden aus Kriminalromanen. Wer, was, wieso, weshalb und natürlich warum, zumindest auf dem Papier sind ihre grauen Zellen beim Who is who der Kriminalliteratur gefordert.
Doch so geschieht es, dass sie nach dem Dinner einen Anruf erhalten. Denn endlich ist einmal etwas passiert auf dem Dorf, auf Greylings, direkt am Küstenpfad, gab es einen Mord.
Der Tote, Richter Julius Tregarthan, war nicht sonderlich beliebt, aber es mutet schon seltsam an, dass sich das Personal in Geschichten verstrickt, die Nichte das Anwesen ohne Erlaubnis verlässt und ein Besucher des Dorfes mitten in der Nacht verschwindet. Das bietet nicht die Grundlage für eine, sondern gleich für mehrere Theorien. Endlich kann Reverend Dodd sein erlesenes Wissen an den Tag bringen, doch ob Inspector Bigswell davon so angetan ist? Schließlich ist er den Mann vom Fach und jeder Schuster sollte bei einen Leisten bleiben... Doch als die ersten Theorien wie Seifenblasen zerplatzen, bleibt ihm wohl nichts weiter übrig, als sich auf die Menschenkenntnis des Reverend zu berufen, denn in so einem kleinen Dorf kann es ja eigentlich nicht schwer sein den Mörder zu finden. Oder vielleicht doch?

John Bude, eigentlich Ernest Carpenter Elmore, hatte bereits andere Bücher geschrieben, bevor er sich an der Hochzeit der Kriminalliteratur mit seinem Erstling "Mord in Cornwall" beteiligte. 1935 erstmals erschienen, führte er direkt ein Novum ein, dass es vorher in der Kriminalliteratur noch nicht so gab. Der Ort des Grauens (Mord) wurde an einen schönen Ort (Cornwall) versetzt. Zu dem Zeitpunkt gab es schon mehrere Autoren, die sich in der Kriminalliteratur einen Namen gemacht hatten, aber hier spielten die Bücher oftmals in London oder in Gegenden wie "Midshire" oder "Wessex".

Ohne großartig auf die Blutrünstigkeit des Mordes ansich einzugehen, spielt in dem Kriminalroman mehr der Grund für den Mord eine Rolle als die Tat ansich. Gut durchdacht, durch diverse falsche Finten und eine der Zeit angepasste Sprache, fühlt sich der Leser beim Lesen eingebunden und versucht zum einen mit dem Reverend als auch mit dem Inspector den Fall zu lösen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Logisch aufgebaut, angenehm zu lesen und eine schlüssige Auflösung haben genau das geliefert, was ich von einem klassischen Kriminalroman erwarte.

4,5 von 5 Kriminalautoren

Sonntag, 4. April 2021

Emma Thompson "Peter Hase - Ein neues Abenteuer"


Passend zu Ostern kommt hier ein altbekannter Hase daher. Nicht dass man ihm seine über 110 Jahre anmerkt, denn der ist frech wie eh und je. 
Peter Hase, im Original von Beatrix Potter, erzählt in seinen kleinen Abenteuern, wie es ist, wenn sich das ganze Leben um Radieschen und Rettiche dreht, wobei er immer aufpassen muss, dass ihn der alte Bauer Mr McGregor ihn nicht erwischt, denn es sind eigentlich seine Radieschen und seine Rettiche, die Peter Hase verspeist.
In seinem neuen Abenteuer kommt Peter seine Gefräßigkeit in die Quere, denn nachdem er sich an den leckeren Stullen kugelrund gefuttert hat, schläft er im Korb des Bauern ein und wacht er wieder auf, als er weit weg in Schottland ist. 
Er wird dort vom riesigen schwarzen Hasen, Finlay McBurney, begrüßt und begleitet ihn auf die schottischen Highland Games. Aber Peter Hase wäre nicht Peter Hase, wenn er dies nicht zu seinem eigenen kleinen Abenteuer machen würde.

Neuadaptionen von Klassikern sind immer schwierig, da die Leser bereits die Charaktere kennen und gewisse Erwartungen an das Buch haben. Bei Peter Hase kommt hinzu, dass sowohl der Text als auch die Illustrationen neu gemacht wurden. Emma Thompson und Eleanor Taylor zeigen hier mit Charme und Liebe zum Detail auf, dass man einen Klassiker in seinem alten Glanz neu interpretieren kann, ohne das Original nur zu kopieren, aber auch ohne zu viele Neuerungen in das Werk zu bringen.
Abgeschlossen wird das Buch mit dem Briefwechsel zwischen Peter Hase und Emma Thompson, indem Peter Emma beauftragt, sich eine neue Geschichte für ihn auszudenken. Was für eine schöne Idee.
Sicherlich kann man das Buch lesen, ohne die Originale zu kennen, aber ich finde es schön, die Figuren bereits zu kennen, bevor man sich an die neue Interpretation begibt.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!

5 von 5 Hasen 

Donnerstag, 1. April 2021

#AutoralsLeser: Christoph Grimm

Oftmals nehmen wir Leser in einer Person nur den Autor war, doch das ist natürlich nur ein Teil der Wahrheit.

Ein Autor ist auch selbst ein Leser und ist durch das, was er gelesen hat beeinflusst. Doch spiegelt sich das Gelesene im Geschriebenen wider?
Wollen wir doch einmal sehen.  😉
Heute hat dieser Autor die Fragen zu seinem Leseverhalten beantwortet: 

Christoph Grimm


1. Welches sind die drei besten Bücher, die du je gelesen hast?
Es ist unmöglich, in einer Rangliste drei Bücher zu küren, da ich sehr viele Werke aus unterschiedlichen Gründen als gelungen empfinde. „Das Parfüm“ (Patrick Süskind): Eine außergewöhnliche Geschichte, erzählt aus dem Blickwinkel eines eher unsympathischen Protagonisten. Die Geschichte ist speziell, spannend und lässt viel Interpretationsspielraum zu. „Die Nebel von Avalon“ (Marion Zimmer Bradley) ist nicht nur eine fantasievolle  Adaption der Artus Sage, sondern bietet auch einen gelungenen Blick auf die menschliche Natur. Ray Bradbury beeindruckte mich in „Die Mars-Chroniken“ mit Ideenreichtum und enormer Tiefe.

2. Wo liest du am liebsten?
Da bin ich sehr langweilig: Im Bett. Ansonsten Couch, Badewanne, Mauersims, Parkbänke, Wiesen, Treppen … welches schöne Plätzchen sich gerade anbietet, an dem man nicht überfahren oder angerempelt wird.

3. Welches Buch hast du zuletzt gelesen und würdest es weiterempfehlen?
"Thron aus Sturm und Sternen: Seelendonner" (Annie Waye), der erste Teil einer kürzlich erschienenen High Fantasy Dilogie. Gerade in diesem Genre erinnert mich vieles an Variationen von Tolkien oder Martin, daher war es sehr erfrischend, eine spannende Geschichte aus einer ungewöhnlichen und fantasievollen Welt zu lesen.

Autoren-Sonderfrage: Lesen Autoren anders?
Ich denke, Autoren sind, je länger und intensiver sie schreiben, schwieriger zu begeistern. Sie beschäftigen sich den lieben langen Tag mit Klischees, Wendungen, Erzählstrukturen, Satzgestaltung, Stilmittel etc., sodass ihnen Mängel schneller auffallen.


Nachdem ihr nun wisst, was er liest, könnt ihr hier schauen, was er schreibt:

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch auf die nächste Woche und auf einen weiteren Autor.