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Montag, 31. Januar 2022

Nick Abadzis "Dr Who: Der zehnte Doktor - Herrschaft des Schreckens"

Eigentlich ist der Doktor bekannt durch seine gleichnamige Serie, produziert für die BBC. Doch was im Fernsehen funktionieren kann, kann auch als Comic funktionieren und so habe ich mir den ersten Comicband mit meinem liebsten Doktor besorgt.
Das Cover springt dem Leser im wahrsten Sinne des Wortes direkt ins Auge, doch hier ist für mich eins meiner Probleme mit der Adaption. Auf dem Cover sieht die Figur dem Schauspieler wie aus dem Gesicht geschnitten, bei dem eigentlichen Comic entsteht die Vergleichbarkeit der beiden Figuren oftmals eher durch den Mantel und die Frisur als durch das Gesicht und die entsprechende Mimik. An mehreren Stellen erkenne ich persönlich den Schauspieler nur schwerlich wieder, was mir einen Teil des Lesevergnügens nimmt.
Die Geschichte "Herrschaft des Schreckens" ist in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil muss, wie so oft, die Menschheit gerettet werden und im zweiten Teil gehen der Doktor und seine neue Gefährtin Gabriella auf eine Reise, bei der sie Zhe aus einer beklemmenden Situation befreien müssen.
Beide Teile zeichnen sich durch unterschiedliche Zeichnungsstile und durch eine abweichende Farbgebungen aus, sodass man den Wechsel innerhalb der Geschichte auf vielfältige Art spüren kann.
Mit Schallschraubenzieher, Gefährtin, Anzug und Chucks macht sich dieser Doktor wie in den Filmen mit seiner TARDIS auf durch Raum und Zeit.
Der Comic gewinnt aber nicht so sehr meine Sympathie, wie es die Fernsehserie tut. Schon bei der Fernsehserie liegen mir mehr die Folgen mit viktorianischen Hintergrund, aber gerade der erste Teil des Comics war nicht my cup of tea.
Trotzdem werde ich bei Gelegenheit dem zweiten Band noch eine Chance geben, denn die Sketches im zweiten Teil haben mir sehr gut gefallen.

3 von 5 Doktoren

Sonntag, 30. Januar 2022

Maria Fleischhack "Die Welt des Sherlock Holmes"

"Er ist mir zu alt." "Da ist mir zu wenig Aktion." "Ich werde mit ihm nicht warm."
Nur ein paar der Antworten, die ich im Lauf der Zeit als Begründung dafür gehört habe, warum die andere Person noch kein Buch von, über oder mit Sherlock Holmes gelesen hat. Für mich nahezu unvorstellbar, aber jeder ist bekanntlich anders. Vielen ist auch gar nicht bewusst, selbst wenn sie nicht zu Arthur Conan Doyle gegriffen haben, dass sie sehr wohl schon einmal Literatur mit den Einflüssen über Sherlock Holmes gelesen haben. Aber psst... Das bleibt unser Geheimnis:
Denn wie Maria Fleischhack in ihrem Buch zeigt, ist in viel mehr Bücher, Filmen, Theaterstücken und Musicals Sherlock drin, als es vermeintlich den Anschein hat.
Aufgeteilt ist das Buch in mehrere größere Abschnitte, in denen es um Arthur Conan Doyle ansich, um ihn selbst als Autor, um die wichtigsten Figuren in Sherlock Holmes, um eine Zusammenfassung aller einzelner Fälle, die Wirkung von Sherlock Holmes auf den Leser und letztlich seine Wirkung auf die Welt geht.
Abgeschlossen wird das Buch neben einem Werk- und Namensregister mit einer Liste aller 60 originalen Fälle ergänzt um das Erscheinungsdatum und zum anderen um den Handlungszeitpunkt.
Für eingefleischte Sherlock Holmes Liebhaber ein perfektes Nachschlagewerk, will man nicht noch mal eben den ganzen Kanon durchlesen, um zu hinterfragen, ob ein Pastiche zeitlich passt oder nicht.
Für Holmes Neulinge, die sich das Buch als Einstieg geholt haben, bietet das Buch eine hervorragende Übersicht des gesamten Kanons, seine Entstehungsgeschichte und einen Ausblick über Sekundärliteratur, die seit Aufhebung des Copyrights stetig ansteigt.
Sherlock hier, Holmes da, die Auswirkung des Detektives sind bis in unsere Zeit zu spüren. Serien wie Elemantary oder Sherlock würde es ohne den Kanon nicht geben, aber auch Serien, die einen Protagonisten mit einem Sidekick nutzen, haben sich das bei Doyle abgeschaut. Holmes und Watson als Team gibt es heute in vielfältiger Art und Weise und die Autorin führt diverse Beispiele auf, wo Sherlock auch im vermeintlich Verborgenen zu finden ist.
Ein großartiges Buch über Die Welt des Sherlock Holmes.

5 von 5 Lupen

Donnerstag, 27. Januar 2022

Autoreninterview Selina Schuster

Hallo zusammen.
Heute geht es weiter mit dem Interview-Marathon mit Selina Schuster. Nachdem sie uns letzte Woche schon vorgestellt hat, was sie selber gerne liest, geht es diese Woche darum, wie sie schreibt, was sie inspiriert und ob sie wirklich zu jedem Thema etwas schreiben würde.


1) Entscheidest du dich bewusst für ein Genre, bevor du dich zum Schreiben hinsetzt oder ergibt sich dies aus der inhaltlichen Idee?
Das kommt darauf an. Wenn ich etwas Historisches schreiben möchte, ist mir das in der Regel schon vor dem eigentlichen Schreiben klar. Ich muss dazu im Vorfeld viel recherchieren und mir Gedanken machen, wann und wo ich die Geschichte spielen lassen möchte und welche historischen Informationen ich dazu habe bzw. noch brauche. Mein Roman „Absinthe“ läuft beim Dryas Verlag als Gothic Novel. Da war ich selbst ein wenig von überrascht, dass er so eingeordnet und vermarket wurde, aber ich finde das Label passt im Endeffekt wirklich gut. 😉 Nur hatte ich es um ehrlich zu sein in keinerlei Weise darauf angelegt/intendiert und es schlichtweg als historischen Roman geschrieben. Er wurde eben etwas düster. Bei anderen Geschichten lasse ich mich gerne mal überraschen, wobei dann eher die Frage ist, wieviel Romantik und Humor ich miteinfließen lasse.

2) Wie war es die erste Rezension zu lesen?
Aufregend. :-D Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut, generell freue ich mich über jede Rezension, auch wenn sie vielleicht nicht volle 5 Sterne beinhaltet. Denn was nützt einem Autor ein Buch, das nicht gelesen wird?

3) Kannst du dir vorstellen in jedem Genre zu schreiben?
Oh nein, definitiv nicht. Thriller/Krimi könnte ich gar nicht schreiben und Fantasy liegt mir ebenfalls nicht absonderlich. Da fehlt mir bei beidem glaube ich die Vorstellungskraft. So richtig schnulzige Romance wäre auch nicht unbedingt meins, da kringeln sich mir allein beim Lesen schon oftmals die Fußnägel hoch. Generell bin ich was die Genres anbelangt, in denen ich schreibe, jedoch durchaus nicht auf eine Schiene festgefahren. Ich habe zwar einerseits einen Hang zu wirklich sehr düsteren Geschichten, die z.T. sogar Richtung Horror gehen und bin auch gerne auf historischen Pfaden unterwegs, auf der anderen Seite schreibe ich aber auch unglaublich gerne einfach Slice of Life Geschichten mit viel „Fluff“.

4) Wie kamst du zum Schreiben?
Ich glaube auf dem mittlerweile recht klassischen Weg. Ich war immer schon ein sehr fantasievolles Kind, habe schon in der Grundschule gerne Romane geschrieben und Comics gezeichnet und als Anime/Manga in meinen Teenie-Jahren in mein Leben traten, fing es mit dem Schreiben von Fanfictions an. Parallel dazu habe ich allerdings doch recht schnell angefangen, auch meine eigenen Geschichten zu schreiben. Mein Studium der Germanistik hat natürlich im Nachhinein noch einen großen Anteil an meinem Dasein als Schriftstellerin.

5) Was inspiriert dich mehr? Das, was du liest, oder das, was du siehst?
Ich wähle hier mal die dritte Option: Oftmals inspiriert mich das, was ich höre am meisten. Ich werde sehr stark von Musik inspiriert. Und irgendwie… ich habe das Gefühl, je mehr ich schreibe, desto weniger lese ich selbst. Von daher würde ich bei der Frage eher zu „was ich sehe“ tendieren. Generell inspiriert mich sehr viel, wobei ich es schwer genau benennen kann. Mich inspirieren Orte, an denen ich bereits war oder an die ich noch reisen möchte, geschichtliche Aufzeichnungen, andere literarische Werke, Musik/Lyrics aber auch Menschen, die ich kenne bzw. einige ihrer Eigenschaften/Angewohnheiten. 

6) Wie viele Geschichten geistern dir zur Zeit im Kopf herum?
Uff… diverse. Mindestens fünf. Neben dem zweiten Gothic Roman, den ich derzeit für Dryas schreibe und der im Februar fertig werden wird, hätte ich da noch die Fortsetzung eines Slice of Life Romans im Kopf, dessen Vorgänger bei Cherry Publishing veröffentlicht werden wird und an dem ich parallel derzeit auch noch tippere. Ansonsten gibt es da auch noch zwei weitere Geschichten, die angefangen sind und beendet werden wollen und… mein Baby. Der allererste Romanversuch meinerseits, angefangen im zarten Alter von 14. Er ist ein heilloses Durcheinander, aber ich habe mehr als mein halbes Leben damit zugebracht. Wenn ich irgendwann also mal ganz viel Zeit und Muße habe… schreibe ich ihn neu.

7) Wenn man noch nichts von dir gelesen hat, womit sollte man beginnen?
Ich denke tatsächlich mit „Absinthe“. Es gibt einen guten Eindruck davon, wie ich schreibe, wenn ich auf historischen Pfaden unterwegs bin – und das bin ich gerne und da mein Studienschwerpunkt in Geschichte das ausgehende 19. Jahrhundert war, ist er historisch definitiv sehr fundiert.

8) Was ist als Autorin dein größter Wunsch?
*hust* Joa… die Spiegelbestsellerliste wäre schon was 😉 Man soll ja klein anfangen mit seinen Träumen. Spaß beiseite: worüber ich mich wahnsinnig freuen würde wäre, wenn David Nathan mit seiner warmen Schokoladenstimme Absinthe als Hörbuch einlesen würde.

Bevor es nächste Woche weitergeht, schaut doch mal auf Selinas Seite vorbei:
instagram.com/selina__schuster

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch auf die nächste Woche und auf ein weiteres Interview.

Dienstag, 25. Januar 2022

L. Frank Baum "Der Zauberer von Oz"

"Der Zauberer von Oz" ist wohl eine der Geschichten, über die nahezu jeder schon einmal etwas gehört, gesehen oder gelesen hat.
Die kleine Dorothy, ihr Hund Toto und das Haus ihrer Tante Em gelangen mittels eines Wirbelsturmes aus dem beschaulichen Kansas mitten in das Land von Oz. Beherrscht von vier Hexen und dem großen Oz trifft Dorothy auf sehr verschiedentliche Bewohner, um letztlich die Reise zu dem großen Oz mit einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem ängstlichen Löwen zu unternehmen. Sie alle wünschen sich von dem großen Oz, dass er ihnen ihren Herzenswunsch erfüllen möge. Sei es nach Hause zu kommen, Verstand zu erlangen, ein Herz zu bekommen oder mutig zu werden. Alle diese Wünsche prägen die Reisegefährten, die binnen kurzer Zeit eine Gemeinschaft bilden, in welcher jeder auf jeden Acht gibt und dem anderen zu Hilfe eilt, sollte es einmal brenzlig werden. Die Reise durch die verschiedenen Gebiete des Landes Oz bieten den Vieren so einige Gefahren und so gilt es den Zusammenhalt zu bewahren, um gemeinsam an das gewünschte Ziel zu gelangen.
Beim Lesen merkt man deutlich, dass das Buch aus einer anderen Zeit stand. Kleine Probleme, wenig Hektik und es wird viel Wert auf die inneren Werte und auf deren Entwicklung gelegt. Ein offensichtliches Kinderbuch, das aber soviel mehr zu entdecken bietet, dass es immer wieder zum Lesen und Schwelgen verleitet.
Die Ausgabe von MinaLima ist dabei eine wahre Augenweide. Grün wie die Smaragdstadt im Land Oz, mit ausklappbaren gelben Ziegelsteinweg und der grünen Brille (welche den Farbeffekt des Bildes hervorruft) unterstützt die wunderschöne Bebilderung und die dazugehörigen Accessoires die Geschichte und die Vorstellungskraft. Kleine Bildelemente in den einzelnen Kapiteln, aufklappbare Wege, bunte Kapitelcover, all das vervollkommnend das ohnehin schon große Lesevergnügen.

5 von 5 Zauberern 

Montag, 24. Januar 2022

Christina Feirer "Likest du noch oder lebst du schon?"

Oft stellt man sich die Frage, ob man sein Handy zuviel nutzt. Ein gutes Anzeichen dafür ist die Tatsache, wie häufig man es lädt. Täglich? Alle 12 Stunden? Jede Stunde?
Man hat den Drang jederzeit erreichbar zu sein, etwas zu verpassen, wenn man das Handy zur Seite legt. Man bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn man nicht sofort antwortet.
Christina Feirer zeigt in ihrem Buch auf, welche verschiedenen Auswirkungen der Handykonsum auf das menschliche Leben hat. Zum einen der eigene Drang ein erfülltes Leben zu führen und sich fortwährend mit anderen zu vergleichen und zum anderen die allgemeine Sicht der Menschheit zum Thema Handys, Erreichbarkeit und Co.
Die zentrale Frage, auch von den von ihr zitierten Wissenschaftler, was nützt uns das Liken und das ständige Online sein. Der Fokus liegt bei dem Buch wesentlich auf den sozialen Medien und deren Effekte auf die jeweiligen Individuen. Eine genereller Verurteilung der sozialen Medien und auch einer allgemeinen Richtlinie, was zuviel Internetkonsum ist, sieht sich die Autorin kritisch gegenüber, da die einzelnen Leben oder auch Lebensabschnitte zu sehr voneinander differieren, um eine allgemein gültige Aussage zu treffen. 
Beschreibend ist allerdings, dass sie den Menschen das Multitasking und das Gefühl des damit verbundenen Stresses vor Augen hält und den Leser einlädt, sich selbst zu reflektieren und sich zu fragen, was ihm der Internetkonsum bringt. Mit vielen gedanklichen Anstößen motiviert sie den Leser seinen Internetkonsum zu hinterfragen und gerne auch einzuschränken und bewusster zu leben.

Doch in der Seifenblase der virtuellen Welt sind reale Menschen. Reale Menschen, die uns, wenn wir sie in Realität treffen, berühren können, die uns ergänzen in jeglicher Hinsicht. Das ist nicht virtuell, das ist real und wenn die räumliche Distanz zwischen den beiden Menschen das tägliche Sehen verhindert, so ändern zwei Smartphone-Bildschirme nichts an dieser Realität. So hat die virtuelle Plattform als Ausgang für die reale Freundschaft, trotz aller Suchtgefahren, doch etwas ziemlich Gutes. 

Es gilt abzuwägen, in welchen Situationen uns das Handy "schadet" und wann es uns eine Stütze ist und hierfür kann dieses Buch ein Anfang sein.

4 von 5 Likes

Sonntag, 23. Januar 2022

Christian Endres "Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur"

Sherlock Holmes...
Ja, ich kehre immer wieder zu ihm und seinen Geschichten zurück.
Warum? 
Weil ich die Struktur der Geschichten liebe? Weil ich immer wieder trotz mehrmaligen Lesens etwas Neues in ihnen entdecke? Weil ich diesen Geist bewundere, der immer wieder Probleme lösen muss?
Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus all diesen Elementen und es zeigt auf, wie hoch meine Erwartungen an Pastiches sind.
Kein Abklatsch, aber doch nicht zu anders oder dann gleich doch in die heutige Zeit mit Benedict Cumberbatch katapultiert oder doch lieber bei Jeremy Brett bleiben? Der Möglichkeiten und Umsetzungen gibt es viele und immer schwelt der Gedanke mit, wie ist die Umsetzung geworden? Noch mehr als bei all den anderen Büchern, die ich lese, muss der Sherlock Holmes im Pastiche für mich passen, sonst kann ich die neuen Geschichten kaum genießen.
Was soll ich sagen? Christian Endres versteht sein Fach. Er, der schon mehrere Sherlock Holmes Geschichten geschrieben und über die Jahre veröffentlich hat, legt mit seiner Kurzgeschichten-Sammlung eine Mischung aus Altbekanntem, neu Entdecktem vor und fühlt gleichzeitig in Bereiche vor, die Sherlock Holmes sonst eher selten betritt, ja, Sherlock Holmes wandelt inzwischen auch auf Twitter.
Man trifft alte Bekannte, ist ein Pastiche ein Pastiche, wenn Moriarty nicht auftaucht? Moran und Irene glänzen auch in kleinen Rollen, zumindest mehr oder weniger. Lestrade, Mrs Hudson und natürlich Dr Watson müssen einfach von der Partie sein.
Über Vermisstenfälle, Tode, lang gehegte Geheimnisse, der bedrohlichen siebenprozentigen Lösung schreibt sich Endres in das Herz jedes Sherlock Liebhabers, dass man die ein oder andere Andeutungen mit einem Augenzwinkern abnimmt und schlichtweg weitersuchtet.
Wer Conan Doyle Ausführungen genießt, sollte definitiv Christian Endres zur Hand nehmen. Man wird nicht enttäuscht, großes Detektiven-Ehrenwort.

5 von 5 Sherlock Holmes

Donnerstag, 20. Januar 2022

#AutoralsLeser: Selina Schuster

Oftmals nehmen wir Leser in einer Person nur den Autor war, doch das ist natürlich nur ein Teil der Wahrheit.

Ein Autor ist auch selbst ein Leser und ist durch das, was er gelesen hat beeinflusst. Doch spiegelt sich das Gelesene im Geschriebenen wider?
Wollen wir doch einmal sehen.  😉
Heute hat diese Autorin die Fragen zu ihrem Leseverhalten beantwortet:

Selina Schuster

1. Welches sind die drei besten Bücher, die du je gelesen hast?
    „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen (mein absolutes Lieblingsbuch), die
    Millennium-Reihe von Stieg Larsson und „Die Säulen der Erde“ von Ken Follett.


2. Wo liest du am liebsten?
    Als ich noch Studentin war, habe ich wahnsinnig gerne in der Bahn gelesen. Da
    ich mittlerweile jedoch kaum noch Bahn fahre, musste ich da etwas
    umorganisieren. Ich lese tatsächlich am liebsten auf der Couch oder in der
    Badewanne.


3. Welches Buch hast du zuletzt gelesen und würdest es weiterempfehlen?
    „Kiss in the Rain“ von der lieben Vanessa Carduie. Urban Fantasy mit hübschen
    Blutsaugern. 😊


Nachdem ihr nun wisst, was sie liest, könnt ihr hier schauen, was sie schreibt:
instagram.com/selina__schuster

In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch auf die nächste Woche und auf ein weiteres Interview.

Jan Steinbach "Das Café der kleinen Kostbarkeiten"

Luise ist seit fünf Jahren allein. Vor fünf Jahren starb ihr Mann. Sie fiel in ein so tiefes Loch, dass ihr Sohn Jochen sich fortwährend um sie kümmern musste. Da mutet es seltsam an, dass sie sich im fünften Jahr ausgerechnet über Weihnachten entschließt, Frankfurt zu verlassen, um ein Weihnachten in Lübeck zu verbringen.
Was kann sie dazu getrieben haben?
Jochen ist schier fassungslos.
Ludwigs Frau Ingrid ist vor neun Jahren verstorben. Damals schmieß er seinen Job und ging seiner Passion nach. Er wurde in der Tradition seines Großvaters Zuckerbäcker und eröffnete ein kleines Café mit seinen köstlichen Leckereien.
Das Schicksal will es, dass Luise in ihrem Urlaub in diesem Café auftaucht und sich die Frage ergibt, was braucht man, um glücklich zu sein und wann ist es zu spät, das zu tun, was man selber möchte?
Mit einer feinen Sprache liest sich die Geschichte der zwei Protagonisten, die sich in vielerlei Hinsicht so ähnlich und in manchen Punkten doch so verschieden sind. Was sie gemein haben, ist das Verständnis auf jemand anderen eingehen zu können und die Liebe zum Backen.
Man riecht förmlich die Gewürze, spürt die Hitze der Backstube und es läuft einem das Wasser im Mund zusammen, wenn über die Zubereitung der Leckereien gesprochen wird.
Eingebettet in die Vorweihnachtszeit nimmt es die Schärfe der Trauer und spendet gleichzeitig Trost, dass jeder Schmerz irgendwann nachlässt, wenn er denn auch nie ganz vergeht.
Eine schöne herzerwärmende Geschichte über Trauer, Mut und Neuanfänge.

4 von 5 Zimtsternen

Mittwoch, 19. Januar 2022

Unda Hörner "Der Zauberberg ruft!"

Der Ort für die Reichen und Schönen ward vor Zeiten eine Welt für Kranke. Davos war um 1890 das Mekka für Tuberkulose-Kranke und sonstige Lungenkrankheiten.
Jeder, der es sich leisten konnte oder jemanden hatte, der es sich leisten konnte, residierte in Davos. Trinkkuren, das tägliche Fiebermessen und das Liegen auf dem Sonnendeck, eingemummelt in Decken, Jacken und Mäntel, all das gehörte zu dem Alltag der vermeintlich Kranken, denn wie schon Thomas Mann in seinem Zauberberg andeutet, nicht jeder der nach Davos kommt, kehrt in sein altes Leben ohne Weiteres zurück.
Unda Hörner beginnt in ihrem Buch "Der Zauberberg ruft!" natürlich mit Thomas Mann und seiner Frau Katia. Katia Mann musste wegen einer geschlossenen Tuberkulose nach Davos reisen und auch wenn sie ihrem Mann einiges über diesen Ort in der Schweiz berichtete, so waren es laut Hörner doch seine eigenen Erfahrungen, die ihn inspirierten den Zauberberg zu schreiben.
Doch mit Thomas Mann begann erst die Phase der Schriftsteller in Davos, sein Sohn Klaus Mann sollte Jahre später folgen, ebenso Paul Éluard, René Crevel und Klabund.
Unda Hörner erzählt in eigenen Kapitel über die jeweilige Zeit des Literaten in Davos, wie es seine schriftstellerischen Fähigkeiten beflügelt hat und wie das Leben rund um Davos für ihn weiterging, denn Davos war für viele, trotz mehrfacher Besuche, oftmals nur ein Zwischenspiel.
Davos war der Ort der reichen Kranken, den man auch leid werden konnte, wenn man neben der Krankheit auch noch etwas anderes im Leben hatte und nicht im Fiebermessen und Fieberkurven vergleichen völlig aufging.
Ein interessantes Sachbuch, da es neben der Krankheitsgeschichte der einzelnen auch die weltgeschichtlichen Aspekte beleuchtet, denn in die Hochzeit der Tuberkulose-Behandlungen in Davos fielen zwei Weltkriege und das internationale Flair litt dadurch merklich.
Ein Buch, dass den Leser in eine andere Zeit eintauchen lässt, bei der eine leichte TBC den Kranken aus der Hektik das Alltags holte, nur um ihn die nächste Monate an einen Berg zu binden.

4 von 5 Zauberbergen

Montag, 17. Januar 2022

Erich Kästner "Till Eulenspiegel"

Erich Kästners Kinderbücher zeichnen sich durch ihre Kürze und ihren Wortwitz aus. Gerade die Bücher, die auf alt bekannten Erzählungen fußen, haben es dem deutschen Autor angetan.
Till Eulenspiegel ist hierfür ein Paradebeispiel. 
Zwölf kurze Geschichten werden in der Sammlung von Erich Kästner vorgestellt und mit einer passenden Bebilderung untermalt. Ein Kleinod für Kinder, denn so steht es im Nachwort, Kinderbücher wurden erst durch ihn Deutschland wirklich etabliert. Er nahm die Kinder als Leser erst und konfrontiert sie in seinen eigenen Büchern auch mit Problemen, zeigt ihnen, dass Menschen nicht immer gut sind und zieht sie zu mündigen Lesern heran.
Mit "Till Eulenspiegel" greift er auf bestehendes, deutsches Sagengut zurück und kürzt die einzelnen Geschichten auf die wesentliche Inhalte herunter. Ebenso stellt er nicht alle Geschichten, die es um und über Eulenspiegel gibt, vor, sondern er hat sich jene ausgewählt, die sich inhaltlich ein wenig in den Scherzen unterscheiden und die gleichzeitig zusammenpassen.
Immer gibt Till sich als Könner eines Faches aus, sei es Bäcker, Schuster oder ähnliches, um den jeweiligen Meistern das Leben ein kleines wenig schwerer zu machen und den Leser zum Lachen zu bringen.
Vermeintlich als Clown aus einem Zirkus entflohen, erkundet er die deutschen Lande, immer auf der Suche nach dem nächsten Schabernack. Das heißt für ihn aber auch, dass er niemals an einen Ort zurückkehren kann, da die Menschen ihm dort bekanntlich nicht gewogen sind. 
Eine schöne Geschichtensammlung für zwischendurch, die sich auch gut zum Vorlesen eignet. 

5 von 5 Schabernacken

Sonntag, 16. Januar 2022

Andreas Eschbach "NSA"

Was wäre, wenn...
Diese Frage stellen sich nicht nur Autoren, wenn sie ihr Buch beginnen.
Nein, diese Frage stellen sich auch andere Personen; zum Beispiel: Historiker.
Es gibt in der breiten Masse des Buchmarktes nicht nur ein Buch, sondern die verschiedensten Bücher, sogar ganze Reihen darüber, "Was wäre, wenn..."
Warum ich hiermit meine Rezension beginne? Nun, Eschbachs Buch "NSA" ist unter anderem dies. Ein historisches "Was wäre, wenn"-Szenario.
Das Nationale SicherheitsAmt wird während der Weimarer Republik etabliert. Die Deutschen, die zu jener Zeit zwar vorherrschend auf dem Bereich der Komputer-Technologie sind, welche sie aber durch den Ersten Weltkrieg nicht mehr für sich behalten konnten, haben im NSA eine Möglichkeit aufgetan, kausale Zusammenhänge zwischen menschlichen Daten herzustellen. Bedingt dadurch, dass das Bargeld abgeschafft wurde, müssen alle Transaktionen über sogenannte Votels oder ähnliche mobilen Telefone abgewickelt werden. Die Speicherung dieser Daten erfolgt in den Silos des NSA. Sollen Ermittlungen angestrebt werden, gehen die Programmstrickerinnen ans Werk. Mit bereits vorgegebenen Strickmustern bauen sie Abfragen auf, bilden Brücken zwischen einzelnen Dateneinheiten und bauen so die Daten für die Analysten auf. Welch Datenmasse, welch Ausgangslage für eine vollkommene Kontrolle. Dann kommt Hitler an die Macht...
Wie die Programmstrickerinnen in seinem Buch strickt Andreas Eschbach ein Buch, was einem beim Lesen oftmals den Atem raubt. Historische Begebenheiten, alternative Historie, Science-Fiction-Elemente, eine Spur von einem Kriminalroman, dieses Buch ist alles in einem. Beim Lesen war ich oftmals erstaunt, dass Andreas Eschbach bei knapp 800 Seiten keine Längen in seinem Buch hat und er niemals den roten Faden seiner Erzählung verliert. Manchmal war ich mir sicher, wie das Buch weitergehen müsste, nur um von ihm einen anderen Weg aufgezeigt zu bekommen. Alles logisch durchdacht, alles feinsäuberlich gestrickt, nichts bleibt offen und als Leser braucht man einen Moment oder auch zwei, um das Buch sacken zu lassen. Viele Elemente möchte man sich nicht vorstellen, wenn sie so hätten passieren können und alleine die Sprachgewandtheit lässt den Leser ausgelaugt zurück. 800 Seiten gilt es zu verarbeiten, denn was wäre, wenn..

5 von 5 Datensilos

Mittwoch, 12. Januar 2022

Uwe Post "Klima Korrektur Konzern"

Zu behaupten Phils Leben würde in ruhigen Bahnen verlaufen, wäre...
Einfach nur gelogen.
Die Frau, mit der er das Bett teilt, will ihn genau nur dafür und seinen Job ist er kurzerhand auch los. Aber manchmal kommt das Glück im unglaublichsten Moment, denn genau zu diesem Zeitpunkt wird eine Stelle als Admin bei der Firma frei, die massiv gegen den CO2-Ausstoß anarbeitet. Die Kollegen sind nett, die Arbeitsbedingungen sind auf Grund der klimatischen Extreme sehr fordernd und doch wehrt das Glück nicht lange, denn es stellt sich heraus, dass Phils Laptop verseucht ist. 
Wird er beweisen können, dass es nicht seine Schuld war? Oder ist er direkt wieder arbeitslos?

In Zeiten, in denen die Menschen rechteckige Pizzen aus 3D-Druckern essen, das Essen ansich zumeist "zusammengebaut" wird und Fridays for future eher ein Relikt aus der Vergangenheit ist, nimmt die Geschichte ihre Fahrt auf. 

Bissig, sarkastisch und mit einer gehörigen Portion Ironie kommt die Geschichte von Uwe Post auf 200 Seiten daher. Wer wenn nicht wir können die Erde vor dem kompletten Zusammenbruch retten? Und welche Preise müssen wir dafür zahlen?
Was gewichtet mehr? Der Dauerstrom für die Beleuchtung eines Fahrkartenautomats oder der einzelne Mensch, der die Erde bevölkert?

Eine climate fiction (ja, das Wort habe ich im Zuge des Buches neu kennengelernt), die durch ihren Witz, ihren Charme und ihr Augenzwinkern viel über unsere abivalente Beziehung zur Zukunft, zur Klimabewegung und zur Technik und deren Entwicklung aussagt.
Mit Phil begeben wir uns auf die Reise in eine nahe gelegene Zukunft, wobei das Buch einige schon jetzt bestehende Ansätze aufgreift und für die Handlung weiterspinnt. Der Ton des Buches führt dazu, dass das Buch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger Angst schürt, sondern einen Weg aufzeigt, wie es werden könnte.

4 von 5 Algen

Dienstag, 11. Januar 2022

Christoph Grimm "Virtuelle Welten"

Bei manchen Büchern kann man im Nachhinein froh sein, dass man sich nicht als E-Book sondern als Taschenbuch gelesen hat. Denn bei den "Virtuellen Welten" hätte man leichthin das Gefühl haben können, dass man ansonsten zum Ende des Buches von innen gegen den E-Book-Reader schlagen möchte, um aus den Geschichten wieder auszubrechen.
Denn mit 20 Geschichten und 20 verschiedenen Schreiberlingen hat Christoph Grimm eine Anthologie geschaffen, die den Lesenden nachdenklich stimmt, was Realität und was Virtualität ist.
Ein Spieler, der dem Alltag entflieht, sich in ein "Spiel" stürzt, verändert seine Realität, weil er in dem Spiel aufgeht. Doch was wenn es gar kein Spiel ist und er dadurch die Realität des anderen ändert?
Wenn der Mensch im hier und jetzt nur noch seinen Körper zurücklässt, um seinen Geist vollauf in Cyberspace einzuklingen und zu leben. Wenn die virtuelle Realität zum höchstens Maß aller Dinge wird und man in der eigentlichen Realität nur noch vor sich hinvegetiert, um auf die nächste Session zu warten.
Doch wohl das Schlimmste, was wenn man nicht mehr weiß, was Realität und was Virtualität ist?

In diesem vermeintlich enggesteckten Thema zeigen uns die 20 Geschichten aus den verschiedenen Aspekten, wo, wann und wie die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen und sich gar auflösen. Mal brutal, mal schonungslos ehrlich, mal tragisch, mal einfühlsam nähern sich die Geschichten auf ihre individuelle Weise dem Thema und zeigen dem Leser, wo wir momentan stehen, wohin die Reise in absehbarer Zeit hingeht und wo auf Dauer die Reise hingehen könnte.

Jede Geschichte wird eingeleitet durch eine Bebilderung von Detlef Klewer, die den Leser neugierig auf die Geschichte, da das Bild nur eine Idee der Geschichte wiedergibt und den eigenen Gedankenpalast anregt.

Mit knapp 400 Seiten eine angenehme Länge für eine Anthologie und wie immer bei Christoph Grimm wirkt nicht nur jede Geschichte einzeln für sich, sondern auch im Verbund ergänzen sich die Geschichten zu einem Ganzen.

4 von 5 virtuellen Welten

Montag, 3. Januar 2022

Raymond Macherot "Percy Pickwick: Sammelband 1"

Detektive und gerade solche, die versuchen Sherlock Holmes nachzueifern, gibt es viele, aber was ist wichtiger? Eine möglichst gute Kopie von einem schon existierenden Detektiv zu erschaffen? Oder vielleicht nicht doch nur sich lediglich um  eine Anlehnung an den Charakter zu bemühen, um einen eigenen Helden zu schaffen?
In einem kleinen Dorf in Frankreich...
Halt, falscher Comic... 😏
Auch wenn der vorliegende Comicband aus der Schmiede der frankobelgischen Zeichenkunst stammt und auch die Schöpfer von Asterix einen Blick darauf geworfen haben, handelt es sich nicht um ein Werk des bekanntesten Duos der Comicgeschichte.
Dabei ist der uns bekannte Colonel Percy Pickwick 1959 gar nicht unter diesem Namen von Raymond Macherot erschaffen worden. Vielmehr hörte er der ehemalige Geheimagent der MI5 auf den Namen: Colonel Clifton.
Der Comicband beginnt mit einer kleinen Einführung, wann, wer und wie der Charakter erfunden wurde und baut ebenfalls die Brücke zur deutschen Ausgabe, denn nicht immer waren die Erlebnisse des Colonel so schön zusammengefasst, wie es diese Ausgabe tut.
Im Stil der damaligen Comicgestaltung findet man sich beim Lesen in einer Zeitkapsel wieder, denn die Comics in der Sammlung haben genau den Charme, den man aus Kindertagen von Asterix, Lucky Luke und Co kennt.
Bei den Geschichten wird der ehemalige MI5 Agent in Entführungs-, Diebstahl- und Rufmordgeschichten verwickelt und da sein Herz auch heute noch für die Pfadfinder schlägt, kann er nicht anders. Er muss helfen!
Wie auch bei Asterix finden sich kleine gesellschaftlichen Spitzen in den Comics, sodass das Lesen ein umfänglicher Genuss ist.
Ein tolles Buch um in das neue Lesejahr zu starten.

5 von 5 nostalgischen Gefühlen