Hallo zusammen.
Wie wird man Lektor? Ist es ein Traumberuf? Diese Woche hat Carsten Moll meine Fragen beantwortet.
Wie bist du Lektor geworden?
Ich bin über ein paar Umwege zum Lektorat gekommen. Ich habe als Student angefangen, Filmkritiken zu schreiben, war dann einige Jahre als Texter und freier Redakteur tätig und habe schließlich 2017 begonnen, wissenschaftliche Texte zu lektorieren. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mich dann aufs belletristische Lektorat spezialisiert. Ich glaube, jetzt bin ich angekommen.
Was macht deiner Meinung nach einen guten Lektor aus?
Einerseits sollte man Respekt vor der Vision der Autor•innen haben und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Andererseits sage ich auch immer, dass ein Lektorat eine Zumutung sein kann: Man stellt manchmal Grundsätzliches in Frage, wagt sich gemeinsam auf unbekanntes Terrain und muss manches vielleicht auch mal ausdiskutieren, bevor man zu einer Lösung kommt.
Bei Instagram gibst du immer wieder kleine Schreibtipps. Wie wählst du diese aus?
Ich teile am liebsten Tipps von Profis, von bekannten Autor•innen, die bewiesen haben, dass sie wissen, was sie tun. Wichtig ist mir dabei auch immer, dass man nicht zu sehr generalisiert und dogmatisch wird. Schreibtipps können ein guter Impuls oder eine Leitlinie sein, aber es gibt immer gute Gründe, es anders zu machen.
Bei der Herausgabe von Anthologien überschneiden sich deine Aufgaben-bereiche. Meinst du, es ist vorteilhaft, wenn man viele Bereiche abdecken kann?
Ich denke, es kann helfen, wenn man viele Perspektiven aus eigener Erfahrung kennt. Aber man muss und kann nicht alles selbst können. Dass sich meine Aufgaben bei den Anthologien überschneiden liegt vor allem daran, dass es kleine Projekte mit geringem Budget sind. Das Schreiben und die damit verbundenen Aufgaben wie das Lektorat werden oft so dargestellt, als würde man die am besten zurückgezogen von der Welt ganz allein bewältigen. Meiner Meinung nach bereichern Teamarbeit, Austausch und Dialog all diese Arbeiten aber ungemein.
Kann man als Lektor auch entspannt lesen? Oder korrigiert man immer im Geist?
Das hängt bei mir von der Qualität des Buches ab. Das ist wie bei einem Film, in dem die Schauspieler•innen aus Versehen in die Kamera schauen oder das Mikro ins Bild hängt. Wenn die Gemachtheit zu sehr auffällt und die Immersion stört, denke ich beim Lesen viel darüber nach, was man wie zurechtzupfen könnte. Das macht mir aber genauso viel Spaß, wie mich in einer Geschichte zu verlieren.
Woran erkennst du eine gute Geschichte?
Das ist eine Frage, die ich mir vor jedem Text aufs Neue stelle. Ein guter Text vereint für mich idealerweise einen eigenen Sound, ein Bewusstsein für Traditionen und eine Neugier aufs Unbekannte.
Wie lektorierst du einen Text, der dir persönlich nicht zusagt?
Um einen Text zu lektorieren, muss ich nicht zur Zielgruppe gehören, aber ich sollte die potenzielle Leserschaft kennen und verstehen. Ist das nicht der Fall, bin ich nicht der Richtige für den Job. Solche Anfragen lehne ich ab, ebenso wie Texte, die gegen meine persönlichen Grundsätze verstoßen. Eine schöne Erfahrung, die ich aber bei fast jedem Lektorat mache: Ich lerne den Text immer mehr schätzen, desto tiefer ich mich hineinarbeite. In diesem Zusammenhang ist für mich auch der enge Austausch mit den Autor•innen wichtig. Ein Kennenlernen über Telefon oder Zoom gehört mittlerweile fest dazu, um herauszufinden, wie der andere tickt und was ihn antreibt.
Nachdem ihr wisst, was Terry schreibt, könnt ihr hier mehr über ihn erfahren:
instagram.com/lektorat_moll
In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.
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